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Schriftsteller
Dänemarks in der Reformationszeit, ein
Luther für die dän.
Sprache.
[* 2]
Außer den
Volksbüchern
«Keiser
Carl's Krönike»
(Kopenh. 1501) und «Olger Danske's Krönike»
(Par. 1514) sorgte er u. a. durch das Gebetbuch «Vor
Frue Tider» (ebd. 1514) und besonders «Jertegns Postil» (ebd. 1515)
für das geistliche Bedürfnis des
Volks.
Alle seine
Schriften (Gesamtausgabe von
Brandt und Fenger, 5 Bde.,
Kopenh. 1850-56) wurden in vielen
Auflagen ver
breitet. (Vgl.
Brandt, Om Lunde-kanniken Ch. Pedersen og hans Skrifter, 1882.)
Da
Hans Mikkelsens dän.
Übersetzung des
Neuen
Testaments (Lpz. 1524) sprachlich nicht genügte, übertrug Pedersen aus dem
Grundtexte das
Neue Testament (Antw. 1529) und den Psalter (ebd. 1531), und leitete
endlich auch die von
Christian III. ver
anstaltete
Übersetzung der ganzen
Bibel
[* 3] (Kopenh. 1550), ein Nationalwerk und hinsichtlich
der
Sprache zugleich ein Meisterwerk. Nächst Pedersen machten sich Poul Eliesen, genannt Vendekaabe,
Peter Litle von Roeskilde,
Hans
Tausen,
Peter Plade
(Petrus Palladius),
Niels Hemmingsen besonders um die dän.
Sprache und Litteratur
ver
dient. Viele traten auch als Liederdichter auf. Die ältesten dän. geistlichen
Lieder sammelte der Prediger
Hans Thomissön (gest. 1573) in dem «Dansk Psalmebog»
(zuerst Kopenh. 1569). Das wissenschaftliche Streben wurde durch die
Reformation ebenfalls nachhaltig gefördert, und besonders
wurde die Neigung für geschichtliche
Arbeiten geweckt. So schrieben während des 16. und 17. Jahrh.
Hans
Svaning der
Ältere, der treffliche
Anders Sörensen Vedel (1542-1616), Arild Hvitfeld («Danmarks Riges Krönike», 10 Bde.,
Kopenh. 1595-1604),
Niels Krag, Claus Christoffer Lyskander («Danske Kongers Slägtebog», ebd. 1622), Joh. Isaksen Pontanus, Jonas Ramus u. a. teils in lat., teils in dän. Sprache eine große Anzahl nationalgeschichtlicher Werke. Hiermit im Zusammenhang stand die Richtung auf das Studium der Philologie und des Altertums überhaupt, sowie des nordischen Altertums insbesondere. Auf Anregung der Isländer begannen im Anfang des 17. Jahrh. Ole Worm (s. d.), Thom. Bartholin der Jüngere, Peter Resen, Otto Sperling, vor allen Peter Syv den Weg zu bahnen, auf dem dann mit großem Erfolge weiter gearbeitet wurde.
In die Zeit nach der
Reformation fallen die ersten Anfänge der neuern dän.
Poesie. Meist lieferte die
Bibel den
Stoff zu
Hymnen,
erbaulichen Erzählungen und dramat. Ver
suchen. Unter dem vielen Unbedeutenden ragt das episch-dramat.
Gedicht
«Peter Smed» (hg. von Grundtvig 1880), eine
Geißelung des Papsttums, besonders hervor. Überhaupt
steht die dän. Litteratur ganz unter dem Einfluß der deutschen. Nicht gering ist
die Zahl derer, die im 17. Jahrh. nach dem Vorbilde von Hieron.
Justesen Ranchs (gest. 1607) oft gedruckten
Dramen
«Kong Salomon's Hylding» (1585),
«Samson's Fängsel» (1633) und
«Karrig Niding» (1633) und Peder Hegelunds (gest.
1614)
«Susanna» (1578) biblische
Stoffe dramatisch behandelten. Die Reihe dieser Dichter beschloß
Erik Pontoppidan der
Ältere
(gest. 1678) mit der «Comödie om Tobiä Giftermaal»
(1635).
Anders
Arrebo (gest. 1637) ver
suchte zuerst in dem «Hexameron»
(um 1641, hg. 1661) einen ernsten epischen
Ton anzustimmen, und
Anders Bording (gest. 1677) war glücklich
im lyrischen Gelegenheitsgedicht («Poetiske Skrifter», 2 Bde.,
Kopenh. 1735). Allein dieser wie jener stand unter dem Einflusse von
Opitz. Eine höhere
Stufe erreichte die
dän.
