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Vereine. Verein für Erdkunde, Geographische Gesellschaft, Kunstgenossenschaft, Historischer, Geologischer und Naturwissenschaftlicher, Archäologischer, Litterarischer, Ärzte-, Architekten- und Ingenieur-, Kunst-, Instrumental-, Musikverein und zahlreiche andere Vereine zur Förderung von Kunst, Musik, Turnen, Geselligkeit, Handel, Verkehr, Gewerbe und Sport sowie eine Freimaurerloge. Die in Darmstadt erscheinenden polit. Zeitungen und Fachzeitschriften sind weniger bedeutend.
Wohlthätigkeitsanstalten. Neben den Ortskrankenkassen bestehen Kranken-, Unterstützungs-, Altersversorgungs- und Sterbekassen, Sanitätsvereine, Verein gegen Verarmung und Bettelei, Lehrerwaisenstift, Knabenarbeitsanstalt, Alice-Frauenverein, Idiotenanstalt (Alicestift); ferner ein städtisches Hospital, Pfründneranstalt, Siechenhaus, Asyl für verwahrloste Kinder (in Gräfenhausen), Hospitäler der Barmherzigen Schwestern, Diakonissenhaus Elisabethstift, Alice-Hospitalverein, Mathilde-Landkrankenhaus u. a.
Industrie, Gewerbe, Handel. Industrie und Handel haben sich in den letzten Jahrzehnten vorteilhaft entwickelt; es bestehen Eisengießereien (Aktiengesellschaft vormals Gebrüder Seck), Kesselschmieden (Göhring & Leuchs, Arthur Rödberg), ferner Fabrikation von Maschinen (Aktien-Maschinenbauanstalt vormals Venuleth & Ellenberger, besonders für Brennereieinrichtungen und Trockenapparate, Beck & Rosenberger für Brauereieinrichtungen), Chemikalien (Emanuel Merck), eisernen Herden (Gebrüder Röder), Spielkarten, Hüten (Schuchards Nachfolger), Wagen (Karl Schenck), Seifen, Parfümerien, Möbeln, Eisenbahnfahrkartendruck- und -Datumpressen, Kartonnagen, Schokolade, Cigarren, Briefumschlägen, Öfen, Spiel-, Metall- und Schuhwaren, Tapeten (Hochstätter & Söhne), Zündhölzern u. s. w., große Handelsgärtnereien, Buchdruckereien, lithogr.-geogr. Anstalten und Großhandlungen in Manufaktur-, Kolonial- und Materialwaren, Wein, Öl, Leder und Landesprodukten. Die Interessen des Handels und der Gewerbe werden gefördert durch eine Handelskammer, den Handels-, Lokalgewerbe-, Verkehrs- und Fabrikantenverein. Die Stadt hat eine Frühjahrs- und Herbstmesse, zwei Pferde- und zahlreiche Fettviehmärkte. Darmstadt ist Sitz der Land- und Forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Großherzogtum Hessen und der 2. Sektion der Hessen-Nassauischen Baugewerksberufsgenossenschaft.
Für den Geld- und Kreditverkehr bestehen die Reichsbanknebenstelle (1891: 450 Mill. M. Umsatz), Bank für Handel und Industrie (s. d., meist Darmstädter Bank genannt), Bank für Süddeutschland (Darmstädter Zettelbank, 15,672 Mill. M. Aktienkapital, 1891: 781113 M. Reingewinn), Volksbank (Genossenschaft, 1891: 19 Mill. M. Umsatz), Landwirtschaftliche Genossenschaftsbank (1891: 15 Mill. M. Umsatz) und mehrere Privatbanken. Ferner bestehen eine Centralgenossenschaft für die landwirtschaftlichen Konsumvereine, ein Hausfrauenverein, Kohlenkonsumverein, eine Renten- und Lebensversicherungsanstalt und eine Versicherungskasse.
Verkehrswesen. Darmstadt hat 4 Bahnhöfe und liegt an den Linien Mainz-Aschaffenburg, Darmstadt-Wiebelsbach-Heubach (28,1 km) und Darmstadt-Goddelau-Erfelden (16 km) der Hess. Ludwigsbahn (Hess. Ludwigsbahnhof und Bahnhof Rosenhöhe), Frankfurt a. M.-Heidelberg (Main-Neckarbahn, Main-Neckarbahnhof und Bahnhof in Bessungen) und hat Straßenbahnverbindung mit Griesheim (6,8 km), Arheilgen (4,3 km) und Eberstadt (6 km). Darmstadt hat ein Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, ein Telegraphenamt erster Klasse und ein Stadtpostamt sowie Fernsprecheinrichtung (108 Teilnehmer) und -Verbindung mit Frankfurt, Mainz, Wiesbaden und Hanau.
Vergnügungsorte und Umgebung. Zahlreiche Vergnügungsorte befinden sich in der Stadt (Saalbau mit 12 Festsälen, Schützenhof, Rummelbräu, Ludwigsbahnhotel) und in der schönen Umgebung, so der Karlshof (3 km), Fasanerie (8 km), Jagdschloß Kranichstein (10 km), Forsthaus Einsiedel (7 km) im O. und NO., sowie die Ludwigshöhe (242 m, 4 km) mit Aussichtsturm im S. Bei Eberstadt an der Bergstraße die stattlichen Trümmer der Burg Frankenstein (397 m) mit Grabmälern aus dem 16. und 17. Jahrh. in der Kapelle.
Geschichte. Darmstadt wird zuerst in den Urkunden des 11. Jahrh. erwähnt; der Ursprung des Namens ist unsicher. Bessungen wird bereits 1002 urkundlich erwähnt. Schwerlich hat das kleine Bächlein, heutzutage Darm genannt, von dem es durchflossen wird, Veranlassung zu dem Namen gegeben; wahrscheinlich bedeutet der Name der Stadt «Stadt des Darmund», wie er auch zuerst in der Form «Darmundstadt» vorkommt. war aber zu Anfang des 14. Jahrh. noch ein Dorf im Besitze der Grafen von Katzenelnbogen, die 1330 für dasselbe Stadt- und Festungsrecht vom Kaiser erlangten.
Nach dem Erlöschen der männlichen Linie der Katzenelnbogener (1479) kam Darmstadt durch die an den Landgrafen Heinrich Ⅲ. vermählte Katzenelnbogener Erbtochter an Hessen. Im Schmalkaldischen Kriege wurde Darmstadt durch das kaiserl. Heer eingenommen und das alte Schloß in die Luft gesprengt. Nach Philipps des Großmütigen Tode (1567) fiel Darmstadt bei der Teilung des Landes an dessen jüngsten Sohn Georg, der es zu seiner Residenz wählte und Stifter der Darmstädtischen Linie wurde. Mehr noch als Georg thaten für die Erweiterung der Stadt die Landgrafen Ludwig Ⅴ., Ludwig Ⅵ. und Ernst Ludwig; dann die Großherzöge Ludwig Ⅰ., Ludwig Ⅲ. und Ludwig Ⅳ., unter deren Regierung das neue Darmstadt entstand. –
Vgl. Mitzenius, Darmstadt, seine Wälder und Höhen (2. Aufl., Darmst. 1871);
Walther, Der Darmstädter Antiquarius (ebd. 1857);
ders., Darmstadt wie es war und wie es geworden ist (ebd. 1865);
Zernin und Wörner, Darmstadt und seine Umgebung (Zür. 1890).