zu
Karlsruhe.
[* 2]
Außer acht
Opern («Kleopatra» bereits 1779) hat er
Musik fast aller Gattungen komponiert, auch eine Reihe
von Kirchenwerken.
Seine Schwester Franciska Danzi, geb. 1756 in
Mannheim,
[* 3] war eine der ersten Sopransängerinnen ihrer Zeit, die den berühmten
Oboespieler Ludw. Aug.
Lebrun (1746 - 90) heiratete und in
Berlin
[* 4] starb.
1) Regierungsbezirk der preuß.
Provinz Westpreußen,
[* 6] grenzt im N. an das Frische Haff und die
Danziger Bucht, hat in seinem
östl.
Teil die fruchtbare Niederung der Weichsel und Nogat, im seenreichen westlichen, dem
Kern des alten
Pommerellen, das
Plateau von Karthaus mit dem
Turmberg (339 m), ist ausgezeichnet durch
Ackerbau und Viehzucht
[* 7] und hat 7952,58
qkm, 589176 (285849 männl., 303327 weibl.) E., darunter 6610 Militärpersonen; 12
Städte mit 151,46 qkm und 213792 (102055
männl., 111737 weibl.) E., 801 Landgemeinden und 446 Gutsbezirke mit 7801,12 qkm und 375384
(183794 männl., 191590 weibl.) E.; ferner 53717 bewohnte und 633 unbewohnte
Wohnhäuser,
[* 8] 121112 Haushaltungen und 334 Anstalten. Dem Religionsbekenntnis nach waren 294157
Evangelische, 279364 Katholiken, 9727 andere
Christen und 5928 Israeliten. Der Regierungsbezirk zerfällt in die 12
Kreise:
[* 9]
2) Danzig, poln.
Gdansk; lat.
Gedanum, Hauptstadt der preuß.
Provinz Westpreußen und
des Reg.-Bez. Danzig, wichtige Handelsstadt und
Festung,
[* 10] 140 km von der russ. Grenze entfernt, liegt 54° 21' nördl.
Br. und 18° 41' östl. L. von Greenwich, in 5 m Höhe (Bahnhof), etwa 4 km südwestlich
der
Danziger Bucht (s. d.), unweit der Mündung der vereinigten Mottlau und Radaune
in die
Tote oder
Danziger Weichsel (s. d.). Die
Ausdehnung
[* 11] beträgt von O. nach W. und von S. nach N. je 7, der
Umfang 40 km.
Von der Gesamtfläche (19,75 qkm) sind 3,08 qkm mit Häusern bebaut, 4,95 qkm sind Wege,
Straßen und
Eisenbahnen, 10,52 qkm landwirtschaftlich benutzt und 1,22 qkm Wasserfläche. Der mittlere Luftdruck betrug nach den
Beobachtungen
in
Neufahrwasser (1888) 759
mm, die mittlere Jahrestemperatur +6° C. (+29° Maximum, - 23° Minimum), die Niederschlagsmenge 698
mm.
(Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der
Straßen, Plätze und öffentlichen
Gebäude, und eine Karte:
Danzig mit
Neufahrwasser und Weichselmünde.)
Bevölkerung.
[* 12] Die ortsanwesende
Bevölkerung betrug 1819: 49392, 1858: 76795, 1871: 88974, 1875: 97931, 1880: 108551, 1885:114805,1890: 120338
(57773 männl., 62565 weibl.) E., i. eine Zunahme (1885 - 90) von 5533 (4,7
Proz.) oder durchschnittlich jährlich 1107
Personen;
davon kommen auf die Vorstädte
Schidlitz 6622, Strohdeich
1056, Langfuhr 5294,
Neufahrwasser 5832, Stadtgebiet und Altschottland 2995 und St.
Albrecht 1449 E. Dem Religionsbekenntnis
nach waren 80723
Evangelische, 35851 Katholiken, 1229 andere
Christen und 2535 Israeliten;
1890 gab es 5808
Wohnhäuser und 283 andere
bewohnte Baulichkeiten, 26114 Haushaltungen und 85 Anstalten.
Von 1000 E. sind geboren in Danzig 506, im
übrigen
Preußen
[* 13] 479, im übrigen
DeutschenReich 8, im
Ausland 7. Zahl der
Geburten (1890) 4452, der Sterbefälle 3209, der
Ehen 975, der Zugezogenen (1890) 17030, der Abgezogenen 14851. In Garnison liegen das Grenadierregiment König
Friedrich I.
Nr. 5, das Infanterieregiment Nr. 128,
die 1., 2., 4. und 5. Eskadron des Leibhusarenregiments Nr. 1, die 1., 2. und 4.
Abteilung des Feldartillerieregiments Nr.
36, das 2.
Bataillon des Fußartillerieregiments von Hindersin Nr. 2 und das Trainbataillon Nr. 17.
Ehrenbürger ist der frühere Oberpräsident von Westpreußen, Geheimrat von Ernsthausen.
