dem
Vater, die von der Kirchenversammlung zu
Nicäa (325) beschlossen und auf der zu
Konstantinopel
[* 2] (381) bestätigt wurde.
Die Gegenlehre des
Arius, daß der Sohn nur das erstgeschaffene Geschöpf und als solches freilich nicht Gott, aber der vorweltliche
Vermittler der Schöpfung und der
Erlöser sei, unterlag nach harten Kämpfen (s.
Arianer). Die weitern
kirchlichen Streitigkeiten bezogen sich nur auf das Verhältnis dieser zweiten göttlichen Persönlichkeit zu der Menschheit
in Christus. Die
Alexandrinische Schule sprach nur von einer Erscheinung der ewigen Logospersönlichkeit in menschlicher Daseinsform
oder von einer Hinzunahme menschlicher Eigenschaften zu der Einheit einer gottmenschlichen Natur; die Antiochener lehrten
ein Einwohnen des göttlichen
Logos in dem
MenschenJesus. Letztere
Lehre
[* 3] ward zu Ephesus (431), die
Lehre
von einer Vermischung göttlicher und menschlicher Natur zu
Chalcedon (451) verdammt. Die seitdem kirchlich feststehende
Lehre
war die, daß in der
Person Jesu Christi seit der
Menschwerdung zwei ungetrennte und unvermischte Naturen, die göttliche
des ewigen
Sohnes und eine menschliche, verbunden seien.
Noch in der Reformationszeit wiederholte sich in dem Lehrstreite zwischen
Lutheranern und
Reformierten über Christi
Person
der alte Gegensatz zwischen
Alexandrinern und Antiochenern in subtilerer
Weise. Die luth. Dogmatik bildete die
Lehre von der
Mitteilung göttlicher Eigenschaften an die menschliche Natur in Christus, vor allem der Allgegenwart
und der «Majestät», in der feinsten und künstlichsten
Weise aus. Aber schon in der Reformationszeit haben die
Socinianer,
danach die
Deisten und
Rationalisten die Gottheit Christi bestritten, und letztere fanden das Göttliche in ihm nur in seiner
«Weisheit und
Tugend».
Der Versuch der Hegelschen Schule, die
MenschwerdungGottes als tiefe spekulative Wahrheit zu begründen,
schien nur zu einer
MenschwerdungGottes in der Gattung zu führen, und endete in
Strauß
[* 4] mit dem Eingeständnisse, daß die
göttliche «Idee» niemals ihre Fülle über ein einziges Individuum ausschütte,
um gegen die andern zu geizen. Schleiermacher setzte das «SeinGottes in Christus» in die Kräftigkeit seines
Gottesbewußtseins oder in seine religiös-sittliche Urbildlichkeit, wurde aber ebenfalls von
Strauß bekämpft, und in der
spekulativen, von
Hegel und Schleiermacher ausgegangenen
Theologie wurde über die Möglichkeit der
Annahme eines schlechthin
unsündlichen
Menschen gestritten.
Die freiere
Theologie der Gegenwart hat das Göttliche, dessen Offenbarung in Christus der christl.
Glaube festhalten muß, nur als den höchsten
Ausdruck der in einem vollkommen gotteinigen Menschenleben offenbarten göttlichen
Liebe gefaßt. Unter Festhaltung der wesentlich menschlichen Persönlichkeit Christi pflegt die Ritschlsche Schule seine
«Gottheit» von neuem zu betonen, versteht aber darunter nur die Offenbarung
des auf die Gründung des Gottesreichs gerichteten Willen
Gottes in Christi
Person und Werk. (S.
Christentum
und
Jesus.) -
Christusbilder werden zuerst bei einer gnostisch-häretischen Gemeinschaft im 9. Jahrh.
erwähnt. Ein authentisches
Bildnis
Christi giebt es nicht. Die Kirchenväter haben
Christus bald nach
Joh. 52, 13;. 53, 1,
3, 12 für häßlich, bald nach
Ps. 45. für schön gehalten, und
Augustinus spricht von der
Veränderung
der Christusbilder je nach der Verschiedenheit der Ideale. In vorkonstantinischer Zeit hat die christl.