Poesie in
dem
Lyriker
Thom. Kingo (1634-1703),
der in dem «Aandelige Sjungechor» (2 Tle., Kopenh. 1674, 1681; zuletzt hg. von Hammerich und Rode, ebd. 1856),
sowie dem «Kirke-Psalmebog» (ebd. 1689; zuletzt 1827) eine Fülle herrlicher geistlicher Lieder bot, und in dessen Zeitgenossen Jörgen Sorterup (gest. 1723),
der das alte Heldenlied («Nye Heltesange», ebd. 1716) wieder belebte. Neben ihnen dichtete der Norweger Peter Daß (gest. 1708) biblische und Volkslieder («Nordlands Trompet», aus dem Jahre 1692; «Norsk Dalevise», 1713; «Aandelig Tidsfordriv», 1711, u. s. w.). Jens Sten Sehested (gest. 1698) und Povel Juul (gest. 1723) widmeten sich der beschreibenden und didaktischen Poesie. Thöger Reenbergs (gest. 1742) «Poetiske Skrifter» (2 Bde., 1769) zeichnen sich durch leichten Vers, sorgfältige Behandlung der Sprache und ungesuchten Witz aus.
Eine neue Epoche der dän. Nationallitteratur begann mit dem genialen Ludw. von Holberg. Derselbe stiftete zwar keine eigene Schule, wurde aber der Begründer der dän. Schaubühne und gab in seinen übrigen poet. und prosaischen Werken dem dän. Nationalcharakter nachhaltige Anregungen. Holberg und in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Johannes Ewald, gleich bedeutend als Lyriker wie als Dramatiker, bezeichnen die Blüte [* 4] der dän. Litteratur. Um diese Zeit bot Joach. Wieland (gest. 1730) durch «De lærde Tidender» (1720-30) zuerst auch ein Organ für wissenschaftliche Kritik.
Die 1742 gegründete königl. Gesellschaft der Wissenschaften sowie die 1744 von Langebek errichtete
dän. Gesellschaft zur
Verbreitung der nordischen Geschichte und
Sprache übten vielen Einfluß auf die
Ausbildung der
Sprache. Die mit königl. Unterstützung gestiftete Gesellschaft zur
Beförderung der Litteratur und des ästhetischen
Geschmacks setzte (1759) Preise für gute prosaische und poet. Leistungen aus und ver
öffentlichte die gekrönten
Arbeiten
(7 Bde., Kopenh. 1764-79). Für
die ästhetische Kritik begründeten
Jens Schelderup Sneedorff in den Zeitschriften «Patriotisk Tilskuer»
(1761-63) und
Jakob
Baden
[* 5] (gest. 1804) in «Kritisk Journal»
(1768-72, 1774-79) gutgeleitete Organe.
Letzterer wirkte nicht nur als unparteiischer Kritiker in der Quartalschrift «Kjöbenhavns
Univer
sitäts-Journal» (1793-1801), sondern auch als
Grammatiker und Übersetzer (z. B. des
Tacitus) für Reinheit und
Bereicherung
der Muttersprache. Der deutsche Dichter und Kritiker Joh. Elias Schlegel stand an der
Spitze der deutschen Partei und bemühte
sich mit Erfolg, den Gottschedschen
Geschmack in die dän. Litteratur einzuführen. Sonst machten sich noch
Adolf
Gotthard
Carstens
(gest. 1795) als Kritiker und Werner
Hans Fr. Abrahamson (gest. 1812) als Sprachforscher ver
dient. Später
gewannen
Levin
Christian Sander (gest. 1819) und Knud Lyne Rahbek (gest. 1830)
als Kritiker auf die
Bildung des
Geschmacks Einfluß. Des letztern Zeitschriften «Minerva» (1785) und
«Danske Tilskuer» (1791-1806) fanden vielfache Nachahmungen. Neben Holberg,
und zum großen
Teil durch ihn angeregt, traten als Dichter auf:
Christian Falster (gest. 1752) und
Christian
Braunmann Tullin (gest. 1765: «Samtlige Skrifter», 3 Bde.,
1770-73),
der sich in der Lyrik und der beschreibenden Poesie im franz. Geschmacke hervorzuthun suchte. Zur Zeit Christians VI. dichtete der zweite bedeutende geistliche Lyriker der Dänen, Hans Adolf Brorson (gest. 1764; «Psalmer og ¶
