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in Schonen gesprochene dän. Mundart ist seit etwa 1660 in eine südschwedische, ein Gemisch von Dänisch und Schwedisch, übergegangen.
Die älteste dän. Sprachlehre verfaßte lateinisch Erik Pontoppidan (Kopenh. 1668); ihr folgten die von Peter Syv (1685), Gerner, «Orthographia Danica» (1679) und «Epitome Philologiae Danicae» (1690) und von Höysgaard (1743 u. 1747),
später die von Baden, [* 2] Bloch, Rask, Petersen, Oppermann, Sörensen, Bentzien, Jessen («Dansk Grammatik», 1891). Das Dänische in Norwegen [* 3] wurde trefflich behandelt von Løkke, «Modersmaalets Formlære» (1855) und K. Knudsens «Handbog i den dansk-norske Sproglære» (Krist. 1856). Ferner Th. Möbius, «Dän. Formenlehre» (Kiel [* 4] 1871), der zugleich einen Überblick über die dän. Grammatiken und Wörterbücher giebt, endlich Poestion, Funk (Lpz. 1889) und Simonsen (Flensb. 1889). - Die dän. Lexikographie beginnt bereits 1519 mit Christiern Pedersens «Vocabularium in usum Danorum».
Diesem und andern dän.-lat. Wörterbüchern aus dem 16. Jahrh. schlossen sich später die von Aphelen, J. ^[Jacob] Baden, Reisler, G. H. Müller an. Das große, von der Kopenhagener Akademie, Videnskabernes Selskab, herausgegebene, noch unvollendete «Dansk Ordbog» (Kopenh. 1793 fg.) wird von Molbechs «Dansk Ordbog» (2 Bde., ebd. 1833; 2. Aufl. 1854-59) in vielen Beziehungen übertroffen. Molbech bearbeitete auch ein «Dansk Dialektlexikon» (ebd. 1833-41) und ein «Dansk Glossarium» (ebd. 1854). Unter den deutsch-dän. Wörterbüchern sind die von Bresemann (2 Bde., ebd. 1852-55),
Grönberg (4. Aufl., 2 Bde., ebd. 1864),
Helms (5. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1887) und Kaper (3. Aufl., Kopenh. 1889) hervorzuheben. Ein Wörterbuch der alten Sprache [* 5] giebt Kalkar («Ordbog til det ældre danske Sprog, 1300-1700», Kopenh. 1880 fg.),
ein etymolog. Wörterbuch Jessen («Dansk etymologisk Ordbog», Tl. 1, ebd. 1893) heraus. Die ältern dän. Metriker hat C. A. Thorsens «Forsög til en dansk Metrik» (2 Bde., ebd. 1833-34) und von der Reckes «Principerne for den danske Verskunst» (2 Bde., ebd. 1881) weit hinter sich gelassen. - Die Geschichte der dän. Sprache behandeln N. M. Petersen, «Det danske, norske og svenske Sprogs Historie» (2 Bde., Kopenh. 1829-30),
Molbech, «Det danske Sprogs historiske Udvikling» (ebd. 1846),
L. Wimmer, «Navneordenes bæjning i øldre Dansk. Bidrag til dansk Sproghistorie» (ebd. 1868),
Noreen, «De nordiska Språken», S. 39 fg. - Über die dän. Dialekte vgl. Dyrlund, Udsigt over de danske Sprogarter (1857);
Hagerup, Det danske Sprog i Angel (2. Ausg. 1867);
Lyngby, Bidrag til en sönderjysk Sproglære (1858);
Kok, Det danske Folkesprog i Sönderjylland (2 Bde., 1863-67).
Vieles bringt die neue Zeitschrift für Volkskunde und Volkssprache «Dania» (Kopenh. 1890 fg.).
II. Litteratur. Von der ältesten dänischen Litteratur ist im Original nichts erhalten. Saxo Grammaticus und der Verfasser der norweg. Thidrekssaga (s. d.) rühmen den Reichtum altdän. Heldenlieder. Ein Teil ist von Saxo ins Lateinische übersetzt, andere haben Reste in spätern Volksliedern zurückgelassen. Die ältesten dän. Sprachdenkmäler sind Provinzialgesetze, fast durchweg Privataufzeichnungen. Erhalten in Abschriften des 14. Jahrh. gehen sie doch bis in den Anfang des 13. zurück.