Kunst
Christus in symbolisch-allegorischer
Weise dargestellt, als Guten Hirten nach
Joh. 10, 12. (s.
Tafel: Altchristliche Kunst
II,
[* 1]
Fig. 4), als Fisch (s.
Ichthys und
Christusmonogramm) oder als Lamm.
Seit dem 2. Jahrh. erscheint in den Christusbilder
Christus als
Jüngling von idealer Schönheit, aber im 4. Jahrh. kommt neben diesem
Typus ein realistischer auf, der seit dem 6. Jahrh. vorherrscht und die übermenschliche
Würde Christi zum
Ausdruck bringt: das
Antlitz ist ernst und bärtig, die ganze Haltung feierlich. Eine
echte Christusstatue behauptete die palästinische Stadt
Cäsarea Philippi zu besitzen. Seit dem 6. Jahrh. werden Christusbilder erwähnt,
die von dem Evangelisten Lukas gemalt oder auf wunderbare
Weise entstanden sein sollten.
Edessa rühmte sich eines solchen
Bildes, das angeblich von
Christus an
Abgar (s. d.) gesandt war, als Palladium der Stadt
galt und von dort nach
Konstantinopel und endlich nach Genua
[* 6] gekommen sein soll. Die abendländ.
Parallele
[* 7] dazu bildet die
Legende vom
Schweißtuch (s. d.) der heil. Veronika. Ein apokrypher
Brief mittelalterlichen Ursprungs, den Lentulus, der angebliche Vorgänger des
Pilatus, an den röm. Senat gerichtet haben
soll, schreibt
Christus eine männlichschöne Gestalt und Gesichtsbildung zu. Ähnlich ist die
Schilderung,
welche um die Mitte des 8. Jahrh.
Johannes von Damaskus nach alten Schriftstellern abgefaßt haben will.
Christus sei hiernach von stattlichen Wuchs gewesen, mit zusammengewachsenen
Augenbrauen, schönen
Augen, regelmäßiger
Nase,
[* 8] lockigem Haupthaar, mit schwarzem
Bart und weizengelber
Gesichtsfarbe, ähnlich wie seine
Mutter u. s. w.
Diese und andere Äußerungen haben natürlich keinen
Anspruch auf Glaubwürdigkeit, ebensowenig irgend welche ältere bildliche
Darstellungen. Das Mittelalter ist bei dem spätern
Typus verblieben, ja es gestaltet ihn noch strenger; die Idee des Weltrichters
ist die maßgebende. Dagegen hat die Renaissance schon im 15. Jahrh. diese Härte aufgelöst
und, ohne die Hoheit des Heilandes aufzugeben, seine Züge weicher und menschlicher gestaltet.
Zu den schönsten Christusköpfen der klassischen Kunst gehört der aus dem
Abendmahl von
Leonardo da Vinci, der von
Raffael
in der Grablegung, ferner in der deutschen Kunst
Dürers Christushaupt mit der Dornenkrone und die Christusköpfe von
Tizian,
wie z. B. auf dem Zinsgroschenbilde in der
DresdenerGalerie. Unter den Spätern zeichnen sich
Guido Reni
(Dresden,
[* 9]
Wien,
[* 10]
Paris)
[* 11] und Lodovico
Carracci durch charaktervolle Christusköpfe aus. Unter den Schöpfungen der Plastik ragen
Brunelleschis Crucifix
[* 12] in Sta. Maria-Novella zu
Florenz
[* 13] und
Michelangelos Pietàgruppe durch die ergreifenden Christusköpfe
hervor, von den Neuern sind in dieser Hinsicht
Thorwaldsen,
Dannecker und Rietschel zu erwähnen. Als
Vertreter
verschiedenartiger
Auffassungen Christi in neuester Zeit seien die
Maler H. Hosmann, E. von Gebhardt und F. von
Uhde genannt.
-
Vgl. W.
Grimm, Die Sage vom Ursprung der Christusbilder (Berl. 1843);
A. Hauck, Die Entstehung des Christustypus in der abendländ.
Kunst (Heidelb. 1880); V. Schultze, Die
Katakomben (Lpz. 1882).
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
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