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Europa [* 2] 4-500. Deutschland [* 3] beschäftigt etwa 7000 Arbeiter und liefert für rund 9 Mill. M. Rohstoffe und 15 Mill. M. Fabrikate; die Einfuhr von ge- trockneten und gedörrten Cid betrug (1892) 8354 t im Werte von 1044000 M., die Ausfuhr 10384,4 t im Werte von 1402000 M. Für Cickorienfabrikate (gebrannte, geröstete, gemahlene) stellte sich die Ein- fuhr auf 1495,3 t (Wert 912000 M.), die Ausfuhr auf 2036,9 t (Wert 733000 M.). Gegen früher ist der Umsatz, darunter auch die Ausfuhr, erheblich zurückgegangen, weil der Zusatz zum Kaffee weniger beliebt geworden ist.
Osterreich führte 1892 nur noch 6076
t an Cichorie
nwurzel ein, dagegen be- reits 538 t
Kaffeesurrogate
außer
Cichorien aus. Cichorie
nfteuer, eine Verbrauchssteuer (s. d.), die gegenwärtig
in England und
Italien
[* 4] erhoben wird. In
Frankreich war sie 1871 eingeführt (für 1 kZ 0,3
Frs.), 1878 aber wieder abgeschafft
worden. In England wurde die Cid 1860 eingeführt in Höhe von 12 Sh. 1 P.
für 1 Centner; sie bringt etwa 2500 Pfd. St. jährlich ein.
Italien stuft die
Steuer nach der Leistungsfähigkeit der Fabrikationsapparate
ab und zieht aus derselben etwa 500000
Lire jährlich. viokorluln^.,Pstanzengattung aus derFamilie der
Kompositen
[* 5] (s. d.) mit
nur wenigen in der nördl. gemäßigten Zone der
Alten Welt sehr verbreiteten
Arten. Es sind sparrig verzweigte
krautartige
Ge- wächse mit leuchtend blauen Vlütenköpfchen, die nur Zungenblüten enthalten. 0. lut^dus ^.,
Cichorie ls.Tafel:
[* 1]
AggregatenII,Fig.1:ilBlütenköpfchen, d Randblütchen, vergrößert, o Früchtchen), ist eine gute
Futterpflanze und wird ihrer
Wurzeln wegen, die fabrikmäßig zu einem Kaffeefurrogat (s.
Ci- chorie) verarbeitet werden, auch
im
Großen ange- baut.
Die Aussaat der Cichorie findet April und Mai statt mittels Drillmaschine. Auf ein Hektar gehören 3-4 KZ Samen. [* 6] Der ertragreichste Same ist der sog. Magdeburger Spitzkopf. Die aus Ost- indien stammende 6. enäivia ^., Endivie (s. Gar- tensalat), , wird bei uns überall in vielen Varietäten als Salatpflanze kultiviert. vioinabia., (UoinasiiaHv, s. Handkäfer. violniinrns, Gattung der rabenartigen Vögel, [* 7] s. Königsparadiesvögel. Cicisbeo (spr. tschitschis-) oder 0a.vg.1i6i'6 86i'V6nt6 hieß in Italien seit dem 16. Jahrh, der erklärte Begleiter und Gesellschafter einer verheira- teten Dame.
Der gute Ton in den höhern Ständen Italiens [* 8] wollte, daß der Ehemann von dem Tage der Hochzeit, oder (an andern Orten) nach dem ersten Jahre der Ehe, oder vom Tage der ersten Nieder- kunft seiner Frau an nur in seinem Hause mit dieser umgehe. In Gesellschaften, zu öffentlichen Lustbar- keiten begleitete sie der Cid, der ihr am Morgen beim Putztische aufwartete, um für den ganzen Tag sich Befehle geben zu lassen. Diese Sitte, die ohne Ein- schränkung galt und durch deren Hintansetzung sich ein Mann lächerlich machte, verschwand allmählich seit dcm Anfange des 19. Jahrh. Cicognara (spr. tschikonjahra), Leopoldo, Graf, ital. Kunsthistoriker, geb. zu Ferrara, [* 9] studierte auf der Universität zu Modena und auf der Akademie von San Luca.
