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wurde der See Dschipe aufgenommen und der diesen durchströmende Lumi als einer der Quellflüsse des Nufu oder Pangani erkannt. Auf einer neuen Erpe- dition nach dem Kilima-Ndscharo wurde Decker von Otto Kersten (aus Altenburg) begleitet. Die Reisenden brachen im Okt. 1862 von Mombas auf, gingen üder Wanga ins Innere zunl See Dschipc, durchzogen die Berge von Nord-Para und erreichten Klein- Aruscha, mit der Absicht, ins Land der Massai einzu- dringen. Da ihnen dies mißglückte, zogen sie durch Dschaggaland, besuchten die Königreiche!Iru und Moschi, erstiegen von da aus 27. Nov.bis I.Dez, den Kilima-Ndscharo bis zur Höhe von 4000 m und er- gänzten die früher angestellten Beobachtungen. Decker ging hierauf über die Landschaft Teita nach Mom- das (26. Dez.) und von da nach Sansibar^ zurück (30. Dez.). Im Mai 1863 unternahm er eine Seereise nach mehrern Punkten der afrik. Osttüste und nach der Insel Neunion. Als der Plan, Madagaskar zu be- suchen, gescheitert war, entschloß sich Decker zu einem Besuch in Europa, während Kersten nach Sansibar zurückkehrte, und bereitete hier in der ersten Hälfte des I. 1864 eine neue große Expedition zur Er- forschung der Flüsse Sabaki, Tana und Iub und deren Hinterländer vor. Im Olt. 1864 wandte er sich in Begleitung des österr.Linienschiffslieutenants von Sckickh nach Sansibar zurück, wo im Dezember auch die übrigen für die Neife engagierten Euro- päer ankamen, darunter der Arzt Lint und Nichard Brenner (s. d.). Gleichzeitig kamen zwei Dampfer an, die Decker in Hamburg auf eigene Kosten hatte erbauen lassen. Schon im Febrnar uutcrsuchte er mit dem lleinen Dampfer «Passepartout» die Mündnngen ves Tana, 15. Juni aber fuhr er mit der ganzen Expedition auf dem großen Schiff «Wels» nach Nor- den ab und passierte 29. Juli den Iub. Nach Ver- messung der Flußmündung begann 15. Aug. die Fahrt stromaufwärts. Am 1. Okt. wurde das am rechten Flußufer aufgeschlagene Lager, als gerade Decker mit Link der Proviantierung wegen in Bardcra weilte, von einer Schar Eomal überfallen, wobei Maschinenmeister Kanter und Maler Trenn um- lamen. Decker selbst wurde 2. Olt. und zwei Tage darauf auch Link in Vardera ermordet. Die über- lebenden Expeditionsmitgliedcr waren auf Booten entkommen und erreichten 6. Okt. die Flußmündung, 24. Okt. Sansibar. D.s Schicksal näher festzustellen, gelang weder ihnen noch dem 1866 von der Mutter und dem Bruder D.s ausgesandten Th. Kinzelbach fgcst. Jan. 1868) und N. Brenner. Die reichhal- tigen Reiseerlebnisse und wissenschaftlichen Be- obachtungen wurden im Auftrag der Familie des Reisenden durch Kerstcn im Verein mit Fachgelehr- ten u. d. T. «Karl Klaus von der D.s Reisen in Ost- afrika 1859-65» (4 Bde., Lpz. 1869-79) heraus- gegeben. Die Sammlungen der Expedition wurden den Museen der Berliner Universität geschenkt. Deckenmalerei, Plafondmalerei, die Aus- schmückung der Decken durch die Malkunst. Sie wurde zu allen Zeiten geübt und schreitet vom ein- fachen Anstrich bis zur künstlerischen Ausführung durch große Maler. Berühmt waren schon die Ge- wölbemalcrcien der Römer, von denen sich in den Thermen, in Pompeji u. a. Neste erhielten. Sie übertrugen sich auf die Katakomben Roms und gingen auf die gewölbten Kirchen der frühchristl. Zeit über, wo sie oft in kostbarem Glasmosait aus- geführt wurden. Die mittelalterlichen Stile mit lhren