Chylus nach den größern Chylusgefäßen hin vorwärts zu treiben. Die
Drüsen der
Darmschleimhaut sind verschiedener Art.
Im
Dünndarm finden sich in ungeheurer Anzahl zwischen den
Darmzotten die sog. Lieberkühnschen
Drüsen, kleinste, einfache
Schlauchdrüsen, welche den dünnen alkalischen
Darmsaft absondern, der sich dem
Speisebrei beimengt,
Faserstoff und Eiweißkörper
auflöst undStärke
[* 2] in Dextrin und Zucker
[* 3] verwandelt. Im
Zwölffingerdarm kommen kleine traubenförmige
Drüsen vor, die sog.
Brunnerschen Drüsen, deren gleichfalls alkalisches Sekret dem vom
Pankreas abgesonderten Bauchspeichel
gleicht.
Weiterhin finden sich über die ganze Dünndarmschleimhaut zerstreut kleine hirsekorngroße
Lymphdrüsen, die sog. solitären
Follikel, die als Bildungsstätten der weißen
Blutkörperchen
[* 4] betrachtet werden. Der untere
Abschnitt
des
Dünndarms endlich ist der Sitz der
Peyerschen Drüsenhaufen, die eine Anhäufung von vielen solchen solitären Follikeln
darstellen. Die Schleimhaut des
Dickdarms ist glatt, sie hat keine Falten und Zotten, sondern nur Lieberkühnsche
Drüsen und
solitäre Follikel. (Vgl. die
Tafeln: Die
Baucheingeweide des
Menschen, Bd. 2.)
Die Verrichtungen des
Dünndarms bestehen zunächst in der weitern chem. Umwandlung des aus dem
Magen
[* 5] übergetretenen
Speisebreies oder
Chymus (s. d.) mit Hilfe des von den
Brunnerschen und Lieberkühnschen
Drüsen abgesonderten
Darmsaftes, sowie
der
Galle und des Bauchspeichels, welche beide während der
Verdauung sich gemeinschaftlich in den
Zwölffingerdarm ergießen.
Durch den Einfluß dieser Sekrete auf den durch die wurmförmigen
Bewegungen des Darms langsam fortbewegten
Speisebrei werden die im
Magen noch nicht oder nur unvollständig aufgelösten Eiweißkörper vollends aufgelöst und verflüssigt,
die noch vorhandene
Stärke in Dextrin und Zucker umgewandelt und die Fette in eine mandelmilchähnliche
Emulsion verflüssigt
und so zur
Aufnahme in die Saugadern geschickt gemacht.
Die so gelösten Nahrungsstoffe werden sodann von den
Darmzotten vermittelst kapillarer und endosmotischer Vorgänge aufgesaugt
und durch rhythmisch erfolgende Kontraktionen in die Chylusgefäße und von diesen weiterhin in die allgemeine Säftemasse
übergeführt. Der unverdaute und unbrauchbare
Teil der Nahrungsstoffe gelangt endlich in den
Dickdarm, wird hier durch
Aufsaugung seiner flüssigen
Bestandteile eingedickt, in Kot umgewandelt und schließlich durch die peristaltischen
Bewegungen
des Darmrohrs und die Kontraktionen der
Bauchmuskeln nach außen entleert. (S.
Verdauung.)
durch
Operation hergestellte offene
Verbindung zweier Darmpartien oberhalb und unterhalb einer anderweitig
nicht zu beseitigenden Verengerung oder Verschließung des
Darms, um die unbehinderte Passage des Darminhalts wieder zu ermöglichen.
Die Därme bilden in getrocknetem und feuchtem Zustande, in letzterm Falle der Haltbarkeit wegen mit
Salz
[* 9] eingelegt, einen nicht unbedeutenden Handelsartikel, und zwar werden Rinds- und Schweinsdärme
hauptsächlich von England und
Amerika,
[* 10] Schafdärme von
Rußland importiert.
Verpackung in Fässern und Kisten zu 150-500 kg.
Verwendung finden Därme in der Wurst- und Saitenfabrikation, für letztern Zweck ausschließlich die Schafdärme.
