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unter 1571
Evangelische und 161 Israeliten, Post erster
Klasse,
Telegraph,
[* 2] je 2 kath. und evang.
Kirchen, ein Bethaus der
Mennoniten,
eine
Synagoge, ein königl. Gymnasium, 1619 als reformierte lat.
Schule eröffnet (Direktor Dr. Liesegang, 13
Lehrer, 8
Klassen, 199
Schüler), eine simultane
Landwirtschaftsschule (mit Staatsunterstützung)
und ein Gefängnis. Sehenswert ist die kath. Stifts(Haupt-)kirche, ein
großartiger Backsteinbau in got.
Stil, 1341‒1425 erbaut, mit Grabmälern der
Grafen und
Herzöge von Cleve
,
[* 3] namentlich des
Grafen
Adolf Ⅲ. (gest. 1394) und Margaretas von
Berg (gest. 1425). In der Mitte der Stadt auf steiler Anhöhe das vormalige Residenzschloß
der
Herzöge, Schwanenburg genannt, jetzt Sitz des Landgerichts und Gefängnis, mit dem Schwanenturm
(56 m), den
Herzog
Adolf Ⅰ. 1439 aufführen ließ, und dem
Standbild des Kurfürsten
Johann Sigismund (1859, von
Bayerle). An
die Sage vom
Schwanenritter, von Richard
Wagner in der
Oper
«Lohengrin» bearbeitet, erinnert seit 1882 ein
Denkmal am
Kleinen Markt.
Im Rathaus befinden sich einige
Altertümer, im SO. der Stadt der Prinzenhof, 1644 von
Moritz von
Oranien-Siegen
als kurbrandenb.
Statthalter des Herzogtums Cleve
erbaut, jetzt Hotel. Die eisenhaltige Mineralquelle wurde 1846 gefaßt, eine
schöne Trinkhalle erbaut und 1847 ein Badehaus und Kaltwasserheilanstalt errichtet. Cleve
ist seit dem 11. Jahrh.
durch den schiffbaren
Spoy-Kanal mit dem Rhein verbunden und hat eine Hafenanlage, Eisengießerei
[* 4] und
Maschinenfabrik sowie Fabrikation von
Tabak,
[* 5] Leder und Baumwollzeugen. – 7 km von der Stadt am Bergabhange das 1811 hergestellte
Grabmal des Prinzen
Moritz (gest. 1679). Im W. der Stadt zieht sich die Hügelreihe des
Tiergartens mit reizenden Parkanlagen
an der Landstraße und Eisenbahn nach Nymwegen hin.
Südlich davon der Clever
Berg (90 m) mit schöner Aussicht. 7 km nördlich von Cleve
bei dem Dorf Brienen ein
Denkmal für die
von
Goethe gefeierte heldenmütige
Jungfrau Johanna
Sebus, 1811 von Napoleon errichtet. Der Reichswald, 4 km von Cleve
, ist der
größte
Wald der Rheinlande (70 qkm); 12 km entfernt liegt
Calcar (s. d.). –
Vgl. Scholten, Die Stadt
Cleve
(Cleve 1881);
Führer durch Cleve und Umgebung (ebd. 1888);
Char, Bad [* 6] Cleve (2. Aufl., ebd. 1881);
Brockmann, Bad Cleve und Umgegend (Düsseld. 1886).
Das ehemalige Herzogtum Cleve, das zum Westfälischen Kreise [* 7] des Deutschen Reichs gehörte und auf 2200 qkm etwa 100000 E. zählte, ist ein sehr fruchtbares und wohlhabendes Land. Es kam nach Erlöschen des Mannsstammes der Grafen von Cleve mit Johann Ⅱ. durch Erbrecht 1368 an die Grafen von der Mark und wurde 1417 auf dem Reichstag zu Konstanz [* 8] zum Herzogtum erhoben. Herzog Johann Ⅲ. von Cleve, der seinem Vater 1521 in der Regierung folgte, hatte bereits seit 1511 infolge seiner Vermählung mit Maria, der Erbtochter des letzten Herzogs von Jülich und Berg und Grafen von Ravensberg, nach dessen Tode die ererbten Länder mit Cleve vereinigt.
Wilhelm Ⅴ. (1539‒92) suchte seit 1543 die Reformation einzuführen und machte infolge seiner Vermählung mit einer Tochter des Herzogs von Geldern Anspruch auf dieses Land, veranlaßte aber dadurch einen Kriegszug Kaiser Karls Ⅴ. gegen Cleve und wurde nun gezwungen, Geldern an den Kaiser abzutreten und in Cleve und Jülich die kath. Religion zu erhalten. Nach dem Erlöschen der herzogl. Linie mit Johann Wilhelm 1609 wurden die Lande nach Beilegung des sog. Jülich-Cleveschen Erbfolgestreites (s. Jülich) unter die Erbprätendenten Brandenburg [* 9] und Pfalz-Neuburg geteilt.
Cleve, Mark und Ravensberg fielen hiermit 1666 an Brandenburg. Im Lunéviller Frieden trat Preußen [* 10] 1801 den westlich des Rheins gelegenen Teil C.s an Frankreich ab, der dem Roer-Departement einverleibt ward, sowie 1805 den östlich des Rheins gelegenen Teil, der, mit Ausnahme von Wesel, [* 11] welches Frankreich behielt, 1806 dem neugebildeten Großherzogtum Berg überlassen wurde. Nach dem Sturze Napoleons Ⅰ. gelangte das Herzogtum Cleve, mit Ausnahme des Uferdistrikts an der Maas und einiger Ortschaften nördlich, die an Holland fielen, wieder an Preußen und gehört jetzt zum Reg.-Bez. Düsseldorf. [* 12] –
Vgl. Char, Geschichte des Herzogtums Cleve (Cleve 1845).