Rippengewölben waren der Decker nicht günstig. Um so großartiger entfaltete sich diese in der Re- naissance Italiens, wo Raffael, Michelangelo (Six- tinifche Kapelle im Vatikan) und andere große Meister ihr eine begeisterte Pflege zu teil werden ließen. Bei diesen Arbeiten wurde das architektonische System noch streng eingehalten, erst durch Correggio wurde der schon früher auftauchende Gedanke, die Decker wie ein von unten gesehenes Bild zu behandeln, vollständig durchgebildet, sodaß in der Folge die Decken mit auf Wolken schwebenden Figuren, groß- artigen Architekturen u. dgl. geschmückt wurden. Die höchste Prachtentfaltung durch Mischung der Decker mit Plastik und Architektur erreichte Cortona im Palazzo Pitti zu Florenz. Seiner Richtung folgten die Varockmaler Italiens (Pozzo, Galli Vibiena, Carlone, Tiepolo) und Deutfchlands, namentlich des kath. Südens, fowie durch die Vermittelung Lebruns auch Frankreich. Erst Rafael Mengs führte das alte System zurück, das jetzt wieder herrschend ist. An stachen Decken tonnte die Decker nie eine gleiche Entfaltung erhalten. Dort ist sie meist mit Stucca- turarbeiten verbunden und beschränkt sich gewöhnlich auf ornamentale Ausschmückung. Deckenputz, der Bewurf einer Decke mit Kalk- mörtel, Stuck oder Gips. Bei Gewölben wird der Mörtelbewurf unmittelbar auf den Stein auf- getragen, während Balkendecken vorher geschalt und berohrt werden müssen. Die Schalimg besteht aus 2-3 cm starten rauhen Brettern, die Verohrung aus Schilfrohr, einfachem oder doppeltem Rohr- gewebe. An Stelle der Schalung und Verohrung tritt in neuerer Zeit häufig das Holzstäoch en- gewebe oder Leistengeflecht, welches senkrecht zur Richtung der Balken an die Nnterkante derselben angenagelt wird und den Mörteibewurf ausnimmt. Auf den Mörtelbewnrf wird ein geglätteter Abputz aus feinem Mörtel, Haarkalk oder Gips auf- getragen, der dann zur Tünchung und Vemalung der Decke geeignet ist. Vielfach wird die Decke durch in Gips gezogene Profile oder in Gips geformte Ornamentstücke, an deren Stelle auch der leichtere und billigere Papierstuck treten kann, reich verziert. Diese Dekorationen treten als Rosetten für die Mittelverzierungcn, als Gesimse und als Kehlen oder Vouten auf, welche letztern die Überleitung von den Wänden zur Decke bilden sollen. Deckenzeug, auch Kotzen genannt, ein aus grobem Streichgarngefpinst hergestellter, schwach gewalkter, nicht gescherter und sehr stark gerauhter Stoff mit pelzartig dichtem und langem Haar, der, glatt oder geköpert gewebt, zu Pferdedecken, Fuß- und Bettdecken verwendet wird. Decker, Zählmaß, f. Decher. Decker, Buchdrucker- und Vuchhändlerfamilie in Basel, Colmar und Berlin. Georg Decker, geb. 26. April 1596 zu Eisfeld in Thüringen, errichtete um 1635 in Bafel die Universitätsbuchdruckerei und- starb daselbst 1661. Diese Druckerei, zu welcher später noch die Parlaments- und Hosbuchdruckerei in Colmar hinzukam, verblieb in ununterbrochenem Besitz der Familie bis 1. Aug. 1802, an welchem Tag Joh. Jakob Turneyßen in Basel sie um 200000 Frs. erwarb. Das Colmarer Haus bestand 1891 noch unter der Firma «Buchdruckerei Decker» als Vuch- und Steindruckerei. - Ein Nachkomme Georg D.s, Georg Jakob Decker, geb. 12. Febr. 1732 in Basel, ging 1751 nach Berlin, heiratete dort 1755 die Toch- ter des akademischen Buchdruckers Joh. Grynäus und übernahm dessen Geschäft. Er erhielt 1763 den
