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Zeit; das Altarbild der Stadtkirche zu Weimar, [* 2] sein letztes Werk. Zwei Kirchen von Innsbruck [* 3] be- sitzen von ihm Madonnenbilder; die Paulinerkirche zu Leipzig [* 4] hat von ihm: Christus, die Kindlein seg- nend. Außerdem finden sich im Städtischen Museum daselbst u. a. noch das merkwürdige Bild eines Ster- benden, und Christus und die Samariterin. Andere Bilder von ihm sind in der Pinakothek zu München, [* 5] z. V. die Ehebrecherin vor Christus; in der ständi- schen Galerie zu Prag [* 6] befindet sich eine Darstellung des Sündenfalls, in der Eremitage zu Petersburg: [* 7] Venus und Amor, im Museum zu Vraunschweig: Hercules und Omphale.
Die Dresdener Galerie be- sitzt von ihm 14 Gemälde, darunter: Christi Abschied von feiner Mutter, Adam und Eva, Ecce Homo. Auch viele andere deutsche Städte haben C.sche Werke aufzuweisen. Besonders reich ist das Berliner [* 8] Mu- seum: der Iungfernbrunnen, Hercules und Omphale, Venus und Amor, mehrere Bilder von Adam und Eva sowie die Porträte [* 9] von Albrecht von Branden- burg und Friedrich dem Weisen. Auf der dortigen königl. Bibliothek wird C.s soq. Stammbuch aufbe- wahrt, eine Sammlung von Bildnissen in Deckfarben auf blauem Grunde, die aber vom jüngern Cranmer her- rühren. Dagegen besitzt Coburg [* 10] in dem Turnierbuch des Kurfürsten Johann Friedrich einen Band [* 11] mit 146 Blättern ausgemalter Federzeichnungen von C.s des Mern Hand. [* 12] Seine bekanntesten und historisch wahrhaft unschätzbaren Werke sind die zahlreichen Bildnisse, die er von den großen Reformatoren ge- macht hat. Er lieferte auch acht Kupferstiche und viele Zeichnungen zu Holzschnitten. -
Vgl. Schuchardt, Lukas Cranmer des Altern Leben und Werke (3 Bde., Lpz. 1851 - 71; hierzu 2 Hefte Kupfertafeln, ebd. 1851-58);
Warnecke, Lukas Cranmer der Altere (Görl. 1879);
M. B. Lindau, [* 13] Lukas Cranmer, ein Lebensbild aus dem Zeitalter der Reformation (Lpz. 1883); L. Grote, Lukas Cranmer, der Maler der Reformation (Dresd. 1883).
Cranmer arbeitete mit einer Menge von Schülern, un- ter denen seine beiden Söhne Johannes und Lukas Bedeutung haben. Der erstere, Johannes Cranmer, starb 1536. Der zweite Sohn, Lukas Cranmer, geb. zu Wittenberg, [* 14] 1565 daselbst Bürger- meister, ist bekannt unter dem Namen des jüngern Cranmer. Er war ein trefflicher Kolorist, im Porträtfach ausgezeichnet und starb in Weimar. Bilder von seiner Hand sieht man in der Dresdener Galerie, wo außer mehrern Bildnissen der kursächs.
Familie eine Kreuzigung Christi (1573) sich befindet; ferner im Museum zu Leipzig: Auferstehung Christi (1554) und Kreuzigung (1557). Eranbrook (spr. krännbruck), Gathorne Hardy, Earl, konservativer engl. Staatsmann, geb. in Vradford, studierte in Oxford [* 15] Rechtswissen- schaft und trat 1856 ins Parlament. Derby er- nannte ibn 1858 zum Unterstaatssekretär des Innern. 1865 besiegte er Gladstone in einer Auffehen er- regenden WM für die Vertretung der Universität Oxford, wurde unter Derby 1866 Vorsitzender des ?0oi- 1.9.^ Voarä und 1867 Minister des Innern.
