forlaufend
Kegel-907
schnitt, eine Gerade und eine Cissoide [* 2] oder Kon- choide, und andere Kombinationen erdacht. Die mathematisch genaue Konstruktion mittels Kreis [* 3] und Gerade (Zirkel und Lineal) ist nicht lösbar. Delisle (spr. -lihl), Guillaume, einer der Be- gründer der neuern Geographie, geb. zu Paris, [* 4] erhielt Unterricht von dem Astronomen Cassini und faßte schon frühzeitig den Gedanken, der geogr. Wissenschaft eine neue Grundlage zu geben. 1700 gab er eine Weltkarte, Karten von Europa, [* 5] Asien [* 6] und Afrika, [* 7] einen Himmels- und einen Erdglobus von 31 cm im Durchmesser heraus.
Dabei legte er, was seine meist blindlings den Läugenbestimmungen des Ptolemäus folgenden Vorgänger vernachlässigt hatten, die bis zu seiner Zeit gemachten astron. Beobachtungen zu Grunde. Die Anzahl seiner Karten zur Geographie der Alten und Neuen Welt beläuft sich auf 134: unter ihnen zeigt befonders die letzte Ausgabe der Weltkarte von 1724 die Fortschritte, welche die Geographie bis dahin gemacht hatte. Er starb zu Paris. Am geschätztesten ist die Ausgabe seines «^.tlas F60Fi-3.pdi(iu6), welche Phil. Buache (2 Bde., Par. 1789) besorgte. Seine Abhandlungen erschienen meistens in den Memoiren der Akademie der Wissen- schaften, deren Mitglied er seit 1702 war. Sein Bruder, IosephNicolasD., geb. zu Paris, widmete sich der Astronomie [* 8] und ward bereits 1715 Mitglied der Akademie derWisseu- schastcn. 1725 berief ihn Peter d. Gr. als Akade- miker nach Petersburg, [* 9] wo er eine Schule für Astro- nomie begründete, die bald Berühmtheit erlangte. 1747 kehrte er wieder nach Paris zurück, wo er arm und vergessen starb. Das wichtigste Werk D.s ist das »N6inoii'6 8ur I uon- V6Ü68 (leeoiivei-tsZ an norä ä6 I". Nei' 6n 3uä" (Par. 1752; 2. Aufl. 1753). Es entbält das Ergebnis der Bemühungen der Nüssen zur Entdeckung eines Weges aus dem Südmecre in die Gewässer im Nor- den von Amerika. [* 10] Die «N6M0ir68 pour servil- a !'Iii8toil-0 6t au pi'OFI-68 ä6 1'a3tr0N0IN16, (16 1a F60- Ai-apliis et 66 la pk)'8iqu6» (Petersb. 1738) blieben unvollendet. Sein «^V6i'ti886in6iit aux a8ti-0N0in63 8ur 1'6clip86 aunulaii'6 6n 80I6Ü HU6 1'on att6nä 16 25 .Ml» (Par. 1748) ist eine vollständige Über- sicht aller ringförmigen Sonnenfinsternisse.
Zwei andere
Brüder,
Simon Clauoe Delitzsch
, geb. Dez. 1675, gest.
1708, und Louis Delitzsch
, bekannter als Delitzsch de Lacroyere, der als Astronom seinem
Bruder
Joseph Nicolas nach
Petersburg folgte und auf
Awatfcha starb, haben sich eben- falls als Gelehrte, jener als
Historiker, dieser durch seine Neisen nach
Sibirien und Kamtschatka
sowie als Begleiter
Berings (1741) verdient gemacht. DerVater sämtlicher
Brüder, Claüoe Delitzsch
oder
De l'Isle,
geb. zu Vaucouleurs bei
Toul
[* 11] gest. zu
Paris, erwarb sich durch mehrere geogr., histor. und chronol.
Werke einen geachteten Namen. Delisle (spr. -lihl), Jacques, s. Delille, Jacques. Delisle (spr. -lihl), Leopold Victor, franz. Histo- riker und Paläolog, geb. zu Valoanes (Depart. Manche), besuchte die Urkundcnschule in Paris, erhielt dann eine Anstellung in der Abteilung der Handschriften der Nationalbibliotbek, wurde 1871 Direktor dieser Abteilung und 1874 als .^6- mwi8ti-at6ui- F6ü6i-a1 an die Spitze der National- bibliothek gestellt. Von seinen zahlreichen histor. und bibliogr.
