alle Weltchroniken des Mittelalters, die für uns erst da wertvoll werden, wo der Verfasser sich der Geschichte seiner eigenen
Zeit nähert. Unter den ältern haben die des
AngelsachsenBeda (bis 725) und die des
Bischofs Frechulf von Lisieux (gest. um
850) eigentümliche Bedeutung. Im 13. Jahrh. beginnt man auch in den Volkssprachen,
neben dem
Lateinischen, Chronik zu schreiben, gereimte sowohl wie prosaische, und neben den allgemeinen werden Ortschroniken
vorzüglich im 16. und 17. Jahrh. häufig. Sie enthalten oft sehr wertvollen
Stoff, sind aber meist ganz kritiklos und füllen
die ältere Zeit gern mit Fabeln aus.
(Bücher der) werden die beiden jüngsten Geschichtsbücher des Alten
Testaments genannt,
welche in der Septuaginta mit dem
Namen der
Paralipomena,
d. i. Nachträge, bezeichnet sind, weil man sie für eine Ergänzung
der
Bücher Samuelis und der Könige hielt. Die
Einteilung in zwei
Bücher kam durch Bomberg aus der Septuaginta und
Vulgata
in die hebr. Drucke. Nach der innern
Anlage bilden sie nur ein
Buch, zerfallen aber in fünf
Teile:
1) 1 Chron. 1-9, Geschlechtsregister;
2)
Kap. 10-29, die Geschichte
Davids, zum
Teil wörtlich entlehnt aus den
Büchern Samuelis;
3) 2 Chron. 1-9, die Geschichte Salomos;
4)
Kap. 10-28, die Geschichte des
ReichsJuda während des
Bestandes des
Reichs Israel. Die Geschichte Israels
selbst wird vollständig ignoriert;
5)
Kap. 29-36, die Geschichte des
ReichsJuda nach dem
Untergange Israels bis zum Ende des Exils. Zu der Chronik gehören als später
losgetrennte
Teile die
BücherEsra (s. d.) und Nehemia (s. d.).
Hieraus erklärt sich der Umstand, daß das
BuchEsra mit denselben
Sätzen beginnt, mit welchen die Chronik schließt.
Beide ließen sich nicht anders voneinander loslösen. Die
BücherEsra und Nehemia stehen im hebr.
Kanonvor der Chronik, weil sie
früher kanonische Geltung erlangt haben als diese.
Die Chronik stammt, wie die in ihr und inEsra-Nehemia gegebene Genealogie beweist, erst aus der griech. Zeit
(etwa 300
v. Chr.). Sie stellt die jüngste Umbildung des alten überlieferten Geschichtsstoffes vor; derselbe ward nach den
Voraussetzungen des religiösen
Glaubens zurechtgeschnitten. Vom Priestercodex her (s.
Pentateuch) ist man gewohnt, sich die
Vergangenheit als im
Besitze aller der
Güter vorzustellen, welche man erstrebt oder nur unvollkommen besitzt.
Daher führt man besonders geschätzte Einrichtungen der Gegenwart auf die Vergangenheit zurück, so in der Chronik den
Tempelkult und seine Einrichtungen. Den
Blick für die staatlichen
Aufgaben der Vergangenheit hat man verloren. Man erblickt
daher die
Größe der Vergangenheit in der vollkommenen Herrschaft des Mosaischen Gesetzes. Diese verbürgte
den
VäternGlück und Gedeihen. Je mehr man sich unter der Herrschaft des Gesetzes in den
Glauben eingelebt hat, daß alles
menschliche
Thun genau vergolten werde, desto mehr erwartet man, daß der Verlauf der Volksgeschichte dem Vergeltungsglauben
entsprochen habe.
Man korrigiert nach diesem den Geschichtsverlauf. So entsteht die Geschichtsbetrachtung der Chronik: solange
Israel die Gesetze
Moses hält, ist es ein mit irdischen Glücksgütern reich gesegnetes
Volk;
dadurch, daß es abfällt, zwingt
es Gott, sie ihm zu nehmen. Um diese Betrachtung zu ermöglichen, werden den frommen Königen fabelhafte
Siege und unhistor.
