Citrum
(lat.), das Holz des morgenländ.
Lebensbaumes (s. Thuja), galt bei den alten Römern für die kostspieligste Holzart und wurde zu Schnitzereien und eingelegten Arbeiten sowie zu Tischplatten verwendet.
(lat.), das Holz des morgenländ.
Lebensbaumes (s. Thuja), galt bei den alten Römern für die kostspieligste Holzart und wurde zu Schnitzereien und eingelegten Arbeiten sowie zu Tischplatten verwendet.
L. (Orange, Apfelsine, Citrone), Gattung aus der Pflanzenfamilie der Rutaceen (s. d.), Abteilung der Aurantiaceen. Die Arten derselben sind im tropischen Asien, namentlich in Ostindien, sowie in Japan, China heimisch, wurden aber durch die Jahrtausende alte Kultur über alle wärmern Gegenden der Erde verbreitet. Es sind schöne, immergrüne Bäume, seltener Sträucher, mit wechselständigen, lederartigen, am Grunde gegliederten Blättern und sehr wohlriechenden Blüten, aus deren Fruchtknoten sich eine mehr oder weniger große, beerenartige vielfächerige Frucht (die sog. Hesperiden- oder Orangenfrucht) entwickelt, in deren mit Saft erfüllten Zellen wiederum die Samen eingebettet sind.
Die Samen der Orangen haben zuweilen mehr als einen Keim, die der Citronen und Pomeranzen sogar 3–4. Alle Teile der Pflanze enthalten ölreiche Drüsen in Menge. Bei einigen Arten bilden sich die Knospen in den Blattwinkeln in Dornen um. Bei der Jahrtausende alten Kultur und weiten Verbreitung der verschiedenen Arten dieser Gattung entstanden zahlreiche Formen und Varietäten, die sich nicht allein durch die Früchte, sondern auch durch die Blätter und Blüten unterscheiden.
Die wichtigsten Arten und deren Formen sind folgende:
1) Citrus aurantĭum Risso, Orangenbaum mit süßer Frucht, Apfelsine, China- oder Sinaapfel (s. Tafel: Terebinthinen, [* ] Fig. 1), stammt aus Asien, kultiviert in Italien, Südfrankreich, Portugal. Stamm baumartig, Blätter länglich-eiförmig, gestielt, zuweilen gezähnt, Blattstiel mehr oder weniger geflügelt, Blüte weiß, Frucht rund oder stumpf-eiförmig, selten warzig, mit dünner Schale, goldgelb, manchmal rötlich, mit erhabenen Ölbläschen, Mark sehr saftig, süß und angenehm schmeckend.
Formen: a. asperma, Orangen mit kernloser Frucht, letztere klein, rund und glatt, Mark rot, wird schon lange vor der gelben Färbung der Schale genießbar. a. balearica, Frucht kugelrund, sehr süß, von Mallorca und Minorca. a. duplex, Blüten oft gefüllt, Frucht glatt, fast kegelförmig. a. genuensis, Genueser Orange, Frucht mittelgroß, dunkelgelb, kugelrund. a. hierochuntica, Orange aus Jericho, Frucht kugelrund, Schale gelb, mit blutrotem, sehr süßem Mark. a. limoniformis, Frucht länglich bis birnförmig, Schale dünn, dunkelgelb, Fleisch gelb. a. melitensis, Malteser Orange, Schale rötlichgelb, Mark blutrot, süß und wohlschmeckend. a. nicensis, Nizzaer Orange, sehr reich tragend, dicke gelbe Schale, süßes Mark.
