Whigs des
Südens, die durch den Versuch, die Südstaaten durch die
Stimmen der
Neger zu regieren, beunruhigt wurden. Die neue
Demokratische Partei erkannte das Resultat des
Krieges, die Aufhebung der
Sklaverei, an, suchte aber die
Neger von der Stimmabgabe abzuschrecken,
und erlangte 1876 im Hause der Repräsentanten eine großeMajorität, die ihnen seitdem verblieb, mit
Ausnahme von 1889 bis 1890. In der Schutzzollfrage trat sie für Herabsetzung des
Tarifs ein und erlangte infolgedessen bei
der
Wahl zum Repräsentantenhause drei Viertel der Sitze (239 gegen 93 republikanische). Auch im Senat gewann sie 1892 das
Übergewicht.
Bei den Präsidentschaftswahlen war die Demokratische Partei seit 1860 immer unterlegen,
bis es ihr 1884 gelang, ihren Kandidaten
Cleveland durch zubringen; 1888 unterlag er dem Republikaner
Harrison, schlug ihn
aber 1892 mit bedeutender Mehrheit.
von
Abdera, griech.
Philosoph, geb. um 460
v. Chr. (nach andern etwa eine Generation älter), erreichte ein
hohes
Alter. Bedeutende Forschungsreisen führten ihn unter anderm in den
Orient; auch hat er von den Eleaten und Pythagoreern
sowie den ion.
Philosophen gelernt.
(Über sein Verhältnis zu
Leucippus s. d.) An
Umfang seiner Forschungen überragt
er alle alten
Philosophen vor
Aristoteles; er ist nicht bloß Naturforscher im größten
Stil, Mathematiker und Astronom, sondern
auch Sprachgelehrter, und in der Meisterschaft der
DarstellungPlato fast gleich geschätzt.
Von seinen zahlreichen
Schriften sind nur spärliche Reste erhalten. Seine
Lehre
[* 2] ging aus von der eleatischen, wahrscheinlich
in der Form, die
Melissus (s. d.) ihr gegeben. Er verwarf die Wahrheit der Sinneswahrnehmungen,
der er als «echte» Erkenntnis die der
Vernunft gegenüberstellte, forderte jedoch, daß die Vernunftgründe die Erscheinungen
der
Sinne nicht aufheben, sondern begreiflich machen sollten, d. h. er legte denselben eine
rational begründete Hypothese zu
Grunde.
Seine Hypothese lautet: es existiert 1) der unendliche, unendlich teilbare mathem. Raum, 2)
in demselben bewegliche Massenteilchen
(Atome) ohne sinnliche Qualität, von unzerstörlicher Gestalt und Festigkeit
[* 3] und unwahrnehmbarer
Kleinheit. Der Raum heißt ihm zugleich das
Leere, das
Unbestimmte oder das «Nichts», die
Atome das Volle, das Bestimmte oder
das «Ichts»; jenes hat aber nicht weniger wahre Existenz
als dieses. Das Verdienst dieser
Theorie liegt nicht allein in der genialen Erkenntnis des wahren Bedürfnisses der Naturerklärung,
in der Würdigung der Bedeutung des Mathematischen einerseits und des Unterschieds des physischen vom bloß mathem.
Körper andererseits (d. h. der Entdeckung des physik.
Begriffs der
Masse), sondern mehr noch in der dieser
Ansicht zu
Grunde liegenden reifen Erkenntnistheorie: in der
Anerkennung einerseits des Verstandesgesetzes der Einheit der Bestimmung,
andererseits des
Rechtes der
Sinnlichkeit in ihrer mathem. Gesetzlichkeit. Denn die Eleaten hatten zwar beide Grundkräfte
der Erkenntnis geschieden (s.
Zeno), aber sie dann nicht wieder zu vereinigen gewußt, und so entging
ihnen die Erklärung der Erscheinungen, die erst Demokritus wieder ermöglichte.
