ler), herzogl. Realschule Ernestinum, 1818 als städtische Realschule eröffnet (Direktor Dr.
Riemann, 14
Lehrer, 8
Klassen, 230
Schüler), herzogl. Baugewerkschule (11
Lehrer, 36
Schüler), herzogl.
Ernst-Albert-Lehrerseminar
(1839 gegründet), herzogl.
Taubstummenanstalt, höhere Mädchen- (Alexandrinen-)schule, Knabeninstitut (Taubald),
Sonntagsschule,
Landeskrankenhaus (92
Betten), freiherrl. von Rastsche
Stiftung zur Unterstützung von Handwerkern und Künstlern,Theater
[* 2] (1100 Plätze) und eine Freimaurerloge «Ernst zur Wahrheit, Freundschaft und
Recht». Es erscheinen 2 polit.
Zeitungen.
Die Industrie
erstreckt sich auf mechan.
Weberei
[* 3] (220
Stühle), sowie Fabrikation von Porzellan, Wagen und Korbwaren. Die
Brauereien liefern
ein gutes
Bier, auch für den Export.
Coaz wird wegen seiner reizenden Umgebung vielfach von Vergnügungsreisenden besucht. In der Nähe
liegt malerisch auf einem kegelförmigen
Berge (458 m) die alte denkwürdige Feste Coaz, 1057 zuerst urkundlich erwähnt und
bis 1549 Residenzschloß der
Grafen von
Henneberg und der
Herzöge von
Sachsen.
[* 4] 1632 wurde sie von den
Schweden
[* 5] besetzt und von
Wallenstein vergeblich belagert. Vorübergehend wurde sie
bis in die Mitte des 19. Jahrh. als Zuchthaus
und
Irrenanstalt verwendet, ist aber seit 1838 im ursprünglichen
Stil prächtig ausgebaut und zu einem Museum für Kunst und
Altertümer eingerichtet; im sog. Fürstenbau befinden sich reiche Waffensammlungen, ein
sehr wertvolles Kupferstichkabinett sowie die 1530 von
Luther bewohnten Zimmer; ferner in einem
Gebäude
des zweiten Festungshofs eine zoolog. Sammlung. Ferner nahe der Stadt die herzogl.
Lustschlösser
Callenberg (s. d., 6 km) und Rosenau (8 km, in 328 m Höhe), das im
Besitz des Herrn von Imhoff befindliche
Schloß Hohenstein
[* 6] (5 km) mit
Park, sowie das Pfarrdorf
Neuses, langjähriger Wohnsitz F.
Rückerts, der
dort auch begraben liegt. -
Vgl. Wittmann, (Coaz, Stadt und Feste nebst Umgegend (Cob. 1882);
C17H21NO4 , das wirksame
Alkaloid der Kokablätter (s.
Koka). Das Cocaïn krystallisiert
in großen farblosen Prismen, schmeckt bitterlich, die Zungennerven vorübergehend gefühllos machend, schmilzt bei 98°,
löst sich schwer in Wasser, leicht in
Alkohol, noch leichter in
Äther. Der chem. Konstitution nach ist Cocaïn der Methylester
einer Säure des Benzoylecgonins, C16H19NO4 , das neben dem Cocaïn in den Kokablättern
vorkommt.BeimKochen mit
Alkalien oder Säuren zerfällt das Benzoylecgonin in
Benzoesäure und Ecgonin,
C9H15NO3 , das als eine β-Oxypropionsäure aufzufassen ist, in der ein Wasserstoffatom durch
einen am
Stickstoff methylierten Tetrahydropyridinrest erfetzt ist. Die ganze Formel des Cocaïn würde demnach die folgende
sein:
C5H7N(CH3).C(OCO.C6H5).CH2.COOCH3.
Es ist für die Fabrikation des Cocaïn wichtig, dah man dasselbe aus dem Benzoylecgonin und dem
Ecgonin durch Einwirkung von
Methylalkohol und von
Benzoylchlorid synthetisch wieder darstellen kann. Das Cocaïn bildet mit Säuren
meist krystallisierbare, in Wasser leicht lösliche, schwach bitter schmeckende
Salze, von denen das salzsaure Cocaïnum muriaticum
s. hydrochloricum, C17H21NO4.HCl ^[C17H21NO4.HCl], neuerdings eine
sehr ausgedehnte
therapeutische Verwendung findet und nach Vorschrift des
Arzneibuchs für das
Deutsche Reich
[* 7] in den
Apotheken vorrätig gehalten
wird.
