schen Schriftsteller. Seine Schriften zeichnen sich aus durch kräftigen Humor, schlichte religiöse Innigkeit und Treuherzigkeit.
Für die Erweckung eines nationaldeutschen Sinnes hat Claudier durch den von ihm erstrebten naiv-volksmäßigen Ton seiner Schriften
viel gethan, namentlich durch seine einfachen sinnigen Lieder, unter denen manche, wie «Stimmt
an mit hellem hohem Klang», «Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher», «Der Mond ist aufgegangen»,
«War einst ein Riese Goliath», zu Volksliedern geworden sind. Seine volkstümlichen Verse und Prosastücke sammelte er u. d. T.
«Asmus omnia sua secum portans oder Sämtliche Werke des Wandsbecker Boten» (8 Bde., Hamb. 1775–1812; 12. Aufl., 2 Bde.,
hg. von Redlich, Gotha 1882),
ein norddeutsches Seitenstück zu Hebels «Schatzkästlein». Auswahlen gaben
Trompetter (Gütersloh 1882), Gerok (2. Aufl., Gotha 1889), Flegler (Lpz.
1883) und Keuper (Halle 1888). –
Vgl. Herbst, Matthias Claudier, der Wandsbecker Bote (Gotha 1857; 4. Aufl. 1878);
Mönckeberg,
Matthias Claudier (Hamb. 1869);
Gerok, Matthias Claudier (Darmst. 1881).
Hans, der märkische Eulenspiegel, Trebbiner Bürger, gest. an der Pest 1566, durch seine Schelmereien beim Kurfürsten
Joachim II. von Brandenburg beliebt, wurde durch Barth. Krüger (s. d.) zum Helden einer Schwanksammlung gemacht.
Karl Friedr. Wilh., Zoolog, geb. 2. Jan. 1835 zu
Cassel, studierte seit 1854 in Marburg Naturwissenschaften, dann in Gießen unter Leuckart speciell Zoologie, habilitierte sich 1858 in
Marburg, 1859 in Würzburg als Docent der Zoologie, wurde 1860 daselbst außerord. Professor, 1863 ord. Professor in Marburg, 1870 in
Göttingen und 1873 in Wien, wo ihm neben der Lehrkanzel an der Universität zugleich die Leitung der zu
errichtenden zoolog. Station in Triest übertragen wurde. 1885 wurde er Mitglied der kaiserl. Akademie.
Die Untersuchungen von Claus beziehen sich auf verschiedene Gebiete der wirbellosen Tiere, insbesondere auf Krustaceen und Cölenteraten,
und sind teils in Fachzeitschriften, teils in selbständigen Werken niedergelegt. Von den letztern sind
hervorzuheben: «Die frei lebenden Copepoden» (Lpz. 1863),
«Untersuchungen zur Erforschung der genealog. Grundlage des Krustaceensystems»
(Wien 1876),
«Untersuchungen über die Organisation und Entwicklung der Medusen» (Prag 1883),
«Grundzüge der Zoologie» (zum
wissenschaftlichen Gebrauche, 4. Aufl., 2 Bde.,
Marb. 1879 fg.),
«Die Platysceliden» (Wien 1887) und «Lehrbuch der Zoologie» (mit Illustrationen, 5. Aufl.,
Marb. 1890). Auch gründete Claus die Zeitschrift «Arbeiten aus dem zoolog. Institut der Universität Wien und der zoolog. Station
in Triest» (Wien 1878 fg.),
von welcher bislang 9 Bände erschienen sind. In denselben wurden eine Reihe seiner Arbeiten, unter
andern «Über Halistemmatergestinum», «Über Charybdea marsupialis», «Der Organismus der Phronemiden»,
«Neue Beiträge zur Morphologie der Krustaceen», «Über die Organisation und Entwicklung von Branchipus und Artemia», «Über Apseudes
und die Tanaiden», «Organismus der Nebaliden», «Beiträge
zur Kenntnis der Süßwasser-Ostrakoden» veröffentlicht. Ein eifriger Vertreter der Descendenzlehre, bekämpft er den extremen,
durch Haeckel vertretenen Darwinismus, wie er auch in den Schriften
«Lamarck als Begründer der Descendenzlehre»
(Wien 1888) und «Über die Wertschätzung der natürlichen Zuchtwahl» (ebd. 1888) Stellung gegen Nägelis mechan. Erklärungsversuch
der Abstammung und Weismanns Lehren nahm. Er legt der funktionellen Anpassung einen hohen Wert bei und glaubt in der Zuchtwahl
einen lediglich als Regulator höchst bedeutungsvollen Faktor zu erkennen.
