Legende wollte Christophorus im Gefühl seiner Kraft
[* 2] nur dem Mächtigsten dienen und schloß sich deshalb einem gewaltigen
Fürsten an. Dieser aber fürchtete den
Teufel und Christophorus ging zu dem über, aber auch der
Teufel fürchtete sich vor einem Christusbilde.
Daran erkannte Christophorus Christum als den Mächtigsten. Er wollte sich taufen lassen,
verschmähte aber die vorgeschriebenen Bußübungen, und erhielt deshalb den
Auftrag, Pilger auf seinen Schultern durch einen
Strom zu tragen, der keine
Brücke
[* 3] hatte.
Einst trug er ein
Kind über den
Strom; es war
Christus selbst, der ihn im
Strom untertauchte, dadurch taufte und ihm den
Namen
«Christusträger» beilegte. Diese verschiedenen Züge
sind kritiklos ineinander gearbeitet in der «Legenda aurea» des Jakobus
de
Voragine. Die christl. Kunst stellt Christophorus dar, wie er mit dem Christuskind
ein Wasser durchwatet, besonders als Schutzwächter in den Vorhallen der
Kirchen. Berühmt sind die auf das Leben des Christophorus bezüglichen
Fresken von
Andrea Mantegna in der
Kirche Eremitani
(Capella S. Jacopo e Cristoforo) zu
Padua.
[* 4] - Gegen die
Reformationszeit hin treten
Brüderschaften des heiligen Christophorus auf zur
Verpflegung und
Führung von Wanderern.
Papst von Nov. 903 bis Juni 904.
Wie er sich mit Gewalt des päpstl.
Stuhls bemächtigte und seinen
Vorgänger
Leo V. in den Kerker sperrte, so ward er selbst wieder durch Sergius III. gestürzt und ins
Gefängnis geschickt.
Athanasios, neugriech. Dichter, geb. 1770 zu Kastoria, erhielt seine Schulbildung
zu
Bukarest,
[* 6] studierte zu
Pest und
PaduaMedizin und
Rechte, wurde Erzieher bei Fürst Murusis zu
Bukarest,
Richter in Jassy, später in
Bukarest, wo er mit der Abfassung eines Gesetzbuchs für die Walachei betraut wurde. Nachdem er in
der Moldau mehrere öffentliche
Ämter bekleidet hatte, lebte er seit 1833 in
Griechenland,
[* 7] seit 1836 in der Walachei, wo er starb.
Er schrieb ein histor.-polit.Werk «Politika parallela»
(Athen
[* 8] 1833),
dichtete das 1.
Buch der
Iliade und die «Oden» der Sappho neugriechisch um, verfaßte anakreontische
Gedichte, darunter sein bestes Gedicht:
«Amors Selbstverteidigung». Diese Lieder (2 Bde.,
Par. 1833, 1841
u. 1865; deutsch von
Boltz, Lpz. 1880; 2. Aufl. 1884) begründeten seinen Dichterruhm.
Seine sprachwissenschaftlichen
Arbeiten («Hellenika archaiologemata»,
Athen 1853, mit
Biographie) sind bedeutungslos.
Beiname Jesu von Nazareth, des
Stifters der christl.
Religion. Das Wort ist griechisch (christós), bedeutet
«Gesalbter» und ist
Übersetzung des hebr. Messias (s. d.). Da
Jesus sich als der erwartete Messias oder Christus zu erkennen gab, verband man diesen
Namen mit dem
NamenJesus. Nach Jesu
Tode wurde
Christus allmählich zum
Personennamen, und schon in den neutestamentlichen
Briefen findet sich
Jesus Christus so gebraucht. Da die Überzeugung,
daß
Jesus von Nazareth der
Christ sei, die Grundlage der neuen religiösen Gemeinschaft ward, so nannten
sich die Verehrer Jesu seit dem 2. Jahrh. mit dem ursprünglich von
Heiden ausgegangenen
NamenChristianer.
Die kirchlichen
Vorstellungen von der
Person Christi sind
schon in den fünf ersten Jahrhunderten in der Hauptsache zu einer
Art von
Abschluß gekommen.
Ihre Geschichte prägt sich namentlich in den verschiedenen Bedeutungen aus, in denen der Jesu
von Anfang an beigelegte
Name «Sohn
Gottes» genommen wurde.
Jesus selbst hat das Wort im rein religiösen
Sinne gebraucht oder
hat wenigstens einen rein religiösen
Sinn in die jüd.
Vorstellung des «Gottessohns» als des messianischen
Königs hineingelegt.
Auch die künstlichern
Theorien von einer
Präexistenz des wahren
Propheten, der schon in den
Patriarchen und Mose erschienen
sei, bis er in Jesu von Nazareth «seine Ruhe fand»,
oder von einem Engel oder Erzengel, der mit dem
MenschenJesus während seines Erdendaseins sich verbunden habe, beruhen auf
derselben
Voraussetzung, die das
Judenchristentum nicht aufgeben konnte, ohne seine Grundlehre, die Einheit
Gottes, zu verletzen.
Dagegen war das Heidenchristentum von Anfang an in der
Richtung auf
Anerkennung der wesentlichen Gottheit
Christi begriffen.
SchonPaulus sah in dem
«SohneGottes» vor allem den Auferstandenen und zum Himmel
[* 11] Erhöhten und gelangte von dem Anschauungsbilde
des «pneumatischen Herrn der Herrlichkeit» zu der
Annahme seiner
Präexistenz. Dieser präexistente Sohn
Gottes sei im Fleische
erschienen, um als der zweite
Adam der Anfänger der neuen geistigen Schöpfung zu werden, durch seinen
Kreuzestod den Gesetzesfluch zu vernichten und in dem neuen geistigen Israel die Scheidewand zwischen
Heiden und
Juden niederzureißen.
