forlaufend
396
Generationen im Jahre aufeinander folgen können. Man züchtet sie in besondern Pflanzungen in Mexiko, [* 2] Centralamerika, Algerien, [* 3] den Canarischen Inseln, am Kap der Gnten Hoffnung, von wo sich die Zucht nach dem südl. Europa [* 4] verbreitet hat, ohne jedoch daselbst Wurzel [* 5] zu fassen. Ein Hektar Landes, mit Kaktus bepflanzt, kann 400 k^ (auf 1 k^ gehen 140000 getrocknete Tierchen) liefern. Die Pflege derselben, das übersetzen der eben ausgekrochenen, noch beweglichen Larven auf andere Pflanzen er- fordern viel Sorgfalt und Specialkenntnis.
Sind die Weibchen, die man allein benutzt, ausgewachsen, so sammelt man sie und tötet sie durch heiße Wasser- dämpfe oder durch die Hitze eines Backofens. Im erstern Falle nehmen sie eine dunkel braunschwarze, im letztern dagegen eine silbergraue Farbe an. Gute Arten sind die schwarze Iaccadille-Cochenille von Honduras [* 6] und Veracruz, die aus den größten Tieren erster Ernte [* 7] besteht, und die silb ergraue Cochinchina ebendaher, wie auch dunkle und silbergraue Ware von den Canarischen Inseln, die im Handel häusig als Honduras-Cochenille geht. Ein in Kuchen- form unter der Bezeichnung Ooecioneiia aminoiiia- eZ.Ii8 vorkommendes Fabrikat wird aus gepulverter Cochinchina durch Maceration mit Ammoniak und Zusatz von Thonerdehydrat gewonnen. Wesentlicher Be- standteil der Cochinchina ist der Karmin (45-50 Proz.). Man wendet die Cochinchina in der Färberei der Seide [* 8] und Kammwolle zu schönem und haltbarem Rot und zur Darstellung von Karmin und Karminlack, zuweilen auck zu roter Tinte an. - Durch die Konkurrenz der Teerfarben, von denen die Mischungen von Pa- latinscharlach und Rhodamin besonders geeignet sind, ist die Verwendung in stetem Rückgang be- griffen. In Guatemala [* 9] wie auch in Mexiko und den Canarischen Inseln liegt die Kultur ganz da- nieder. Die Canarischen Inseln, die 1880 - 81 noch 2 557000 1^ im Werte von 13436000 M. exportierten, hatten 1888 nur eine Ausfuhr von 482000 K3 im Werte oon 894000 M. - Deutsch- land führte 1888 noch 1119 Doppelzentner ein, 1890 nur 772 Doppelcentner. London [* 10] importierte 1882 12459 Seronen (^90kF), 1890 nur 4092 Seronen. - Polnische s. Johanmsblut.
Cochenillefchildlaus, s. Cochenille. Cochery (spr. kosch'rih), Louis Adolphe, franz. Staatsmann, geb. zu Paris, [* 11] war Ad- vokatund nach der Februarrevolution von 1848 einige Zeit Kabinettschcf des Iustizministers. Später wid- tt^te er sich der Journalistik, gab den «^vniii- imtio- mz.1» heraus und gründete 1868 im Depart.Loiret das Blatt [* 12] ttI/In(l6p6uäÄnt cle NontürAig". Bei den all- gemeinen Wahlen vom Mai 1869 wurde er in den Ge- setzgebenden Körper gewählt, schloß sich dem linken Centrum an, interpellierte nn Juli 1870 die Regie- rung über die Kandidatur des Prinzen von Hohen- zollern und erklärte sich gegen dcn Krieg. Nach dem wurde er Generalkommissar der na- tionalen Verteidigung im Dcpart. Loiret, wohnte den Kämpfen bei Orleans bei und war bei den Unterhandlungen wegen eines Waffenstillstands in Versailles. [* 13] 1871 in die Nationalversammlung, spä- ter in die Deputiertenkammer gewählt, gehörte er zuerst zum linken Centrum, ging aber allmäblich zu der republikanischen Linken über. Nach der Bildung des Ministeriums Dufaure (Nov. 1877) wurde er Unterstaatssekretär der Finanzen und Minister der Posten und Telegraphen, [* 14] eine Stelle, hie er wegen seiner bedeutenden Leistungen auch in Artikel, die man unter C verm den nachfolgeirden Kabinetten behauptete und erst beim Sturz des Ministeriums Ferry verlor.
