Silberwährung zählt demnach hierher diejenige Münze, welche streng nach dem Hauptmünzfuß vollwertig ausgeprägt ist,
im Gegensatz zu der nach einem geringern Fuße ausgeprägten Scheidemünze (s. d.).
So sind z. B. in
Österreich-Ungarn
[* 2] nach der österr.
Währung von 1857 und auch bis auf weiteres nach der zur Einführung
gelangenden Kronenwährung die
Stücke zu 2, 1 und ¼ Gulden Courant, und so waren in
Preußen
[* 3] während der
Herrschaft der Silbervaluta zuletzt die Silberstücke bis herab zu einschließlich ⅙
Thaler Courant
In denStaaten der Frankenwährung
ist das 5-Frankenstück Silbercourant, weil es so viel
Silber enthält, als nach dem gesetzlichen, der
Währung zu
Grunde gelegten
Wertverhältnis zwischen
Silber und
Gold
[* 4] erforderlich ist, und ungeachtet des Umstandes, daß das thatsächliche Wertverhältnis
zwischen
Silber und
Gold gegenwärtig von dem gesetzlichen abweicht, in beliebiger Menge zu
Zahlungen verwendet werden kann,
was von der von allem Anfang an unterwertig ausgeprägten Scheidemünze nicht gilt. In ähnlicher
Weise sind imDeutschenReiche die
Thaler Courantmünzen. – Für die Münzpolitik hat die Frage der Beibehaltung von Silbercourantmünzen in den
Goldwährungsländern eine große praktische Bedeutung, da hiermit eine weit größere Verwendung des
Silbers ermöglicht
wird, als wenn dieses bloß als Scheidemünze in
Umlauf wäre; sollte die Entwertung des
Silbers weiter fortschreiten, die
vorhandenen Silbercourantmünzen daher immer unterwertiger werden, so entsteht die Gefahr, daß sich
der Silbercourantumlauf nicht aufrecht erhalten läßt und damit eine neue
Nachfrage nach dem ohnehin von einer Wertsteigerung
bedrohten
Gold zum Ersatz dieser Münzen
[* 5] geschaffen wird. (S. Doppelwährung.)
In den österreichischen Valutaregelungsgesetzen
von 1892 ist die Frage des Silbercourants nicht endgültig erledigt, sondern nur die
Vermehrung der bereits
ausgeprägten Silbergulden eingestellt worden, denen jedoch unbeschränkte Zahlkraft gewahrt bleibt; maßgebend hierfür
waren insbesondere Rücksichten auf das
Ausland, das sich durch Silberverkäufe sehr beunruhigt gefühlt hätte, sowie auf
die Erleichterung des Überganges zur neuen
Währung durch vorläufige Beibehaltung der alten gewohnten Münzen.
Der Silbergulden ist gleich zwei
Kronen
[* 6] der neuen
Währung, deren obligatorische Anwendung selbst noch einer spätern
Verfügung
vorbehalten bleibt. Die frühere
Hamburger Courantwährung, nach welcher man gewöhnlich rechnete und zahlte und die durch
Münzen vertreten war (zuletzt wurde die
Courantmark = ⅖ norddeutschen
Thalern gerechnet), stand dem bloß ideellen bessern
Bankgelde oder
Banco (s. d.) gegenüber.
ascendant (frz., spr. kurángtassangdáng)
nannte Dove den aufsteigenden Luftstrom, der bei Gewittern (s. d.) und Luftwirbeln
(s. d.) eine hervorragende Rolle spielt.
(spr. kurángt), auch Corrente, Kunsttanz der franz.
Gesellschaft des 16. bis 18. Jahrh. Die Tanzmelodie, in Dreihalb- oder
Dreivierteltakt, hatte etwas Liebliches und Zierliches. In
Frankreich und
Deutschland
[* 7] war sie im 16. und 17. Jahrh. für die
Laute beliebt.
Händel und
Bach nahmen sie, etwas freier behandelt, in die
Suite auf.
(spr. kurbeh),AmedéeAnatole Prosper, franz.
Admiral, geb. zuAbbeville (Depart.Somme), besuchte die Polytechnische Schule,
trat 1849 in
den franz. Marinedienst ein, wurde 1856 Schiffslieutenant, 1866
Fregattenkapitän, 1873 Schiffskapitän, 1880
Konteradmiral
und 1884 Viceadmiral. 1880‒82 verwaltete er als Gouverneur die
Strafkolonie Neucaledonien und ward an die
Spitze der
Flottenabteilung an den
Küsten von
Tongking
[* 8] gestellt.
Dort übernahm Courbet, nachdem er 16. bis 19. Aug. die
Forts an der Mündung des Huéflusses erobert und
Annam
vollständig der franz. Herrschaft unterworfen hatte, unter sehr mißlichen Verhältnissen
im Oktober den
Befehl über die in
Tongking stehenden Landtruppen und im November auch die obere Leitung der
Verwaltung, schlug 14. bis17. Dez. die
Schwarzen Flaggen und nahm die befestigte
Stellung bei
Son-tai, schickte sich an, das bei
Bac-ninh stehende chines.
