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Pair von Frankreich und Generallieutenant, dann Kommandant der 18. Militärdivision. Nachdem er den Herzogstitel erhalten, starb er ohne Erben Roger, Graf von Damascieren, des vorigen Bruder, geb. 1765, ging nach Rußland und erhielt dort Anstel- lung. Er zeichnete sich im Türkenkriege (1787-91) durch Wegnahme eines Admiralschiffs, ferner beim Sturme auf Oczakow und Ismail aus und wurde zum Obersten befördert. Damascieren fchloh sich 1791 den franz. Prinzen in Koblenz [* 2] an und nahm hierauf in der Armee Conde^s, der ihm von 1795 an den Be- fehl über die Legion Mirabeau anvertraute, an allen Feldzügen gegen die Republik teil.
Als der Krieg zwifchen Frankreich und Neapel [* 3] ausbrach, führte er unter dem General Mack eine neapolit. Division, die einzige, die einen geordneten Rückzug bewerkstel- ligte. 1801 führte er ein neapolit. Korps im Kirchen- staate, trat 1805 in neapolit. Dienst und kämpfte 1806 mit Auszeichnung in Calabrien. Er ging später nach Wien [* 4] und 1814 nach Paris [* 5] zurück, wo ihn Ludwig XVIII. zum Generallieutenant und Gou- verneur von Lyon [* 6] und zum Pair und Herzog erhob. 1815 wurde er in die Deputierten- kammer gewählt. Als Befehlshaber der 19. Militär- division zeigte er bei den Unruhen in Grenoble [* 7] roya- listischen Eifer, war aber feiner Partei nicht ener- gisch genug, weshalb er Canuel Platz machen muhte. Er starb - Die herzogl. Linie er- losch Ange Hyacinthe Marence, Baron von Damascieren, geb. zu Paris, folgte in der Revo- lution feiner Familie nach Deutfchlano, dann nach Ruhland, wo er in die Armee eintrat und seit 1805 als Offizier alle Feldzüge gegen die Franzosen mit- machte.
Nach der Restauration der Vourbons trat er in die franz. Armee, wurde MareA)al-de-Camp, 1815 Generallieutenant und Kommandant der 8. Militärdivision in Marseille. [* 8] Er befehligte 1823 eine Division im span. Feldzuge, woraus er 1824 die Leitung des Kriegsministeriums übernahm. Da er aber den ungerechten Maßregeln gegen die alten Offiziere des Kaiferreichs widerstrebte, übertrug ihm Villele im Okt. 1824 das Departement des Aus- wärtigen, das er bis zum behielt.
Später ward Damascieren zum Gouverneur des Herzogs von Bordeaux [* 9] ernannt, dem er 1830 in die Verbannung folgte. Einige Jahre darauf kehrte Damascieren nach Frank- reich zurück, wo er auf dem Lande den Wissenschaften lebte und starb. Damascenen, Damascener Pflaumen, eine Gruppe des Siegelfchen Pflaumensystems, Früchte von rundlicher Gestalt mit stumpf-fpitzigem Stein. Man unterfcheidet die echten Damascieren mit weich- baarigen ^ommertrieben von den zwetfchcnartigen Damascieren mit kahlen Sommertrieben; zu den erstern ge- hören die frühe Reineclaude, die frühe Aprikosen- pflaume und die Herrenpflaume; zu letztern die grohe Reineclaude, Althanns Reineclaude, Iefferson, bun- ter Perdrigon u. a. (S. auch ^In^sopli^iium.) Damascenerklingen, Klingen von besonderer Verstellungsart, die sich durch grohe Elasticität bei groyer Härte und äußerlich durch eine eigentümliche bunte, wellenförmig gewässerte Zeichnung, den sog. Damast, auszeichnen (s. Damascieren).