Das älteste ist das Schonische Gesetz («Skaanske Lov», hg. von Thorsen 1853),
das in der erhaltenen Fassung 1203-12 entstanden ist, aber wohl schon im 12. Jahrh. unter Waldemar I. zuerst entworfen wurde. Ihm zur Seite steht das Schonische Kirchengesetz. Nicht viel jünger sind «Valdemars Sællandske Lov» und «Absalons Sællandske Kirkelov» (hg. von Thorsen 1852). Auf dem Reichstage zu Vordingborg 1241 wurde das «Jyske Lov» (hg. von Petersen 1850 und besser von Thorsen 1853) sanktioniert. Gesetze für gewisse Stände werden schon in der ältesten Sagenzeit erwähnt. In ziemlich junger Fassung nur ist Knuts d. Gr. «Witherlagsret» erhalten, das für das königl. Gefolge galt (Kolderup Rosenvinge «Samling af gamle danske Love», 5 Bde., Kopenh. 1821-46). Außerdem gab es viele Gilde- und Zunftstatuten. (Vgl. Pappenheim, Die altdän. Schutzgilden, Bresl. 1885.) - Viel Altnationales ist in den Kæmpe- und Folkevisen erhalten.
Überliefert sind diese erst in Handschriften vom 16. Jahrh. ab. Der größte Teil dieser Lieder steht in Form und Inhalt sicher unter deutschem Einflusse. Neben diesen deutschen Liedern sind aber bald echt dän. Volkslieder entstanden, so der Liedercyklus von König Erik Glipping und seinem Vasallen Marsk Stig. Viele dieser Lieder gehören erst der Zeit nach der Reformation an. Die alten Sammlungen von Volksliedern sind durch die mustergültige von Sv. Grundtvig («Gamle danske Folkeviser», 5 Bde., 1853-90) überflüssig geworden. Das Trefflichste über das dän. Volkslied schrieb J. ^[Johannes] Steenstrup, «Vore Folkeviser» (Kopenh. 1891). Sonst bietet die altdän. Litteratur wenig Originales. Hervorzuheben ist Henrik Harpestrengs (gest. 1244) «Lægebog» (hg. von Molbech 1826) und Peter Lolles «Ordspråk», eine Sammlung dän. Sprichwörter (um 1400) mit lat. Übertragung (hg. von Kock und af Petersens (älteste Aufl. 1506; neueste Kopenh. 1889 fg.).
Letzteres war ein vielbenutztes Schulbuch. Das Übrige ist fast durchweg Übersetzungslitteratur. So wurde im 15. Jahrh. die «Bibel» [* 6] (hg. von Molbech 1828) übersetzt, ferner der «Lucidarius» (hg. von Brandt 1849),
aus dem Schwedischen die «Eufemiaviser», aus dem Norwegischen die Sagen von Karl d. Gr., nach deutscher Vorlage «Dværgekongen Laurin» von Jep Jensen, «Persenober og Konstantinobis» und «Den kydske Dronning» (hg. von Brandt, «Romantisk Digtning fra Middelalderen», 3 Bde., 1869-77) von dem Priester Michael (gest. 1496) «Jomffrow marie rosenkrantz» nach des Alanus de Rupe «Psalterium beatae virginis» (hg. von Molbech 1836). Desgleichen besitzen wir eine Übersetzung von Mandvilles «Abenteuerlicher Reise» (hg. von Lorenzen, Kopenh. 1882). Auch das Drama zeigt sich in seinen ersten Anfängen; ebenso die Satire. Von den Wissenschaften genoß nur die Geschichte einigermaßen der Pflege. Lateinisch geschrieben erschienen Sven Aagesøns «Chronik» (1187) und vor allem Saxo Grammaticus' (s. d.) «Historia Danica» (1180). An Originalchroniken dagegen ist Dänemark [* 7] arm. -
Vgl. Gammeldanske Kröniker, hg. von Lorenzen (Kopenh. 1887 fg.), und Danske Rimkrönike bis 1478, hg. von Molbech (1825).
