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Wandmalereien in St. Quirin zu Neuß [* 2] (Grisaillen- ftguren von Evangelisten, Aposteln und Kardinal- tugenden), davon noch wenig. Auch die nach seiner 1809 erfolgten Übersiedlung nach Frankfurt [* 3] a. M. entstandenen Werke, wie Die heil. Familie (Städel- sches Institut in Frankfurt) und einige Entwürfe mytholog. Inhalts, folgen dem Vorbild der Antike und nachraffaelischer Kunst. Dagegen ist der Ein- fluß altdeutscher Kunst unverkennbar in dem noch in Frankfurt begonnenen Cyklus von Darstellungen zum «Faust» (Städelsches Institut zu Frankfurt' von Ruscheweyh und Thäter gestochen), welche trotz ihrer Härten, Unrichtigkeiten und Unbeholfenheiten dock den Anfang einer neuen eigenartig deutschen Kunst nicht verkennen lassen.
Die Reife erlangte Cornelius
in
Rom,
[* 4] wohin er 1811 zum erstenmal kam. Hier folgten zunächst die
Kompositionen
zum
«Nibelungenlied» (städelsches
Institut in
Frankfurt; gestochen von
Amsler,
Barth, Lips und Ritter), die, von pa- triotischer
Empfindung durchweht, eine fast noch rücksichtslosere Kraft
[* 5] der Formgebung bekunden. Dasselbe Streben zeigen das 1813 entstandene
Öl- bild: Die klugen und die thörichten
Jungfrauen (Städtisches Museum in Düsseldorf),
[* 6] Die Flucht
nach
Ägypten
[* 7]
(Galerie
Schack in
München),
[* 8] Die drei Marien am
Grabe Christi (1815 - 22), Die Grablegung (Thorwaldsen-Museum in
Kopen- hagen, lithographiert von Schreiner), bei welchen allen der Nasfaelische Einfluß bedeutsam ist.
Mehr an seine
Faust-Kompositionen und an deutsche Art schloßen sich seine gleichzeitigen
Shakespeare-Blätter
an: Romeos
Abschied von Julia
(Thorwaldsen- Museum), Julia als Scheinleiche
(Berliner
[* 9] Kupfer- stich
kab in ett) und
Tod Romeos
und Julias
(Stadel- Ickes
Institut in
Frankfurt). In der Gemeinschaft mit gleichgesinnten Genossen, unter denen nament- lich
Fr.
Overbeck hervorragt, befestigte sich die aufs Bedeutende und Ausdrucksvolle gerichtete Kunst- anschauung
des jungen
Meisters, die immer ent- schiedener auf monumentalen
Ausdruck hindrängte. Um eine
Probe in der damals wieder ins
Leben ge- rufenen Freskomalerei abzulegen, sckmückte er ge- meinschaftlich mit
Overbeck,
Veit und W. Scbadow einen
Saal der
vom damaligen preuß. Konsul
Bar- tholdy bewohnten
Casa Zuccari auf Monte-Pincio mit Bildern zur Geschickte
Josephs aus, von denen Cornelius
die Traumdeutung (Karton im Museum zu
Han- nover; gestochen von S.
Amsler) und die
Wieder- erkennung
der
Brüder (Karton in der National- galerie zu
Berlin;
[* 10] gestochen von A. Hoffmann) übernahm.
Diese, 1887 in die Nationalgalerie zu
Berlin übertragenen Werke lassen in ihrer erhabenen Einfachheit
den Einfluß der ital.
Meister der vor- raffaelischen Zeit erkennen. Sie hatten zunächst die Folge, daß der Marcbese Massimi
Cornelius
und seine Freunde mit Ausschmückung seines in der Nähe des Lateran in
Rom gelegenen Gartenhauses be- traute. Zu diesem
Zwecke schuf (5. die
Decken- entwürfe zu
Dantes «Paradies» (die Farbenskizze im
Besitz des Königs von
Sachsen),
[* 11] wurde aber an der Ausführung durch den Ruf des damaligen
Kron- prinzen
Ludwig von
Bayern
[* 12] verbindert, der die Säle
der neuerbauten
Glyptothek in
München monumental geschmückt sehen wollte. Im 1.1819 verlieh Cornelius
Rom, um diese Malereien zu
veginnen, gleichzeitig aber sollte er die Leitung der
Akademie zu Düsseldorf übernehmen, zu welcher er besonders auf Betrieb
Niebuhrs, der seine höbe
Be- deutung erkannt hatte, von der preuß. Regierung ausersehen war.
Winter und
Sommer den
Aufent- halt wechselnd, teilte nun Cornelius
seine Thätigkeit zwischen der Düsseldorfer
Akademie, wo sich
zahlreiche be- gabte
Schüler um ihn sammelten, und den Fresken von drei Sälen der
Glyptothek in
München. Hier füllten sich
unter Bethätigung der zur
Arbeit her- angezogenen
Maler I. Schlotthauer, Cl. Zimmer- mann, Cornelius
W. von Heideck, H.
Heß und E.
Neu- reuther die
Decken und Bogenfelder der
Glyptothek mit den in sinniger
Gliederung angeordneten
Dar- stellungen
zur griech. Göttersage und zum trojani- schen Heldenkreise, deren Kartons in der königl.
Na- tionalgalerie zu
Berlin aufgestellt sind.