(nicht Clauzel; spr. kloséll), Bertrand, Graf, franz. Marschall, geb. 12. Dez. 1772 zu Mirepoix (Depart.
Ariège), ward 1791 Offizier, nahm im folgenden Jahre den Abschied und wurde Kapitän in der Nationallegion der Pyrenäen, wo
er als Adjutant des Generals Perignon 1794 und 1795 die Feldzüge in den Pyrenäen mitmachte. Clausel wurde 1798 Stabschef
der ital. Armee und befehligte bereits 1799 in Italien eine Brigade. Mit Leclerc ging er 1801 nach San Domingo, nahm Port de Paix
und Fort Dauphin, kehrte 1802 nach Frankreich zurück, wurde 1804 Divisionsgeneral bei der Nordarmee und
zeichnete sich 1809 in Illyrien aus.
Ruhmvoll kämpfte er seit 1810 in Spanien, wo er nach der Schlacht bei Salamanca (22. Juli 1812) anstatt des verwundeten Marmont
den Oberbefehl übernahm. Jan. 1813 erhielt er das Kommando über die Armee von Nordspanien und deckte mit großer Umsicht
nach der Schlacht von Vittoria (21. Juni 1813) den Rückzug bis Pamplona, wo er unter Soults Befehle trat.
Ludwig XVIII. ernannte ihn 1814 zum Generalinspektor der Infanterie. Dennoch erklärte sich Clausel bei Napoleons
Rückkehr sogleich für diesen und leistete den wiederkehrenden Bourbons den kräftigsten Widerstand. Er floh nach Nordamerika,
wo er bei Mobile eine Pflanzung anlegte und ein «Exposé justificatifde conduite en 1814 et 1815» herausgab, kehrte aber amnestiert 1820 nach Frankreich zurück.
Nach der Julirevolution erhielt er 2. Sept. 1830 das Kommando von Algerien, wo er im November von Medea aus den siegreichen Zug
über
den Atlas unternahm, wofür er 1831 zum Marschall erhoben wurde. Mißverständnisse mit dem Kriegsminister
veranlaßten Anfang 1831 seine Zurückberufung nach Frankreich, wo er, zum Deputierten erwählt, zur Opposition gehörte und
für die Kolonisation Algeriens auftrat. Als diese 1835 endlich beschlossen war, wurde Clausel abermals zum Generalgouverneur in
Algier ernannt, jedoch 1837 wieder abberufen, obgleich er gegen Abd el-Kader in den Expeditionen gegen
Mascara und Tlemsen, sowie im Nov. 1836 gegen Constantine erfolgreich operiert hatte. Als Deputierter seit 1838 wiedergewählt,
blieb er der Opposition treu. Er starb 21. April 1842 auf seinem Schlosse Secourieu bei Toulouse. Sein Verhalten 1815 und seine
Verwaltung in Algier hat er in den «Observations du généralClausel surquelques actes de son gouvernemant à Alger» (Par. 1831) und in der Broschüre «Explications au MaréchalClausel» (ebd. 1837) verteidigt.