Obgleich die lat. Sprache, deren Studium durch die humanistischen Bestrebungen des Reformationszeitalters neu gekräftigt war, der Volkssprache bis in das 17. Jahrh. herab nur wenig Raum ließ, entwickelte sich doch schon durch die Kirchenreformation, deren Vertreter zum Volke in dessen Sprache sprechen mußten, eine dän. Schriftsprache. Christiern Pedersen (um 1480-1554) war der größte ¶
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Schriftsteller Dänemarks in der Reformationszeit, ein Luther für die dän. Sprache. Außer den Volksbüchern «Keiser Carl's Krönike» (Kopenh. 1501) und «Olger Danske's Krönike» (Par. 1514) sorgte er u. a. durch das Gebetbuch «Vor Frue Tider» (ebd. 1514) und besonders «Jertegns Postil» (ebd. 1515) für das geistliche Bedürfnis des Volks. Alle seine Schriften (Gesamtausgabe von Brandt und Fenger, 5 Bde., Kopenh. 1850-56) wurden in vielen Auflagen verbreitet. (Vgl. Brandt, Om Lunde-kanniken Ch. Pedersen og hans Skrifter, 1882.) Da Hans Mikkelsens dän. Übersetzung des Neuen Testaments (Lpz. 1524) sprachlich nicht genügte, übertrug Pedersen aus dem Grundtexte das Neue Testament (Antw. 1529) und den Psalter (ebd. 1531), und leitete endlich auch die von Christian III. veranstaltete Übersetzung der ganzen Bibel (Kopenh. 1550), ein Nationalwerk und hinsichtlich der Sprache zugleich ein Meisterwerk. Nächst Pedersen machten sich Poul Eliesen, genannt Vendekaabe, Peter Litle von Roeskilde, Hans Tausen, Peter Plade (Petrus Palladius), Niels Hemmingsen besonders um die dän. Sprache und Litteratur verdient. Viele traten auch als Liederdichter auf. Die ältesten dän. geistlichen Lieder sammelte der Prediger Hans Thomissön (gest. 1573) in dem «Dansk Psalmebog» (zuerst Kopenh. 1569). Das wissenschaftliche Streben wurde durch die Reformation ebenfalls nachhaltig gefördert, und besonders wurde die Neigung für geschichtliche Arbeiten geweckt. So schrieben während des 16. und 17. Jahrh. Hans Svaning der Ältere, der treffliche Anders Sörensen Vedel (1542-1616), Arild Hvitfeld («Danmarks Riges Krönike», 10 Bde., Kopenh. 1595-1604),
Niels Krag, Claus Christoffer Lyskander («Danske Kongers Slägtebog», ebd. 1622), Joh. Isaksen Pontanus, Jonas Ramus u. a. teils in lat., teils in dän. Sprache eine große Anzahl nationalgeschichtlicher Werke. Hiermit im Zusammenhang stand die Richtung auf das Studium der Philologie und des Altertums überhaupt, sowie des nordischen Altertums insbesondere. Auf Anregung der Isländer begannen im Anfang des 17. Jahrh. Ole Worm (s. d.), Thom. Bartholin der Jüngere, Peter Resen, Otto Sperling, vor allen Peter Syv den Weg zu bahnen, auf dem dann mit großem Erfolge weiter gearbeitet wurde.
In die Zeit nach der Reformation fallen die ersten Anfänge der neuern dän. Poesie. Meist lieferte die Bibel den Stoff zu Hymnen, erbaulichen Erzählungen und dramat. Versuchen. Unter dem vielen Unbedeutenden ragt das episch-dramat. Gedicht «Peter Smed» (hg. von Grundtvig 1880), eine Geißelung des Papsttums, besonders hervor. Überhaupt steht die dän. Litteratur ganz unter dem Einfluß der deutschen. Nicht gering ist die Zahl derer, die im 17. Jahrh. nach dem Vorbilde von Hieron. Justesen Ranchs (gest. 1607) oft gedruckten Dramen «Kong Salomon's Hylding» (1585),
«Samson's Fängsel» (1633) und «Karrig Niding» (1633) und Peder Hegelunds (gest. 1614) «Susanna» (1578) biblische Stoffe dramatisch behandelten. Die Reihe dieser Dichter beschloß Erik Pontoppidan der Ältere (gest. 1678) mit der «Comödie om Tobiä Giftermaal» (1635). Anders Arrebo (gest. 1637) versuchte zuerst in dem «Hexameron» (um 1641, hg. 1661) einen ernsten epischen Ton anzustimmen, und Anders Bording (gest. 1677) war glücklich im lyrischen Gelegenheitsgedicht («Poetiske Skrifter», 2 Bde., Kopenh. 1735). Allein dieser wie jener stand unter dem Einflusse von Opitz. Eine höhere Stufe erreichte die dän. Poesie in dem Lyriker Thom. Kingo (1634-1703),
