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Absicht, dem Dichter ein würdiges Denkmal zu errichten, nicht verwirklichen; ein solches ist ihm erst 1483 vom damaligen Statthalter von Ravenna, Bernardo Bembo, dem Vater des Kardinals Pietro Bembo, errichtet worden. Seit Anfang 1892 wird in und außerhalb Italiens [* 2] mit Eifer, aber mit wenig Erfolg, gesammelt für die Errichtung eines großartigen Dante-Denkmals in Ravenna; Papst Leo XIII. hat 10000 Frs. für diesen Zweck angewiesen.
war vermählt mit Gemma, aus dem Florentiner [* 3] Geschlecht der Donati, die ihn um mehr als 10 Jahre überlebt hat, aber in Florenz [* 4] geblieben ist, auch dann noch, als er in Ravenna drei Kinder, Pietro, Jacopo und Beatrice, bei sich hatte. Von andern Kindern des Dichters (man hat von sieben gesprochen) ist nur noch die Existenz einer Tochter, Antonia, verbürgt, welche in Florenz blieb. Das Geschlecht, von D.s Sohn Pietro fortgepflanzt, blühte in Verona [* 5] bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrh., da Ginevra, die letzte des Geschlechts, mit dem Grafen Antonio Serego sich vermählte. Im gräfl. Geschlechte der Serego-Alighieri leben D.s Nachkommen noch in der Gegenwart fort.
Vgl. Paur, Über die Quellen zur Lebensgeschichte D.s (Görlitz [* 6] 1862);
Boccaccio, Vita di Dante Alighieri (mehrfach gedruckt; beste, kritische Ausg. von Macri-Leone, Flor. 1888);
Leonardo Bruni, Vita di Dante Alighieri (ebenfalls vielfach gedruckt);
G. Pelli, Memorie per servire alla vita di Dante Alighieri (2. Aufl., Flor. 1823);
A. Bartoli, Vita di (ebd. 1884);
Diaconis, Nuova ricognizione sulla vita, sulle opere e sui tempi di (Udine 1887);
Scartazzini, Dante-Handbuch (Lpz. 1892).
Außerdem zahlreiche Dante-Biographien in ital., deutscher, franz. und engl. Sprache, [* 7] die aber wesentlich nur biogr. Romane sind.
D.s Werke. I. Kleinere Werke («Opere minori», beste Ausg. von Fraticelli, 3 Bde., Flor. 1861-62; von Giuliani, 5 Bde., ebd. 1868-82): 1) «Lyrische Gedichte» (Il canzoniere), eine ziemlich reichhaltige Sammlung von Gedichten erotischen und philos. auch satir. Inhalts, zu verschiedenen Zeiten entstanden und von ungleichem Werte, die ältesten, aus dem vorletzten Decennium des 13. Jahrh., wesentlich Nachahmungen der provençalischen und alt-ital. Poesie, die spätern durchaus originell, selbständig, bahnbrechend (gute Ausg. von Fraticelli, Flor. 1861; Palermo, [* 8] ebd. 1858; Giuliani, ebd. 1863 u. 1868; deutsch von Kannegießer und Witte, 2 Bde., Lpz. 1842; von Krafft, Regensb. 1859; von Wege, Lpz. 1879).
Vgl. Pantano, Della lirica di Dante Alighieri (Neap. 1865);
Carducci, Delle rime di (Livorno [* 9] 1874). -
2) «Das neue Leben» (La vita nuova), eine poetische, vielfach in die Form der Vision eingehüllte Darstellung seiner Jugendliebe, aus Gedichten bestehend, die er während des Lebens und nach dem Tode der Geliebten gedichtet, zu welchen die Erzählung der jeweiligen Veranlassung und die scholastische Zergliederung gleichsam den prosaischen Kommentar bilden; nicht Wahrheit und Dichtung, aber künstlerische Darstellung einer wahren Herzensgeschichte, zwischen 1292 und 1295 geschrieben (erste Ausg. von Sermartelli, Flor. 1576; neue Ausg. von Giuliani, ebd. 1863 u. 1868; von Pizzo, Vened. 1865; beste Ausg. von Al. d'Ancona, Pisa [* 10] 1872 u. 1884; Witte, Lpz. 1876; deutsch von Oeynhausen, Wien [* 11] 1824; von Förster, Lpz. 1841; von Jacobson, Halle [* 12] 1877; von Wege, Lpz. 1879). - 3) «Das Gastmahl» (Il convivio), eine philos.