Der akute
Darmkatarrh (Enteritis catharrhalis, Catharrus intestinalis) zählt zu den am häufigsten vorkommenden
Krankheiten
und wird meist durch örtliche Reize veranlaßt, welche die
Darmschleimhaut in
Entzündung versetzen, so
namentlich durch den Genuß verdorbener, in Gärung und
Zersetzung übergegangener oder unverdaulicher Nahrungsmittel
[* 12] und
Getränke, durch den Gebrauch scharfer, die
Darmschleimhaut reizender
Mittel (Abführmittel, ätzende Metalloxyde), durch Anhäufung
von harten Kotmassen oder
Würmern im
Darmkanal, bisweilen auch durch
Blutstockungen in der
Pfortader bei
Herz-,
Leber- und
Lungenkrankheiten.
Auch Erkältungen des
Unterleibs und der Füße sowie heftige Gemütserregungen
(Angst und Schreck) können
akuten
Darmkatarrh hervorrufen; oft schließt sich der letztere auch an einen schon bestehenden
Magenkatarrh an. Zu gewissen
Zeiten, namentlich im heißen
Sommer, tritt der
Darmkatarrh zuweilen auch in epidemischer
Verbreitung auf, ohne daß sich eine
bestimmte
Ursache dafür nachweisen läßt. Die anatom.
Veränderungen der
Darmschleimhaut bestehen beim
akuten Katarrh in einer mehr oder minder beträchtlichen Rötung und Schwellung der Schleimhaut, insbesondere ihrer drüsigen
Elemente, und in der reichlichen
Absonderung eines stark wässerigen oder schleimigen, vorzugsweise massenhaft abgestoßene
¶
mehr
Epithelzellen enthaltenden Sekrets; bei schweren Katarrhen kann es auch leicht zur Bildung kleiner oberflächlicher Darmgeschwüre
(s. d.) kommen. Beim chronischen Darmkatarrh pflegen die Schwellung der Schleimhaut und die Schleimabsonderung geringer zu
sein; dagegen nimmt die Schleimhaut selbst eine graue, schieferähnliche Färbung an.
Die Symptome des Darmkatarrhs sind je nach dem Sitze der Erkrankung verschieden. Ist vorzugsweise der oberste
Teil des Dünndarms, der Zwölffingerdarm, betroffen, wie dies häufig im Anschluß an einen Magenkatarrh geschieht, so kommt
es gewöhnlich außer Appetitlosigkeit und Stuhlverstopfung zur sog. katarrhalischen Gelbsucht (s. d.), indem durch die Schwellung
der Darmschleimhaut der gemeinsame Gallengang verstopft und somit der Austritt derGalle aus der Leber und
der Gallenblase in den Darm verhindert wird.
Beim Katarrh der mittlern und untern Darmpartien dagegen erfolgen mit oder ohne Fieber unter Kollern und kolikartigen Schmerzen
mehr oder minder häufige dünne, wässerige Stuhlentleerungen, welche zumal bei Kindern und geschwächten Personen leicht eine
beträchtliche Erschöpfung und Abmagerung herbeiführen können. Geht dieser Zustand in den chronischen
Darmkatarrh über, so wechselt Durchfall mit längerer Stuhlverstopfung, wozu sich Austreibung des Leibes und Blähungen, Appetitlosigkeit,
Angstgefühl und andere Verdauungsstörungen gesellen, welche häufig die Quelle
[* 14] hochgradiger Abmagerung und Blutarmut, sowie
anhaltender hypochondrischer Gemütsverstimmung werden.
Die Behandlung des Darmkatarrhs hat vor allem für die Regelung der Diät zu sorgen; man gestatte nur
schleimige Getränke (Hafer-, Reis- oder Gerstenschleim), Suppen aus Sago oder gebranntem Mehl,
[* 15] allenfalls etwas Rotwein; liegt
dem Katarrh eine Erkältung zu Grunde, so sind Bettruhe, einige Tassen heißen Thees (Pfefferminz-, Kamillen- oder Baldrianthee)
und warme Umschläge auf den Leib von Nutzen. Sind harte zurückgehaltene Kotmassen die Ursache des Katarrhs,
so muß die Behandlung mit dem Darreichen eines Abführmittels (am besten Ricinusöl) beginnen.
