Schäffle, Zum hundertjährigen Andenken
Joh. Fr.
Freiherr von Cöthen (ebd. 1888).
Cöthen hinterließ einen Sohn und eine 1824 mit dem württemb. Rittmeister
Hermann von Reischach (geb. gest.
verheiratete Tochter. Der Sohn,
FreiherrJohannGeorg von Cöthen, geb. gest. bayr.
Kammerherr, 1833-49 ritterschaftlicher Abgeordneter der
Zweiten württemb. Kammer, war Nachfolger im
Geschäft
und übernahm sämtliche
Güter des
Vaters als unveräußerliches Familienerbgut. Sein ältester Sohn,
FreiherrGeorg Astolf
von Cöthen, geb. gest. Doktor der
Rechte und württemb.
(vom engl. cottage, spr. kóttĕdsch,d. i. Häuschen, Landhaus), die Einrichtung,
bei welcher der Fabrikant für die Wohnung des
Arbeiters sorgt und den Mietzins am Lohn in
Abzug bringt. Sofern es als eine
besondere Art der Löhnung, namentlich in England, vorgekommen ist, hat es manchen Nachteil für die
Arbeiter zur Folge gehabt
und steht mit dem
Trucksystem (s. d.) in einer Reihe. Im Gegensatz zum
Kasernensystem besagt der
Ausdruck Cottage-System soviel wie Einfamilienhaus-System.
Jede Arbeiterfamilie soll in einem, womöglich von einem Gärtchen umgebenen Häuschen für sich wohnen und es soll dafür
gesorgt werden, daß sie Eigentümerin desselben werde. Indeß so groß die
Vorteile des Einzelwohnens sind, so läßt sich
der
Gedanke doch nur auf dem platten
Lande, nicht in den
Städten verwirklichen, weil die Höhe der Grundstückspreise
zu sehr ins Gewicht fällt. Im allgemeinen wird nur der sehr günstig situierte
Teil der
Arbeiter hoffen können, durch allmähliche
Abzahlungen es zum Hauseigentümer zu bringen. (S.
Arbeiterwohnungen.) -
Über das Cottage-System bei Krankenhäusern s.
Krankenhaus.
[* 8]
Buchhandlung, J. G., Verlagsbuchhandlung in
Stuttgart, ging aus dem
Geschäft des akademischen
Buchführers
Philipp
Brunn in
Tübingen
[* 9] hervor, das
JohannGeorg Cotta (geb. 1631 in
Sachsen,
[* 10] gest. 1692) 1659 durch seine Verheiratung mit
der Wittwe
Brunns erwarb und unter der Firma Joh.
Georg Cottasche Buchhandlung fortführte. Die nachfolgenden
Besitzer waren sein Sohn (bis 1712) und sein Enkel gleichen
Namens. 1787 übernahm das
Geschäft Joh. Friedr. Cotta (s. Cotta,Freiherr von Cottendorf, Joh. Friedr.) und hob es durch seine
Verlagsthätigkeit, welche die Werke
Schillers und
Goethes sowie der meisten Dichter der zweiten Blüteperiode der deutschen
Litteratur umfaßte, zu einer weltgeschichtlichen Bedeutung.
Dazu gründete er 1798 die
«Allgemeine Zeitung» (s. d.); er gab ferner an Zeitschriften heraus
die «Horen»
[* 11] (1795-97),
das «Inland» (1829-31) u. a. 1811 wurde der
Verlag nach
Stuttgart verlegt und mit einer eigenen Buchdruckerei verbunden. Eine zweite Buchdruckerei bestand in
Augsburg
[* 12] für die
«Allgemeine Zeitung». 1827 wurde in
München
[* 13] die Litterarisch-artistische Anstalt für lithogr.
Vervielfältigung und Kupferdruck nebst
Buch-, Kunst- und Landkartenhandel errichtet. Der Verlag dehnte sich nach und nach
fast auf alle Zweige der Wissenschaft aus: Werke der
BrüderHumboldt, von
Varnhagen, Zimmermann,
Zschokke, der
PhilosophenFichte,
[* 14] Hegel, Schelling, der
HistorikerArchenholz, Joh. von
Müller,
Spittler, Posselt, Majlath, der Geographen
Berghaus,
Bröndsted, der Landwirte Elsner, Weckherlin, der Polytechniker Prechtl, Dingler;
Vgl.