Eine
Frucht davon war die Erkenntnis der Subjektivität der Sinnesqualitäten
(Farben,
Töne,
Gerüche,
Geschmäcke und Temperaturempfindungen),
in der er
Protagoras (s. d.)
zum Vorgänger hatte; er erklärte sie aus den Gestaltunterschieden
der in unsere Organe eindringenden
Atome. Die Gestaltunterschiede betrachtet er als ewig, leitet sie daher
nicht weiter ab, erklärt dagegen alle
Veränderungen der Körperwelt, alles scheinbare Entstehen und
Vergehen, Dichter- und
Dünnerwerden,
Wachsen und Abnehmen aus der wechselnden
Lage und Gruppierung der
Atome, aus der
Bildung und
Auflösung mannigfacher
Atomkomplexe. Die Elemente des Empedokles (s. d.) verwandeln sich ihm in bestimmte
Typen von Atomkomplexen. Das
Feuer erhält dabei eine ausgezeichnete
Stellung, es ist aus den feinsten, leichtesten, daher beweglichsten,
zugleich unvermischtesten
Atomen (nämlich kleinen glatten runden) gebildet, die andern Elemente aus verschiedenartigen
Atomen,
daher sie sich ineinander verwandeln.
Die
Bewegung der
Atome ist streng gesetzmäßig geregelt. Sie befanden sich ursprünglich in wirbelnder
Bewegung, aus der große
Komplexe als Welten sich loslösten; in solchen sammelte das
Dichte und Feste sich nach der Mitte,
das Leichtere,
Losere nach außen. So ist die Erde durch die Zusammendrängung der dichtern
Stoffe erst zur Ruhe gekommen,
sie hält sich inmitten unserer Welt als platte
Walze über der Luft, während diese ganze Welt (außer
der noch unzählige ähnliche sind) von einer festen Kruste umschlossen im
Leeren schwebt.
Die Seele, als bewegendes Princip, ist körperlich, denn bewegen kann nur, was selbst beweglich ist, beweglich ist aber nur
der Körper. Sie besteht aus den feinsten, d. h. den Feueratomen. Sie ist
im ganzen Körper verbreitet und wird durch die
Atmung erhalten, indem wir mit der Luft die darin eingeschlossenen Feueratome
einziehen. Wahrnehmung und
Denken werden aus mechan.
Veränderungen, hauptsächlich durch den Zufluß von Bildern erklärt,
die sich von den Körpern ablösen und in die passenden Öffnungen der Organe eindringen.
Alles Wahrnehmen ist eigentlich
Tasten. Eine
Unsterblichkeit giebt es nicht; das Göttliche deckt sich mit
der im
All verbreiteten Seele. Die
Götter der Volksvorstellung verschwinden dadurch, doch glaubt Demokritus an die Existenz teils
wohlthätiger, teils verderblicher
Dämonen, die sich in der Luft aufhalten und sich durch Traumbilder und sonstige Erscheinungen
kundgeben. Die Ethik des Demokritus beruht auf dem Princip der Euthymie, d. h.
auf der Empfehlung des ruhigen Gleichmaßes der Seelenstimmung, das er mit der Meeresstille vergleicht. Demokritus liebt
nicht die stürmischen Erschütterungen des Gemüts, empfiehlt
Maß und
Symmetrie, Unerschütterlichkeit, Befestigung im
Ewigen,
Unwandelbaren. Auch im Staatsleben fordert er strenge gesetzliche Ordnung; der tüchtigen Seele jedoch
weist er die ganze Welt zum Vaterlande an.
Der Einfluß
D.’ war ein bedeutender. Auf
Plato hat er vielleicht gewirkt, jedenfalls auf
Aristoteles und andere
PlatonischeSchüler, auf die Skeptiker, endlich am stärksten auf Epikur, der seine Naturphilosophie reproduziert. Eine Schule von
«Demokriteern» bestand inAbdera. Metrodor von Chios war sein namhaftester
Schüler; spätere Nachfolger
sind Anaxarch als
Lehrer des
Pyrrho, Nausiphanes als
Lehrer des Epikur. Die Fragmente der
Schriften des Demokritus gab Mullach (Berl.
1843) heraus. –
Vgl. RittersArtikel Demokritus in Ersch und Grubers
«Encyklopädie»; Zeller,
Philosophie der Griechen, Bd. 1 (5.
Aufl., Lpz. 1892);