dern eingeführt, und der formellen Geltung des Czechisches Recht wurde in jeder Beziehung ein Ende gesetzt durch das nach Erlaß des Allgemeinen
bürgerlichen Gesetzbuchs vom 1. Juni 1811 ergangene Hofdekret vom 13. Juni 1811, worin im Anschlusse an §. 11 des erstern erklärt
wurde, daß keinem der in einzelnen Provinzen und Landesbezirken Österreichs früher geltenden Statuten
und besondern Rechte die kaiserl. Bestätigung erteilt würde, dieselben also ihre Gesetzeskraft vollständig verlieren sollten.
Indessen die materielle Wirksamkeit einzelner Grundsätze des Czechisches Recht, insoweit sich dieselben als eine
der Grundlagen der modernen österr. Gesetzgebung darstellen, kann nicht bezweifelt werden. - Quellenausgaben sind: Jireček,
«Codex juris bohemici» (bis jetzt 8 Tle., Prag 1867-83);
Brandl, «Kniha Tovačovská» (Brünn 1868);
ders., «Kniha Rožmberská»
(ebd. 1872);
«Die Landtafel des Markgrafentums Mähren», hg. von Chlumecky, Chytil, Demuth und Wolfskron (ebd. 1854);
Emler,
«Reliquiae tabularum terrae regni Bohemiae» (2 Tle. in 9 Bdn., Prag 1870-77).
Litteratur. Jireček, Das Recht in Böhmen und Mähren (1 Bd. in 2 Abteil., Prag 1865-66);
ders., Slovanské
právo v Čechách a na Moravě (3 Bde., ebd. 1863-72);
Jičinský, Vývin českého právnictvi (ebd. 1865);
J. F. ^[Johann
Ferdinand] Schmidt von Bergenhold, Geschichte der Privatrechtsgesetzgebung und Gerichtsverfassung im Königreich Böhmen (ebd.
1866);
Ott, Beiträge zur Rezeptionsgeschichte des röm. kanonischen Prozesses in
den böhm. Ländern (Lpz. 1879);
Randa, Přehled vzniku a vývinu desk čili knih věřejných, hlavně v Čechách a na Moravě
(Prag 1870);
Hanel, Vliv práva něm. v Čechách i na Moravě (ebd. 1874) u. a. Eine große Anzahl von
Artikeln zur czech.
Rechtsgeschichte ist auch enthalten in den Zeitschriften: Právník (Prag seit 1861);
Casopis českého Museum (ebd. seit 1827); Časopis matice moravské (Brünn seit 1869).
(spr. zéglehd), Stadt mit geordnetem Magistrat im Pester Komitat, 75 km südöstlich von Budapest, an den Linien
Budapest-Verciorova und Czegléd-Szolnok (29 km) der Ungar.
Staatsbahnen, hat (1890) 27549 meist reformierte magyar.
E. (145 Deutsche), in Garnison die 5. Eskadron des 7. ungar. Husarenregiments «Wilhelm
II., Deutscher Kaiser und König von Preußen», Bezirksgericht;
eine große zweitürmige, reform. Kirche;
Landwirtschaft, Wein-
und Obstbau.
In der Ebene bei Czegléd finden oft größere Kavalleriemanöver statt.
(spr. tsche-), Alexander, Entdeckungsreisender, geb. 1832 im Gouvernement Volhynien,
studierte in Kiew und Dorpat-Medizin und Mineralogie, wurde infolge seiner Beteiligung an dem poln. Aufstande von 1863 nach
Sibirien verbannt, erhielt aber 1868 die Erlaubnis, nach Irkutsk ziehen zu dürfen. Im Auftrag der sibir. Abteilung der kaiserl.
Geographischen Gesellschaft stellte er geolog. Untersuchungen im Gouvernement Irkutsk an, bereiste 1873 die
untere Tunguska und den Olenek, 1875 die Olenekmündung und die Lena, zum Teil mit Ferd. Müller, und kehrte nach seiner Begnadigung 1876 nach
Petersburg zurück, wo er sich 30. Okt. 1876 das Leben nahm. Die Resultate seiner Forschungen legte er in den Schriften der Petersburger
Geogr. Gesellschaft sowie in Petermanns «Mittheilungen»
(1874 fg.) nieder. -
Vgl. Ferd. Müller, Unter Tungusen und Jakuten.
Erlebnisse und Ergebnisse der Olenek-Expedition der kaiserlichen
russ. Geographischen Gesellschaft (Lpz. 1882).
(Tschempin), Stadt im Kreis Kosten des preuß. Reg.-Bez. Posen, an der Linie Stargard-Posen-Breslau und der Nebenlinie
Czempin-Schrimm (17,7 km) der Preuß.