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Titel und 1765 die Rechte eines konigl. Hosbuch- druckers und war später auch als Verleger thätig. 1782 wurde er zum Geh. Oberhofbuchdrucker ernannt und druckte als solcher 1787-89 in einer besondern im königl.Schlosse errichteten Druckerei die 25 Bände umfassenden Werke Friedrichs d. Gr. Er starb 17. Nov. 1799, nachdem er bereits 1792 sein Ge- schäst seinem Sohne G e o r g I a k o b D., gsb. 9. Nov. 1765, übergeben hatte. Derselbe erweiterte das Geschäst durch Anlauf der Sommerschcn Hosbuch- druckerei in Potsdam und durch Errichtung der Eüdpreußischen Zofbuchdruckerei (1892 im Besitz von Anna Ro'stel unter der Firma «W. Decker Hofbuchdruckerei») in Posen. Nach seinem 26. Aug. ^819 erfolgten Tode ging das Geschäft auf seine beiden Söhne Karl Gustav Decker (geb. 23. Jan. 1801, gest. 20. April 1829) und Rudolf Ludwig Decker, geb. 8. Jan. 1804, über. Letzterer führte es feit 1829 allein fort. Aus seinen Pressen gingen hervor: Die «d^l.ivi'03 äe ^lederio 1e (^r^nä», 1846-57 in 30 Bänden größten Quartformats mit vielen künst- lerischen Beilagen auf VefehlFriedrich Wilhelms IV. in 200 Exemplaren gedruckt; das «)ieue Testament, deutsch durch M. Luther nach der Ausgabe von l545» mit Holzschnitten uach Cornelius und Kaul- bach, in 80 Exemplaren inOlifantfolio bei Gelegen- heit der Londoner Industrieausstellung 1851 ge- druckt (Preis 875 M.); Graf Stillsrieds Prachtwerk über die Krönung König Wilhelms von Preußen 1861 (1868, Preis 75(/M.); das «Kursbuch der deutschen Reichspostverwaltung» (1855-79); Werke von Bodenstedt, besonders dessen «Lieder des Mirza Schassy» (in vier Ausgaben, 139. Aufl. 1891) u. a. 1863 wurde Rudolf Ludwig Decker in den erblichen Adelsstand erhoben. Er starb 12. Jan. 1877. Seine Gemahlin Paul ine von Decker, geborene von Schätzell, geb. 1812 in Berlin, gest. 9. Sept. 1882 in Eichberg bei Hirschberg in Schlesien, war bis zu ihrer Verheiratung (1832) beliebte Hofopern- fängerin in Berlin und gab auch Liederkomposi- tionen (anfangs unter dem Namen P. F. Marx- haufen) heraus. - Vgl. Potthast, Die Abstam- mung der Familie Decker (Berl. 1863).
Im I. 1877 erlosch die Firma «Königl. Ge- heime Oberhofbuchdruckerei (R. von Decker)». Die Druckerei ging in demselben Jahre durch Kauf an das Deutsche Reich über und wurde feit 1879, mit der preuß. Staatsdruckerei vereinigt, als «Neichs- druckerei» (s. d.) fortgeführt; das Verlagsgefchäft erwarben 1. Juli 1877 Otto Marquardt (Mit- besitzer bis 1885,gest. 1891) und Gustav Schenck. Letzterer, geb. 2. Mai 1830 in Berlin, schrieb unter dem Pseudonym R. L. Stab die Novelle «Auf dor- nigem Pfade» (Berl. 1869), den Schwank «Sekt» (in Kühlings «Album für Liebhaberbühnen», Nr. 127) u. a. Er führt feit 1885 das Geschäft unter der Firma «R. v. Deckers Verlag und wurde 1886 zumHofbuchhändlcr ernannt. Der Verlag umfaßt besonders Rechts- und ^taatswissen- schaft, Militaria, Geschichte (Werke von L. von Rönne, V. W. von König, von der Goltz, A. von Neu- mont u. a.), darunter viele amtliche Publikationen, besonders solche der Neichsdruckerei; dazu tom- men ferner nock das "Berliner Fremdenblatt" (seit 1862), ein Tageblatt konservativer Richtung mit belletristischer Sonntagsbeilage, das 1892 au Scheucks Sohn Max Schenck überging, und seit 1890 eine eigene Buchdruckerei mit Stereotypie, Galvanoplastik, Buchbinderei, 2 Gasmotoren, Dy- namomasckine, 8 Pressen, 6 Hilssmaschinen und 98 beschäftigten Pcrfonen. Decker, Karl von, preuß. General und Schrift- steller, geb. 21. April 1784 zu Berlin, wurde 18(D Ossizier und zeichnete sich bei Preußisch-Eylau1807 aus. Nachdem er durch den Frieden von Tilsit in- aktiv geworden, trat er 1809 als Rittmeister in da? Korps des Herzogs Friedrich Wilhelm von Vraun- schweig-Qls, dem er nach England folgte. 