Bei Säuglingen, deren Darmkatarrhe während der heißen Sommermonate in den großen Städten vorzugsweise durch den Genuß
verfälschter oder verdorbener Milch entstehen und den höchsten Prozentsatz der Kindersterblichkeit liefern, ist
während des Durchfalls die Kuhmilch unbedingt und gänzlich auszusetzen und durch Salepabkochung, Fleischbrühe, Nestlésches Kindermehl,
etwas süßen Wein zu ersetzen, doch kann hier die frühzeitige Einholung ärztlichen Rates nicht dringend genug empfohlen
werden, da oft ein außerordentlich schneller Verfall der Kräfte eintritt. Führt die diätetische Behandlung des Darmkatarrhs
nicht zum Ziele, so sind die sog. adstringierenden Heilmittel (Wismut, Höllenstein, Alaun,
[* 16] Gerbsäure
u. a.) sowie die Präparate des Opiums, teils innerlich, teils als Zusatz zum Klystier, anzuwenden. Gegen den chronischen Darmkatarrh
der Erwachsenen endlich sind gewisse Brunnenkuren (Marienbad, Karlsbad, Kissingen,
[* 17] Ems,
[* 18] Homburg
[* 19] u. a.) oft von entschiedenem
Nutzen.
Eine besonders gefährliche Form der Darmentzündung ist die Entzündung des Blinddarms und seines Wurmfortsatzes (Typhlitis),
welche durch die Anhäufung verhärteter Kotmassen oder verschluckter fremder Körper (Kirschkerne, Knochenstückchen, Rosinen-
und Weinbeerenkerne, Nadeln
[* 20] u. dgl.) im Blinddarme
entsteht und zu mehr oder minder ausgedehnter Verschwärung der Blinddarmschleimhaut
Veranlassung geben kann. Nicht selten wird hierbei der Blinddarm oder der Wurmfortsatz von dem Geschwür
durchbohrt, wodurch, wenn nicht vorher eine Verwachsung des Blinddarms mit seiner Umgebung erfolgt war, der Austritt von Eiter
und Darminhalt in die Bauchhöhle, und damit in kürzester Frist eine tödliche Bauchfellentzündung erfolgt.
Aber auch in den Fällen, in denen schließlich nach schmerzhaftem Krankenlager Genesung eintritt, bleiben
durch Knickung und Verengerung des Darmrohrs oft lebenslänglich Beschwerden zurück. Wer also Schmerzen in der Blinddarmgegend
(rechts unten im Unterleib, über der rechten Leistengegend und Darmbeinschaufel) verspürt, lasse sich sofort von einem tüchtigen
Arzt untersuchen, da eine rechtzeitige und umsichtige Behandlung bei der Blinddarmentzündung vor vielen Gefahren zu
behüten vermag.
Die Behandlung selbst besteht im Anfang, wenn noch keine stärkern entzündlichen Erscheinungen vorhanden sind, in Entleerung
der stagnierenden Kotmassen durch hinreichende Gaben von Ricinusöl oder eröffnende Klystiere, in feuchtwarmen Umschlägen
und örtlichen Blutentziehungen; ist bereits eine ausgedehntere Entzündung vorhanden, so sind Eisbeutel auf den Unterleib und
öftere Dosen von Opium oder Morphium angezeigt. Bilden sich Abscesse in der Umgegend des Blinddarms, so sind
dieselben frühzeitig mit dem Messer
[* 21] zu eröffnen, um Eiterverhaltung mit ihren gefährlichen Folgen zu verhüten. Da übrigens
die Krankheit nicht selten eine große Disposition zu erneuten Entzündungen zurückläßt, so ist auch nach der Genesung noch
lange Zeit hindurch ein sorgfältig geregeltes diätetisches Verhalten zu beobachten.