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aandelige Sange», hg. von Holm, 2. Aufl. 1838, und «Troens rare Klenodie», 1739),
der seinen Zeitgenossen Ambrosius Stub (gest. 1758) weit hinter sich ließ. Job. Herm. Wessel (gest. 1785) gewann durch sein komisches Drama «Kjerlighed uden Strömper» (1772) sowie durch heitere poet. Erzählungen dauernden Einfluß. Von den Dramatikern erwarben sich Joh. Wibe (gest. 1782) durch «De nysgjerrige Mandvolk» (1784),
Frederik Wilh. Wiwet (gest. 1790) durch «Datum in blanco» (1777),
Joh. Clemens Tode (gest. 1806) besonders durch «Søofficererne» (1782) und «Ægteskabsdjevlen» (1783),
Enevold de Falsen (gest. 1808) durch «Dragedukken», Christian Olufsen (gest. 1827) durch «Gulddaasen» (1793) eine bleibende Stelle in der Geschichte des komischen Dramas, obschon dieselben sämtlich gegen Peter Andreas Heiberg in den Hintergrund treten. - Das erste eigentlich vaterländische Trauerspiel schuf Johannes Ewald im «Rolf Krage». Er wurde der Vater der altnordischen Renaissance in der dän. Dichtung und stand als solcher unter dem unmittelbaren Einflusse Klopstocks und Gerstenbergs. Außerdem bereicherten das Fach des Dramas Ole Johan Samsöe (gest. 1796), der in «Dyveke», und Levin Christian Sander (gest. 1819),
der in «Niels Ebbesen» (1797) einen rein vaterländischen Stoff
behandelte. Hieran schloß sich Thomas Thaarup (gest. 1821), der in idyllischen Singspielen den nationalen Ton anschlug. Als
lyrische Dichter thaten sich noch hervor die Brüder Claus (gest. 1829) und Peter Harboe Friman (gest. 1839),
ferner Johann Nordahl Bruun (gest. 1816) durch patriotische Gesänge, Jens Zetlitz (gest. 1821) durch scherzhafte und heitere
Lieder und Eduard Storm (gest. 1794) durch Lieder, Fabeln und ein satir. Heldengedicht. In den Satiren und scherzhaften Liedern
der Brüder Peter Magnus Tröjel (gest. 1793) und Peter Kofod Tröjel (gest. 1784) waltet ein origineller
Geist und kaustische Laune. Christen Pram (gest. 1821) ver
suchte in dem Epos «Starkodder»
(1785) das altnordische Leben zu verherrlichen. An Ruhm und Fruchtbarkeit stehen jedoch alle diese Dichter Jens Baggesen, dem
Lieblingssänger der dän. Nation, weit nach.
Einen neuen Aufschwung nahm die poet. Litteratur durch Adam Oehlenschläger, den Hauptvertreter der durch Schack Staffeldt (1769-1826) und Steffens aus Deutschland [* 7] in Dänemark [* 8] eingeführten Romantik. 1811 trat Bernh. Severin Ingemann zuerst als Lyriker auf, wandte sich aber nachher dem Drama und später dem histor. Roman zu. Als geistlicher Liederdichter schließt sich ihm zunächst Grundtvig an. Ein freies poet. Streben offenbarte sich von Anfang an in Joh. Ludw. Heiberg, dem das dän. Schauspiel bis auf die neueste Zeit viel zu danken hat, namentlich das Vaudeville, das er zuerst in die dän. Poesie einführte.
Heiberg schrieb vorher über wissenschaftliche, namentlich philos. Gegenstände, in welcher Richtung er sich als Schüler Hegels bekundete. Ihm zunächst steht Th. Overskou, wie denn auch beide als Leiter der königl. Bühne zu Kopenhagen [* 9] aus die dän. Schauspielkunst nicht geringen Einfluß ausübten. Andere dän. Dramatiker sind J. C. ^[Jens Christian] Hostrup, dessen Lustspiele vielen Beifall fanden, ferner Erik Bögh, P. Chievitz, C. C. Rosenhoff. Trauerspiele wie Lustspiele dichtete ferner Casp. Joh. Boye, dessen Dichterruf sich jedoch hauptsächlich auf seine Psalmen gründet.
