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587 Cremieux - Cremona (Provinz und Stadt) Aoste-St. Genir (Anschluß an die Franz. Mittel- meerbahn), hat (1891) 1439, als Gemeinde 1694 E., Post, Telegraph, [* 2] Tuck-und Leinenfabriken und war früher die Residenz der Fürsten der Dauphins. In der Nähe die Eisenwasser der Fontaine Ronge beim Schlosse St. Iullin, die starke Quelle [* 3] VourbouiÜon beim alten Castel de la Mure, die schönen Schluchten der Fusa und die Grotte de la Balme (s. d.). Crcmicux (spr. kremlöb), Isaac Adolpbe, franz. Jurist und Politiker, geb. zu Nimes, [* 4] jüd. Abstammung, studierte die Rechte zu Aix, wo er 181? Advokat wurde.
Nach 1830 zum Ad- vokaten beim Kassationshofe in Paris [* 5] ernannt, machte er sich hier einen Namen als Hauptverteidi- ger der in Preß- und Kriminalprozesse verwickelten Opposttionsschriststeller und Demokraten. (5. trat ^842 in die Kanuner, wo er das Guizotsche Miui- sterium heftig bekämpfte. Er förderte kräftig die Reformbewegung, wurde nach der Februarrevolu- tion von 1848 Mitglied der Provisorischen Regie- rung und übernahm dann das Justizministerium, das er aber schon am 7. Juni wegen Meinungs- verschiedenheiten mit Louis Vlanc niederlegte. In der Konstituierenden Versammlung zeigte Cremona aus Besorgnis vor einer Militärdiktatur wenig Sym- pathie für die Regierung Cavaiguacs, sondern be- günstigte die Kandidatur des Prinzen Ludwig Na- poleon. Nach dessen Wahl zum Präsidenten 10. Dez. näherte er sich jedoch der Bergpartei und war einer der eifrigstell Oppositionsredner. Nach dem Staats- streich vom beschränkte Cremona sich auf seine Advokatenpraxis. Durch den Sturz des zwei- ten Kaiferreichs zum zweitenmal als Iustizminister in die Regierung berufen, wurde er 12. Sept. nach Tours [* 6] gesandt, um dort die Ver- waltung der nicht vom Feinde besetzten Provinzen zu leiten. Auf seine Veranlassung verlieh die De- legation den eingeborenen Juden Algeriens das franz. Bürgerrecht. Seit Febr. 1871 war er Ab- geordneter von Algier in der Nationalversammlung zu Bordeaux [* 7] und Versailles [* 8] und wurde von dieser nn Dez. 1875 zum lebenslänglichen Mitgliede des Senats gewählt. Cremona war Begründer und Vor- standsmitglied der ^Iiianeß i3i^6iit6 uiiiverLelis ls. d.) und starb zu Passy.
Unter seinen Schriften sind befonders hervorzuheben: «I^idLi'tk! i'iHiäo^erZ 6t äiLcourg politihueL (I'^äolplis 0.» (Par. 1869);
" Qouvßi-iikii^iit äe ^H ä6l6U86 Q3.tioimi6) I. ^et63 äs la. äeieFHtiou ä6 ^oui'8 6t ä6 ZoiäkÄUx; II. Niui8t6i-6 äs 1a ^uätice» (2 Bde., Tours 1871).
Aus feiuem Nachlaß wurde herausgegeben: «Nn 1848, diäcourZ et Ikttre» ä6 N. ^ä. 0." (Par. 1883). Cremmeu, Stadt im Kreis [* 9] Osthavclland des preuh.Reg.-Bez. Potsdam, [* 10] in der Nähe des Crem- mersees und des Ruppinerkanals, hat (1890) 2758 meist evang. E., Post, Telegraph, Amtsgericht l Landgericht Neuruppiu^, Stadtschule, städtisches Krankenhaus, [* 11] städtische Sparkasse, Vorschuhverein; Torfgräberei, Acker- und Gartenbau. Auf dem nahen Cremmener Damme fanden zwei Schlach- ten statt: 1334, wo Ludwig der Ältere durch die Pommern, [* 12] und wo Friedrich I. durch die Adligen und Pommern geschlagen wurde (1845 daselbst ein Steinkreuz errichtet).
Eremometer (frz.-grch.), Instrumente zum Messen der von der Milch in einer bestimmten Zeit aufgeworfenenRahmmenge. Im besondern bezeichnet nian mit Cremona den von dem Franzosen Chevallier kon struierten Apparat, welcher aus einem Glascylinder von 4 cm Weite und etwa 20 ein Höbe besteht, auf der Außenseite eine eingeätzte Skala besitzt, welche in einer Höhe von 15 cm vom Boden mit dem Null- punkte beginnt und die abgeschiedene Rahmsckicht in einzelnen Prozenten abzulesen gestattet. Ist die Bestimmung des Fettgehalts der Milch auf Grund des gebildeten Rahmvolumens auch keine sichere, so ist das Chevalliersche Cremona doch, da es bei der Milchprüfung im Verein mit dem Laktodensimeter (s. Galaktometer) gute Dieuste leistet, ein empfeh- lenswertes Instrument. -
Vgl. Kirchner, Handbuch der Milchwirtschaft (3. Aufl., Verl. 1891).