Encyklopädie in Form eines Kommentars zu philos. Canzonen des Dichters, sehr gelehrt, das erste Beispiel wissenschaftlicher ital. Prosa; hochwichtig, sowohl für die Kenntnis des Dichters, wie auch für die Erklärung seines Hauptwerkes. Das Werk ist unvollendet geblieben; von den 15 Traktaten, aus denen es nach dem Plane des Verfassers hätte bestehen sollen, liegen nur vier vor, die zwischen 1307 und 1309 geschrieben worden sind (beste Ausg. von Fraticelli, Flor. 1862; mit umfassendem Kommentar von Giuliani, 2 Bde., ebd. 1875; deutsch von Kannegießer, Lpz. 1845).
Vgl. Selmi, Il Convivio, sua cronologia, disegno, intendimento, attinenza alle altre opere di Dante Alighieri (Tur. 1865). -
4)
«Über die Volkssprache»
(De vulgari eloquentia), gewissermaßen ein Lehrbuch der
Poetik, worin vom
Ursprung und Wesen der
Sprache, besonders der ital. Litteratur
sprache, sowie von dem
Stil und den metrischen Formen gehandelt
wird. Auch dieses um 1309 verfaßte Werk ist unvollendet geblieben. Von den mindestens fünf
Büchern, auf die es berechnet
war, ist nicht einmal das zweite vollendet (beste Ausg. von Fraticelli, Flor.
1861; von
Giuliani, ebd. 1878; von Maignien und
Prompt,
Faksimile-Ausg. der Handschrift von
Grenoble,
[* 13] Vened. 1892; deutsch von
Kannegießer, Lpz. 1845). - 5)
«Über die Monarchie»
(De monarchia), eine wahrscheinlich bei
Anlaß des Römerzuges
Heinrichs
VII. (nach andern schon
vor der
Verbannung, wieder nach andern in den letzten Jahren des Lebens des Dichters)
verfaßte lat.
Abhandlung über das Verhältnis zwischen
Staat und
Kirche, die den Zweck verfolgt, die Selbständigkeit des
Staates der
Kirche gegenüber zu verfechten (beste Ausg. von Witte,
Wien 1874; von
Giuliani, Flor. 1878; deutsch von
Kannegießer,
Lpz. 1845; von Hubatsch, Berl. 1872). - 6)
Briefe
(Epistolae), im ganzen 14, die meisten unzweifelhaft unecht, von Dante Alighieri selbst herrührend etwa drei
bis vier, die von hoher Wichtigkeit wären, wenn ihre Echtheit keinem Zweifel unterliegen würde (Ausg.
von Torri, Livorno 1842; von Fraticelli, Flor. 1862; von
Giuliani, ebd. 1882; deutsch von
Kannegießer,
Lpz. 1845). - 7)
«Eklogen», zwei lateinische poet.
Sendschreiben an den Dichter
Joh. de Virgilio in
Bologna, deren Echtheit aber angefochten wird (Ausg. von Fraticelli, Flor.
1861;
Giuliani, ebd. 1882; Pasqualigo, Lonigo 1888; deutsch von
Kannegießer und Witte, Lpz. 1842; Krafft, Regensb. 1859);
vgl. Fr. Macri-Leone, La bucolica latina nella letteratura
italiana del
secolo XIV
(Tur. 1889).
Andere, dem Dichter zugeschriebene
Arbeiten, wie die
«Bußpsalmen», der
«Glaube», die
Abhandlung
«Über
Wasser und Land», sind ungeschickte Fälschungen, als solche heutzutage allgemein anerkannt.
II. Die «Göttliche Komödie» (Divina Commedia), das Hauptwerk seines Lebens, bereits in des Dichters Jugend, vor 1290 beabsichtigt und von da an stets vorbereitet, in seiner jetzigen Gestalt aber erst nach 1313 bearbeitet und 1321 vollendet, ist dem Buchstaben nach die Geschichte der visionären Wanderung des Dichters durch die drei Reiche des Jenseits; dem allegorischen Sinne und seinem Zwecke nach ist es die Darstellung des Weges, den der sündige Mensch gehen muß, um zum Heil zu gelangen, das Epos der Erlösung. Der Dichter hebt an mit der Schilderung seiner Verirrung in einem finstern Walde, das Bild des weltlichen, von Gott abgekehrten Lebens. Seinem Versuche, den Wald zu verlassen und die sonnenbestrahlte Höhe zu erreichen, widersetzen sich drei Tiere: ein Leopard, [* 14] ein Löwe ¶
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und eine Wölfin, meist als die Symbole der Unkeuschheit, des Stolzes und des Geizes gedeutet. Wie der Dichter, von der Wölfin bedrängt, zur Tiefe zurückkehrt, erscheint ihm der Schatten [* 16] Virgils, das Symbol der irdischen Leitung des Menschen, und führt ihn durch die Hölle und das Fegefeuer, wo er die ewigen und die zeitlichen Strafen der Sünde anschaut, bis zu den lichten Höhen des irdischen Paradieses, wo Beatrice, das Symbol der geistlichen Leitung des Menschen, den geläuterten Dichter unter ihre Leitung nimmt und ihn durch die neun Himmel [* 17] zur Region der ewigen Seligkeit und zur Anschauung der Gottheit führt.