Schriften sind hervorzuheben: «^arwIaii-6 iwrinauä 66 ?Iii1ipp6 ^.u8U3t6» (1852),
«^ata1oßU6 668 Ä0t68 66 ?di1ipP6 ^UAU8t6» (1856),
«I^60U6i1 66 MF6M61N8 66 1'6ckisini6r 66 ^0rinanäi6 an Xllie 3iecl6» (1860),
«?.0iil6aux 663 M0i't8 6u IX° an XV^ 3iöci6» (1866),
«1Ii3t0ir6 611 ckat6au 6t 663 8ir68 66 8aint8anv6ur-i6-Vic0int6» (Valognes 1867),
" 66 I5od6lt 66 ^ori^n^, addö 6u ^lont 3aiM-Niek6i» (2 Bde., 1872-74),
«Nanä6- M6nt3 6t act68 6iv6i'3 66 Okai'163 V» (1874) u. s. w. Außerdem hat er die Vorrede des «N0na8ticon (^allicanuin» (2 Bde., 1871) verfaßt, eine verdienst- volle Arbeit über «1^6 cadin6t 663 inanu8ci'it3 66 la I^id1i0t1i6liu6 nationale (3 Bde., 1868-81) ge- liesert, ein »Iriv6ntair6 663 manu8ci-it8 a. 1a Li- d1iotli6^u6 imp6i-ial6 6u l0n63 latinv (5 Tle., 1863 -71) aufgestellt und dicHerausgabedes «Inv6nta^-6 ^6N6ra1 6t M6tko6i(iu6 663 man^eritZ lran^ai8» (Bd. 1 - 2, 1876 - 78) begonnen. Er leitet mit Iourdain und de Wailly die Herausgabe des «^6- 0U6i1 663 Iii3t0i'i6N8 663 6aui68 6t 66 la I»anc6». -
Vgl. Mme. N. Ourscl, ^0nv6Ü6 dioFi'ap1ii6 nor- man66 (Par. 1885);
G. Pawlowski, 1^68 maiti-68 did1ioFiap1i63 li-ancai8 6t 168 Fi'an63 didlioi)1iii63 6'a^oui-6'I^i, Bd. 9 (1887).
velit (frz., spr. -lih), s. Delikt; v.
ÜaFrant, s. Flagrant; Delitzsch
manhu6 (spr. mangkeh), in der
franz. Nechtssprache derjenige Fall des verbrecherischen Versuchs (s. d.),
in welchem der Verbrecher seiner- seits alles gethan hat, um den zur Strafbarkcit vorausgesetzten Erfolg herbeizuführen,
letzterer aber durch zufällige Umstände verhindert worden ist. Dclitsch,
Otto, Geograph, geb. zu Bernsdorf in
Sachsen,
[* 12] studierte in
Leipzig
[* 13]
Theo- logie und wurde 1850
Lehrer an der dortigen Real- schule.
Seine Neigung wandte sich bald"der Erd- kunde zu; er wurde 1866 Privatdocent und 1874 außerord. Professor der Geographie
an der Univer- sität zu
Leipzig und starb dafelbst Delitzsch
redigierte von 1869 bis 1878 die illustrierte geogr.
Zeitschrist «Aus allen
Weltteilen»
(Leipzig). Er gab Wandkarten, Kartennetze und einen Elementaratlas auf
Wachstuch heraus; auch bearbeitete er die 26. und 27.
Auflage von
Steins «Geographie für Sckule und Haus» (Lpz. 1866 u.
1873) und bearbeitete West- indien für
Steins «Handbuch der Geographie und
Statistik» (ebd. 1871). Seine letzte größere
Arbeit war
«Deutschlands
[* 14] Oberflächenform^(Vresl. 1880).
Delitzsch. 1)
Kreis im preuß. Ncg.-Bez. Merse-
burg, bat 756,7? ^m, (1890) 62612 E., 3
Städte, 156 Landgemeinden und 42 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im
Kreis Delitzsch
, 18 km nördlich
von
Leipzig, an der zur
Mulde gehenden Löbber und den Li- nien
Halle-Cottbus,
Leipzig-
Vitterfeld-Berlin und
Leipzig-
Zerbst-Magdeburg
der
Preuß. Staatsbahnen
[* 15] (2
Bahnhöfe),
[* 16] ist umgeben von teilweise noch erhaltenen Ringmauern mit zwei Warttürmen
und schö- nen Promenaden, hat (1890) 8949 fast ausschließlich evang. E. (nur 216 Katholiken
und49 Israeliten), Post erster
Klasse,
Telegraph,
[* 17] Landratsamt, Amtsge- richt (Landgericht
Halle
[* 18] a. S.),
Katasteramt,
Kreis- kasse,
Untersteueramt, Vorschußverein, Stadt- und Kreissparkasse, Echuhmacher-Rohstofsgenossenschaft;
freiwillige Feuerwehr,
Kanalisation,
Gasbeleuch- tung und städtische Badeanstalt
[* 19] (seit 1892). Die
¶
Delitzsch
,
Franz, luth. Theolog und Hebraist, geb. zu Leipzig, studierte daselbst Theologie und orient.