der in dem «Aandelige Sjungechor» (2 Tle., Kopenh. 1674, 1681; zuletzt hg. von Hammerich und Rode, ebd. 1856),
sowie dem «Kirke-Psalmebog» (ebd. 1689; zuletzt 1827) eine Fülle herrlicher geistlicher Lieder bot, und in dessen Zeitgenossen Jörgen Sorterup (gest. 1723),
der das alte Heldenlied («Nye Heltesange», ebd. 1716) wieder belebte. Neben ihnen dichtete der Norweger Peter Daß (gest. 1708) biblische und Volkslieder («Nordlands Trompet», aus dem Jahre 1692; «Norsk Dalevise», 1713; «Aandelig Tidsfordriv», 1711, u. s. w.). Jens Sten Sehested (gest. 1698) und Povel Juul (gest. 1723) widmeten sich der beschreibenden und didaktischen Poesie. Thöger Reenbergs (gest. 1742) «Poetiske Skrifter» (2 Bde., 1769) zeichnen sich durch leichten Vers, sorgfältige Behandlung der Sprache und ungesuchten Witz aus.
Eine neue Epoche der dän. Nationallitteratur begann mit dem genialen Ludw. von Holberg. Derselbe stiftete zwar keine eigene Schule, wurde aber der Begründer der dän. Schaubühne und gab in seinen übrigen poet. und prosaischen Werken dem dän. Nationalcharakter nachhaltige Anregungen. Holberg und in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Johannes Ewald, gleich bedeutend als Lyriker wie als Dramatiker, bezeichnen die Blüte [* 9] der dän. Litteratur. Um diese Zeit bot Joach. Wieland (gest. 1730) durch «De lærde Tidender» (1720-30) zuerst auch ein Organ für wissenschaftliche Kritik.
Die 1742 gegründete königl. Gesellschaft der Wissenschaften sowie die 1744 von Langebek errichtete dän. Gesellschaft zur Verbreitung der nordischen Geschichte und Sprache übten vielen Einfluß auf die Ausbildung der Sprache. Die mit königl. Unterstützung gestiftete Gesellschaft zur Beförderung der Litteratur und des ästhetischen Geschmacks setzte (1759) Preise für gute prosaische und poet. Leistungen aus und veröffentlichte die gekrönten Arbeiten (7 Bde., Kopenh. 1764-79). Für die ästhetische Kritik begründeten Jens Schelderup Sneedorff in den Zeitschriften «Patriotisk Tilskuer» (1761-63) und Jakob Baden (gest. 1804) in «Kritisk Journal» (1768-72, 1774-79) gutgeleitete Organe.
Letzterer wirkte nicht nur als unparteiischer Kritiker in der Quartalschrift «Kjöbenhavns Universitäts-Journal» (1793-1801), sondern auch als Grammatiker und Übersetzer (z. B. des Tacitus) für Reinheit und Bereicherung der Muttersprache. Der deutsche Dichter und Kritiker Joh. Elias Schlegel stand an der Spitze der deutschen Partei und bemühte sich mit Erfolg, den Gottschedschen Geschmack in die dän. Litteratur einzuführen. Sonst machten sich noch Adolf Gotthard Carstens (gest. 1795) als Kritiker und Werner Hans Fr. Abrahamson (gest. 1812) als Sprachforscher verdient. Später gewannen Levin Christian Sander (gest. 1819) und Knud Lyne Rahbek (gest. 1830) als Kritiker auf die Bildung des Geschmacks Einfluß. Des letztern Zeitschriften «Minerva» (1785) und «Danske Tilskuer» (1791-1806) fanden vielfache Nachahmungen. Neben Holberg, und zum großen Teil durch ihn angeregt, traten als Dichter auf: Christian Falster (gest. 1752) und Christian Braunmann Tullin (gest. 1765: «Samtlige Skrifter», 3 Bde., 1770-73),
der sich in der Lyrik und der beschreibenden Poesie im franz. Geschmacke hervorzuthun suchte. Zur Zeit Christians VI. dichtete der zweite bedeutende geistliche Lyriker der Dänen, Hans Adolf Brorson (gest. 1764; «Psalmer og ¶