2) Citrus bigaradĭa Risso (Citrus vulgaris DC.), Orangenbaum, mit saurer oder bitterer Frucht, Bigaradie, Pomeranze, aus Indien, in Südeuropa sehr verbreitet. Stamm baumartig, niedriger als bei voriger, Blattstiel breit geflügelt, Blüten größer und von stärkerm Wohlgeruch, Frucht der vorigen ähnlich, Schale eben, mit vertieften Ölbläschen, Mark mehr oder weniger bitter oder sauer. Formen: Citrus b. asperma, Pomeranze mit kernloser, dickschaliger Frucht. Citrus b. bizarria, Bizarrerie-Pomeranze, bringt verschiedenartige Früchte, die halb pomeranzen-, halb limonen- oder citronenartig sind, Mark teils sehr süß, teils wieder sauer und bitter. Citrus b. corniculata, gehörnte Pomeranze, Frucht etwas flachgedrückt, mit hornartigen Auswüchsen, rötlichgelb. Citrus b. crispifolia, krausblätterige Pomeranze, Frucht rund, mit etwas runzeliger Schale, sehr reichtragend. Citrus b. hispanica, Spanische Pomeranze, starkes, dichtes, krauses Laub, Blüten zu verschiedenen Zeiten erscheinend, Frucht groß, mit trocknem Mark. Citrus b. mammilata, Pomeranze mit zitzenförmiger Frucht. Citrus b. myrtifolia, myrtenblätterige Pomeranze, niedrig bleibend, Blätter klein, zugespitzt, Frucht klein, kugelförmig, Mark schwach sauer. Citrus b. sinensis, Chinesische Pomeranze, Blätter klein, spitzeiförmig, Frucht klein, rötlichgelb, sehr dankbar blühend, wächst durch Stecklinge. Citrus b. violacea, violette Pomeranze, Frucht rund, klein, vor der Reife etwas violett. ^[]
3) Citrus bergamea Risso, Bergamottenbaum, Bergamotten-Orange, aus Asien, in Südeuropa kultiviert. Zweige mit oder ohne Dornen, Blätter länglich-zugespitzt oder stumpf, Blüten klein, weiß, sehr angenehm riechend, Frucht mittelgroß, birnförmig oder wulstig, Schale glatt, blaßgelb, mit vertieften Ölbläschen, Mark säuerlich, von sehr angenehmem Wohlgeruche. Formen: Citrus b. mellarosa, Mellarosa-Bergamotte, Zweige ohne Dornen, Blätter sehr dicht stehend, länglich-oval, Frucht glatt, rund gerippt oder gegittert, sehr schön. Citrus b. parva, kleinfruchtige Bergamotte, Frucht mittelgroß, kugelrund, Schale glatt, blaßgelb. Citrus b. torulosa, Bergamotte mit wulstiger Frucht.
4) Citrus limetta Risso, Limettenbaum, aus Asien, in Italien kultiviert. Zweige aufrecht, Blätter oval oder länglich, Blüten klein, weiß, Frucht eiförmig oder rundlich, mit zitzenförmigen Enden, blaßgelb, Ölbläschen vertieft, Mark etwas sauer. Formen: Citrus l. acris, Frucht klein, rund, glänzend grünlichgelb, mit sehr scharf schmeckender Schale, Mark süß. Citrus l. auraria, dornige Limette, Zweige dornig, Blätter klein, eiförmig, Blattstiele breit geflügelt, fast so groß und lang wie das Blatt, Blüten in Trauben, Frucht klein, rundlich-birnförmig, mit dicker Schale und süßem schmackhaftem Mark. Citrus l. Pomum Adami, Adamsapfel, Schale dick, goldgelb, Mark sehr sauer. Citrus l. romana, röm. Limette, Frucht runzelig, mit dicker Schale und süßem, etwas schmackhaftem Mark.
5) Citrus pompelmos Risso (Citrus decumana L.), Pompelmusbaum, aus Indien. Zweige mit und ohne Dornen, Blätter sehr groß, mit breitgeflügelten Blattstielen, Blüten sehr groß, weiß, Frucht meist sehr groß, rundlich oder birnförmig, Schale mit ebenen oder erhabenen Ölbläschen, Mark grünlich, meist sehr saftig, süß und wenig schmackhaft. Formen: Citrus p. vulgaris, gemeine Pompelmus, junge Triebe zuweilen flaumhaarig, Frucht sehr groß, kronlos. Citrus p. decumana, Pompoleon-Pompelmus, liefert die größten Früchte unter allen Orangen, bis 15 cm im Durchmesser, Form gewöhnlich birnförmig, Schale gelb, Mark wenig saftig, meist nicht zu verwerten, nur durch die Größe der Frucht zierend. Citrus p. racemosa, traubige Pompelmus, Früchte werden faustgroß und sind bis zu 15–18 Stück in Trauben vereinigt.