Seit 1795 lebte Cid in Modena, war dann nacheinander Gesandter der Cisalpinischen Republik in Turin, [* 10] Mitglied der in Lyon [* 11] tagenden Verfassungskommission, endlich Staatsrat. 1808 wurde er Präsident der Akademie der schönen Künste in Venedig [* 12] und sammelte auf Reisen im Ausland mele Mene Werke zur Kunst- geschichte, Kupferstiche, Niellen. Nachdem er die Akademiedirektion abgegeben, lebte er in Venedig, Rom, [* 13] Florenz [* 14] u. s. w. und starb Sein Hauptwerk ist die «storia äsiia Leuiwra äal 8U0 riLoi-Fiinkiito in Italia» (3 Bde., Vened. 1813 -18, mit Kupfern; 2. Aufl., 7 Bde. mit Atlas, [* 15] Prato 1824),
wertvoll durch Fülle des Stoffs und sorgfältige Form, teilweife auch durch kritische Forschung. Außerdem sind zu erwähnen: «N6mori6 Ltoriotw äei I6tt6i-ati 6ä artisti ^eri-arsLi» (Ferrara 1811), «1^6 l2.ddrio1i6 piü o08picuL äi V6U62ig.» (mit A. Diedo und A. Selva, 2 Bde., Vened. 1815-20), ^iLmorie 8p6ttaiiti aiia ätoria. äeiia. caieoFi-NÜa" (Prato 1831). Sein " (^taloZo i'HFi(M2.t0 äki lidri d'li.i't6 6 ä'antieliitg. p0886 äai cont6 0.» (2 Bde., Pisa [* 16] 1821), das Verzeichnis seiner von Leo XII. für die Vatitanifche Bibliothek angekauften Vücher- sammlung, enthält treffliche bibliogr. Notizen. -
Vgl. auch Ianetti, Oniii dioFi-Moi äi 1^. 6. (Vened. 1834);
Malmani, NemoriL äsi couts Ii. 0. (2 Bde., ebd. 1888).
Cicöni (spr. tschi-), Teobaldo, ital. Lustspiel- dichter, geb. zu San Daniele bei Ndine, studierte zu Padua [* 17] und nahm 1848 an den nationalen Kämpfen in Toscana, Rom und Venedig teil. Nach der Unterdrückung der Bewegung widmete er sich der Poesie und Journalistik, Cid starb zu Mailand. [* 18] Den ersten Erfolg errang er mit dem Lustspiel «1^6 pscorLile Lniari-itk» (1857), dem die Komödien «II tropzio taräi», «I (^arida!- äiiii», «1^6 ui08o1i6 dig.nc1i6», «I^g. rivincita,», «I^g. Ltawa. äi CÄi-116» und «1^9. üßlia. uniog.» folgten, die großen Beifall fanden. vioonia. (lat.), Storch. viouta. 1/., Pstanzengattung aus der Familie der Umbelliferen [* 19] (s. d.) mit nur 3, sämtlich an sum- pfigen, überschwemmten Orten oder in Teichen der nördl. gemäßigten Zone wachsenden Arten. Es sind ausdauernde krautartige Gewächse mit mehrfack gefiederten Blättern und hohlem, quergefächertem Nurzelstock. In Deutschland findet sich nur der Wasserschierling, 0. vii-03a^. (s. Tafel: Gift- pflanzen I, [* 1] Fig. 1: a Blüte, [* 20] d Frucht, c Wurzel- stock durchschnitten), gefährliche Giftpflanze, [* 21] fast durch ganz Europa und Nordasien verbreitet.
Cid, arab. Beiname (--- Herr) des Rodrigo oder Ruy Diaz von Bibar, auch ei ^HNpkHäor, der Kämpfer, genannt, der berühmteste Castilier, «61 IU3.8 fHM080 öa^teiiano», wie sein Volk ihn nennt, ein in Geschichten, Sagen und Liedern gefeierter Nationalheld der Spanier. Nur allmählich ist es seit Ende des vorigen Jahrhunderts gelungen, das Thatsächliche in dem Leben und Charakter des Hel- den von dem Sagenhaften auszufcheidcn. Hier- nach stammt der Cid möglicherweise aus der Familie Laiu Calvos, eines der beiden berühmten, von den Castiliern gewählten Schiedsrichter zur Zeit Froi- las II.; jedenfalls ist er der Sohn eines castilian.
