dargestellten Auslösvorrichtung, bei der im unberührten Zustande durch die
Nase
[* 2] i des Hebels h die Feder k mit dem
Messer
[* 3] l festgehalten wird. Wird nun ein Schuß abgegeben, so beginnt beim Durchschlagen des ersten Rahmens der
Stab
[* 4] c zu fallen.Beim Durchschlagen des zweiten Rahmens fällt das Gewicht f und schlägt auf die Platte g auf, wodurch
die
Nase i die Feder k losläßt, sodaß das
Messer l auf dem fallenden, mit einer Zinkhülse überzogenen ^[Abb: Fig. 3.]
Stabe c eine
Marke einschlägt, deren
Lage auf dem
Stabe die Zeit, in welcher die 50 m vom
Geschoß
[* 5] durchflogen wurden, berechnen
läßt.
Dabei muß berücksichtigt werden, daß eine gewisse Zeit verfließt, bis erstens das Gewicht f bis zu der Platte g herabgefallen
ist und zweitens, bis von da an die Auslösungsvorrichtung das Einschlagen der
Marke bewirkt hat. Diese beiden Zeitabschnitte
zusammen werden durch besondere Versuche bestimmt, indem man mittels einesStromunterbrechers beide Stromzweige
zugleich unterbricht, wodurch c und f zugleich zu fallen beginnen und auf c eine entsprechend tiefer liegende
Marke entsteht.
Vorher hat man noch eine Nullmarke durch Abschnellen des
Messers l gegen den noch am
Magneten hängenden
Stab erzeugt. Der Abstand
beider
Marken bestimmt die bei der Berechnung der Geschoßgeschwindigkeit aus der ganzen Fallstrecke in
Abrechnung zu bringende Zeit.
In neuester Zeit haben die elektroballistischen
Apparate zum Zweck der innern
Ballistik oder der Ermittelung der Geschoßbewegung
im Rohr und der
Bewegung des Rohrs selber eine bedeutende Fortbildung erfahren. Besonders ist hier das auf den Schwingungen
der elektrischen
Stimmgabel beruhende
Velocimeter des franz.
Oberstlieutenants Sébert zu erwähnen, der
die Resultate graphisch giebt. (S.
Phonautograph.) Der
Velocimeter dient zum
Studium der Bewegungsverhältnisse der
Geschosse
inner- und außerhalb des Rohrs, der Rücklaufsverhältnisse, der Gasspannungen, der Explosionserscheinungen von
Explosiv-
und
Sprengstoffen und der Explosionsgeschwindigkeiten.
Ferner gehören hierher das Fallchronometer von
Bianchi, die Verbesserung des Leboulengéschen
Chronographen
vom
Kapitän Bréger, der Pendelchronograph des dän. Hauptmanns Caspersen, der mit
Benutzung des
PhonischenRades (s. d.) konstruiert ist, endlich auch der elektroballistische
Chronograph von H. Mathieu. Es
ist zu erwähnen, daß alle die zuletzt angeführten
Chronographen nicht nur zur Bestimmung von Geschoßgeschwindigkeiten,
sondern auch zu andern Zwecken, z. B. zum
Messen von Fallzeiten, benutzt werden können. ‒
Agdh., Algengattung aus der Gruppe der
Chlorophyceen (s. d.),
Abteilung der Zoosporeen. Es
sind kleine fadenförmige
Algen,
[* 7] die in der feuchten Luft auf Gesteinen, Baumrinden u. s. w. wachsen und deren
Zellinhalt durch einen roten Farbstoff gefärbt ist. In vielen
GebirgenDeutschlands
[* 8] kommt Chroolepus iolithus
Agdh.,
Veilchenmoos, vor, die stark nach
Veilchen riecht;
Chrudīm 1) Bezirkshauptmannschaft in
Böhmen,
[* 9] hat 706,30 qkm und (1890) 87191 (41414 männl., 45777 weibl.)
E., darunter 3919
Evangelische, 1270 Israeliten und 150 Militärpersonen, in 11310 bewohnten
Gebäuden und 19243 Wohnparteien; 94 Gemeinden
mit 253 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Chrowaten, Hlinsko und Nassaberg. ‒ 2) Stadt und Sitz
der österr. Bezirkshauptmannschaft Chrowaten, in 270 m Höhe, am
Flusse Chrudimka und an der Linie
Deutschbrod-Königgrätz
der Österr.
Nordwestbahn, ist Sitz einer Finanzbezirksdirektion, eines
Kreis- und eines Bezirksgerichts (305 qkm, 73 Gemeinden, 48445 czech.
E.), hat (1890) 12128 czech. E., in Garnison (92 Mann) eine Eskadron des 8. böhm. Dragonerregiments
«Graf von Montecuccoli», Post,
Telegraph,
[* 10] eine alte got.