6) Citrus lumia Risso, Lumienbaum, in Italien vielfach kultiviert. Habitus, Blätter und Blüten stimmen mit dem Limonenbaum (s. 7) überein, die Früchte unterscheiden sich jedoch durch süßes Mark, Ölbläschen meist vertieft. Formen: Citrus l. aurantiaca, Lumie mit pomeranzenartigem Mark. Citrus l. dulcis,
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
süße Lumie, Frucht groß, länglich, eiförmig, mit zitzenförmigen Enden, dünner Schale und süßem, wohlschmeckendem Mark. Citrus l. piriformis, birnförmige Lumie, Komturbirne genannt, Frucht groß, glatt, birnförmig, mit dicker, blasser, gelblichgrüner Schale, Mark angenehm säuerlich schmeckend.
7) Citrus limonum Risso, Limonenbaum, Citronenbaum, aus Asien, in Südeuropa kultiviert. Stamm baumartig, Zweige dünn, zuweilen dornig, Blätter eiförmig-länglich, von schöner grüner Farbe, mit gerandetem Blattstiel, Blüten mittelgroß, außen rot, innen weiß, mit 5 Petalen, Staubgefäße in mehrere Bündel verwachsen, Frucht eiförmig-länglich, selten rund, glatt, runzelig oder gefurcht, von schön gelber Farbe, Mark saftig, sehr sauer und schmackhaft. Es sind dies die Früchte, welche gewöhnlich unter dem Namen Citronen (s. unten) verkauft werden und zur Herstellung der «Limonade» dienen.
Formen: Citrus l. Bignetta, Bignette, Frucht kugelig, mit stumpfen zitzenförmigen Enden, Schale dünn, gelblich, ziemlich glatt, Mark sauer, Baum äußerst fruchtbar, Früchte sehr saftreich, vertragen den Transport am besten. Citrus l. ligustica, mit eiförmigen, bauchigen, oben abgestumpften Früchten, schwachsauer. Citrus l. Peretta, Peretten-Limone, mit birnförmiger Frucht, von blaßgelber Farbe, deren Schale dünn und wohlriechend ist, wird in Domingo häufig zu Hecken benutzt (Citrus l. P. domingensis). Citrus l. Ponzinum, Ponzien, Frucht groß, umgekehrt eiförmig, unten rippig, mit dicker Schale und schwach saurem Mark. Citrus l. striata, Limone mit gerinnelter Frucht, Schale dünn, gelblich, mit mehr oder weniger tiefen Furchen versehen. Citrus l. vulgaris, gemeine Limone, bekannte Frucht mit schwefelgelber dünner Schale und saurem Mark.
8) Citrus medica Risso (Citrus medica Cedra Desf.), Citronat- oder Cedratbaum, aus Asien, in Südeuropa schon im Altertum kultiviert. Baumartiger Stamm mit kurzen steifen Zweigen, mit und ohne Dornen, Blätter länglich, gezähnt, Blüten außen violettrot, innen weiß, Frucht oft groß, warzig oder gefurcht, Schale sehr dick, weich, Mark etwas sauer. Von vorigem durch kürzere steife Zweige, schmälere Blätter, größere und warzigere Früchte, dickeres und zarteres Mark, aber weniger sauern Saft unterschieden.
Gewöhnlich unterscheidet man 2 Gruppen: a. die sog. Ponciren oder Ponzinen (verstümmelt aus Pomme de cire), weil die Höcker, welche die Frucht bedecken, eine Wachsfarbe haben, und b. wahre oder echte Cedrate. Formen der Gruppe a sind: Citrus m. cucurbitina, Cedrat mit kürbisförmiger Frucht, in Gestalt einem kleinern Kürbis nicht unähnlich. Citrus m. maxima, großfrüchtiger Cedrat (Cedratbaum von Genua), liefert kolossale Früchte (nach Ferraris bis zu 30 Pfd.). Zu Gruppe b gehören: Citrus m. dulcis, süßer Citronatbaum. Die mittelgroße Frucht hat süßes Mark. Citrus m. rugosa, runzeliger Cedrat, mit runzeliger, rippiger Frucht.