Dasselbe bildet ein weißes, krystallinisches, schwach sauer reagierendes Pulver, welches sich leicht in Wasser und
Weingeist
löst. Das Cocaïn gehört zu den narkotischen
Mitteln. Innerlich genommen, steigert es in kleinen Gaben ähnlich
wie das
Opium und der ind. Hanf die Funktionen des
Gehirns und bewirkt Aufheiterung,
Abnahme des Schlaf- und Nahrungsbedürfnisses,
das Gefühl von Leichtigkeit und erhöhter Arbeitsfähigkeit, sodaß anhaltende geistige oder Muskelarbeit ohne
Ermüdung
verrichtet wird, während es in größern Gaben die Hirnfunktionen herabsetzt und Müdigkeit, Schlaf und
Betäubung erzeugt.
Man verordnet es mit
Vorteil als stimulierendes
Mittel bei verschiedenen Schwächezuständen, auf anstrengenden
Märschen und Bergbesteigungen, gegen nervöse
Dyspepsie, Kolik,
Erbrechen der Schwangern und Seekranken, sowie zur Behandlung
von Morphiumsüchtigen und Alkoholisten. Größte Einzelgabe ist 0,05 g, größte Tagesgabe 0,15 g.
Ungleich wichtiger ist seine äußerliche Anwendung als örtlich anästhesierendes und schmerzstillendes
Mittel, wodurch es sich sehr schnell als ein ganz unentbehrliches Heilmittel eingeführt hat. Wenn man die äußere
Haut
[* 8] oder
eine der verschiedenen zugänglichen Schleimhäute
(Auge,
[* 9]
Nase,
[* 10] Mund,
Rachen,
Kehlkopf,
[* 11] Scheide,
Mastdarm) mit einer zweiprozentigen
oder noch besser mit einer konzentriertern (10-20prozentigen) Cocaïnlösung bepinselt oder beträufelt oder in dieHaut
einspritzt, so tritt sehr rasch durch
Lähmung der peripheren
Enden der sensiblen
Nerven
[* 12] eine vorübergehende
Anästhesie der
betreffenden Partien ein, während welcher operative
Eingriffe ohne jedwede Schmerzempfindung des
Kranken ausgeführt werden
können. Zu Einspritzungen in die
Haut benutzt man am besten schwache (1-2prozentige) Lösungen.
Außer dieser örtlichen
Anästhesie macht sich auf der bepinselten Schleimhaut infolge Verengerung der
peripheren
Gefäße eine deutliche Erblassung, bei Einträufelung in das
Auge eine vorübergehende Erweiterung der
Pupille bemerkbar.
Man bedient sich dieser anästhesierenden Wirkung des Cocaïn in allen jenen Fällen mit dem größten Nutzen, in
denen die Chloroformnarkose entweder gar nicht oder nur mit großen Schwierigkeiten und Unbequemlichkeiten
angewendet werden kann, so besonders bei kleinern
Operationen an der
Haut, in der
Augenheilkunde, bei laryngoskop. und rhinoskop.
Untersuchungen und
Operationen, in der
Ohren- und Zahnheilkunde sowie gegen schmerzhafte Wunden,
Geschwüre,
Verbrennungen der
Haut, heftige
Nervenschmerzenu. dgl.
Wie alle narkotischen
Mittel, führt auch das Cocaïn bei fortgesetzter mißbräuchlicher Anwendung zu schwerer
körperlicher und geistiger Zerrüttung. Man pflegt diesen Zustand, der manche
Ähnlichkeit
[* 13] mit der Morphiumsucht hat, als
Cocaïnsucht oder
Cocaïnismus zu bezeichnen. Derartige
Kranke magern bei unverminderter Nahrungsaufnahme außerordentlich
schnell ab, nehmen eine bleiche, fast leichenähnliche
Gesichtsfarbe an und werden bei dem Versuch, ihnen das gewohnte
Cocaïn zu entziehen, von
Herzklopfen,
Herzschwäche,
Dyspnoe und
Ohnmacht befallen. Bei fortgesetztem Cocaïngebrauch stellen sich
dann bald Schlaflosigkeit,
Abnahme des Gedächtnisses und der Willenskraft,
Gesichtshallucinationen und vorübergehende psychische
Verwirrungen, schließlich voll-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
ständige Geistesstörung (Cocaïnomanie) ein, die in der Form der hallucinatorischen Verrücktheit als sog.
Verfolgungswahn auftritt. Nur rechtzeitige Entziehung des Mittels vermag den Kranken zu retten, die Behandlung selbst kann nur
in einer geschlossenen Anstalt erfolgreich durchgeführt werden.
Cocaïn wird jetzt meist in reinem Zustande und in Form seiner salzsauren Verbindung in europ. Fabriken aus
dem seit 1884 von Peru
[* 15] aus gelieferten Rohcocaïn gewonnen. Letzteres, mit einem Reingehalt von 80 bis 97 Proz.,
kommt hauptsächlich über Hamburg
[* 16] in den Handel. Salzsaures Cocaïn kostet (1893) 530 M. das Kilogramm, reines Cocaïn 7 ½ M. das Dekagramm.