dieser Forderung liegen Anschaulichkeit, Sachlichkeit und Vollständigkeit als unerläßliche
Bedingungen. Am meisten und
im engsten
Sinne sind es die bildenden Künste, unter diesen vornehmlich die Plastik, die darstellen können, indem sie das
künstlerisch Gedachte als wirklichen, raumerfüllenden Gegenstand den dafür empfänglichen äußern
Sinnen hinstellen; sie
bringen Gestalten im eigentlichenSinne hervor. Wo die
Poesie darstellt, ist dies nur dadurch möglich,
daß sie in dem Auffassenden durch ihr
Mittel der Darstellung, die
Sprache,
[* 2] diejenigen
Vorstellungen und Gefühle erregt, die der Gegenstand,
wenn er selbst vor das
Auge
[* 3] hinträte, erregen würde. Auf dieser Täuschung beruht die poet. Wahrheit. Deshalb pflegt man
das Epos und das
Drama vorzugsweise darstellende Dichtungsarten zu nennen. Der Schauspieler hat die darstellende
Poesie durch seine ganze Persönlichkeit zu versinnlichen. Die handelnde
Person des
Dramassoll er nicht bloß vorstellen, d. h.
er soll nicht bloß den Schein erregen, als ob er jene
Person sei, sondern soll jenen Schein bis zur Täuschung
erheben, als sehe man jene
Person.
Marktstadt in der engl.
GrafschaftKent, 24 km im OSO. von
London,
[* 4] links am Darent und 3 km von seiner Mündung
in die
Themse, in den
North-Downs, fast nur eine
Straße in engem
Thale, hat (1891) 11962 E., zahlreiche
Kirchen, ein großes Irrenhaus, bedeutende Eisengießereien,
Walzwerke, Lokomotivenbau, Papier-, Öl-, Pulver- und Getreidemühlen.
Die erstePapiermühle wurde hier um 1590 von einem
Deutschen, J. ^[John] Spielmann (gest. 1607), erbaut. In der Nähe befinden
sich Überreste eines 1355 gestifteten
Augustiner-Nonnenklosters. Dartford ist die
HeimatWatTylers.
(spr. -muhr) oder Dartmoor Forest, das Hochland im
SW. der engl.
GrafschaftDevonshire,
vom nördl. Exmoor durch ein breites Weideland, von
Cornwall durch das
Thal
[* 5] des
Tamer getrennt, mißt 41 km von N. nach
S. und 32 km
von W. nach O. und umfaßt 526 qkm. Es ist südlich vom
Trent die höchste Landstrecke in England, im
Durchschnitt 366 m hoch und erreicht im High-Wilhays 621, im Cawsand-Beacon 546, im Ryders
Kill 517 m. Viele Anhöhen sind
mit mächtigen Granitblöcken
(Tors) gekrönt.
Der
Boden ist waldlos und unfruchtbar, trägt wenig Gras und große Sumpfstrecken, ist aber reich an
Blei,
[* 6]
Eisen,
[* 7] Zinn, Kupfer,
[* 8] Kaolin und Granit, Kalk und geädertem Marmor. Aus dem Bereiche des
Yes-Tor (619 m) kommen reißende
Flüsse
[* 9] nach allen
Richtungen
herab, und offene Küsteneinschnitte lassen die Mineralschätze leicht zum
Meere gelangen. Tavy, Plym, Dart und
Teign gehen
zum
Kanal;
[* 10] die Taw nach NW. zur Barnstaplebai. Zahlreich sind die
Menhir und
Steinkreise; zu den
Arbeiten
in den
Mooren werden Sträflinge verwandt.
(spr.-möth) oder Clifton-Dartmouth-Hardneß, Municipalstadt und Parlamentsborough in der engl.
GrafschaftDevon,
[* 11] am
Kanal, malerisch am Abhange eines Hügels rechts von der Mündung der Dart, hat überaus mildes
Klima,
[* 12] (1891) 6038 E.,
drei
Kirchen, darunter die schöne St. Saviours Church, sowie Ruinen eines von
Heinrich VII. erbauten Schlosses.
Die
Straßen sind eng, die Häuser zum
Teil altertümlich und mit Holzschnitzereien verziert. Eine fliegende
Brücke
[* 13] verbindet
die Stadt mit Kingsbridge. Der
Hafen ist Schiffen von 500 t zugänglich und durch eine Küstenbatterie verteidigt. Er
wird
seiner Sicherheit wegen viel von Jachten und andern kleinen Fahrzeugen besucht. Auch fahren von hier
aus die
Dampfer der
Castle-Linie nach Südafrika.
[* 14] Haupterwerbszweige sind
Schiffbau, Herings- und Stockfischfang und lebhafter
Fischhandel. - Dartmouth, bei
Chaucer Dertemouthe, wurde unter Richard I., dann unter
Heinrich IV. von den
Franzosen erobert.