Die jüngern Paulinischen
Briefe legten ihm
Prädikate bei, welche weit über die wesentliche Menschheit hinauswiesen. In der
Folgezeit sind im Heidenchristentum zwei Hauptrichtungen zu unterscheiden: die eine verehrte in Christus den
im Fleische erschienenen, dem
Leiden
[* 12] und
Sterben unterworfenen Gott, oder dieselbe
Person wie den
Vater im Himmel;
die andere
versuchte einen schon durch die alexandrinisch-jüd.
Religionsphilosophie angebahnten Mittelweg, um die wesentliche Gottheit
Christi mit seinem persönlichen Unterschiede vom
Vater zu vereinigen.
Dies geschah durch die
Vorstellung,
daß das göttliche Offenbarungsprincip oder das göttliche «Wort»
(Logos, s. d.), das von Anfang an bei Gott war, zum Zwecke
der Weltschöpfung als besondere göttliche Persönlichkeit hervorgegangen und in dem
MenschenJesus von Nazareth Fleisch geworden
sei. Diese schon von hellenisierenden
Kirchenlehrern des 2. Jahrh. entwickelte und durch das Johannes-Evangelium
empfohlene
Lehre
[* 13] wurde von den röm.
Bischöfen noch im 3. Jahrh. als «Zweigötterei»
verdammt, gewann aber immer allgemeiner in der
Kirche die Oberhand. Die alexandrin.
Lehrer bildeten sie weiter aus zur
Annahme
eines ewigen Hervorgehens des Wortes aus Gott oder einer ewigen Zeugung des
Sohnes durch den
Vater.
Die Konsequenz davon war die von
Athanasius behauptete volle Wesensgleichheit des
Sohnes mit
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
¶
mehr
dem Vater, die von der Kirchenversammlung zu Nicäa (325) beschlossen und auf der zu Konstantinopel
[* 15] (381) bestätigt wurde.
Die Gegenlehre des Arius, daß der Sohn nur das erstgeschaffene Geschöpf und als solches freilich nicht Gott, aber der vorweltliche
Vermittler der Schöpfung und der Erlöser sei, unterlag nach harten Kämpfen (s. Arianer). Die weitern
kirchlichen Streitigkeiten bezogen sich nur auf das Verhältnis dieser zweiten göttlichen Persönlichkeit zu der Menschheit
in Christus. Die Alexandrinische Schule sprach nur von einer Erscheinung der ewigen Logospersönlichkeit in menschlicher Daseinsform
oder von einer Hinzunahme menschlicher Eigenschaften zu der Einheit einer gottmenschlichen Natur; die Antiochener lehrten
ein Einwohnen des göttlichen Logos in dem MenschenJesus. Letztere Lehre ward zu Ephesus (431), die Lehre
von einer Vermischung göttlicher und menschlicher Natur zu Chalcedon (451) verdammt. Die seitdem kirchlich feststehende Lehre
war die, daß in der Person Jesu Christi seit der Menschwerdung zwei ungetrennte und unvermischte Naturen, die göttliche
des ewigen Sohnes und eine menschliche, verbunden seien.
Noch in der Reformationszeit wiederholte sich in dem Lehrstreite zwischen Lutheranern und Reformierten über Christi Person
der alte Gegensatz zwischen Alexandrinern und Antiochenern in subtilerer Weise. Die luth. Dogmatik bildete die Lehre von der
Mitteilung göttlicher Eigenschaften an die menschliche Natur in Christus, vor allem der Allgegenwart
und der «Majestät», in der feinsten und künstlichsten Weise aus. Aber schon in der Reformationszeit haben die Socinianer,
danach die Deisten und Rationalisten die Gottheit Christi bestritten, und letztere fanden das Göttliche in ihm nur in seiner
«Weisheit und Tugend».
Der Versuch der Hegelschen Schule, die MenschwerdungGottes als tiefe spekulative Wahrheit zu begründen,
schien nur zu einer MenschwerdungGottes in der Gattung zu führen, und endete in Strauß
[* 16] mit dem Eingeständnisse, daß die
göttliche «Idee» niemals ihre Fülle über ein einziges Individuum ausschütte,
um gegen die andern zu geizen. Schleiermacher setzte das «Sein Gottes in Christus» in die Kräftigkeit seines
Gottesbewußtseins oder in seine religiös-sittliche Urbildlichkeit, wurde aber ebenfalls von Strauß bekämpft, und in der
spekulativen, von Hegel und Schleiermacher ausgegangenen Theologie wurde über die Möglichkeit der Annahme eines schlechthin
unsündlichen Menschen gestritten.
Die freiere Theologie der Gegenwart hat das Göttliche, dessen Offenbarung in Christus der christl.
Glaube festhalten muß, nur als den höchsten Ausdruck der in einem vollkommen gotteinigen Menschenleben offenbarten göttlichen
Liebe gefaßt. Unter Festhaltung der wesentlich menschlichen Persönlichkeit Christi pflegt die Ritschlsche Schule seine
«Gottheit» von neuem zu betonen, versteht aber darunter nur die Offenbarung
des auf die Gründung des Gottesreichs gerichteten Willen Gottes in Christi Person und Werk. (S. Christentum
und Jesus.) -