Magnaten (Rico ombre). Sein Name erscheint zu- erst in einem Dokument aus der Zeit Ferdinands I. von Leon (1064). Unter dessen Sohn Sancho II. nahm er die erste Stelle im Heer ein; an einem Sieg, den dieser bei Grados (1067) über Sancho von Navarra davontrug, hatte er hervorragenden Anteil. In der Vruderschlacht von Llantada'(1071) war es eine List Rodrigos, die sancho II. den Sieg über seinen Bruder Alfons VI. von Leon verschaffte, infolgedessen Alfons zu dem Maurenkönig von Toledo [* 22] flüchten muhte. Als nach dem Meuchel- Artikel, die man unter E vermißt, sind unter K aufzusuchen. ¶
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morde Sanchos bei der Belagerung Zamoras Alfons von den Leonesern und Castiliern zurück- gerufen und als König anerkannt wurde (1072), stand Rodrigo an der Spitze der Castilier, welche jenen seine Unschuld an dem Mord eidlich zu er- härten nötigten. Hieraus entsprang wohl die Ab- neigung des Königs gegen Rodrigo, die er jedoch anfänglich so seiner Politik unterordnete, daß er selbst die Vermählung seiner Base, Iimena, Tochter Diegos, Grafen von Oviedo, mit Nodrigo zugab.
Bald aber boten dem erstarkten Monarchen ein er- folgloser Feldzug und die Beschuldigung, daß jener den Auftrag, Tribut von Sevilla [* 24] einzuholen, für sich ausgenutzt habe, eine Veranlassung, den allzu mächtigen Vasallen 1081 zu verbannen. Rodrigo trat als Parteigänger in die Dienste [* 25] Motamins, des Herrschers von Saragossa. [* 26] In den Kämpfen gegen dessen Bruder Monozir und seine Verbündeten Sancho Ramirez von Aragon und Berengar von Barcelona [* 27] hob sich sein Ansehen und die Zahl seiner Söldner mehr und mehr; unter dem Sohne Motamins, Mostain (1085), lockerte sich seine Ab- hängigkeit, und er erscheint zuletzt, seit 1089, ganz selbständig, in drohendem Übergewicht inmitten der reichen, unruhigen und militärisch schwachen arab. Teilstaaten.
Eine Reihe derselben, so Tortosa, Albarracin, Valencia [* 28] zahlten ihm hohe Schutz- gelder; Berengar von Barcelona wurde von ihm geschlagen und gefangen. Sein Verhältnis zum König hatte sich trotz mehrfacher Annäherungen und Hilfsleistungen immer wieder ungünstig ge- staltet; als dieser einen Angriff auf Valencia machte, durfte der es wagen, ihn durch einen Einfall in Castilien zum Rückzug zu zwingen. Die innern Un- ruhen in Valencia boten ihm den Anlaß, die große Stadt seit 1092 immer enger zu bedrängen; am zog er als Herrscher dort ein, be- hauptete seinen Besitz in mehrern Siegen [* 29] über die Almoraviden und nahm 1098 auch Murviedro.
Nach seinem Tode (1099) hielt sich Iimena noch 2 Jahre, muhte aber 1102 das vorgeschobene Heer- mrstcntum räumen. Sie setzte den Leichnam des Cid in San Pedro de Cardeüa bei und starb selbst 1104. Dcr Cid hatte einen Sohn, Diego Rodriguez, der in einem Gefecht bei Consuegra fiel. Auch hinterließ er zwei Töchter: Cristina, vermählt mit dem Infanten Ramiro von Navarra, und Elvira, die Gemahlin Ramon Berengars III., Grafen von Barcelona. Durch diese wurde der Cid ein Ahnherr der span. Königsgeschlechter.
Schon in diesen historisch beglaubigten Thatsachen und Charakterzügen des Cid liegen die Elemente und Gründe, weshalb er in Sagen und Liedern als volkstümlicher Held und Träger [* 30] des castilian. Nationalcharakters gefeiert wurde. Wie frühzeitig dies geschah, beweist das Zeugnis des Biographen Alfons' VII. (nach 1157), der von «Rodrigo, dem stets Mio Cid genannten und als unbesiegbar be- sungenen» sprickt. Zwar könnte hier auch die latei- nische histor. Dichtung der Zeit gemeint sein, speciell ein bald nach dem Tode des (5. zu seinen Ehren ver- faßter Hymnus, von dem Du Mcril ein Fragment gefunden hat, aber aus sprachlichen und sacklichen Gründen ist das in einer Handschrift des 14. Jahrh, überlieferte «I^okina äei der castilian. Litteratur, ungefähr in dieselbe Zeit nach der Mitte des 12. Jahrh, zu setzen. Die arg zerrüttete Form scheint sich an das franz. Volksepos anzulehnen, der Inhalt ist durchaus unverfälscht, die Verbannung des Cid, die Eroberung Valencias^ und in ganz sagenhafter Umgestaltung die Ver- mählung seiner Tochter: eine der merkwürdigsten Urkunden zur Geschichte des Epos im allgemeinen. Herausgegeben wurde es zuerst von Sanchez (in der »Ooloccioil 1779 - 90; zuletzt von Vollmöller, Halle [* 31] 1879; deutsch von O. L. B. Wolfs, «Das Gedicht vom Cid», Jena [* 32] 1850). Die Iugendjahre des Cid wurden weiterhin, im Anschluß an authentischere Tradi- tionen von der Belagerung Zamoras, säst ganz un- geschichtlich erdichtet.