VonDartmouth segelten 1190 die
Kreuzfahrer unter Richard Löwenherz ab; ferner landeten hier die
Franzosen und Castilianer 1372 sowie
Warwick und Clarence im J. 1470. - Dartmouth in Neuschottland, s. Halifax.
[* 15]
(spr. -rüh),Napoléon,Graf, franz. Staatsmann, Sohn des
GrafenPierreAntoine Daru, geb. in
Paris,
[* 16] erbte
von dem
Vater die Pairswürde und nahm unter der Regierung
Ludwig Philipps lebhaften Anteil an den parlamentarischen
Debatten der Pairskammer. Vom Depart. Manche ward er 1848 in die Konstituierende und in
die Gesetzgebende Nationalversammlung gewählt, wo er mit der
Majorität stimmte.
BeimStaatsstreiche Napoleons,
berief er als Vicepräsident die Repräsentanten auf die
Mairie des 10.
Arrondissements und beantragte
die Absetzung Napoleons, weshalb er verhaftet und eine Zeit lang in Vincennes gefangen gehalten wurde.
Freigelassen, zog sich Daru ins Privatleben zurück, bis er bei den allgemeinen
Wahlen von 1869 gegen den offiziellen Kandidaten
siegte. Als Anfang 1870 Napoleon III. durch
BerufungOlliviers zur
Bildung eines Ministeriums den Schein
erweckte, daß es ihm mit Einführung einer konstitutionellen Regierung Ernst sei, wurde Daru von
Ollivier veranlaßt, das
Portefeuille
des Äußern zu übernehmen. Daru willfahrte, gab jedoch kurze Zeit vor dem
Plebiscit seine Entlassung. Im Febr. 1871 vom Depart.
Manche in die Nationalversammlung gewählt, schloß er sich dem rechten Centrum an, wurde 1876 Senator
für dasselbe Departement und hielt sich im Senat zur
Rechten. 1879 wurde er nicht wiedergewählt und zog sich ins Privatleben
zurück. Er starb in
Paris. Durch seine
Schrift «Le
[* 17] comte Beugnot» (1865) erwarb sich Daru die Mitgliedschaft
des
Instituts.
(spr. -rüh),PierreAntoineBruno,
Graf, franz. Staatsmann und Schriftsteller, geb. zu
Montpellier,
[* 18] betrat, nachdem er eine ausgezeichnete Schulbildung erhalten hatte, die militär.
Laufbahn. Als die Revolution ausbrach, war Daru
Kriegskommissar. Er schloß sich derselben an, wurde aber 1793 als verdächtig
verhaftet und erst nach Robespierres
Sturz 1794 wieder frei. 1795 ward er Sektionschef im Kriegsministerium
und bald darauf Generalintendant der Donauarmee.
Auch Napoleon I. benutzte ihn in solcher Eigenschaft, zog ihn zum
Abschluß der Friedensverträge von
Preßburg
[* 19] (1805),
Tilsit
[* 20] (1807) und
Wien
[* 21] (1809) bei und ernannte ihn zum
Grafen. In dieser Zeit machte sich Daru inÖsterreich
[* 22] und
Preußen
[* 23] durch seine strenge
Verwaltung verhaßt, sodaß später
Blücher 1813 D.s Besitzungen sequestrieren ließ. 1811 übernahm
Daru das Staatssekretariat und sprach sich im Conseil nicht selten gegen die Welteroberungspläne des
Kaisers aus. Im russ.
Feldzug besorgte er, so gut als möglich, das
Amt eines Generalintendanten, desgleichen 1813, wo er Minister
wurde. Nach des
KaisersSturze anfänglich beiseite geschoben, wurde er 1818 zum Pair ernannt und 1828, nachdem er schon seit 1805 Mitglied
des Nationalinstituts gewesen, in die
Akademie der Wissenschaften
¶
mehr
aufgenommen. Seit der Restauration widmete er seine Muße vorzüglich geschichtlichen Studien. Er starb auf seinem
Landsitze Vecheville bei Meulan. Seinen litterar. Namen schuf er sich durch eine vortreffliche metrische Übersetzung des Horaz
(2 Bde., Par. 1788 u. ö.).
Sein Hauptwerk ist die «Histoire de la république de Venise»
(7 Bde., Par. 1819; 4. Aufl., 9 Bde.,
1853), ausgezeichnet durch wissenschaftliche Genauigkeit und sorgfältigen Stil. Einen deutschen Auszug daraus lieferte Bolzenthal
(3 Bde., Lpz. 1825‒27),
eine Übersetzung Ruprecht (2. Ausg., 4 Bde.,
ebd. 1859). Seine «Histoire de Bretagne» (3 Bde., Par. 1826;
deutsch, 2 Bde., Lpz. 1831) ist ein
ebenfalls sehr gründliches Werk. Ferner sind zu erwähnen die «Notions statistiques sur la librairie
pour servir à la discussion des lois sur la presse» (Par. 1827) und ein nachgelassenes Gedicht:
«L'astronomie» (ebd. 1830).