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heil. Bernhard (s. d.) mit 30 Genossen in den Orden [* 2] eingetreten war, dehnte derselbe sich rasch aus und besaß um 1200 bereits gegen 2000 Klöster in Frankreich, Deutschland, [* 3] England, Skandinavien, Spanien, [* 4] Italien [* 5] und Ungarn. [* 6] Bernhard heißt deshalb öfter der zweite Stifter des Ordens und die Cistercienser, besonders in Frankreich, Bernhardiner. 1119 wurden in der sog. «Urkunde der Liebe» (charta caritatis) die Grundzüge der Verfassung des Ordens festgestellt und von Innocenz III. bestätigt.
Der Abt von Cîteaux war danach das Haupt des Ordens und mußte jährlich selbst oder durch einen Abt sämtliche Klöster des Ordens visitieren. Ihm standen zur Seite die Äbte der ältesten vier Töchterklöster: Clairvaux (seit 1113), La Ferté (seit 1115), Pontigny (seit 1114) und Morimond (seit 1115). Diese leiteten die Angelegenheiten des Ordens unter unmittelbarer Aufsicht des Papstes. Über ihnen stand das alljährlich zu Cîteaux zusammentretende Generalkapitel, zu dem die nähern Äbte alljährlich, die entferntern in bestimmten Zwischenräumen sich einfinden mußten. Um die Mitte des 13. Jahrh. begann der Verfall der Cistercienser teils durch Nachlassen von der strengen Regel, teils durch innere Zwistigkeiten. Es bildeten sich selbständige Kongregationen und seit 1615 zerfielen die französischen Cistercienser in solche der strengen und der laxen Observanz. In ihrer Blütezeit übertrafen die alle andern Orden an Ansehen, Einfluß und Reichtum.
Von ihnen sind ausgegangen die Ritterorden von Calatrava, Alcantara, Montesa und Alfama in Spanien, die Feuillants (s. d.) und die Trappisten (s. d.). In Deutschland war das älteste Cistercienserkloster zu Altcampen, seit 1122, die berühmtesten unter 98 Stiftern zu Ebrach (1127), Pforte (Schulpforta 1127), Maulbronn (1139), Riddagshausen (1145), Dobrilugk (1165), Doberan (1171), Oliva (1170), Altenzelle (1175), Lehnin (1180) und Bebenhausen (1180). Schon vor der Reformation gingen viele Klöster ein, die meisten aber in der Revolutionszeit, durch die Maßnahmen Josephs II. in Österreich; [* 7] auch der Nationalkonvent in Frankreich 1790 und der Reichsdeputationshauptschluß in Deutschland 1803 unterdrückten viele Ansiedelungen der Cistercienser Gegenwärtig hat der Orden die meisten Mitglieder in Österreich, wo er die reichen Stifter Heiligenkreuz, Hohenfurt, Lilienfeld, Ossegg, Rein, Schlierbach, Stams, Wilhering, Zwettl u. a. innehat; außerdem einige in Italien, Belgien, [* 8] Polen und der Schweiz; [* 9] aus Frankreich wurden sie 1880 ausgewiesen. Die Tracht der Cistercienser besteht für das Kloster in einem weißen Gewand mit schwarzem Skapulier, [* 10] schwarzer Kapuze und schwarzem wollenen Gürtel; [* 11] auf der Straße dagegen tragen sie sich grau; daher die Bezeichnung graue Brüder.
Neben den Cistercienser gab es auch Cistercienserinnen, auch Bernhardinerinnen genannt. Stephan Harding stiftete das erste Kloster derselben 1120 zu Tart in der Diöcese Langres; ihre Zahl stieg auf 6000. Auch sie verweltlichten sehr früh, spalteten sich und sind jetzt in Frankreich aufgehoben. Am bekanntesten war das Kloster Port-Royal des Champs bei Chevreuse. In Deutschland, wo 236 Stifter bestanden, haben sie noch die Klöster Marienstern und Marienthal in der sächs. Lausitz; in der Schweiz 8 größere Stifter, während 13 eingingen. In Österreich bestanden 15. -
Vgl. Winter, Die Cistercienser des nordöstl.
Deutschland (3 Bde., Gotha [* 12] 1868-71);
Janauschek, Origines Cisterciensium (Bd. 1, Wien [* 13] 1877);
Brunner, Ein Cistercienserbuch (Würzb. 1882);
Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und Cistercienserorden (hg. von Kinter, ebd. 1883 fg.).
Die hatten jederzeit großen Einfluß auf die Baukunst. [* 14] Ihre Kunstschule ging hervor aus der des Klosters Cluny und zeichnet sich vor dieser durch die bewußte Einfachheit bei vollendeter Behandlung des Technischen aus. Die Cistercienser wurden die Lehrmeister der Baukunst namentlich im östl. Deutschland und die Träger [* 15] des got. Stils sowohl hier wie in Spanien (Convento de las Huelgas bei Leon). Charakteristisch für ihre Bauten ist der reich entwickelte, geradlinig geschlossene Chor, der Mangel der Türme, die durch Dachreiter (s. d.) ersetzt werden, die schöne Raumkomposition und die stattliche Bauentwicklung. Als fast vollständig erhaltene Beispiele der Bauweise der Cistercienser sind in erster Linie die Klöster Maulbronn und Bebenhausen zu nennen. Eine zweite Blüte [* 16] des Bauwesens erlebten die Cistercienserklöster im 18. Jahrh.; Fürstenfeld in Bayern, [* 17] Wilhering in Oberösterreich bieten eine glänzende Vertretung des süddeutschen Barockstils. -
Vgl. Dohme, Die Kirchen des Cistercienserordens in Deutschland (Lpz. 1869);
Paulus, Die Cistercienserabtei Maulbronn (Stuttg. 1873);
Dehio und von Betzold, Die kirchliche Baukunst des Abendlandes (ebd. 1884 fg.);
Gurlitt, Geschichte des Barockstils und des Rokoko in Deutschland (ebd. 1889).