Gute Damascieren sind bei außerordentlicher Härte und Festigkeit [* 10] sel- ten dem Zerspringen ausgesetzt, dringen in weiche Körper tiefer ein als andere Klingen und zeigen, wenn sie gegen harte Körper, z. V. zum Abhauen starker eiserner Nägel [* 11] verwendet werden, kaum eine Verletzung der Schneide. ^und Damascenen. Damascener Pflaumen, s. OW-^opliviWni Damascener Nose, s. Damaskus. Damascener Stahl, s. Damascieren. Damascener Traube, s. Damaskus. Damascenus, s. Johannes^Chrysorrhoas.
Damascieren (von der ^tadt Damaskus), eine seit dem 15. Jahrh, aus dem Orient nach Europa [* 12] übertragene Bearbeitungsart des Stahls (Damascener Stahl oder Damaststahl). Diese besteht im allgemeinen in emer Ve^chweihung mehrerer koblenstoffreicher Stahlplatten oder von Drähten verschiedener Sorten bei äußerst langsamer Abkühlung. Die Platten werden durch Drehen und Knicken eng ineinander verflochten, vorher aber mit Säuren verfchiedenartig behandelt. Es zeigen sich dann im fertigen Stahl «wurmbunte», unregel- mäßige, gewässerte Linien, welche nicht wie bei curop.
Fälschungen nur ausgeätzt (s. Atzen, Bd. 2, lH. 66d), sondern dem ^tahl selbst eigentümlich sind. Die Frage, ob in Damaskus diese Stahlart, aus der namentlich die Damascenerklingen ls.d.) ge- fertigt wurden, erfunden worden sei, ist vielfach umstritten worden. Sicher ist, daß schon Nebukad- nezar und im 14. Jahrh. n. Chr. Timur-Lenk die Waffenschmiede von Damaskus nach der Eroberung der Stadt entführten, und daß diese dauernd eine der wichtigsten Handelsplätze für Waffen [* 13] war.
Die Fabrikation stammt wahrscheinlich aus Nordindien. Es sind noch alte ind. Dolche und Schwerter [* 14] er- halten. Jetzt ist die Fabrikation im Orient eine verbreitete, weniger in Damaskus selbst als in Persien [* 15] und darüber hinaus im Osten, in Cborassan, Schiras, Ispahan, Kerman, Herat und Meschhed. Der Stahl wird meist aus Golkonda in Indien be- zogen und oft mit dem sehr harten und spröden pers. (Htahl gemischt. So vereinigt die zu fertigende Klinge die Härte des pers. Stahls mit der Elasticität des indischen. Die europ. Behandlung mit rascher Abkühlung würde auch den ind. Stahl spröde machen. In Persien macht man ihn rotglühend und wickelt ihn in nasses Tuch. Die Klingen werden, wenn sie ihre Form erhalten haben, 6-8 Tage lang in eine mäßige Hitze gegeben, welche durch trocknen Dünger von Küben und andern Tieren gleichmäßig erhalten wird. Dieser Dünger soll auch die Salze entbalten, welche zur Entwicklung der eigentümlichen Eigen- schaften für notwendig gehalten werden. Den aus dem Ofen genommenen Stahl läßt man sich ruhig abkühlen und poliert ihn sodann. Damit bat er seine Schneidigkeit und seine Biegsamkeit erbal- ten, aber noch nicht den Damast, die wellige Zeichnung. Diese hervorzurufen, bedarf es noch einer neuen Behandlung, einer 'Atzung mit Vitriol, oder einem andern Ätzmittel. Das Verfahren der Damascierung wird auch auf Gewehrläufe in An- wendung gebracht. Der hohe Kostenpunkt verbietet die Anwendung damascierter Stücke im Wasfenge- brauch der Armee. - Die Damascenerklingen kamen schon im frühen Mittelalter nach Europa, wo sie seit dem 17. Jahrh, in Frankreich nachgeahmt wurden und zwar für Klingen, Gewehrläufe und andere Gegenstände. Allein immer ist es nur Imitation auf der Oberfläche, weder der echte Damast noch der echte Stahl. Namentlich seit den fünfziger Iabren haben (5louet, Crivclli, Bre'ant und vor allem An'ossow es iu dieser Nachahmung weit gebracht. Man unterscheidet in Europa: Banddamast ¶