Heer anzugreifen,
wurde jedoch im Febr. 1884 des Oberbefehls enthoben und auf den
Befehl über das
Geschwader beschränkt. Courbet übernahm im
August
den Oberbefehl über die aus den Schiffen der chines.
Station und nachgesandten Verstärkungen gebildete
«Flotte des äußersten
Orients», die 30 Schiffe
[* 9] stark war und einige tausend Mann Landungstruppen an
Bord führte, besetzte 5. Aug. Kelung
auf Formosa, blockierte diese
Insel, zerstörte 24. bis 28. Aug. das
Arsenal von
Fu-tschou und die dort liegenden chines. Schiffe
und erzwang sich die Ausfahrt auf dem Minflusse.
Dann leitete er die Kämpfe auf Formosa, ging einem zum
Entsatze der
Insel abgeschickten chines.
Geschwader Febr. 1885 entgegen,
verjagte es und besetzte 29. März die Fischerinseln, deren Werke er zerstörte. Er vermochte zwar nicht die chines.
Küste zu blockieren, verhinderte aber durch seine Kreuzer und die
Besetzung einer der im
Meerbusen von
Pe-tschi-li gelegenen Miao-tao-Inseln die Reiszufuhr nach den nördl.
Provinzen und machte dadurch die chines. Regierung zum
Friedensschlusse geneigt, trotzdem diese in
Tongking den
Franzosen eine
Niederlage beigebracht und dort weitere Erfolge zu erwarten
hatte. Am 15. April befahl Courbet die Aufhebung der
Blockade von Formosa und hob im Juni infolge des Friedensschlusses
die Reissperre auf. Er starb vor Makong (Pescadoresinseln) an
Bord des
PanzerschiffsBayard. Seine
Leiche wurde nach
Frankreich geschafft und in
Abbeville auf Staatskosten beerdigt. –
(spr. kurbeh),Gustave, franz.
Maler, «der erste Realist», geb. zu
Ornans bei
Besançon,
[* 11] studierte in
Paris
[* 12] bei
Steuben und Hesse, bildete sich aber hauptsächlich durch das
Studium der holländ.
und venet. Meisterwerke im Louvre. Aufsehen erregte zuerst auf der
Ausstellung von 1849 seine Nachmittagsgesellschaft
zu Ornans (Lille,
[* 13] Städtisches Museum), wofür dem
Maler die zweite goldene
Medaille zuerkannt wurde. Es folgten: Das
Begräbnis
zu Ornans (1851; im Louvre), ein
Bild von kolossaler Dimension
[* 14] und zahlreichen lebensgroßen
[* 1]
Figuren, an dem die naturalistische
Auffassung des Gegenstandes Tadel hervorrief;
Die Marktbauern (1851) und die realistisch dargestellten
Badenden Weiber (1853).
Die Rückkehr von der Konferenz (jubelnd und taumelnd vom Schmause kommende Landpfarrer, 1863), Die
Lesbierinnen (ein aristophanisch-satir. Gemälde der
Pariser Cocottenwirtschaft) sind in demselben
Geiste des
Widerspruchs
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
gegen die bestehende Gesellschaftsordnung gehalten. Die Kornsieberinnen (1855; Museum in Nantes),
[* 16] Das Jägerrecht der Hunde
[* 17] beim Treibjagen (1857), Die Hirschbrunft (1861; im Louvre), Die Fuchsjagd (1863), Das Rehlager (1866), Die Meereswelle (im
Luxembourg) und viele Landschaften sind Bilder von derbem Realismus, die von C.s scharfer Naturbeobachtung und seiner ungewöhnlichen
technischen Gewandtheit zeugen. Schon 1858, dann wieder 1867 stellte er seine Bilder nicht im Salon, sondern
getrennt aus, somit seine Stellung außerhalb der akademischen Kunstrichtung als einer der Führer der realistischen Schule
bekundend.
Seine polit. Ansichten verleiteten ihn als Präsident der zur Wahrung der Museumsschätze eingesetzten Kommission zu
dem Vorschlag, die Vendômesäule als ein in künstlerischer Hinsicht ganz wertloses und mit dem Geiste
der modernen Bildung unverträgliches Denkmal abzubrechen. Auf seinen Antrag verordnete die Commune das Niederstürzen
der Vendômesäule, welches dann 16. Mai wirklich stattfand. Nach der Niederlage der Commune wurde Courbet zu sechsmonatiger Gefängnisstrafe
und im Sommer 1875 auch noch zum Ersatz der Kosten für die Wiederaufrichtung der Vendômesäule (329091 Frs.) verurteilt.
Er starb zu La Tour de Peilz bei Vevey, wohin er geflohen war. –
Vgl. H. d’Ideville, G. Courbet, Notes et documents
sur sa vie et son œuvre (Par. 1878).