Seit Gladstones neuem Ministerium Dez. 1868 ge- borte er zur Opposition, besonders gegen die Ent- staatlichung der irischen Kirche. Unter Disraeli war er 1874-78 Kriegsminister, 1878-80 Staatssekre- tär für Indien; 1878 wurde er zum Viscount Cranmer von Hemsted erhoben. Unter Salisburys Amtsführung war er Juni 1885 bis Febr. 1886 Kanzler des Herzogtums Lancaster und Aug. 1886-92 Lord- Vrockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl.. IV. Präsident des Geheimen Rates. Er wurde darauf Zum Grafen erhoben. Erane (spr. krehn), Walter, engl. Maler, geb. zu Liverpool, [* 16] war Schüler seines Vaters, des Porträtmalers ThomasC. (gest. 1859) und des Malers Linton und lieh sich in London [* 17] nieder, wo er sich der Schule der Präraffaeliten an- schloß, ohne seine eigenartige, selbständig stilisierende Richtung aufzugeben.
Seine besten Ölbilder sind: Die Geburt der Venus (1877), Raub der Proserpina (1878), Die Sirenen (1879), Das eilende Schicksal (1882), Die Brücke des [* 18] Lebens (1884), Der Taucher (1885; erhielt auf der Pariser Weltausstellung 1889 eine silberne Medaille), Fliehende Stunden (1887), Sonnenaufgang (1888), Pandora, Pegasus (1889); auch seine fein empfundenen Aquarelle sind geschätzt. Bekannt wurde Cranmer auch in Deutschland [* 19] durch humo- ristische Illustrationen von Kinderfchriften und durch seinen großen Einfluß auf das brit. Kunstgewerbe als ein durchaus eigenartig und feinsinnig entwer- fender Musterzeichner. Er veröffentlichte: «kalter 0ran6'3 ^0)5 Ü00K8» (1869-75),
«I'icwrs Looks» (1874-75),
«^6 Vad^'g Opera» (1887),
«Ids 8II-6N8 »riii-66 " (1886). l^goulets. Orans^uiniers (frz., spr. kranekinnleh), s. Ar- vran^on, s. Garneelen. vraniota., Schädeltiere, sämtliche Wirbeltiere mit Ausnahme der Lanzettsische (s. d.), welche jenen als ^ci-ania, Schädellose, gegenüberstehen. tkra.niotä.'bsI (lat.), abnorme Weichheit der Schädeltnochen, besonders bei rhachitischen Kindern (s. Rhachitis). Vraniuin (lat.), der Hirnschädel. Cranmer (spr. krännm'r), Thomas, Beförderer der Reformation in England, geb. zu Aslacton in Northampton, studierte zu Cambridge besonders Griechisch und Hebräisch, wurde 1510 Fellow des Jesus-Kollegiums und in diesem 1524 Lehrer der Theologie, 1526 Examinator.
Als Cranmer sich in der Ehescheidungssache Heinrichs VIII. (s. d.) dahin ausgesprochen hatte, man möge die Sache nach der Schrift prüfen und sich auf das Gutachten ge- lehrter Theologen stützen, statt vom Papste die Ent- scheidung zu holen, ernannte der König ihn zu seinem Kaplan und gab ihm den Auftrag, eine Schrift über die Frage auszuarbeiten. Diese legte Cranmer 1530 in Rom [* 20] vor; 1531 wurde er nach Deutschland geschickt, wo er den Kaiser für die Scheidung zu gewinnen suchte, mit den Ansichten der Reformatorenvertrauter ward und die Nichte des Andr. Osiander heiratete.
Vom Könige zum Erzbischof von Canterbury ernannt (1533), fprach er die Scheidung der königl. Ehe aus, und als der Papst mit dem Banne drohte, war Cranmer ebenso zum Widerstände gerüstet wie der König, den das Parlament zum Oberhaupt der Kirche erklärte (1534). Cranmer suchte nun durch eindringliche Predigten und durch Übersetzung der Bibel [* 21] in die Landessprache («Die große Bibel», 1539) die Reformation zu be- fördern, soviel die Willkür des Königs und die Geg- ner der Neuerung es ihm gestatteten, arbeitete auch mit an dem neuen evang. Gebetbuch der engl. Kirche («V00K ol iioiniliks», 1547). Solange er es wagen durfte, kämpfte er gegen die auf des Königs Ver- langen vom Parlament festgesetzten fechs Artikel (td6 diooä^ aet), die jeden zum Tode verurteilten, der sich gegen die Brotverwandlung, Totenmesse, Ohren- beichte und die Priesterehe erklärte. Nach Heinrichs Tode (1547) konnte er freier wirken, namentlich fremde Reformatoren ins Land rufen. Als aber 37 ¶