Okt. 1885 wurde er in die Deputierten- kammer und Jan. 1888 in den Senat gewählt. Cochin (spr. kotsä", Stadt in Indien, s. Kotschi. Eochin (spr. köschäng), Charles Nicolas, franz. Kupferstecher, geb. zu Paris, gest. da- selbst Sohn und Schüler des Kupfer- stechers Charles Nicolas Cochinchina (gest. 1754), lernte unter Jean Restout, wurde Mitglied der Akademie, Infpektor des königl. Kabinetts dcrHandzcichnungen und Hofkupferstccher. Besonders vorzüglich sind seine geätzten Blätter.
Die Sammlung sciner Werke enthält über 1500 Blätter, darunter 112 Medaillen- bildnisse der berühmtesten franz. Gelehrten und Künstler seiner Zeit. Seine Titclkupfer, Anfangs- und Schlußvignetten sind ihrer saubern und ge- schmackvollen Ausführung wegen sehr geschätzt. Wertvoll sind auch seine Ansichten von 16 franz. Seehäfen. Er schrieb «Vo^a^e ä'It,3.1io, on i-ooußii ä6 Q0t68 8Iir 168 0UVl3.F68 äß P6iliwr6 et ä» 8cu1p- turs Hii'ou voit ä3.u8 168 priuoiMi68 VÜ168 ä'Italiß" (3 Bde., Par. 1758). Mit Gravelot gab er heraus: «leonoloFie Mr KZur68, ou traitL compiet ä68 3.116- F0li68, 6Ndi6ni68 6tc.» (4 Bde., Par. 1796). Eochinbein, s. Elephantiasis.
Cochinchina (spr. kotsch-), chines. Ko - tschin - tsching, häusig in weiterm Sinne als gleichbedew tend mit Annam (s. d.) gebraucht, obgleich es streng- genommen nur die östliche, sich zwischen 10^ und 172/2° nördl. Br. längs dem Meere erstreckende, von den Annamitcn Dang-trong genannte Provinz die- ses Reichs bezeichnet, ist als Nieder-Cochinchina (I^g. ba.886 ^ocdiucliiuL) Name der erst in neuerer Zeit von Frankreich erworbenen Besitzungen in Hinterindien. [* 15]
Letztere, westlich vom Golf von Siam, nordwestlich von Kambodscha, nordöstlich von An- nam, südöstlich von dem Chinesischen Meere begrenzt und gegen Süden in dem Kap Kambodscha (Camao) genannten Vorgebirge spitz auslaufend, bestehen hauptsächlich aus der früher zu Kambodscha gehören- den, den südöstlichsten Teil dieses Reichs bildenden, aber seit 1658 nach und nach von Annam eroberten, das untere Stromgebiet und die Mündungen des Mekong-Flusses umfassenden Landschaft Saigon.
Außerdem gehören zu Cochinchina Pulo Condor, Pulo Obi und andere Inseln geringerer Bedeutung. Bodeugestaltung. Das franzöfischeC. besteht, bei einem Gcfamtareal von 59456 ykm, seinem größten Teile nach aus flachem, sehr reich bewässer- tem Alluviallande. Nur in seinem nördlichern Teile hat der Boden den Charakter eines Hügel- und niedri- gen gramtischenGebirgslandes (bis zu 700 in Höhe). Der Mekong (s. d.) teilt sich in Kambodscha in drei Arme: einen nördlichen, der zur Zeit des Hoch- wassers (April bis November) seinen Überfluß in den Vien-Ho oder Großen See abführt, und zwei südliche, die als Vorderer und Hinterer Fluh (Tien- giang und Han-giang) in geringer Entfernung von- einander durch Cochinchina dem Meere zufließen und dort mit fechs großen und verschiedenen kleinern Armen münden. Die nordöstl. Hälfte wird von vier andern starken, aber nur kurzen Flüssen durchzogen, den: Donna: oder Fluß von Vien-Hoa, dem Fluß von Saigon, dem Großen und dem Kleinen Vai'co, die sich vereint durch den Loirap und eine andere große Mündung beim Kap St. Jacques ins Meer er- gießen. Alle diese Flüsse [* 16] sind bedeutend genug, um tiefgehende Schiffe [* 17] zu tragen, doch ist ihr Ein- ,nßl, sind unter K aufzusuchen. ¶
forlaufend
397
gang in der Regel durch Sand- und Morastbänke versperrt, auf denen nicht mehr als 3-4 m Wasser steht. Unter den Mekong-Armen ist der nach Mitho führende Kwa-dai der günstigste, da seine Mündung Schiffen bis zu 5 ni Tiefgang die Einfahrt gestattet. Ihm ist aber der Loirap mit dem in ihn mündenden Flusse von Saigon bedeutend überlegen, da seine Tiefe selbst bei Ebbe überall bis nach Saigon hin- auf, wo er noch eine Breite [* 19] von 400 in hat, für Dreideckcr genügt. Eine Menge kleinerer Flüsse und zahllose natürliche Kanäle, welche die Ströme untereinander und mit dem Golf von Siam im Westen verbinden, vervollständigen das hydrogr.