Staatsbahnen, hat (1890) 2321 E. (etwa 1700 Polen), darunter 396 Evangelische
und 153 Israeliten, Post, Telegraph, eine kath. und eine evang. Pfarrkirche, ein Schloß mit Kapelle und schönem Park, städtisches
Hospital mit Krankenhaus;
Ackerbau, Viehzucht, Windmühlen, Getreide-, Mehl- und Viehhandel.
(spr. tschen-; poln. Częstochówa, russ.
Tschenstochow).
1) Kreis im südwestl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Petrikau, an der preuß.-schles.
Grenze, hat 1924,4 qkm, 126731 E., 134 Fabriken (1,6 Mill. Rubel Produktion), darunter 13 Eisenbergwerke. - 2) Kreisstadt
im Kreis Czenstochau, links an der Warta und an der Linie Warschau-Granica der Warschau-Wiener Eisenbahn, zerfällt in Alt- und Neu-Czenstochau,
ist Sitz der Kommandos der 2. Brigade der 14. Kavalleriedivision, der 2. Scharfschützenbrigade und der Czenstochauer Brigade
der Grenzwache, und hat (1885) 21167 E. (ein Drittel Israeliten), in Garnison das 42. Dragonerregiment
Mitau des Prinzen Albrecht von Preußen und das 7. und 8. Scharfschützenbataillon; 3 kath., 1 russ.
Kirche, Synagoge, Gymnasium, Denkmäler des Abtes Kordecki (errichtet 1859) und Kaiser Alexanders II. (errichtet
1889), Filiale der Russischen Reichsbank; 23 Fabriken (3 Mill. Rubel Produktion), darunter 3 Baumwoll-, 1 Tuch-, 3 Papierfabriken,
Müllerei, Gerberei, Brauereien, lithogr. Anstalten und Buchdruckerei, die religiöse Schriften und Heiligenbilder herstellen,
und Handel mit Amuletten. - Czenstochau ist berühmt durch sein kath. Kloster vom Orden des heil. Paulus des Eremiten,
das (1890) von 388927 Wallfahrern, darunter 1715 aus Preußen, 983 aus Österreich-Ungarn besucht wurde.
Das Kloster erhebt sich auf einer die Gegend beherrschenden Anhöhe an der Warta, der Jasna Góra, unfern der schles. Grenze.
In der reich dotierten Klosterkirche befindet sich das berühmte, auf Cypressenholz gemalte, mit goldenen
Kronen versehene und mit vielen Edelsteinen gezierte schwarzbraune Marienbild, das zur Verehrung der Schwarzen Madonna bei dem
ganzen poln. und russ. Volke Veranlassung gegeben hat. Es ist wahrscheinlich byzant. Ursprungs. Nach der Sage ist es von Lukas
selbst gemalt, im Besitz der heil. Helena gewesen, dann durch den russinischen Fürsten Leo nach Belz in
Galizien gekommen und endlich 1382 von dem Herzog von Oppeln, Wladislaw, der das Kloster zu Czenstochau gründete, hierher gebracht
worden, um es vor den Tataren zu schützen.
Früher befestigt, leistete das Kloster 1665 dem Heere des schwed. Königs Karl Gustav, der bereits ganz
Polen in seiner Gewalt hatte, Widerstand und hielt mit 70 Mönchen und 150 Soldaten Besatzung unter Anführung des Abtes Kordecki
gegen 10000 Schweden und einen Teil des mit diesen vereinigten poln. Heers eine 38tägige Belagerung aus. Später verlor Czenstochau seine
militär. Wichtigkeit; Kaiser Alexander I. ließ, nachdem es 1813 an Rußland gefallen, die Festungswerke
abtragen.
(spr. tsche-), Daniel von, Dichter, geb. 23. Sept. 1605 zu Koschwitz bei Liegnitz, praktizierte am Kammergericht
zu Speyer, lebte seit 1629 mit Unterbrechungen in Schweidnitz und starb als Re-
^[Artikel, die man unter Cz vermißt, sind unter Tsch oder Č aufzusuchen.]
mehr
gierungsrat 8. Sept. 1660 zu Wohlau. Czepko war ein fruchtbarer und begabter patriotischer Dichter, dessen Dichtungen freilich nur
zum kleinsten Teile gedruckt sind, so: das Drama «Pieris» (1636),
«Rede aus seinem Grabe» (Bresl. 1660),
«Sieben-Gestirne Königlicher
Buße» (Brieg 1671) u. a. Sehr viel reichhaltiger ist sein handschriftlicher, in Breslau aufbewahrter Nachlaß,
darin das Lehrgedicht «Corydon und Phyllis», religiös mystische Dichtungen und satir. Epigramme. -
Vgl. Palm, Beiträge zur
Geschichte der deutschen Litteratur des 16. und 17. Jahrh. (Bresl.
1877).