Citrus nobilis Lour., Citrus deliciosa Fenore, Mandarinen-Orange aus Cochinchina, ein dornenloser Baum mit stark riechenden, lanzettförmigen Blättern, ungeflügelten Stielen und kleinen plattrunden, orangeroten, sehr wohlschmeckenden Früchten. Citrus trifoliata L., ein in mildern Gegenden Deutschlands winterharter kleiner, dorniger, spärlich belaubter Strauch mit kleinen, ungenießbaren Früchten. Außer oben genannten Arten und Formen werden in den Gärten noch einige weitere kultiviert, z. B.
Citrus japonica Thunb., Citrus chinensis Pers. aus Japan, ein Strauch mit dornigen Zweigen, ovalen Blättern, geflügelten Blattstielen und kleinen Früchten, eine beliebte Topf- und Zimmerpflanze. ^[]
Kultur, Boden. Die verschiedenen Citrusarten lieben meist eine gut verrottete, fette, weder zu leichte, noch zu schwere bindige Erde. Das Begießen muß besonders im Winter mit größter Vorsicht geschehen. Zuviel Feuchtigkeit ist der größte Feind der Orangen. Als Zeichen für das Begießen im Winter gilt, daß sich die Blätter an der Spitze flach umbiegen lassen, ohne zu zerbrechen, abgesehen davon, daß die obere Schicht der Erde gut ausgetrocknet ist. Man gieße überhaupt nur mäßig und stets am äußern Rande der Erdoberfläche.
Die Erde im Gefäße muß deshalb vom Stamme nach dem Rande zu etwas abfallen, damit das Wasser sich nie um den Stamm ansammeln kann. Im Sommer während der Ausbildung der Blüten und Früchte kann das Begießen reichlicher geschehen, auch ist an warmen Sommerabenden ein Bespritzen dem Wachstum der Bäume sehr förderlich. Als Düngung werden die Kübel im Frühjahre mit frischem Kuh-, Hühner- oder Schafdünger, mit etwas Ofenruß vermengt, belegt. Im Sommer gebe man auch einigemal einen Guß mit verdünntem Hornspanwasser oder aufgelöstem Kuh- und Schafdünger.
Standort, Luft, Wärme. Im Winter verlangen die Bäume einen hellen, trocknen, luftigen, frostfreien Standort (bei +1 bis 5° R.), dabei reichliches Lüften bei milder Witterung. Im Sommer stelle man sie im Freien an einem vor Wind geschützten und warmen Orte auf. Gegen Mitte bis Ende September werden sie ins Winterquartier gebracht und verbleiben da bis Ende Mai oder Anfang Juni, bis die Nachtfröste vorüber sind.
Verpflanzen. Dasselbe geschieht, sobald die Gefäße völlig durchgewurzelt sind, bei kleinen Exemplaren alle 2, bei größern alle 3–5 Jahre, im April und Mai. Hierbei werden die Wurzeln mäßig beschnitten, die Wurzelballen jedoch etwas gelockert. Man gebe nicht zu große Gefäße, gute Drainage in Form von Topfscherben, Rasen- oder Torfstücken u. s. w.
Beschneiden. Bei dieser Arbeit, welche im Frühjahre vor dem Austreiben vorgenommen wird, ist auf den Stand der Blüten Rücksicht zu nehmen. Citronen bringen ihre Blüten an der Spitze der diesjährigen Triebe, Apfelsinen und Pompelmus an der Spitze einjähriger Zweige. Beim Cedratbaum kommen sie aus dem ältern Holze, bei Pomeranzen zwischen den Blättern einjähriger Zweige hervor. Nur Pomeranzenbäume können alljährlich beschnitten werden, alle andern Arten befreit man je nach Bedürfnis von überflüssigen oder ineinander wachsenden Ästen. Die Vermehrung geschieht meist durch Veredelung (Okulieren, Kopulieren oder Pfropfen) auf Sämlingsstämme der Citronen oder auch Apfelsinen, seltener durch Stecklinge (bei Citrus sinensis). Letztere müssen gleichmäßig feucht unter Glasglocken gehalten werden.