Die «Oi-önica. F6ii6i-a.1» Al- fonsos X. umschreibt eine Reihe hierher gehöriger verlorener Lieder. Noch entwickelter erscheint dieser Teil der Tradition in der jüngern fragmentarischen sog. «Oi-oniea riniHäa» (hg. von Michel in den «WienerJahrbüchernderLitteratur»,Bd. 116,1846), mit einer Wendung zum bänkelsängerischen Ton. Auch mit der Heiligenwelt kommt hier der Cid in unmittel- bare Berührung. Schon zu Alfons' X. Zeiten war ein neues Element eingetreten, indem die Mönche des Klosters von San Pedro de Cardena bei Burgos, stolz darauf, die Leiche des Nationalhelden und wie sie behaupteten, auch die seiner Gemahlin und Ver- wandten in ihren Mauern zu besitzen, ihm den Heiligenschein eines Wunderthäters zu geben suchten, sodaß noch Philipp II. den Cid wegen der durch seinen Leichnam bewirkten Wunder wirklich heilig sprechen lassen wollte.
Dieses legendenartige Element er- scheint vorzüglich in der sog. «Oonica. partienikr ä6i Oiä», einem damit ausgeschmückten Auszuge aus der «Orönieg. F6ll6r9.1», von einem Mönche jenes Klosters wahrscheinlich erst im 15. Jahrh, ab- gefaßt (zuerst Burgos 1512; neu hg. von Hubcr, Marb. 1844). Ein viel trockncrer Auszug der «Oouiea. F6Q6ra,1» ist die kleine Cid-Chronik, die in Sevilla 1498, dann öfters erschien. Die Grundlage des Sagenhaften in allen diesen Gedichten und Chroniken bildeten Volkslieder (cau- tai-68), auf deren früheres Vorhandensein man freilich nur teils aus der Natur der Sache, teils aus den ausdrücklichen Zeugnissen der Chroniken, teils aus den in ihnen und in den Gedichten noch deutlich davon erhaltenen Spuren schließen kann.
Diese alten Volkslieder gingen verloren, aber sie und die Epen lebten verjüngt fort in den allerdings erst seit dem 16. Jahrh, aufgezeichneten Romanzen. In denselben findet man teils die köstlichsten Reli- quien der alten reinen Volkssage, teils aber auch bloß gereimte Stellen aus den Chroniken oder moderne Paraphrasen oder Variationen, die oft ganz im Komödienstil des 16. und 17. Jahrh, gehalten sind. Demnach erscheint der Cid in den Romanzen, je nach ihrem Ursprünge, noch als echter Volksheld, als der Repräsentant der Ricahombria, selbst dem Könige gegenüber auf seine Unabhängigkeit trotzig pochend.
Oder er tritt als ein treuer Vasall des Königs auf, der trotz wiederholter Verbannung seinen natürlichen Herrn mit Großmut überhäuft, der dessen Befehle so sehr ehrt, daß er gegen seine Überzeugung die eigenen Töchter mit verhaßten Dienern des Königs vermählt, dafür aber auch durch die endliche Verbindung mit königl. Blute reich belohnt wird. Auch erscheint in den Romanzen, besonders denen von seinen letzten Tagen, seinem Testament, Tod, Begräbnis und seiner Leiche, das legendenartige Element der spätern Chroniken. In den jüngsten Romanzen endlich wird der «zur guten Stunde Geborene» zum Hofkavalier, der kein Artilel. die man unter E vermißt, sind unter K aufzusuchen. ¶