Roth, Das Büchergewerbe in
Tübingen vom J. 1500 bis 1800 (Tüb. 1880).
Der nachfolgende
Besitzer (1832-63) war der Sohn Joh. Friedr. Cottas,
FreiherrJohannGeorgvon Cotta. Er erweiterte
die Buchdruckerei, fügte Schriftgießerei und
Stereotypie hinzu, kaufte 1839 die G. J. Göschensche Verlagsbuchhandlung in
Leipzig,
[* 16] 1845 die von Vogelsche Verlagsbuchhandlung in Landshut
[* 17] und errichtete in demselben Jahre eine Bibelanstalt in
Stuttgart und
München, zum
Teil unter Hinzuziehung tüchtiger Kräfte, wie
LudwigRoth,
Rudolf Oldenbourg.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
(durch Bundesbeschluß vom betraf natürlich die am Cottasche Buchhandlung härtesten, weil dadurch ihre
gangbarsten Unternehmungen, die Werke der deutschen Klassiker, Gemeingut wurden. Ende der sechziger Jahre gingen die Göschensche
und von Vogelsche Verlagsbuchhandlung, die Bibelanstalt und die Litterarisch-artistische Anstalt in andere Hände über. Der
Leiter des Hauptgeschäfts mit den übrigen Zweigen für Rechnung aller Familienmitglieder, deren gemeinsames
Eigentum die Geschäfte seit 1863 geworden waren, blieb der Sohn des vorigen Besitzers FreiherrKarl von Cotta, anfangs gemeinsam
mit seinem Vetter HermannAlbert von Reischach, dann allein bis zu seinem Tode,
An neuen Autoren kamen in dieser Periode hinzu: in Dichtung und Novelle F. Dahn, M. von Ebner-Eschenbach,
Greif,
[* 21] Grimminger, Herzfelder, Kruse, Redwitz, von Schack. Die Werke Grillparzers wurden erworben und von diesen sowie von
den Werken Auerbachs und MoritzHartmanns Gesamtausgaben veranstaltet, auch die Gesamtausgaben der klassischen Dichter weiter
ausgebaut. Vautier und Hasemann illustrierten zwei Dorfgeschichten Auerbachs. In der Litteraturgeschichte
kommen hinzu: Werke von Baumgart, Bernays, Düntzer, Hermann Fischer, Kuno Fischer, Laube, Ribbeck, Rümelin, Sauer, Weltrich;
Der Musikalienverlag wurde in der Richtung klassischer Klavierwerke und Schulausgaben erweitert. Die Stuttgarter Buchdruckerei
war schon pachtweise an die Gebrüder Kröner (s. Kröner, Adolf, und Union Deutsche Verlagsgesellschaft)
in Stuttgart unter deren Firma überlassen worden und wurde im Mai 1886 an dieselben verkauft. Ein gemeinsame Unternehmen
der letztern mit der Cottasche Buchhandlung war die «Cottasche Bibliothek der Weltlitteratur» (1. Reihe, Bd. 1-115; 2. Reihe,
Bd. 116-195).
«Die polit. Reden
des Fürsten Bismarck», hg. von H. Kohl (Bd. 1-7, 1892-93; auf 10 Bände berechnet);
Werke zur Technik von Freytag, Heinzerling,
Hentschel, Lauenstein, Lew, Mühlhäuser, Soxhlet;
der «Cottasche Musenalmanach» (1. bis 3. Jahrg.,
1891-93),
eine dritte Reihe der «Cottaschen Bibliothek der Weltlitteratur» (auf 105 Bde. berechnet, 1892 fg.)
u. a. An Zeitschriften erschienen 1893: «Allgemeine Zeitung», «Dinglers Polytechnisches Journal», «Ausland», «Finanz-Archiv»
(1884).