800 von der anglikan. Geistlichkeit bedrängt, begab sich Darby 1838 nach Genf,
[* 2] 1840 nach Lausanne
[* 3] und gewann im Waadtlande
zahlreiche
Anhänger. Er kehrte später nach England zurück und starb in der Nähe von
London.
[* 4] Von seinen zahlreichen
Schriften wurden ins Deutsche
[* 5] übertragen: «Die gegenwärtige Erwartung derKircheGottes verbunden mit
den
Weissagungen in Betreff der
Juden und der Nationen» (2. Aufl., Tüb. 1850),
«Die Welt und die
Kirche» (1848) und «Die
Kirche
nach dem Worte
Gottes» (Tüb. 1850).
Die Darbysten teilen mit den Irvingianern (s. d.) die
Annahme, daß alle
Kirchen gleich unecht seien und das wahre
Christentum mit
den
Aposteln und ihren
Schülern aufgehört habe; sie fordern daher
Trennung von der
Kirche und keine neue Kirchenbildung, nur
Versammlungen,
Assembléesde culte, und auch kein pastoralesAmt mehr. Im Gegensatz zu den Irvingianern
verwerfen sie jede priesterliche Bevormundung, jeden geistlichen
Stand und verkünden das allgemeine Priestertum und das
Recht
zum Dienst am Wort für jeden Geistbegabten.
Die Wiedergeborenen halten sie vom Augenblick ihrer
Bekehrung an für neue, gerechte und selige
Menschen;
Taufe und
Abendmahl
halten sie zur Seligkeit nicht für erforderlich, daher sie vielfach die Kindertaufe verwerfen; auch
hat das
Abendmahl für sie nur die Bedeutung einer Dank- und Bekenntnisfeier.
Darby lebte der festen Hoffnung baldiger sichtbarer
Wiederkunft des Herrn; in diesem Punkte stimmen die Darbysten mit den Irvingianern überein, ebenso folgerichtig in der
Geringschätzung der irdischen Lebensverhältnisse;
Staat, Kunst, Wissenschaft, alles ist vom Übel. –
Vgl.
Herzog, Les frères de Plymouthet JohnDarby (Laufen 1845);
Estéoul,Plymouthisme d'autrefois et le Darbyisme d'aujourdhui
(Par. 1858);
Grunewald, in den «Jahrbüchern für deutsche
Theologie» (Gotha
[* 15] 1870);
Dresbach, Die prot. Sekten der Gegenwart
(Barmen 1887).
(spr.-ßeh),
JeanPierre Jos., franz. Chemiker, geb. zu
Paris,
[* 16] Sohn des ebenfalls als Chemiker bekannten
JeanD'A. (geb. gest. als Direktor der
Porzellanmanufaktur zu Sèvres), wurde 1801 Münzwardein und starb Man verdankt ihm namentlich Verbesserungen
in der Pulverfabrikation, in Zusammensetzung von
Bronzen und ähnlichen
Legierungen, in der Fabrikation
von Stahlwaren,
Arbeiten über
Darstellung der Knochengallerte, über Verwendung der
Knochen
[* 17] als
Dünger, über Seidenwürmerzucht
und eine Reihe gesundheitspolizeilicher
Vorschläge und Einrichtungen für Hospitäler und
Waschanstalten, Blechhütten u.s.w.
Zu seinen wichtigsten Entdeckungen gehört die 1802 eingeführte Scheidung des
Goldes vom
Silber durch kochende
Schwefelsäure.
[* 18]
(von Dardanarius, dem
Namen eines berüchtigten röm. Kornwucherers), die Verteuerung von Lebensmitteln
und sonstigen gemeinverkäuflichen Waren durch Vorkauf und Aufspeicherung oder auch durch Zurückhaltung eigener Erzeugnisse.
Das war schon im röm.
Rechte mit arbiträrer
Strafe bedroht.
Die ehemalige deutsche Reichsgesetzgebung
bestrafte das Dardanariat mit Landesverweisung und Vermögenskonfiskation.
Der neuern Gesetzgebung ist das Dardanariat unbekannt. (S. auch
Aufkauf.)
Der
Name kommt von der Stadt
Dardanus (s. d.) im Gebiet von
Troas. Die Dardanellen haben als westl. Eingangsthor nach
Konstantinopel
[* 22] eine
hohe kommerzielle wie auch militär. Bedeutung; die erstere konzentriert sich in Gallipoli
am östl. Eingange, die letztere in den
Sperrforts des durchgängig von den
Kanonen beherrschten schmalen
südwestl.
