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seine eigentümliche Auffassung des Christentums und seiner Geschichte bereits im Keime.
Die Vor- stellung, daß von jeher eine Vernichtungsreligion neben der Religion des Lebens einhergegangen sei, ist weiter entwickelt in den Schriften «Der Feuer- und Molochdienst der Hebräer» (Braunschw. 1842) und «Die Geheimnisse des christl. Altertums» (2 Bde., Hamb. 1847),
die wegen ihrer antichristl.
Tendenz heftigen Widerspruch erregten. Im Kampfe mit Feuerbach und angeregt durch die Bestrebungen der ^ Lichtfreunde 1844"und 1845 erklärte sich D/in ver- , schiedenen Schriften für eine neue Religion, dic! «Religion der Liebe und des Friedens», die er in ! dem Werke «Religion des neuen Weltalters» (3 Bde., Hamb. 1850) als Ergebnis eines seit Jahrhunderten fortgehenden Vildungsprozesses zu konstruieren suchte.
Die Einsicht, daß er bezüglich des Ursprungs und der wahren innern Natur des Christentums geirrt habe, führte ihn später dem Katholicismus zu.
Seit- dem bestrebte er sich in einer Reihe von Schriften, seine Kirche mit derZeitbildung auszusöhnen.
Dahin gehören: «Meine Konversion» (Mainz [* 2] 1859),
«Aus der Mansarde» (6 Hefte, ebd. 1860-62),
«Das Christentum und sein Urheber» (ebd. 1864),
«Das Geisterreich in Glauben, Vorstellnng, Sage und Wirklichkeit» (2 Bde., Dresd. 1867),
ferner eine Streitschrift gegen Strauß: [* 3] «Das Wunder, feine Be- deutung, Wahrheit und Notwendigkeit» (Regensb. 1874).
Von feinen Dichtungen sind zu nennen: «Bettina» (Nürnb. 1837, durch Bettinas Brief- wechfel mit Goethe angeregt),
die unter dem Pseudo- nym Eusebius Emmeran veröffentlichte «Glorie der heiligen Jungfrau Maria» (ebd. 1841) und, als Frucht feiner orimt.
Studien, die Gedichtsammlung «Hafts» (2. Ausg., Hamb. 1856, und Neue Samm- lung, Nürnb. 1852).
Seine Beziehungen zu Kaspar Hauser (s. d.) veranlaßten die Schriften: «Mit- teilungen über Kafpar Haufer» (Nürnb. 1832), «Enthüllungen über Kaspar Hauser» (Frankf. 1859) und «Kaspar Hauser, sein Wesen, seine Unschuld u. s. w.» (Regensb. 1873). Daumkraft, s. Winden. [* 4] Däumling, Maschinenteil, s. Daumen. Daumont (spr. domöng; eigentlich ^ttola^ ü. 1" I).), Viergespann mit Stangenreitern.
Dann, Pflanzenart, f. 6al60pLi8. Daun.
1) Kreis [* 5] im preuß. Reg.-Vez.
Trier, [* 6] hat 610 ykin, (1890) 27482 (13711 mä'nnl., 13771 weibl.) E. und 98 Landgemeinden. - 2) Flecken und Hauptort des Kreises Daun, in 375 m Höhe an der Lreser, hat (1890) 833 E., Post, Telegraph, [* 7] Landratsamt, Amtsgericht (Landgericht Trier) und 2 Oberförstereien.
In der Umgegend fünf Eisen- säuerlinge sowie gewaltige erloschene Vulkane: [* 8] Fir- merich mit den sog. DaunerLeien(d.i. Fels), ein Lavastrom, und Mäuseberg (562 m) mit seinen drei Kraterseen (Dann er Maare), unter denen der Weinseldcr, kreisrund, steil eingesenkt, bei 100 ni Tiefe der bedeutendste ist.
Zur Dauner Berggruppe gehört der Ernstberg (691 m), der zweithöchste Berg der Eifel.
Auf hohem Basaltfelfen stand einst die Neichsfeste Daun, Stammsitz der österr.
Grafen von Daun Daun (Dhaun), altes aus der Gegend von Trier stammendes Geschlecht, das in Urkunden seit 1075 erscheint, und dessen Stammreihe mit Richard von Daun (1104-36) beginnt.
Das Stammschloß lag auf einem hohen Basaltfelsen bei dem Flecken Daun (s. d.) in der Eifel.