Sprachen und habilitierte sich 1842 an der theol. Fakultät, wurde 1846 ord. Professor der Theologie in Rostock,
[* 20] 1855 zu Erlangen,
[* 21] 1867 zu
Leipzig, wo er starb. Delitzsch
gehörte der streng luth. Richtung an. Er besaß gründliche Kenntnis der nachbiblischen,
rabbinisch-talmudischen Litteratur. Für die Mission unter den Juden gab er seit 1863 die Zeitschrift
«Saat auf Hoffnung» heraus und gründete 1880 von neuem das Institutum
Judaicum sowie 1886 ein Seminar zur Ausbildung junger Theologen zu Judenmissionaren.
Unter D.s Veröffentlichungen sind zu nennen: «Zur Geschichte der jüd. Poesie von Abschluß der heiligen Schriften des alten Bundes bis auf die neueste Zeit» (Lpz. 1836),
das sprachvergleichende Werk «Jesurun» (Grimma [* 22] 1838),
«Anekdota zur Geschichte der mittelalterlichen Scholastik unter Juden und Moslemen» (Lpz. 1841),
Kommentare zu vielen alttestamentlichen Schriften, namentlich in dem von ihm mit Keil herausgegebenen «Biblischen Kommentar über das Alte Testament», «Das Sakrament des wahren Leibes und Blutes Jesu Christi» (Dresd. 1844; 7. Aufl., Lpz. 1866),
«Die biblisch-prophetische Theologie» (Lpz. 1845),
«Biblisch-theol. und apologetisch-kritische Studien» (mit Caspari, 2 Bde., Berl. 1845-48),
«Vier Bücher von der Kirche» (Dresd. 1847),
«Neue Untersuchungen über Entstehung und Anlage der kanonischen Evangelien» (Lpz. 1853),
«System der biblischen Psychologie» (ebd. 1855; 2. Aufl. 1861),
«Handschriftliche Funde» (2 Hefte, ebd. 1861-62),
«Jesus und Hillel» (Erlangen 1867; 3. Aufl. 1879),
«Handwerkerleben zur Zeit Jesu» (ebd. 1868; 3. Aufl. 1878),
«System der christl. Apologetik» (Lpz. 1869),
«Paulus des Apostels Brief an die Römer, [* 23] aus dem Griechischen ins Hebräische übersetzt und aus Talmud und Midrasch erläutert» (ebd. 1870),
«Studien zur Entstehungsgeschichte der Polyglottenbibel des Ximenes» (3 Bde.; ebd. 1871-86),
«Ein Tag in Kapernaum» (ebd. 1871; 3. Aufl. 1886),
«Durch Krankheit zur Genesung. Eine jerusalemische Geschichte der Herodierzeit» (ebd. 1873),
«Rohlings Talmudjude beleuchtet» (7. Aufl., ebd. 1881),
«Was A. Rohling beschworen hat und beschwören will» (2. Aufl., ebd. 1883),
«Isis, [* 24] Farbenstudien und Blumenstücke» (ebd. 1888),
«Ernste Fragen an die Gebildeten jüd. Nation» (ebd. 1888; 2. Aufl. 1890),
«Messianische Weissagungen in geschichtlicher Folge» (ebd. 1890). Nach fast 40jähriger Arbeit erschien 1877 sein Lebenswerk: «Die Bücher des Neuen Bundes aus dem Griechischen ins Hebräische übersetzt» (11. Aufl., ebd. 1889),
das unter den Juden weit verbreitet ist.
Vgl. Delitzsch
und von Hofmann, Theol.
Briefe, hg. von Volck (Lpz. 1891). -
Sein Sohn Johannes Delitzsch
, geb. 1846, gest. 1876, veröffentlichte
«Lehrsystem der röm. Kirche» (Tl. 1, Gotha
[* 25] 1875) und gab die Öhlersche «Symbolik» (Tüb. 1876) heraus. - Dessen Bruder Friedrich
Delitzsch, Assyriolog, geb. seit 1877 außerord. Professor
in Leipzig, seit 1893 ord. Professor in Breslau,
[* 26] schrieb: «Assyr. Studien» (1. Heft, Lpz. 1874),
eine Bearbeitung der «Chaldäischen Genesis» von George Smith (im Verein mit Herm. Delitzsch, ebd. 1876),
«Assyr. Lesestücke» (ebd. 1876; 3. Aufl. 1885),
«Wo lag das Paradies?» (ebd. 1881),
«Die Sprache [* 27] der Kossäer» (ebd. 1884),
«Studien über indogerman.-semit. Wurzelverwandtschaft» (2. Aufl., ebd. 1884),
«Prolegomena eines neuen hebr. und aramäischen Wörterbuchs zum Alten Testament» (ebd. 1886),
«Assyr. Wörterbuch» (ebd. 1887 fg.),
«Assyr. Grammatik» (Berl. 1889),
«Beiträge zur Assyriologie und vergleichenden semit. Sprachwissenschaft» (mit P. Haupt, Bd. 1 u. 2, Lpz. 1889-92),
«Beiträge zur Entzifferung und Erklärung der kappadokischen Keilinschrifttafeln» (ebd. 1893).