Verviel- fältigt wurden davon: die Aurorabilder (litho- graphiert von Schreiner), Der Sonnenwagen (litho- graphiert von
F. Kühlen und I. G. Zeller), Die Unterwelt (gestochen von E. Schäffer), die
Grisaillen- bilder:
Urteil
des
Paris,
[* 13] Vermählung des Mene- laos und der Helena, Entführung der Helena und Opferung der Iphigenie (Umrißstiche von
E. Schüf- fer),
Agamemnon im
Traum zum Kampf ermun- tert (gestochen von E.
Thäter), Die Zerstörung von
Troja
[* 14] (gestochen von
H. Merz). An diese große Gemäldereihe, welche Cornelius
, seit 1825 als Direk- tor der
Akademie ganz an
München
gebunden, 1830 vollendete, schließen sich die
Entwürfe zum Deckenschmuck des Vorhauses der
Pinakothek an, in welchen Cornelius
eine
bildliche Erzählung der
Ge- schichte der Malerei vom Mittelalter bis zur
Neu- zeit mit unerschöpflichem Reichtum der
Gedanken
entwarf, deren Ausführung aber Cl. Zimmermann übertragen wurde
(die im Kupferstichkabiuett zu
München bewahrten Originalentwürfe von Merz gestochen und von E.Förster mitText herausgegeben,
Lpz. 1874).
Das zweite Hauptwerk, welches Cornelius
im
Auftrage des Königs vonVaycrn auszuführen hatte, war der Freskeuschmuck in der neuerbautcn
Ludwi.qs- kirche zu
München. Die Kartons zu denselben (jetzt meist in der Nationalgalerie zu
Berlin) wurden
teilweise in
Rom gezeichnet, wo Cornelius
öfters verweilte; die drei Hauptbilder stellen dar: an der Chorschluh- wand das
Jüngste Gericht, an den beiden Schluh- wänden des Querschiffs die
Geburt und die Kreu- zigung Cbristi (gestochen von H.
Merz), an den
Ge- wölbedccken alttestamentliche Gruppen von der Er- schafsung der Welt an. Die Ausführung
der
Ge- mälde siel größtenteils andern
Händen zu, doch ist das Hauptbild «Jüngstes Gericht», das größte
über- haupt geschaffene Freskogemälde, von Cornelius
ganz selb- ständig vollendet (Farbenskizze im Städelschen
In- stitut;
Stich von H. Merz). Im 1.1841 wurde Cornelius vom König
Friedrich Wil- helm IV. nach
Berlin berufen,
wo ihm eine nicht min- der großartigeThätigkeit bereitet werden sollte.
Seine nächsten Arbeiten dort waren keineswegs glücklich. So die in Öl für Graf Raczynski gemalte Höllen- fahrt Cbristi und die Entwürfe zu Tassos «Befreitem Jerusalem» [* 15] (Besitzer G.Reimer in Berlin; gestochen von Eichens, Berl. 1813). Erfreulicher waren die Entwürfe für den Eilberschild, den der König Fried- rich Wilbelm IV. als Pateugeschenk für den Prin- zen von Wales ausführen lieh (gestochen von Hoff- mann und Sckubert; Abguß des von A. F. Fischer modellierten Schildes in der Nationalgalerie zu Berlin). Auf seiner vollen Höhe aber zeigte ihn die Aufgabe, in einer großen Reihe von Wandgemälden die Hcülcu des neu zu erbauenden Campo-Santo, der preuß. Fürstenarnft, mit Darstellungen des christl. Epos zu sckmücken. Das große Unternehmen ist Artilel. die man unter E vermißt, sind unter K aufzusuchen. ¶
Cornelĭus,
Peter, Neffe des vorigen, Komponist und Dichter, geb. zu Mainz, [* 16] studierte Musik unter Dehn in Berlin und ging 1853 nach Weimar. [* 17] Hier schrieb er neben andern Werken die komische Oper «Der Barbier von Bagdad» (1859), lebte 1860 - 64 in Wien [* 18] und wurde dann nach München als Professor der Harmonielehre an der königl. Musikschule berufen. Er starb in Mainz. Cornelius hat sich als ein Komponist von Gemütstiefe und ernstem künstlerischem Streben gezeigt. Besonders wertvoll sind seine allerdings wenig gesanglichen Kompositionen für gemischten und für Männerchor: «Trauerchöre für Männerstimmen» (Op. 9),
«Chorgesänge» (Op. 11),
«Vier ital. Chorlieder» (Op. 20) u. a. Unter seinen sinnigen Liedern für 1 Stimme mit Begleitung haben namentlich die «Weihnachtslieder» (Op. 8) große Verbreitung gefunden. Eine zweite Oper, «Der Cid», erschien Weimar 1865; «Gunlöd» (Text nach der «Edda») wurde von Hofpaur, nach diesem von Lassen vollendet und in dessen Bearbeitung 1892 in Straßburg [* 19] aufgeführt. Als lyrischer Dichter veröffentlichte Cornelius außer einer Verdeutschung der Sonette von Mickiewicz (Lpz. 1868): «Ein Sonettenkranz für Frau Rosa von Milde» (Weim. 1859) und «Lieder» (Pest 1861), die von einer wahren, ungekünstelten Empfindung zeugen (gesammelt, hg. und eingeleitet von Ad. Stern, Lpz. 1890). -
Vgl. Kretzschmar, P. Cornelius (ebd. 1880);
Sandberger, Leben und Wirken des Dichtermusikers P. Cornelius (ebd. 1887);
A. Lesimple, P. Cornelius, der Schöpfer des «Barbier von Bagdad» (Dresd. 1890).