gierungsrat zu Wohlau. Czepko war ein fruchtbarer und begabter patriotischer Dichter, dessen
Dichtungen freilich nur
zum kleinsten
Teile gedruckt sind, so: das
Drama«Pieris» (1636),
«Sieben-Gestirne Königlicher
Buße»
(Brieg
[* 2] 1671) u. a. Sehr viel reichhaltiger ist sein handschriftlicher, in
Breslau
[* 3] aufbewahrter Nachlaß,
darin das Lehrgedicht «Corydon und Phyllis», religiös mystische
Dichtungen und satir.
Epigramme. -
Vgl.
Palm, Beiträge zur
Geschichte der deutschen Litteratur des 16. und 17. Jahrh. (Bresl.
1877).
(spr. tschéremosch,Czeremotz), rechter Nebenfluß des Pruth, entsteht aus dem
unweit der ungar. Grenze in den Karpaten entspringenden Bialy Czeremosz
(d. i.
Weißer Czeremosz) und
Czarny Czeremosz
(d. i.
Schwarzer Czeremosz), bildet fast in seinem ganzen Laufe (135 km) die Grenze zwischen Galizien und der
Bukowina, ist sehr fischreich
und mündet unterhalb Sniatyn.
(spr. tscher-),Jaroslaw,Maler, geb. zu
Prag,
[* 4] studierte seit 1847 auf der dortigen
Akademie unter der Leitung von
Christ. Ruben, lebte seit 1858 meist in
Paris
[* 5] und starb daselbst Seine erste
Komposition
war:
Marius auf den Trümmern von
Karthago,
[* 6] welcher als zweite: Die Ermordung der Begleiter Wallensteins in
Eger,
[* 7] folgte. Czermak bildete
sich dann weiter an der
Akademie zu
Antwerpen
[* 8] und später in
Paris unter Robert Fleury. Das erste dort gemalte
größere
Bild: Slowenische Auswanderer (im
Besitz des belg. Königs) erregte lebhaftes Interesse.
Bald darauf gewann er den von
Prag ausgeschriebenen Preis mit seinem Karton: Die
Hussiten treten mit Prokop in das
Baseler Konzil
ein. 1850 entstand als
Frucht einer
Reise in der
Normandie das
Bild:
Normann. Fischer im
Kahn die
Bibel
[* 9] lesend.
Eine ungar.
Reise veranlaßte das
Bild: Der ungar. Sauhirt (1854; im
Leipziger Museum), Der schlafende Flscherknabe (1855;
Galerie
zu Schwerin).
[* 10] Insbesondere ist es aber die südslaw. Welt, aus der Czermak
Stoffe für seine Gemälde nahm,
nachdem er 1858 eine
Reise durch Mähren,
[* 11]
Ungarn,
[* 12] Kroatien, die
Herzegowina,
Dalmatien und
Montenegro
[* 13] gemacht und reiches Material
an
Trachten und Volkstypen gesammelt hatte. So entstanden: Die Montenegrinerin mit einem schlafenden
Kinde (1861), Die Montenegrinerin
mit dem Gewehr vor einer
Höhle, in welcher ihr Mann verwundet liegt, Wacht haltend. Voll Leben und
Bewegung
ist sein
Bild: Baschi-Bozuks rauben eine Herzegowinerin (1867; Museum zu
Brüssel).
[* 14]
(spr. tscher-),Joh.Nepomuk, Physiolog,
Bruder des vorigen, geb. zu
Prag, studierte zu
Wien,
[* 15]
Breslau
und
Würzburg
[* 16]
Medizin und ward dann zu
Prag Assistent am physiol.
Institut, auch habilitierte er sich daselbst
als Privatdocent für
Physiologie und mikroskopische
Anatomie. Er wurde 1855 Professor der Zoologie und vergleichenden
Anatomie
in Graz,
[* 17] 1856 Professor der
Physiologie in Krakau,
[* 18] 1858 in gleicher Eigenschaft nach
Pest berufen. Wie an der Krakauer Hochschule,
so gründete er auch hier ein physiol.
Institut. Im Herbst 1860 legte er jedoch in
Pest seine Professur
freiwillig nieder und wandte sich wieder nach
Prag, wo er seitdem als Privatgelehrter lebte, bis er im
Frühjahr 1865
als Professor
der
Physiologie an die
Universität zu
Jena
[* 19] berufen wurde.
1869 siedelte er nach
Leipzig
[* 20] über, wo er auf eigene Kosten ein Laboratorium
[* 21] sowie den ersten zu Demonstrationsvorlesungen
geeigneten Hörsaal erbaute und Vorlesungen über Experimentalphysiologie hielt. Er starb in
Leipzig. Die ärztliche
Wissenschaft verdankt Czermak die Einführung und Anwendung des
Kehlkopfspiegels zu diagnost. und physiol. Zwecken und die durch
den
Kehlkopfspiegel
[* 22] ermöglichte lokale Behandlung der
Nasen- und Kehlkopfkrankheiten. Er schrieb: «Der
Kehlkopfspiegel und seine Verwertung für
Physiologie und
Medizin» (Lpz. 1860; 2. Aufl. 1863) und
«Populäre physiol. Vorträge»
(Wien 1869). Seine «Gesammelten
Schriften» (2 Bde., Lpz.
1879) enthalten eine von A.
Springer verfaßte biogr.
Skizze.