1813 kehrte er in den preuß. Dienst zurück, wurde als Hauptmann im Gencralstabe angestellt und wohnte den Feldzügen 1813, 1814 und 1815 bei. Seit 1817 Major, 1819 geadelt und 1821 Abteilungsoirigcnt im Topo- graphischen Bureau, hielt er mehrere Jahre Vor- lesungen an der Allgemeinen Kriegsschule, trat 1827 zur Artillerie zurück, wurde 1831 Brigadier der I.Ar- tilleriebriaade und 1841 als Generalmajor zur Dis- position gestellt. Erstarb 29. Juni 1844. Von seinen zahlreichen militä'r. Schriften sind hervorzuheben.' «Die Artillerie für alle Waffen» (3 Bde., Verl. 1816), «Ansichten über die Kriegführung im Geiste der Zeit» (ebd. 1817), nach Rogniat bearbeitet; «Gefechtslehre der beiden verbundenen Waffen: Kavallerie und reitende Artillerie» (ebd. 1819), «Versnch einer Ge- schichte des Geschützwesens» (ebd. 1819; 2. Aufl. 1822), «Der kleine Krieg» (ebd. 1822; 4. Aufl. 1844), «Der Feldzug in Italien von 1796 und 1797» (ebd. 1825), «Taktik der drei Waffen» (2 Tle., ebd. 1828; 3. Aufl. 1851-54). Mit Rühle von Lilienstern be- gründete Decker 1816 das «Militär-Wochenblatt» und mit Eiriacy und Vlcsson 1824 die «Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Kriegs»; seit 1821 war er daneben in der Redaktion der «Militär-Litteraturzeitung» thätig, auch schrieb er Bd. 7 u. 8 der «Handbibliothek für Offiziere» über Strategie und Gcneralstabswissenschaft (Berl. 1836 u. 1841). Untcr dem Namen AdalbertvomThale verfaßte er einige gute Luftfpiele, wie «Das Vor- legeschloß» und «Guten Morgen, Viclliebchen». «Decker, Pierre Jacques Francois de,belg.Staats- mann, geb. 25. Jan. 1812 in Zele (Ostflandern), stu- dierte Philosophie nno Nechtsknnde zu Paris und Gent und wurde dann in letzterer Stadt Advokat. 1835 gab er eine Gedichtsammlung »I^oliFwn et üincmi-" heraus, und 1837 gründete er mit Ad. Dcchamps (s. d.) die kath. «Hevuo äe Vi-nxeliez». 1839 wurde er vom Bezirk Termonde zum De- putierten gewählt; als eisriger Anhänger der sog. Unionspolitik veröffentlichte er das Pamphlet «yuinxo an8 äe 1830 ü. 1845». Nach dem Stnrz des gemäßigt-liberalen Ministeriums Vrouckcre (März 1855) trat er als Minister des Innern mit Vilain X11I1. an die Spitze eines gemäßigt-kath. Kabinetts. Die Maibewegnngen von 1857 und die darauf folgenden Gemeindcratswahlen machten seiner Verwaltung ein Ende. Seit 1857 wandte er sich vorzüglich Finanz- oder industriellen Opera- tionen zu. Als er, nach dem Bantrott der Bank- institute des Grafen Langrano-Dumonceau (s. d.), bei denen Decker als Administrator fungiert hatte, Nov. 1871 zum Gouvernenr von Limburg ernannt wnroc, gab sich die Mißbilligung dieser Maßregel durch mehrtägige Straßentnmulte kund, und Decker reichte seine Entlassung ein. Er starb 6. Jan. 1891 in Brüssel. Decker hat sich auch als Verfechter der vläm. Sprach- intere^en verdient gemacht; er begründete diese Be- wegung in der Schrift «vupetitionnement en faveni- äe 1». lanFuo Namanäs" (1840). Seine «^tuäes liiätoi-iliueä et criti(iu63 3ur 1e3 montä-äe-piete en