Als Liederdichter machten sich Hertz, Heiberg, Andersen, Blicher, H. P. Holst und Rosenhoff beliebt. Ch. Winter fand besonders mit erotischen, Karl Parmo Ploug mit vaterländischen Gesängen Beifall. P. M. Möllers Poesien zeigten sich als die Früchte eines ebenso dichterischen wie philosophisch gebildeten Geistes. Novellistisches Talent bekundeten vor allen Steen Steensen Blicher, der das Volksleben in Jütland mit poet. Wahrheit schildert, der besonders an Erfindung reiche Karl Bernhard (Pseudonym für Saint [* 10] Aubain) und die 1828 von Heiberg als «Verfasser einer Alltagsgeschichte» in die Litteratur eingeführte Frau Th. Ch. Gyllembourg-Ehrensvärd, deren beliebte Erzählungen wiederholte Auflagen (gesammelt, 12 Bde., 1849-51) erlebten.
Diesen Namen reihen sich noch an: Fr. Joh. Hansen (Pseudonym: Torkel Trane, Licentiat) und J. C. C. ^[Johan Carl Christian] Brosböll (Carit Etlar). Als Romanschriftsteller erzielten überdies M. Goldschmidt, der Verfasser von «Phantasterne», und der auch als Übersetzer in Deutschland bekannte E. Lobedanz Erfolge. Außer Joh. Carsten Hauch zeichneten sich namentlich noch aus: Henrik Hertz, sowohl als Lyriker wie als Dramatiker, Frederik Paludan-Müller, dessen satir.
Gedicht «Adam Homo» für das bedeutendste Erzeugnis der neuern dän. Poesie gilt;
der jüngere Ch. Molbech, ein bedeutendes lyrisches Talent;
H. C. Andersen, besonders durch seine Märchen in ganz Europa [* 11] bekannt;
Waldemar Thisted (Pseudonym Emanuel St. Hermidad), der auf dem Gebiete der lyrischen Dichtung und des Romans Ruf erlangte.
Noch sind aus der jüngsten Zeit, die mehr oder weniger unter dem Einflusse von G. Brandes und der realistischen Dichtung der Norweger steht, zu erwähnen: Faber, der Verfasser des Nationalliedes «Den tapre Landsoldat», Scharling, Bergsöe, Kaalund, Richardt, Holger Drachmann, Schandorph, Ilia Fibiger, Jacobsen, Herm. Bang, Gjellerup und Pontoppidan.
Wie in der poet., so begann mit Holberg auch in der wissenschaftlichen Litteratur eine neue Epoche, besonders in den auf die Geschichte, das Altertum und die Sprache der dän. Nation gerichteten Studien. Es wirkte so durch das ganze 18. Jahrh. eine histor. Schule, die mit den Isländern Thormod Torfäus und Arni Magnäus, dem Sammler isländ. Litteraturdenkmäler, beginnt und mit P. F. Suhm schließt. Jak. Langebek, Suhm, Gerh. Schöning, die Schüler des Polyhistors und scharfen Kritikers Hans Gram, verschafften nebst Thorkelin durch ihre histor. Quellensammlungen der skandinav. Geschichtsforschung eine tüchtige Unterlage. Gleichzeitig begann man kritische Ausgaben der altnordischen Sagas zu veranstalten. Jón Erichsen, Hannes Finnsson, Finn Jonsson, Björn Haldorsson, Jon Olafson, Skúli Thorlacius (gest. 1815), Grim Jónson Thórkelin (gest. 1829) machten sich um die Herausgabe und Erklärung altnordischer Litteraturwerke verdient.
Kolderup-Rosenvinge, der Begründer einer nationalhistor. Rechtsschule, widmete sich mit seinen Schülern der Bearbeitung der altskandinav. Rechtsbücher. Erich Pontoppidan der Jüngere (gest. 1764), Andreas Höjer, L. Holberg, Ove Högh-Guldberg, Tyge Rothe, Ove Malling, Joh. H. Schlegel u. a. waren die einflußreichsten Geschichtschreiber des 18. Jahrh. Die Weiterentwicklung dieser Bestrebungen im 19. Jahrh. geschah durch Finn Magnusen, Rask, P. E. Müller, Rafn, dann durch Thomsen und N. M. Petersen für die Herausgabe altnordischer, Nyerup und Molbech für die älterer dän. Sprachdenkmäler. J. M. ^[Just Mathias] Thiele gab «Danmarks ¶