Auf der langen Wanderung nimmt der Dichter Anlaß, anknüpfend an die Personen, denen er begegnet, an die Gespräche mit denselben und mit seinen Führern, die Mythologie und die Geschichte, namentlich die ital. Zeit- und Lokalgeschichte, sowie die tiefsten Fragen der Philosophie und der Theologie, der Scholastik und der Mystik zu besprechen, sodaß das Werk in seiner großartigen Universalität ein Gemälde der Zeit des Dichters nach allen Richtungen hin geworden ist. Er selbst hat es einfach Commedia genannt, damaligem Brauche entsprechend, wonach jede größere Dichtung, die glücklich endete, Komödie genannt wurde, mochte übrigens ihr Inhalt auch noch so ernsten Charakters sein.
Das Beiwort divina (göttlich) hat erst die bewundernde Nachwelt hinzugefügt. Das Gedicht besteht aus
drei Teilen: Hölle, Fegefeuer und Paradies; jeder Teil hat 33 Gesänge; voran steht ein einleitender Gesang, sodaß es im ganzen 100 Gesänge
sind mit 14233 Versen, von denen 4720 auf die «Hölle», 4755 auf das «Fegefeuer» und 4758 auf das «Paradies»
kommen. In Bezug auf Gedankentiefe, Großartigkeit der Phantasie, Reichtum und Schönheit der Bilder, Universalität des Charakters,
Schönheit der Sprache und Prägnanz des Stiles steht dieses in Terzinen gedichtete Werk in der gesamten Weltlitteratur
ganz
einzigartig da, viel bewundert, viel verbreitet, viel erklärt, aber wenig gelesen und noch weniger verstanden.
Ausgaben. Die «Göttliche Komödie» ist seit 1472 nahezu ein Halbtausendmal im Original gedruckt worden und gegenwärtig erscheinen davon in Italien [* 18] alljährlich mindestens ein Halbdutzend neue Ausgaben. Aus dem 15. Jahrh. sind 15, aus dem 16. 30, aus dem 17. 3, aus dem 18. 31, und aus dem 19. bereits nahe an 300 Ausgaben bekannt. Die bemerkenswertesten sind: Aus dem 15. Jahrh.: die vier ersten, von Foligno, Jesi, Mantua [* 19] und Neapel [* 20] (1472-75), äußerst selten, aber mit diplomat. Treue reproduziert von Lord Vernon (Le [* 21] prime quattro ediz. della Divina Comedia, Lond. 1858), die Vindeliniana (Vened. 1477), die Nidobeatina (Mail. 1477-78) und die erste Florentiner (1481). Aus dem 16. Jahrh.: die beiden Aldinen (Vened. 1502 u. 1515), die Giuntina (Flor. 1506) und die der Crusca (ebd. 1595). Die drei Ausgaben des 17. Jahrh. sind wertlos.
Aus dem 18. Jahrh.: Cominiana (3 Bde., Padua [* 22] 1726-27), die Zattasche Prachtausgabe (4 Bde. mit 112 Kupfertafeln, Vened. 1757-58), die erste Lombardische (3 Bde., Rom [* 23] 1791) und die Dionisische (3 Bde., Fol., Parma [* 24] 1795). Aus dem 19. Jahrh.: von Poggiali (4 Bde., Livorno 1807), von De Romanis (Rom 1810; 1815-17. u. 1820), Áncora (4 Bde., Fol., mit 125 Kupfertafeln, Flor. 1817-19), Paduaner (5 Bde., Padua 1822), zweite Crusca (2 Bde., Flor. 1837), Witte (Berl. 1862), sowie mehrere Ausgaben mit Kommentaren. Bemerkenswert die dem Format nach größte (Mail. 1809, 3 Bde., Fol., 57 cm lang und 38 cm breit) und kleinste (ebd. 1878, 1 Bd., 5 ½ cm lang, 3 ½ cm breit).
