Menestheus vor
Troja
[* 2] gefallen war, in die Herrschaft. Dem Demophon verdankten die
Athener das troische Palladion, in dessen
Besitz
sie zu sein glaubten. Die Wiederfindung der
Aithra war ein beliebter Gegenstand der griech. Kunst; auch Polygnot hatte die
Scene in seiner delphischen Iliupersis dargestellt.
einerseits der griech.
Ausdruck für
Volk, Gemeinde überhaupt, gegenüber den Geschlechtern, dem regierenden
Adel, andererseits, insbesondere in
Attika, die Benennung für die einzelnen Gemeinden oder Ortschaften, in welche
ganz
Attika, mit Einschluß der Hauptstadt
Athen,
[* 3] auf die
Weise eingeteilt war, daß auf jede
Phyle (s. d.) eine ungefähr gleiche
Anzahl (ursprünglich wahrscheinlich je zehn)
Demen kamen. Diese politische, administrative Organisation des
Volks nach zehn
«Stämmen» und zahlreichen Gemeinden führte zu größerer Stärkung des demokratischen Elements Klisthenes 509
v. Chr. an
Stelle der uralten, nur religiösen Zwecken dienenden
Einteilung in vier nach Geschlechterverbänden und Geschlechtern gegliederte
Phylen ein.
Die
Demen der neuen
Phylen bildeten keine geschlossenen Territorien, sondern jeder
Phyle waren
Demen aus verschiedenen
Teilen
des
Landes zugeteilt. Die
Demen erscheinen in mehrfacher
Beziehung als selbständige Korporationen, mit eigenen religiösen
Kulten,
Behörden, Einkünften und Versammlungen. Die Mitglieder eines Demos hießen
Demoten. Jeder Demos hatte
neben eigenen Rechnungsbeamten seinen Vorsteher, Demarchos, der das Interesse seiner Gemeinde vertreten mußte, die Versammlungen
berief, die
Beschlüsse vollzog, die Gemeindebücher führte und in einzelnen Fällen eine Art polizeilicher Gewalt handhabte.
Die Gesamtzahl der
Demen soll um die Mitte des 3. Jahrh.
v. Chr. 174 betragen haben. Es sind jetzt über 180 den
Namen nach bekannt, darunter freilich viele, deren
Lage nicht zu bestimmen ist. –
Kastromenos, Die
Demen von
Attika (Dissertation, Lpz. 1886).
Eine Zusammenstellung giebt Gelzer in
Hermanns «Lehrbuch der griech.
Staatsaltertümer» (5. Aufl., Heidelb.
1875).
Im heutigen
Griechenland
[* 5] ist Demos der kleinste staatliche Verwaltungsbezirk, deren es 440 giebt. Die innere Selbstverwaltung
jedes Demos ist dem von seinen Syndemoten (Mitbürgern) auf 4 Jahre durch allgemeine und direkte geheime
Abstimmung gewählten
Demarch und einem Municipalrate anvertraut. Die Einwohnerzahl der
Demen ist höchst verschieden. Die meisten
Einwohner hat der Demos von
Athen (1889: 114355), nach welchem diejenigen von
Patras (44970), Peiraieus (34569),
Korfu
[* 6] (28372)
und Hermupolis auf
Syra (22104) kommen. Die ’ kleinsten von allen sind die
Demen der
Insel Angistri unweit
Ägina (511 E.),
Halonnesos (501) und der bergige Demos von Lakmon im Nomos Trikkala (294). Die größten jährlichen
Einnahmen haben die
Demen von
Athen 1824250Drachmen (1889), Letrinoi
(Pyrgos) 1183850
Drachmen,
Patras 861598
Drachmen, Hermupolis 665798
Drachmen, die geringsten die
Demen von Anaphe 1330
Drachmen,
Pholegandros 1260
Drachmen, Angistri 1167
Drachmen.
griech. Redner,
geb. 383
v. Chr. im attischen
Demos Päania als Sohn eines gleichnamigen
Waffenfabrikanten. Nach dem frühen
Tode seines
Vaters durch Vormünder um sein Vermögen gebracht, ward Demosthenes in die Laufbahn
eines Gerichtsredners gedrängt. Von Isäus vorgebildet, trat er 364 zuerst gegen seine Vormünder auf, gewann den Prozeß,
scheint aber wenig von seinemGelde wiedererlangt zu haben. Dagegen erwarb er eine ausgedehnte Anwaltspraxis,
insbesondere im Redenschreiben für Prozessierende.
Beim eigenen Reden
soll er erst durch mühevolle Gewöhnung einige körperliche
Fehler überwunden haben; am besten beglaubigt
ist, daß er mit kleinen
Kieseln im Munde laufend und bergesteigend sich zu reden gewöhnte, sowie, daß er vor
einem hohen
Spiegel
[* 7]
Bewegungen und Gebärdenspiel studierte. 359 trat er zuerst in öffentlichen Angelegenheiten vor Gericht
auf, 354 hielt er
die erste polit. Volksrede.
In den folgenden Jahren trat er an die
Spitze der athen.