Ertrag und Verwendung. Wegen ihres Ölgehaltes werden die verschiedenen Teile der Pflanze in mannigfaltiger Weise verwendet. Die Blätter, besonders der Orangen und Pomeranzen, werden als Thee benutzt. Man sammelt dieselben von den Zweigen, die beim Beschneiden der Bäume abfallen. Im Schatten getrocknet, kommen sie in den Handel. Die Blüten der Orangen und Pomeranzen liefern,
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zu Parfümerien verarbeitet, in südl. Ländern ebenfalls einen sehr ansehnlichen Ertrag. Das Sammeln derselben beginnt im Mai und dauert in kalten nassen Jahren bis in den Juni. Nach einem sehr trocknen Sommer kommen die Bäume bei Eintritt der Regenzeit im Herbste zuweilen nochmals in Blüte und geben dann noch eine kleine Ernte. Die Bäume, welche schon mit dem 5. Jahre zum Blühen kommen, erreichen ihren höchsten Ertrag etwa im 40. Jahre. In diesem Alter bringt ein Pomeranzenbaum durchschnittlich 40 kg Blüten, ein Apfelsinenbaum etwa nur halb soviel.
Die Früchte liefern den Hauptertrag der verschiedenen Citrusarten. Die Ernte findet zu verschiedenen Zeiten des Jahres statt. Den Anfang machen die Cedrate, von August und September bis Januar. Die chines. Pomeranzen, den Adamsapfel und die Mellarosen erntet man im September, ebenso die Pomeranzen, deren Ernte bis in den März dauert. Die Bergamotten reifen im Februar. Die eigentlichen Orangen oder Apfelsinen werden in drei Perioden geerntet: die erste fällt in die Zeit gegen Ende Oktober, wenn die Früchte beginnen gelb zu werden. In diesem Zustande halten sie einen langen Transport aus, ohne zu verderben.
Die zweite fällt in den Dezember. Die Früchte sind dann halbreif und lassen sich ebenfalls ohne Schaden noch ziemlich weit verschicken. Die dritte Periode fällt in das Frühjahr, wenn die Früchte ihre völlige Reife erlangt haben, aber dann können sie keinen weiten Transport vertragen. Apfelsinen werden namentlich von Genua, Nizza und Mentone aus, die sicilischen von Messina, die spanischen von Cadiz und Malaga, die portugiesischen von Lissabon und Santarem aus versandt.
Die Früchte verlangen eine sehr sorgfältige Aufbewahrung, weshalb die zur weiten Versendung bestimmten vor ihrer Reife abgenommen, einzeln in ungeleimtes Papier gewickelt und zu 2–500 Stück in Kisten verpackt werden. Die Apfelsinenschalen, welche Bitterstoffe und ätherisches Öl enthalten, dienen zur Bereitung eines bischofähnlichen Getränks sowie eines Liqueurs, des Apfelsinen-Rosoglio, welcher vorzüglich von Bologna, Udine und Florenz bezogen wird, außerdem als Zusatz zu manchen Speisen.