Anlage,
Straßen, Plätze. Die Mottlau, ein kleiner
Fluß, bis 5 m tief, durchströmt die Stadt in 2
Armen
und trennt die ältern Stadtteile am linken Ufer: Altstadt, Rechtstadt und Vorstadt, von den am rechten Ufer gelegenen neuern:
Niederstadt und Langgarten;
in der Mitte liegt die Speicherinsel mit den großen Getreideniederlagen, die bis zu 100000 t
bergen können.
Die Radaune fließt westlich von der Stadt, schneidet beim
HohenThor den Stadtgraben und
trennt die
Alt- von der Rechtstadt. Außerdem durchziehen noch mehrere
Kanäle die Stadt. Von den etwa 50
Brücken,
[* 14] die die
Wasserläufe überschreiten, sind die größten: die Kuhbrücke,
GrüneBrücke,
[* 15] Mattenbuden-, Milchkannenbrücke.
Die innere Stadt wird durch einen gewaltigen Hauptwall mit 22
Bastionen umschlossen; zwischen diesem und
seinem mit der Mottlau und Weichsel in
Verbindung stehenden Festungsgraben und zwischen dem durch die Citadellen des
«Bischofs-
und
des Hagelsbergs" gekrönten äußern Festungsgürtel breiten sich neue Stadtteile aus, unter denen besonders Neugarten mit
den in neuester Zeit aufgeführten stattlichen Gebäuden sich aufzeichnet. Ein Teil der innern Wälle ist vor kurzem geschleift
und das freigewordene Gelände mit Militärgebäuden besetzt, wogegen die äußern Festungswerke fortdauernd verstärkt werden.
Der Hafen ist durch Anlage neuer detachierter Forts vorzüglich befestigt.
Danzig gehört wegen seiner Bauwerke und der landschaftlichen Schönheit seiner Umgebung zu den interessantesten deutschen
Städten; es hat mit Ausnahme Nürnbergs und einiger rhein. Städte die eigentümlichste und am schärfsten ausgeprägte Physiognomie,
die mit den massenhaften, meist sehr alten Befestigungen im Einklang steht. Der interessanteste Stadtteil
und zugleich Mittelpunkt des Verkehrs ist die Rechtstadt. Ihr Glanzpunkt, die Langgasse und der Lange Markt, ist ein breiter,
die Stadt von W. nach O. durchschneidender Straßenzug, den eine Reihe stattlicher Giebelhäuser einfassen, meist Prachtbauten
aus dem 16. bis 18. Jahrh. Im W. dehnt sich jenseits des Stadtgrabens
eine schattige Promenade aus, deren Verlängerung
[* 18] im N. die «große Allee», eine 2 km lange, mit vier Reihen alter Linden bestandene, 1768 angelegte
Straße bildet.
Die Gärten der innern Stadt sind jetzt mit Gebäuden besetzt, dagegen finden sich zwischen den äußern Thoren größere Gärten,
so die zwei Logen-, der Schützengarten und die Anlagen des Verschönerungsvereins. Den meist engen Straßen
kehren die schmalen und tiefen Häuser ihre hohen, durch kunstvolle Steinarbeit oft reichverzierten Giebel zu. Von Plätzen
der innern Stadt ist besonders zu nennen der Winterplatz, benannt nach dem verdienten frühern Oberbürgermeister von Winter,
mit schönen Parkanlagen und neuem monumentalen Brunnen.
[* 19]
Kirchen. Danzig hat 23 Gotteshäuser (14 evang.und 5 kath. Kirchen, je ein evang. und mennonitisches Bethaus und 2 Synagogen). Besonders
hervorzuheben sind die Oberpfarrkirche zu St. Marien, eins der hervorragendsten Baudenkmäler in den baltischen Gegenden, 1343 gegründet,
später bis 1502 bedeutend vergrößert; sie ist eine Hallenkirche mit dreischiffigem Lang- und Querhaus.
Wie eine Festung überragt die Kirche (105 m lang, 35 m breit, im Querschiff 66 m breit, 30 m hoch) mit ihrem gewaltigen Westturm
(76 m) und den zehn schlanken Giebeltürmchen die Stadt. Im Innern befinden sich viele bedeutende Kunstschätze (Hauptaltar, 1511 - 17 gefertigt
von dem in Danzig ansässigen AugsburgerMeisterMichael; Flügelaltar mit dem Jüngsten Gericht, vor 1473 von
Memling in Brügge gemalt).
Die übrigen Kirchen, sämtlich got. Backsteinbauten, sind weniger bedeutend: die Katharinenkirche, aus den: 13. Jahrh., mit
einem Glockenspiel;
die Johanniskirche, im 15. Jahrh. begonnen, durch Restaurationen entstellt;
die Trinitatiskirche, 1514 vollendet,
mit dreifachem got. Westgiebel. Im ehemaligen Franziskanerkloster, einem spätgot.