Kirche aus dem 13. Jahrh. auf demRinge, 1857‒79
vom
Architekten Schmoranz restauriert, mit wertvollen
Skulpturen und
Glasmalereien, eine uralte
Katharina- und 3 andere
Kirchen,
ein Kapuzinerkloster, ein böhm. Staats-Realgymnasium, eine Staatsfachschule für Holzindustrie,
eine
Handelsakademie, kaufmännische Fortbildungsschule,
Bürgerschule, eine böhm. landwirtschaftliche Landesmittelschule,
ein
Theater;
[* 11] Fabrikation von Zucker,
[* 12]
Spiritus,
[* 13]
Kaffeesurrogaten,
Sodawasser, landwirtschaftlichen
Maschinen, eine Bierbrauerei,
[* 14] Dampfmühle, Dampfsäge, Aktienmälzerei und bedeutende Roßmärkte. Chrowaten ist die Geburtsstadt
des Erfinders der Schiffsschraube, Josef
Nessel (1793‒1857). ‒ Chrowaten wird schon 993 als Gauburg erwähnt; Ottokar Ⅱ. gründete
die Neustadt
[* 15] und siedelte daselbst deutsche Kolonisten an. 1625 wanderten die meisten hussit. Einwohner aus. 1643 und 1648 wurde
Chrowaten von den
Schweden,
[* 16] später von
Friedrich Ⅱ. besetzt.
ein organischer Farbstoff, der durch Behandeln von Aloeharz mit konzentrierter Salpetersäure entsteht
und ein Tetranitrodioxyanthrachinon, C14H2(NO2)4(OH)2O2 ^[C14H2(NO2)4(OH)2O2],
ist.
Die Chrysaminsäure bildet gelbe, in kaltem Wasser schwer lösliche
Krystalle und färbt
Seide
[* 18] rosenfarben,
Wolle kastanienbraun, mit
Thonerde gebeizte
Baumwolle violett.
Friedrich, Musikgelehrter, geb. zu
Lübtheen (Mecklenburg-Schwerin), studierte
Philosophie zu Rostock
[* 19] und widmete sich dann ganz der Musikwissenschaft. Er hat namentlich das histor. Fach der
Musik durch
Arbeiten,
die sämtlich auf eigenen Forschungen beruhen, bereichert.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
Der Schwerpunkt
[* 21] seiner Thätigkeit ruht in der Kunst Händels, dessen Werke er zum erstenmal nach den Quellen vollständig
herausgegeben und beschrieben hat mit dem Zwecke, sie in Deutschland
[* 22] wieder heimisch zu machen. Diese Ausgabe erschien zwar
unter dem Titel «Deutsche
[* 23] Händel-Gesellschaft» (Leipzig,
[* 24] seit 1859, bis 1892 95 Bände in 29 Jahrgängen),
wurde aber in Wirklichkeit von Chrysander als ein Privatunternehmen durchgeführt, mit Gervinus bis zu dessen Tode 1871, sodann auf
eigene Rechnung.
Die Übersetzungen lieferte meistens Gervinus, die ganze übrige Arbeit des Werkes hat Chrysander allein gethan. Außer der Redaktion
und den kritischen Vorarbeiten hat er auch Notenstich und Druck besorgt und zur Herstellung der Ausgabe
in seinem Hause zu Bergedorf bei Hamburg
[* 25] eine eigene Offizin errichtet. Dieser (allein vollständigen und zuverlässigen) Ausgabe
Händelscher Werke zur Seite geht eine (noch unvollendete) BiographieHändels (Bde. 1, 2 und Bd. 3 erste
Hälfte, Lpz. 1858‒67). Zahlreiche kleinere Arbeiten von Chrysander sind vereinigt in seinen «Jahrbüchern
für musikalische Wissenschaft» (2 Bde., Lpz.
1863‒67) und in der Leipziger«Allgemeinen musikalischen Zeitung», die er 1868‒71 und 1875‒82 redigierte.
Seit 1884 giebt Chrysander mit Spitta und Adler
[* 26] die «Vierteljahrschrift für Musikwissenschaft» heraus. Mit Sorgfalt
edierte er ferner die sämtlichen Werke von Couperin (Lond. 1888), Corelli (ebd. 1890), die Oratorien von
Carissimi sowie eine große Sammlung von Stradella, Erba, Urio, Clari, Keiser u. a., deren KompositionenHändel in seinen Werken
benutzt hat. ‒ Sein Sohn, Rudolf Chrysander, Mediziner, geb. im März 1865 zu Lauenburg
[* 27] a. d. Elbe, studierte in Leipzig und Rostock
Naturwissenschaften, darauf Medizin in Würzburg,
[* 28] Straßburg
[* 29] und Berlin
[* 30] und wurde auf seines Lehrers Schweninger
Empfehlung vom Fürsten von Bismarck, als dieser 1890 in den Ruhestand trat, zum Hausarzt und Geheimsekretär erwählt.