Netz (226832 Km) und bedingen durch die Be- wässerung sowie durch den Absatz von Schlamm während des.Hochwassers bedeutende Fruchtbarkeit. Klima. [* 20] Das Klima ist für nock nicht acclimati- Mle Europäer wenig gefund. Besonders häufig uud gefährlich ist Diarrhöe. Im Gebiete der Mon- sune gelegen, hat das Land während des regen- bringenden Südwestmonsuns (Mai bis Oktober) eine wenig schwankende Temperatur von 20 bis 30^., zur Zeit des trocknen Nordostmonsuns aber (Oktober bis April) steigt sie am Tage bis 36° und fällt des Nachts uicht unter 16". Am stärksten ist die Hitze im Februar und Anfang März; die Niederschlage sind am größten im Juni.
Die Taifune des Süd- chinesischen Meers verursachen oft großen Schaden. Tier-, Pflanzen- nud Mineralreich. Die Fauna schließt sich genau an die.Hinterindiens an. Von Raubtieren finden sich Tiger, Panther und klei- nere Schleichkatzen; nicht selten sind Rhinocerosse, Elefanten, Wildschweine Krokodile [* 21] und viele gif- tige und harmlose Schlangen. [* 22] Hirsche [* 23] und Büffel sind sehr zahlreich; das Federwild ist sehr mannig- faltig, ebenso die Insekten. [* 24] Die Flora ist verwandt mit der Vorindieus und Birmas einerseits und der malaiischen andererseits; sie bildet mit der von An- nam, Siam und Kambodscha ein eigenes Gebiet, das sich durch zahlreiche Clusiaceen, besonders Gummi- guttbä'ume auszeichuet, aber wenige Palmen [* 25] enthält.
Wertvolle Mineralien [* 26] wurden nicht gefunden. Bevölkerung. [* 27] Die Bevölkerung des frauzösischen Cochinchina belief sich auf 1876 689 (1583 Mann Truppen), der Mehrzahl nach Annamiten (1660691), außerdem Kambodschaner 136910, Chinesen 56 988, Moi 3168, Chams 2504, Malaien 3152, andere Asiaten 9914, Tagals 101, Indier 843, Europäer 2418 (darunter 2235 Franzosen). Für 1891 wurden 2 034400 E. berechnet. Kultur und Unterricht, .herrschende Religion ist der Buddhismus (etwa 1700000). Die Zahl der eingeborenen kath. Christen beträgt 50000. Die Mission von Cochinchina hat ihren Sitz zu Saigon.
Hier befindet sich ein großes Seminar, und zwei kleine zu Cholon und Saigon. In den größern Städten sind Schulen nach europ. Muster, teilweise mit europ. Lehrern errichtet worden, so (1891) außer 3 Pro- gymnasien 21 franz. Knaben- und 7 Mädchenschulen mit 82 franz. und 112 einheimischen Lehrern. Außerdem gab es noch 301 annamit. Elementar- schulen und 160 Missionsschulen. Bodenerzeugnisse. Der Boden wird hauptsächlich zur Kultur von Neis verwendet, von dem zwei Drittel ausgeführt werden.