Henrik Nikolai, dän. Theolog, geb. 22. April 1793 zu Maribo auf
Laaland, bereiste 1818–20 Deutschland, Frankreich und Italien, hörte auch einen Winter Schleiermacher
in Berlin und wurde 1822 Professor der Theologie in Kopenhagen. Seitdem spielte Clausen in der innern Geschichte seines Vaterlandes
eine hervorragende Rolle als Anhänger der konstitutionellen Bestrebungen. Seit 1840 war er Mitglied und 1842–46 Präsident
der Provinzialstände zu Roeskilde. Nach dem Tode Christians VIII.
mehr
machte er mit Schouw in der Schrift «Ved Thronskiftet» (1848) Vorschläge zur Herstellung einer konstitutionellen Verfassung.
Bald darauf wurde er zum Mitglied der Konstituierenden Versammlung erwählt und im Nov. 1848 als Minister ohne Portefeuille
in den Geheimen Staatsrat berufen, dem er bis Juli 1851 angehörte. 1874 legte er seine Professur nieder
und starb 28. März 1877 in Kopenhagen. Unter seinen wissenschaftlichen Schriften sind außer exegetischen Arbeiten hervorzuheben:
«Katholicismens og Protestantismens Kirteforfatning, Läre og Ritus» (Kopenh.
1825; deutsch von Fries, Neust. a. O. 1828–29),
deren Rationalismus die Opposition Grundtvigs veranlaßte;
ferner «Foredrag
over Reformationen» (Kopenh. 1836; deutsch von Jenssen, Lpz.
1837),
«Det Nye Testaments Hermeneutik» (Kopenh. 1840; deutsch von Schmidt-Phiseldeck, Lpz.
1841),
«Udvikling af de christelige Hovedlärdomme» (Kopenh.
1844; 2. Aufl. 1845),
«Den Augsburgske Confession oversat og belyst ved historisk-dogmatisk Udvikling» (ebd. 1851),
«Christelig
Troesläre» (ebd. 1853) und ganz besonders «Det evangeliske Kirkelivs Nutid
og Fremtid» (ebd. 1859; neue Aufl. 1878).
Auch war er seit 1833 Herausgeber der «Tidsskrift for udenlandsk
theologisk Litteratur». Der Polemik gegen Grundtvig und dessen Anhängern sind gewidmet die Schriften: «Skriftordet og det
levende Ord» (1863),
«Om den Grundtvigianske Prœstefrihed» (1864),
«De kirkelige Individer og det kirkelige Samfund» (1867)
und «Grundtvigianismen som Lœreretning og som Lisvretning» (1869).
Nach seinem Tode erschienen C.s Memoiren u. d. T. «Optegnelser om min
Levneds og min Tids Historie» (1877).
Thomas, Astronom, geb. 16. Jan. 1801 zu Nübel in Schleswig, veröffentlichte bereits 1823 «Berechnung der Sternbedeckungen
vom Monde zur Bestimmung der geogr. Länge» in den «Astron.
Nachrichten». Er siedelte dann nach Altona über, wo er an der unter Schumachers Leitung stehenden Sternwarte
thätig war; von hier ging er nach München in das optische Institut von Utzschneider, kehrte indessen nach einigen Jahren als
Observator an die Altonaer Sternwarte zurück. Er veröffentlichte 1840 eine Abhandlung über den merkwürdigen Kometen von 1770,
für die ihm der Preis von der Königl.
Gesellschaft der Wissenschaften in Kopenhagen zu teil wurde. 1842 wurde er unter Mädler Observator an der Sternwarte in Dorpat, 1866 der
Nachfolger Mädlers im Direktorat derselben, welche Stellung er bis zu seiner Pensionierung 1872 bekleidete. Er starb in Dorpat
im Aug. 1885. Die größte Bedeutung hat Clausen als rechnender Astronom gefunden, und namentlich
beschäftigte er sich viel mit der Bearbeitung von Kometenbahnen. Die Ludolfsche Zahl π berechnete er bis auf 250 Decimalstellen.