Übersetzungen. Die «Göttliche Komödie» ist in alle gebildeten Sprachen, ins Hebräische, Griechische und Lateinische, sowie in mehrere Dialekte übersetzt worden, in einigen Sprachen, wie ins Französische und Englische, [* 25] von 12 bis 20 verschiedenen Übersetzern. Deutschland [* 26] besitzt gegenwärtig 18 vollständige Übersetzungen des Gedichts, wozu noch 6 Übersetzungen der «Hölle» allein, eine, welche «Hölle» und «Fegefeuer» umfaßt und eine nicht geringe Zahl von Übersetzungen einzelner oder mehrerer Gesänge kommen. Die besten reimlosen Übersetzungen sind die von Philalethes (König Johann von Sachsen; [* 27] 3 Bde., Lpz. 1839-49; neue verbesserte Aufl., 3 Bde., ebd. 1865-66; nach dieser 4. Abdruck, 3 Bde., ebd. 1891), Blanc (Halle 1864), Witte (3. Aufl., 2 Bde., Berl. 1876), Kopisch-Paur (Berl. 1882) und Bertrand (Heidelb. 1887-91, bis jetzt nur «Hölle» und «Fegefeuer» umfassend).
Unter den gereimten Übersetzungen ragen hervor diejenigen von Kannegießer (3 Bde., Lpz. 1809-21; 5. Aufl., 3 Bde.,
ebd. 1873), Streckfuß (3 Bde., Halle 1824-26; 9. Aufl., Braunschw. 1871; neu bearb.
von Roquette, neue Ausg. Stuttg. 1893), Krigar
(3 Bde., Berl. 1870), Bartsch (3 Bde., Lpz. 1877), Notter
(2 Bde., Stuttg. 1871-72) und Gildemeister (Berl. 1888). Unter den partiellen Übersetzungen zeichnen sich durch eigentümliche
Vorzüge aus diejenigen der «Hölle» von Karl Graul und Julius Braun (erschöpfende Auskunft über alle deutschen Übersetzungen,
sowie über die gesamte deutsche Dante-Litteratur
bei Scartazzini, Dante Alighieri in Germania,
[* 28] 2 Bde., Mail. 1881-83).
Kommentare. Die außerordentliche Gedrängtheit der Sprache, hin und wieder auch die Altertümlichkeit oder Eigentümlichkeit der Ausdrucksweise, namentlich aber die Fülle histor. Beziehungen, sowie die darin niedergelegte theol. und philos. Gelehrsamkeit machen das große Gedicht dem Laien ziemlich schwer verständlich. Daher hat die Arbeit der Auslegung sofort nach dem Tode des Dichters begonnen und wird gegenwärtig eifriger als jemals getrieben. Die bedeutendsten Kommentare zur Divina Commedia aus dem 14. Jahrh, sind der um 1324 geschriebene des Graziolo de' Bambaglioli (hg. von Fiammazzo, Udine 1892); der ungefähr gleichzeitige, eines unbekannten Autors (hg. von Selmi, Tur. 1865), beide nur die «Hölle» umfassend; wichtiger: Petrus Dantis (hg. von Vernon, Flor. 1845), Jacopo della Lana (in den erwähnten Ausgaben Vindeliniana und Nidobeatina; neue Ausg. von Scarabelli, Mail. 1865 und 3 Bde., Bologna 1866), der sog. Ottimo (hg. von Torri, 3 Bde., Pisa 1827-29), Boccaccio (beste Ausg. von Milanesi, 2 Bde., Flor. 1863), Benvenuto Rambaldi aus Imola (hg. von Vernon, 5 Bde., ebd. 1877), Francesco da Buti (hg. von Giannini, 3 Bde., Pisa 1858-62) und der etwas problematische des Florentiner Anonymus (hg. von Fanfani, 3 Bde., Bologna 1866-74). - Aus dem 15. Jahrh.: Joh. da Serravalle, Bischof von Fermo (hg. auf Veranlassung des Papstes Leo XIII. von Civezza und Domenichelli, Prato 1891), Bargigi (hg. von Zacheroni, Marseille [* 29] 1838), Landino (Flor. 1481, seither öfters gedruckt) und Stefano Talice da Ricaldone (hg. im Auftrag des Königs Umberto I. von Promis und Negroni, Tur. 1866 und 3 Bde., Mail. 1888). - Aus dem 16. Jahrh.: ¶