Die andern Erzeugnisse sind mit Ausnahme der Maulbeerbaumpflanzungen (2000 ba) geringfügig, so Baumwolle, [* 28] Tabak,Zucker- rohr u. s. w. Die Wälder enthalten wertvolle Nutz- hölzer, darunter das Adlerholz (s. Agallocheholz). Artikel, die man unter E verm Industrie und Handel. Die Industrie ist unbe- deutend , erwähnenswert sind Salinen und Fabri- kation grober Seidenzeuge. Der Handel liegt größ- tenteils in den Händen der Chinesen. Der Ezport einschließlich Kambodscha (zu zwei Dritteln Reis, dann getrocknete und gesalzene Fische, [* 29] Fischleim, Baumwolle, Büffelfelle) wertete (1891) 49836070 Frs., der Import (Opium, Seidenwaren, Lein- uud Baumwollzeuge, Thee) 37 613879 Frs.
Trotz der Einführung franz. Geldes herrscht der merik. Silber- piaster (3Frs. 90Cent.); Hauptscheidemünze ist die Sapeke (ein Sechstel Cent.). Es cirkuliert sehr viel falfches Geld. 1893 wurde der franz. Zolltarif von 1892 mit Abänderungen eingeführt. Verkehr. Der Wasserreichtum des Landes macht die Flüsse und Kanäle zum Hauptverkehrsmittel. Die Frauzosen haben auch der Entwicklung eines guten Straßennetzes große Aufmerksamkeit zuge- wandt. Die einzige Eisenbahn ist die 77 Km langc Strecke von Saigon nach Mitho.
Außerdem ver- bindet eine Straßenbahn Saigon mit Cholon. Das Land hat ein Telcgraphennetz von (189 l) 2463 km. Verwaltung. Cochinchina ist in 4 Provinzen, Saigon, Mitho, Vinh-long und Vassac, und war bis zum in 21 Arrondissements eingeteilt. Die selbständige Gemeindeverwaltung, welche die Franzosen vorfanden, ließen sie größtenteils bestehen, nur wird die höchste Ortsobrigkeit (annamitisch H'a) jetzt vom Gouverneur eruannt; die Provinzialver- waltung und die Iustizpflege wurden dagegen we- sentlich umgestaltet.
Sie unterstehen jetzt dem «Hohen Rat von Indochina», an dessen Spitze der Generalgouverneur von Indochina steht; dessen Untergebener ist der Lieutenant-Gouverneur für Cochinchina, der in Saigon residiert. Die Verwaltuug der Pro- vinzen und ihrer Unterabteilungen liegt in den Händen von sog. Iu8p6ct6ur8ä68 IMjr68 inäi^nk", deren Chef der Direktor des Innern ist. Cochinchina ist die einzige franz. Kolonie, die an das Mutterland all- jährlich noch Überschüsse abgiebt. Die Hauptein- nahmen sind Zölle, Personalsteuer und das Opium- monopol. 1891 kamen auf 6606922 Piaster Ein- nahmen 4368859 Piaster Ausgaben.
Wie unter ihrer frühern Herrschaft sind auch jetzt die Einge- borenen militärpflichtig, aber es wird nur eine kleme Anzahl (2900) nach franz. Muster eingekleidet und bewaffnet, die meisten stellt man in die Milizen ein, denen man ihre frühere Organisation und Bewaff- nung gelassen hat, und die von den Gemeinden unter- halten werden. Der Sitz des Gouverneurs und der Oberbehörden ist Saigon (s.d.) mit (1891) 17235, einschließlich der Vororte 75-80000 E., das seit der Occupküon durch die Franzosen zu einer wichtigen Flottenstation geworden ist.
Infolge feiner Annexion von Nieder-Cochinchina wußte Frankreich 1863 auch das Protektorat über Kambodscha (s. d.) und hier- durch freien Zugang in das Innere von Hinter- indien mittels des Mekong-Flusses zu erwerben. Geschichte. Cochinchina war in frühester Zeit ein chiues. Vasallenstaat, bildete dann einen Teil des König- reichs Kambodscha und wurde 1658 zum Teil, 1720 völlig von Annam unterworfen. Seine älteste Ge- schichte ist daher eng mit der jener Reicke verknüpft. Der Krieg, den Frankreich 1858 gegen Annam (s. d.) begann, wurde Febr. 1861 nach kurzer Unterbrechung mit neuen Verstärkungen unter Viceadmiral Charner wieder aufgenommen. Am 25. Febr. fiel nach hartem Widerstände die starke Festung [* 30] Üuin-Hoa bei Saigon, was die Vertreibung der Annamiten aus der gan- ißt, sind unter 5t aufzusuchen. ¶