1) Provinz im Königreich Italien, [* 13] in der Lombardei, grenzt im N. an die Provinzen Bergamo und Brescia, im O. an Mantua, [* 14] im S. an Piacenza, Parma [* 15] und Reggio, im W. an Mai- land und hat 1637 (nach Strclbitslij 1778) (ikm, (1881) 302138 (1890: 305 557) E. und zerfällt in die 3 Kreife Casalmaggiore (42181 E.), Crema (85469 E.) und Cremona (174488 E.) mit 133 Gemeinden. Das Land wird bewässert vom Po, Oglio und der Adda, welche die Grenze gegen S., O. und W. bilden, und dem zur Adda gehenden Serio und ist außerordent- lich fruchtbar. Die Bewohner bauen Getreide, [* 16] be- sonders Weizen, Mais, Reis, Flachs und Wein und treiben Handel damit sowie mit l^eide; bedeutend ist ferner die Rindvieh-, Schweine- und Pferde- zucht. Die Industrie ist nur gering. Die die Pro- vinz durchziehenden Eisenbahnen laufen sämtlich in der Hauptstadt Cremona zusammen. - 2) Hauptstadt der Provinz Cremona, zwischen den Flüssen Adda und Oglio, am Po, über welchen eine Schiffbrücke führt, und an den Linien Pavia-Monselice-Vergamo-Treviglio- Cremona (87 km), Brescia-Cremona (51 km) des Adriatischen Netzes, ist Sitz des Präfekten und eines Bischofs und hat (1881) 31788 (1891: 38000) E., in Garnison das 4. Feldartillevieregiment, 2 Traincompagnien, das 34. und 35. Bataillon des 10. Bersaglieri- regiments, Dampfstraßendahn über Pescarolo nach Ostiano (22 1 cm) sowie nach Piacenza und Casalmaggiore; breite, unregelmäßige Straßen, schöne Plätze und große Paläste.
Ein Kanal, [* 17] der den Po und Oglio verbindet, geht zum Teil unter den Häusern hin. Von den 44 (ehemals 87) Kirchen sind zu erwähnen der Dom von 1107 in roman.- lombard. Stil, mit reicher säulengeschmückter Haupt- facade in rotem und weißem Marmor und schöner Vacksteinfacade an den Querschiffen; das Innere, dreischifsig,'ntit dreischiffigem, langem Querbau, ist ganz mit Fresken bedeckt. Von dem berühmten Glockenturme (Torrazzo, 121 m), dem höchstcnTurme Italiens, [* 18] 1261-88 erbaut, übersieht man fast den ganzen Lauf des Po durch die Ebenen der Lom- bardei.
Die reich bemalte Kirche San Pietro al Po ist 1549-70 nach Riparis Entwurf erbaut; die Kirche Saut' Agostino e Giacomo in Vraida aus dem 14. Jahrh., dreischiffig mit Tonnenwölbung, hat Altarbilder und Fresken von Campi, Perugino und Vonifacio Vembo; endlich die Kirche Sta. Agata mit 4 großen Fresken (1536) von Campi im Stile des Pordenone. Berühmt sind der Palazzo Pubblico von 1245, mit Bildern von Meistern der Cremoneser Schule; der Palazzo de' Gonfalonieri von 1292, Pa- lazzo Reale (früher Ala di Ponzone) mit naturhistor. Sammlung, Münzen [* 19] und Gemälden, sowie die Pa- läste Sansecondo, Crotti (früher Neimondi) mit Skulpturen von Pedone, Stanga und Dati (jetzt Hospital), mit schönem Hofe und prächtiger Trevve. Artikel, die man unter E vermißt, sind unter K aufzusuchen. ¶
Cremona,
Luigi, ital. Mathematiker, geb. zu Pavia, nahm an den ital. Unabhängigkeitskriegen 1848-49 bis zur Übergabe Venedigs lebhaften Anteil, worauf er an der Universität seiner Vaterstadt Mathematik studierte. Als Lehrer seines Fachs war er am Untergymnasium von Cremona, am Obergymnasium von Mailand, [* 20] an der Universität von Bologna und am höhern technischen Institut von Mailand thätig, bis er 1873 als Professor der höhern Mathematik an die röm. Universität berufen wurde und die Leitung des Polytechnikums daselbst überkam. Cremona ist Senator des Königreichs.
Seine Bedeutung liegt in den Neuschöpfungen und den Vervollkommnungen der projektivischen Geometrie und der graphischen Statik, die er in die technischen Hochschulen einführte (Cremonasche Transformation, Cremonascher Kräfteplan), und in der organisatorischen Kraft, [* 21] die er zur Hebung [* 22] der technischen Hochschulen seines Vaterlandes verwendet. Außer zahlreichen wichtigen Abhandlungen (darunter die mit dem Steinerschen Preis von der Berliner [* 23] Akademie der Wissenschaften gekrönte Arbeit über Flächen dritten Grades) in Fachschriften gab Cremona heraus: «Introduzione ad una teoria geometrica delle curve piane» (Bologna 1862),
«Preliminari di una teoria geometrica della superficie» (Mail. und Bologna 1867),
«Sugli integrali e differenziali algebrici» (Bologna 1870),
«Le [* 24] figure reciproche nella statica grafica» (3. Aufl., Mail. 1879),
«Elementi di geometria projettiva» (Turin [* 25] 1873),
«Elementi di calcolo grafico» (ebd. 1874; deutsch von Curtze, Lpz. 1875),
«Collectanea mathematica» (Mail. 1880, mit Beltrami zusammen),
«Rappresentazione di una classe di superficie gobbe sopra un piano, e determinazione delle loro curve assintetiche» (in «Annali di scienze mathem.-fisiche»).