Einfluß gewann das Geschlecht m einem Zweige durch dessen Velehnung von feiten des ErZbischofs von Trier (1461) nnt bedeutenden Gütern in den Nahegegenden.
Seine spätere Tren- nung in drei Aste zu Bruch, Falkenstein und Ober- stein ist auf die 1546 gestiftete Erbfolgcordnung der Familie zurückzuführen.
Diefer, dem Dynasten- stande angehörende Hauptzweig ist bereits 1682 er- loschen.
Dagegen traten aus einer andern, sicher schon im 13. Jahrh, vom Obersteiner Zweige abge- trennten Linie im 17. Jahrh. Mitglieder in kaiserl. Dienste [* 9] und siedelten nach Osterreich über, wo der Oberst Philipp Ernst und sein Bruder Joh. Jak. von Daun von Ferdinand 111. in den Grafenstand erhoben wurden.
Graf Philipp Ernst (gest. 1671) begründete durch zwei Enkel zwei Linien. Der ältere derfelben, Graf Wirich Philipp Lo- renz von Daun, geb. ward 1701 Ge- neralmajor, zeichnete sich im Spanischen Erbfolge- kriege in den Gefechten bei Chiari und Torre d'Oglio aus, stieg im Mai 1704 zum Feldmarschalllieutenant und mußte 1705 in sehr bedrängter Üage das Kom- mando in Piemont übernehmen. Er verteidigte Turin [* 10] 1706 mit glänzender Tapferkeit gegen die Franzosen, bis er durch Prinz Eugen entfetzt wurde. Als Feldzeugmeister unterwarf Daun 1707 das König- reich Neapel, [* 11] wo er im November zum Vicekönig ernannt wurde.
Als Oberbefehlshaber in Italien [* 12] vertrieb er den Marschall Villars und zwang 1709 Papst Clemens XI. zum Frieden.
Zum Feldmar- schall und Granden von Spanien [* 13] ernannt, trat er sodann an die Spitze einer Armee, welche in die Dauphins einbrechen sollte.
Kaiser Karl VI. er- nannte Daun zum neapolit.
Fürsten von Teano (Thiano) und nochmals zum Vicelönig von Neapel: 1719 wurde er Kom- mandant von Wien, [* 14] später Statthalter der Nieder- lande, zuletzt von Mailand, [* 15] das er jedoch 1733 den Franzosen überlassen muhte. Er starb zu Wien Sein Sohn ist der Feldmarschall Leopold Joseph Maria von Daun (s. d.).
Dessen Mannsstamm erlosch 1851, worauf der Fürstentitel von Teano an die Nachkommen der Tochter des Feld- marfchalls (vermählte Gräsin Palffy) übertragen wurde. - Heinrich Joseph, der jüngere der En- kel des oben genannten Philipp Ernst, war der Stifter der sog. mährischen Linie, die gegenwärtig in zwei hochbetagtcn Brüdern am Erlöschen steht. Daun, Leop. Joseph Maria, Graf von, österr. Feldmarschall, Sohn des Grafen Wirich Philipp Lorenz von Daun, geb. zu Wien, wurde für den geistlichen Stand erzogen, aber, da er für diefen keine Neigung hatte, von feinem Vater in den militär. Fachwissenschaften sehr gründlich unterrichtet und 1718 als Offizier in dessen Regiment angestellt.
Noch in demselben Jahre kämpfte er unter Prinz Eugen von Savoyen gegen die Türken und dann in Sicilien, als Oberst 1734 und 1735 am Rhein und in Italien, als General 1737-39 gegen die Türken, wo er sich in der Schlacht bei Krotzka auszeichnete.
Den glänzendsten Ruhm erwarb er sich jedoch in den Kriegen gegen Preußen. [* 16]
Nach der Schlacht von Mollwitz deckte er den noch bei Osterreich verbliebe- nen Teil von Schlesien, [* 17] zeichnete sich 1742 in der Schlacht bei Chotusitz aus, vertrieb die Franzosen aus Böhmen [* 18] und bewährte sich als Führer der Vor- hut aus dem Zuqe Khevenhüllers nach Bayern, [* 19] na- mentlich durch die Erstürmung von Dingolsing und die Einnahme von Landau. [* 20] 1744 kämpfte Daun zu- nächst unter Feldmarschall Traun am Rhein, führte dann die Nachhut des nach Böhmen gegen die ¶