Großthaten für das Gesetz, wird wirklich oder vermeintlich unfrommen Königen
allerhand Unheil angedichtet
oder von ihnen erlittenes nach dem Vergeltungsglauben gedeutet. Nach dieser Geschichtsbetrachtung ist das
Judentum nicht das
Ziel der
Entwicklung Israels, sondern sein Ausgangspunkt. Der Verfasser der Chronik hat, abgesehen von den judäischen
Stammbäumen, außer den im Alten
Testament erhaltenen
Quellen, keinerlei alte
Quellen besessen und auf
Grund
dieser seine
Darstellung entworfen. Das von ihm vielleicht sonst benutzte, wenigstens mehrfach citierte Material bestand in
einer nachexilischen Bearbeitung der Königsgeschichte von gleichem Charakter und gleichem Unwerte. Daraus folgt, daß der
Inhalt der Chronik, sofern er von dem
Inhalte von Samuelis und Könige abweicht, wohl
Quelle
[* 2] für das 3. Jahrh.
v. Chr. ist, und zwar eine vorzügliche, aber keine
Quelle, welche über die Geschichte Israels belehrt.
(grch.,
d. i. Zeitzeiger), astron.
Instrument, von Chandler erfunden, um aus der
Beobachtung gleicher
Höhen
der
Sonne
[* 3] vor und nach dem
Mittag die Zeit des wahren
Mittags und hierdurch den
Uhrstand zu bestimmen. Das
Chronodeik besteht in seiner neuesten Form aus einer ebenen spiegelnden Platte, die um eine vertikale
Achse drehbar ist und außerdem
noch beliebig gegen den Horizont
[* 4] geneigt werden kann. Mit dieser verbunden ist ein
Fernrohr
[* 5] mit
Fadenkreuz. -
Vgl. Zeitschrift für Instrumentenkunde (Berl. 1881), S. 130; Wislicenus, Handbuch der geogr.
Ortsbestimmungen auf
Reisen (Lpz. 1891);
Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens (Pola
[* 6] 1891), S. 756.
(grch.), ein lat.
Satz, in dem die vorkommenden röm. Zahlbuchstaben die Jahreszahl der einzelnen bestimmten
Begebenheit ausmachen, auf die sich die Worte beziehen. Meist wählt man dazu einen
Vers (Hexameter),
der dann
Chronostichon oder Eteostichon, oder ein Distichon, das dann
Chronodistichon heißt. Das
Chronodistichon auf den Hubertusburger
Frieden von 1763:
«Aspera beLLa sILent: reDIIt bona gratIa paCIs; O sI parta foret seMper In orbe
qVles!»
enthält ein M = 1000, ein D = 500, ein C = 100, drei L = 150, ein V = 5 und acht I = 8,
d. i. 1763.
Instrument, s.
Chronoskop^[= und Chronogrāph (grch.), Instrumente zur Bestimmung der Dauer einer Erscheinung oder zur Bestimmung ...]
[* 7] und Chronograph.
(grch.). Da die Lufttemperatur sich in der täglichen und jährlichen
Periode ändert, kann man ihre Abhängigkeit von den Tagesstunden und dem Jahrestag dadurch darstellen, daß man auf
der einen
Achse eines rechtwinkligen Achsenkreuzes die Tagesstunden, auf der andern die Jahrestage aufträgt. Man denkt sich
dann im Schnittpunkt je zweier Koordinaten
[* 8]
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
die zugehörige Temperatur durch die Länge des in diesem Punkt auf die Koordinatenebene errichteten Lotes dargestellt. Alle
diese Lote stellen in ihren Endpunkten eine Fläche dar, deren Gestaltung den Verlauf der Temperatur erkennen läßt. Die Form
dieser Fläche stellt man durch Schnitte parallel zur Koordinatenebene dar, die in gleichen Abständen
gelegt werden und deren Schnittlinien man konstruiert. Diese Linien nennt man Chrono-Isothermen.