Gora (Czerna hora, spr. tscher-, d. h. schwarzer
Berg), höchste
Erhebung in den
Marmaros-Karpaten, an der Grenze
Ungarns gegen die
Bukowina, erreicht im Hoverla 2058 m Höhe. An seiner Ostseite entspringt der Pruth. An seinem Abhange eine
Mineralquelle, ein sehr tiefer See und das Dorf Zabie (s. d.).
1) Bezirkshauptmannschaft (ohne die Stadt Czernowitz) in der
Bukowina, hat 913,26 qkm und (1890) 91237 (45886 männl., 45351 weibl.)
E., darunter 137
Evangelische, 5837 Katholiken, 71710
Griechisch-Orientalische und 10822 Israeliten, 18304 bewohnte und 704 unbewohnte
Gebäude und 21 416 Haushaltungen in 42 Gemeinden mit 66 Ortschaften und 24 Gutsgebieten und umfaßt
die Gerichtsbezirke Czernowitz (Umgebung) und Sadagora. - 2) Czernowitz, rumän.
Cernăuz, Stadt mit eigenem
Statut und Hauptstadt der
Bukowina sowie Sitz der Bezirkshauptmannschaft Czernowitz, in 248 m Höhe, an
und auf einer Anhöhe am flößbaren Pruth, über den eine Eisenbahn- und eine
Straßenbrücke führen,
an den Linien Lemberg-Czernowitz-Suczawa (354 km) der Lemberg-Czernowitz-Jassy-Bahn und Czernowitz-Nowosielica (33 km) der
Bukowinaer Lokalbahnen,
beide im Betriebe der Österr.
Staatsbahnen,
[* 24] ist Sitz der Landesregierung und des Landtages der
Bukowina, eines Landesgerichts, einer Finanzdirektion, eines
griech.-orient. Erzbischofs und Metropoliten, einer
Handels- und Gewerbekammer, einer Postdirektion, je
eines städtischen Bezirksgerichts für
Civil- und Strafsachen und eines Bezirksgerichts für den Landbezirk (18 Gemeinden, 8 Gutsgebiete, 39 324 meist
ruthen.
E.), der 59. Infanteriebrigade, des 13. Landgendarmeriekommandos und einer
Geniedirektion, und hat ein Weichbild von
57,65 qkm sowie (1890) 54171 E. (27256 Deutsche,
[* 25] 10384 Ruthenen, 7624 Rumänen, 7610
Polen), darunter 17 356 Israeliten;
in Garnison (2174 Mann) das 41. bukowinasche Infanterieregiment «Erzherzog Eugen»
und eine Eskadron des 9. galiz.-bukow. Dragonerregiments
«Freiherr von Piret»; Post und
Telegraph.
[* 26] Die Zahl der
Ehen betrug (1888) 447, der Sterbefälle 1787. Unter den
Gebäuden ragt die erz-
^[Artikel, die man unter Cz vermißt, sind unter
Tsch oder Č aufzusuchen.]
¶
mehr
bischöfl. Residenz auf dem sog. Bischofsberg hervor, 1864-75 in byzant. Stil nach Hlawkas Plänen erbaut, mit prächtigem
Festsaal und aussichtreichem Turm,
[* 28] ferner die griech.-orient. Kathedrale am Franz-Josephsplatz, ein Kuppelbau nach dem Muster
der Isaakskirche in Petersburg,
[* 29] 1864 vollendet; die armenisch-kath. Kirche, im gemischten got.-roman. Stil, 1875 eingeweiht
und die neue prachtvolle Kirche des Jesuitenordens; ferner bestehen eine zweite röm.-kath., griech.-kath.
(gewöhnlich russ. oder ruthen.), evang.
und eine neue griech.-orient. Paraskewakirche. Bemerkenswert ist ferner der jüd. Tempel,
[* 30] 1877 in maurisch-orient. Stil nach
Plänen von Zachariewicz vollendet, das 1875 zur Säkularfeier errichtete Austria-Monument nach Pekarys Entwurf: die Marmorstatue
der Austria auf einem Sockel von grünem Karpatensandstein.
Die eröffnete Franz-Josephs-Universität (mit deutscher Unterrichts- und Geschäftssprache, 1893/94 281 Hörer, 39 Docenten)
hat eine griech.-orient.-theol., rechts- und staatswissenschaftliche und philos. Fakultät und eine Bibliothek (60000 Bände).
Ferner hat Czernowitz ein Obergymnasium, eine Oberrealschule, eine Staatsgewerbeschule mit Handelsschule, eine Bildungsanstalt für
Lehrer und Lehrerinnen, ein griech.-orient. Priesterseminar, eine landwirtschaftliche Landes-Mittelschule,
Hebammenschule, ein Landeskrankenhaus (1886) in Pavillonsystem, zahlreiche Vereine, darunter der Verein zur Förderung der
Tonkunst in der Bukowina und der Litteratur- und Landeskulturverein sowie ein Stadttheater, Gewerbemuseum und ein Landesmuseum
der Bukowina (1893 eröffnet).
Die Industrie erstreckt sich besonders auf Dampfmühlenwerke und Brauereien; der Handel wird fast ausschließlich
von Israeliten und Armeniern betrieben und erstreckt sich auf Landesprodukte, besonders Getreide,
[* 31] Branntwein, Holz,
[* 32] Schlachtvieh,
Häute, Wolle und Pottasche. - Czernowitz kommt urkundlich als Markt zuerst 1407 vor. Im Okt. 1774 wurde Czernowitz, damals
ein unbedeutendes Dorf, von den Österreichern besetzt und ist zum Regierungssitze des neuerworbenen LandesBukowina erhoben. 1816 zählte Czernowitz erst 5416 E.