Bau des 15. und 16. Jahrh., ist das Museum, in der ehemaligen Jakobskirche die Stadtbibliothek.
Die neue Synagoge ist 1886/87 nach Plänen von Ende und Böckmann erbaut.
Weltliche Bauten. Unter den Thoren der Stadt sind besonders zu erwähnen das HoheThor, ein mächtiges, 1558 im
Renaissancestil erbautes Festungsthor, 1880 verbreitert; ferner das Langgarterthor (1612), in ital.
Renaissance, gegenüber der Stockturm von
1346, mit Dach
[* 20] von 1508 und das neuerdings in seiner ursprünglichen Gestalt wiederhergestellte
GrüneThor (1568), in dessen obern Räumen das Westpreußische Provinzialmuseum untergebracht ist. Hervorragende öffentliche
Gebäude sind das Rathaus am Langen Markt (14. Jahrh.), mit einem
schlanken Turm
[* 21] (45 m), dessen zierliche, 1559 - 61 aufgesetzte mit einem Glockenspiel versehene Spitze im Renaissancestil berühmt
ist; im Erdgeschoß die Sommerratsstube mit geschnitztem Portal (1593), die Winterratsstube mit Wandgemälden (1611) und der
Sitzungssaal der Stadtverordneten, früher der «Wette», mit neuerm Sterngewölbe auf achteckiger Granitsäule,
im obern Stock das Empfangszimmer, das Arbeitszimmer des Oberbürgermeisters und das städtische Archiv.
Berühmt ist der Artus- oder Junkerhof am Langen Markt, 1480/81 an Stelle eines ältern durch Brand zerstörten Gebäudes aufgeführt,
vormals Versammlungshaus der reichen Danziger «Stadtjunker», seit dem 18. Jahrh.
Börse, mit zahlreichen Kunstwerken im Innern. Vor dem Artushof der stattliche Neptunsbrunnen, 1633 in
Holland gegossen. Dem GrünenThor gegenüber liegt auf der Speicherinsel das große Gebäude der Sparkasse, vor dem HohenThor
im Neugartendas neue Landeshaus der Provinz Westpreußen, beide im Renaissancestil von Ende und Böckmann;
am Winterplatz das
Oberpostdirektionsgebäude und das Städtische Gymnasium;
an dem Kohlen-Markt das alte Zeughaus, ein
Barockbau von 1605;
zwischen der Sandgrube und dem SchwarzenMeerdas neue chirurg. Lazarett, 1886/87 von
Schmieden erbaut, mit zwei schlanken Türmen;
der uralte histor. Ankerschmiedeturm, seit 1864 zum Polizeigefängnis eingerichtet,
und das großartige Mühlenwerk (1349) an der Radaune mit 18 Gängen.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet durch einen Oberbürgermeister (Dr. Baumbach, seit 1891, 15000 M.), Bürgermeister (Hagemann,
seit 1878, 8500 M.), 17 Stadträte (7 besoldet), 60 Stadtverordnete (Vorsteher Steffens) und eine königl. Polizeidirektion
(Präsident Freiherr von Reiswitz). Die ständige Feuerwehr (seit 1859), mit der Wachtmannschaft und Straßenreinigung
[* 23] verbunden,
zählt 265 Köpfe, darunter 74 für Straßenreinigung, und hat 14 Feuermelder,
[* 24] 3 Dampfspritzen (darunter 2 der
kaiserl. Werft gehörig) und 46 Pferde.
[* 25]
Die beiden Wasserleitungen (Stadt- oder Prangenauer Leitung, seit 1869, und Vorstadt- oder Pelonker Leitung, seit 1878) lieferten
(1891/92) 3,955 Mill. und 72000 cbm aus 22 bez. 7 km entfernten Quellen durch natürliches Gefälle in 57 bez. 21 km
langem Rohrnetz. Die Kanäle (45 km) entleeren ihren Inhalt in die Pumpstation auf der Kämpe (Mottlauinsel), und von da wird
derselbe nach den etwa 8 km entfernten Rieselfeldern (1,5 qkm) an der Ostsee, den ersten des Festlandes, gepumpt. Die städtische
Gasanstalt lieferte (1891/92) 3,171 Mill. cbm Gas, darunter für öffentliche Beleuchtung
[* 26] 639945 cbm (1162
Flammen), für Privatgebrauch 2452160 cbm (22778 Flammen, 41 Gasmotoren mit 210 Pferdestärken). Elektrische
[* 27] Beleuchtung besteht
im Hafen, in der Zuckerraffinerie sowie in einigen Geschäften.
Finanzen. Das Rechnungsjahr 1891/92 schließt ab in Einnahme mit 4622812 M., Ausgabe 4181901 M.; das Vermögen
beträgt 10-15 Mill. M., die Schulden 7,173 Mill. M. Für Schulen wurden aufgewendet 729605 M., für Armenwesen 501745 M.,
außer den Unterstützungsgeldern aus Stiftungen.
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