Die Hauptstapelplätze des ausgedehnten Apfelsinenhandels sind außer den obengenannten Orten Triest, Lissabon, Bordeaux und Hamburg. Die Einfuhr der Apfelsinen in England beläuft sich jährlich auf 1 Mill. Bushels, d. h. etwa auf 650 Mill. Stück; sie kommen meist von den Azoren und Malta, dann auch (im Juli und August) aus Venezuela. Algier liefert 80–90000 Kisten meist nach Frankreich, die Insel Mallorca 50 Mill. Stück. Portugals Ausfuhr an Apfelsinen und Citronen wird mit 170000 Kisten zu je 1000 Stück angegeben, die Griechenlands zu 50 Mill. Stück. In Süditalien und Sicilien beträgt die Ausfuhr 200 Mill. Frs., in Neusüdwales bringt die jährliche Produktion 2 Mill. M. Das Verderbnis der Apfelsinen bei weiten Versendungen, z. B. vom Mittelmeer nach Neuyork wird auf 30–40 Proz. berechnet. Die Limonen oder Citronen werden je nach ihrer verschiedenen Blütezeit vom Frühjahr bis zum Herbst auch zu verschiedenen Zeiten reif, vom November bis zum Sommer. Die zur Ausfuhr bestimmten werden vor ihrer vollkommenen Reife abgenommen, mit Seiden- oder Löschpapier, wohl auch mit Werg umwickelt, in Kisten à 300 bis 600 Stück oder in Fässer verpackt und so versandt. ^[]
In Südeuropa wird die erste Ernte (Schnitt) von Ende Juli bis Mitte September, die zweite im November, die dritte im Januar gemacht. Nach Deutschland kommen die meisten Citronen aus Sicilien (Messina), vom Gardasee (Gardeser), von Genua und den neapolit. Küstengegenden, aus Malaga in Spanien, aus der Lombardei, von Roveredo in Südtirol, aus Nizza, Triest, Fiume u. s. w. Messina liefert die feinsten in Schale und demzufolge saftreichsten. Die von Malaga sind weniger geschätzt; ihr Verbrauch ist aber trotzdem ein großer. 1889 betrug der Export 4097 t = 32 Mill. Stück; 1890: 3793 t. Italien führte 1889 an Orangen und Citronen aus 1940840 Doppelcentner.
Ein im vollen Ertrage stehender Apfelsinenbaum liefert bei sorgfältiger Kultur durchschnittlich 3000 Früchte von guter Qualität. Ein Pomeranzenbaum liefert durchschnittlich 4000 Früchte, ein Cedratbaum bringt selten mehr als 40 Früchte, Bergamotten und Mellarosen geben durchschnittlich etwa 250 Früchte. Am ertragreichsten ist unstreitig der Limonen- und Citronenbaum, dessen durchschnittlicher Ertrag sich auf 6000 Früchte beläuft. Apfelsinen und Pomeranzen tragen nur ein Jahr um das andere reichlich.
Geschichtliches. Als die Heimat der genannten Arten der Gattung Citrus ist mit ziemlicher Sicherheit das südöstl. Asien anzusehen. Die süßen Varietäten der Orangen, Citrus aurantium, mit ihren Formen sind wohl durch Kultur in China und Cochinchina entstanden und von dort aus nach Westen weiter verbreitet worden; doch ist dies erst ziemlich spät geschehen, denn griech. und röm. Schriftsteller kennen die süßen Orangen, die eigentlichen Apfelsinen, noch nicht. Man nimmt an, daß ungefähr bei Beginn unserer Zeitrechnung ihre Einführung nach Indien stattgefunden hat und daß sie von dort aus etwa im 14. Jahrh. nach Südeuropa gekommen sind.
Etwas anders verhält es sich mit der echten Pomeranze, den bittern Varietäten von Citrus bigaradia mit ihren Formen. Diese Art ist jetzt noch wild in Gebirgsgegenden des südöstl. Indiens, und ihre Kultur ist ebenfalls erst spät nach den westl. Teilen Indiens gelangt, denn auch von dieser Frucht wußten weder die Griechen und Römer noch auch die Hebräer etwas. Den Arabern scheint sie im 9. Jahrh. bekannt geworden zu sein und von diesen wurde sie im Anfang des 11. Jahrh. nach Sicilien gebracht.
Die Limonen oder Citronen, sowie die Cedrate, sind hingegen den Griechen schon als medische oder persische Äpfel bekannt gewesen, und Citrus medica ist wohl schon in den ersten Jahrhunderten n. Chr. in Italien angebaut worden. Die eigentlichen Citronen sind dagegen in derselben Zeit wie die Bigaradien oder Pomeranzen zuerst durch die Araber nach Sicilien und etwas später infolge der Kreuzzüge, auf denen die Kreuzfahrer diesen Baum in Palästina und Syrien kennen gelernt hatten, auch im übrigen Südeuropa angebaut worden. Das letztere dürfte auch für die Pompelmus, Citrus decumana, gelten.