Unabhängigkeitspartei
gegenüber den Einigungsbestrebungen Philipps Ⅱ. von Macedonien; die gegen diesen gerichteten olynthischen und philippischen
Reden gelten als unübertroffene
Muster der
Redekunst. 346 nahm Demosthenes mit
Äschines (s. d.) an der Gesandtschaft teil, die mit
Philipp einen für
Athen ungünstigen Frieden schloß. Demosthenes klagte darauf
Äschines an durch die Rede über die Pseudogesandtschaft,
erreichte aber nicht die
Verurteilung. 340 bewirkte Demosthenes einen
Bund zwischen
Theben und
Athen und die Kriegserklärung
an Philipp.
An der
Schlacht bei Chäronea nahm er selbst teil und hielt dann auf Staatsauftrag den Gefallenen die Leichenrede; auch wurde
ihm, trotz
Äschines’Widerstand, nach seiner berühmten Rede «vom
Kranz» 330 die
Bürgerkrone zuerkannt. 324 in die Bestechungsangelegenheit
des
Harpalus (s. d.) verwickelt und zu 50
TalentenStrafe verurteilt, entfloh er nach
Trözen. Nach dem
TodeAlexanders feierlich zurückgerufen, mußte er nach dem Lamischen
Kriege vor
Antipater abermals fliehen; im Poseidontempel zu
Kalauria tötete er sich, um der Verhaftung zu entgehen (Okt. 322), durch
Gift.
Unter seinem
Namen sind noch 61 (oder eigentlich 60) Reden erhalten, unter denen jedoch mehrere schon
von alten Kritikern als ihm nicht angehörig erkannt worden sind, ferner 56 jedenfalls nur zum
Teil von Demosthenes herrührende Eingänge
(Proömien) und 6
Briefe, deren Echtheit zweifelhaft ist. Gesamtausgaben in den «Oratores Attici»
von
Bekker (Oxf. 1823
u. Berl. 1824), von
Baiter und Sauppe (Zür. 1838 fg.), von Vömel (2 Bde.,
Par. 1843
u. 1845) und von Dindorf (9 Bde., Oxf.
1846‒51);
Textausgaben von
Bekker (Lpz. 1854‒55) und Dindorf (4. Aufl., besorgt von
Blaß, ebd. 1885 fg.);
kritische
Ausgabe
der Reden Ⅰ-ⅩⅦ und ⅩⅧ-ⅩⅩ von Vömel
(Halle 1856‒57
u. Lpz. 1862
u. 1868);
Ausgaben mit erklärenden
Anmerkungen von Westermann
(-Müller-Rosenberg) und Rehdantz
(-Blaß) (je 3 Bde., in wiederholten
Auflagen, die eine Berl. 1860 fg.,
die andere Lpz. 1865 fg.) sowie von Weil («Harangues»,
Par. 1873);
Übersetzungen der Staatsreden von
Jacobs (2. Aufl., Lpz. 1833),
der ausgewählten Reden von Westermann (Stuttg. 1856 fg.) u. a.
Von einer
Ausgabe der Werke des Demosthenes, griechisch und deutsch zum
Teil von Köchly und Benseler, sind 10
Teile erschienen (Lpz.
1856‒61 fg.). Einen «Index Demosthenicus» verfaßte
Preuß (ebd. 1892). – Vgl.
¶
mehr
A. Schäfer, Demosthenes und seine Zeit (3 Bde., Lpz.
1856‒58; 2. Aufl. 1885‒87): Girard, Études sur l’éloquence attique (Par. 1874);
Croiset, Des idées morales dans l’éloquence
politique de Démosthène (ebd. 1874);
Blaß, Geschichte der attischen Beredsamkeit, Bd. 3 (2. Aufl.,
Lpz. 1893);
Sohn des Alcisthenes, war einer der ausgezeichnetsten athen. Heerführer in der ersten Hälfte des PeloponnesischenKrieges; er trat seit 426 v. Chr. in den Vordergrund. Eine Schlappe, die er damals durch die Ätolier erlitt, machte er
sofort gut durch den bedeutenden Sieg bei Olpä über Spartaner und Ambrakioten und durch einen zweiten noch bedeutendern
über die Ambrakioten allein. Seine Hauptthat aber war (425) die Besetzung und Verschanzung von Pylos in Messenien, das er
dann in der glänzendsten Weise gegen die Übermacht der Spartaner verteidigte.
Die spartan. Besatzung der InselSphakteria wurde dabei gefangen genommen. 413 brachte er den Athenern,
die bei der Belagerung von Syrakus
[* 10] in eine schwierige Lage geraten waren, Verstärkung.
[* 11] Als diese keine Besserung der Lage herbeiführte,
riet er zur Aufgabe der Belagerung und zur Rückfahrt nach Athen. Durch das Zaudersystem des Nicias wurde
jedoch der geeignetste Zeitpunkt dazu versäumt, Demosthenes in die allgemeine Niederlage der Athener auf dem Rückzuge von Syrakus (413)
verwickelt, gefangen genommen und durch die Syrakusier hingerichtet.