Teils.
Schon seit langer Zeit sind befestigt der Eingang selbst durch die 1881 neugebaute
BatterieSeddil-Bahr und
das gegenüberliegende
FortKum-Kale, dann die engste
Stelle zwischen
Kilid-Bahr und
Tschanak-Kalessi oder
Kale-Sultanie (s. d.),
einer Stadt von 7000 E., wo 1660 Mohammed IV. zwei Schlösser erbauen ließ, in denen später die Riesenkanonen
(Kämmerliks von den
Türken genannt)
Aufstellung fanden.
Diese
Anlagen wurden 1830 durch Errichtung der
Batterien Namasigia unmittelbar im
S. und Degirmen-Burun-Tabiassi im N. verstärkt
und im Bereich der Enge zwischen den Ruinen des alten Sestos und
Abydos das
Fort Boghalü Tabia und gegenüber
das von Nagara erbaut. Unter
SultanAbd ul-Asis beschloß die
Pforte 1863, auf Anregung des damaligen brit.
BotschaftersSir Henry
Bulwer, den allmählichen Umbau der infolge der Erfindung der gezogenen
Kanonen wie der
Panzerschiffe
[* 23] beiden gegenüber fast
vollkommen wertlos gewordenen Dardanellenbefestigungen; die bezüglichen
Arbeiten wurden im April 1864 begonnen.
Danach, bis zum
Ausbruch des letzten russ.-türk.
Krieges (April 1877) unter mancherlei Erneuerungen fortgeführt, haben sie
das Resultat gehabt, daß die drei
Batterien Namasigia, Medschidieh und Degirmen-Burun-Tabiassi und das
Fort Nagara den Anforderungen
unserer
Tage entsprechend fertig gestellt worden sind.
Die
Meerenge hat eine große Rolle in der Geschichte gespielt. Hier, mutmaßlich auf der Schmalstelle
von Nagara, schlug
Xerxes seine
Brücken;
[* 24] und hier setzte
Alexander nach
Asien
[* 25] über. 1356 überschritten die
Türken die
Straße.
Den ersten Versuch, in die
Straße einzudringen, machte der als
Admiral in russ. Diensten stehende Engländer Elphinstone mit
drei Linienschiffen und vier
Fregatten bei Verfolgung zweier türk. Linienschiffe. Indes scheint er,
Kum-Kale
und
Seddil-Bahr passierend, nur bis Kepes-Burun gelangt zu sein. Der engl.
Admiral Duckworth gelangte, von
¶
mehr
801 den türk. Batterien bei seiner Durchfahrt unbelästigt, 20. Febr. bis nahe vor Konstantinopel, mußte aber unverrichteter
Dinge die Rückfahrt antreten. Der Dardanellenvertrag welchen die fünf Großmächte mit der Pforte abschlossen,
und der durch den Pariser Frieden 1856 im wesentlichen bestätigt wurde, setzt fest, daß kein nichttürk.
Kriegsschiff ohne Bewilligung der osman. Regierung in die Meerenge einlaufen und sie passieren darf.
Auch Handelsfahrzeugen fremder Nationen ist die Passage der Schmalstelle von Tschanak-Kalessi bei Nacht untersagt, und sie
sind zur Vorzeigung der Pässe und zur Zahlung einer Leuchtturmsgebühr verpflichtet. Der LondonerVertrag
sowie der Berliner Friede
[* 27] bestätigten das Princip der Schließung der Dardanellen nach Maßgabe des Pariser Friedens.
Doch liefen Febr. 1878 engl. Kriegsschiffe durch die Dardanellen, um Konstantinopel vor den Russen zu schützen. 1891 wurde die Dardanellenfrage
von neuem aktuell, als zu verschiedenen Malen russ. Schiffe
[* 28] mit Soldaten an Bord von den Türken an der Durchfahrt
gehindert wurden. Die Türkei
[* 29] schloß darauf ein Abkommen mit Rußland, wonach die Schiffe der sog. Freiwilligen FlotteRußlands,
sofern sie die Handelsflagge führen, die Dardanellen frei passieren, und wenn sie Sträflinge oder Soldaten an Bord haben, der Pforte
vorher davon Anzeige machen sollen. Eine türk. Cirkularnote vom 16. Sept. teilte den
Großmächten dies Abkommen mit. KleineDardanellen heißen auch die Meerenge und die Schlösser von Rion (s. d.) in Griechenland.
[* 30]