Aristoteles (1878
u. 1886). Für I.
^[Iwan]
Müllers «Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft» bearbeitete
er die «Geschichte der griech. Litteratur»
(2. Aufl.,
Münch. 1890); auch an der großen kritischen
Ausgabe des
Cicero von
Halm und
Baiter beteiligte er sich durch Bearbeitung
der
Bücher«De divinatione» und
«De fato» (Zür. 1861). Ferner lieferte er zahlreiche Beiträge
zu den Sitzungsberichten und
Abhandlungen der
BayrischenAkademie der Wissenschaften.
Stadt im
Kreis
[* 2]
Stuhm des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder,
[* 3] 23 km östlich von
Stuhm, an der zum Frischen Haff gehenden
Sorge, hat (1890) 3113 E., darunter 898 Katholiken und 193 Israeliten,
Post zweiter
Klasse,
Telegraph,
[* 4]
Amtsgericht (Landgericht
Elbing),
[* 5] evang. und kath.
Kirche, ein altes
Kloster (jetzt als Schule
benutzt) mit
Kirche der kath. Gemeinde, Privatmädchenschule, gewerbliche Fortbildungsschule, Vorschußverein.
Die Stadt wurde 1267 gegründet. Die
Burg, 1248 von den Deutschrittern angelegt, war Sitz des Ordenstrappiers und der Schauplatz
vieler Kämpfe; sie wurde nach der
Schlacht bei
Tannenberg (1410) vollständig zerstört. In der Nähe
die
Grafschaft Prökelwitz mit bedeutenden Forsten und Wildstand.
(spr. kreißttschörtsch),Stadt auf der Südinsel von Neuseeland, 1850 gegründet,
Hauptstadt der
Grafschaft Selwyn, in einer Ebene nördlich von der Bankshalbinsel, an einem
Arme des
Flusses Opawaha, Knotenpunkt
der neuseeländ.
Eisenbahnen, Sitz eines deutschen Konsuls, hat (1891) mit den 5 Vorstädten 37336 E.,
eine schöne
Kathedrale von
Gilbert Scott, ein bedeutendes Museum,
Universität, Realschule, 5
Banken, 2
Theater,
[* 6] blühende Manufakturen
und
Handel.
Der
Hafen der Stadt ist Lyttelton, mit dem Christchurch durch eine Eisenbahn verbunden ist.
ChurchHospital (spr. kreißt tschörtsch hoßpĭtĕl) oder
Blue Coat School, eine 1547 von
Heinrich VIII. begründete
Schule in der City von
London,
[* 7] in der mittellose
Kinder von Eltern aus den bessern
Ständen kostenfreie
Verpflegung und Erziehung
erhalten.
Die
Zöglinge tragen einen langen, bis auf die Erde gehenden blauen Rock mit weißen Metallknöpfen, Kniehosen
und lange, gelbe
Strümpfe und gehen stets ohne Kopfbekleidung aus.
die
Religion, die in
Jesus von Nazareth den
Christus (s. d.), d. h. den Gesalbten
Gottes erkennt. Da auch
die
Juden einen
«Christus» (Messias) erwarteten, so beruht der ursprüngliche Unterschied des Christentum vom
Judentume zunächst
in der
Anerkennung oder Nichtanerkennung Jesu als des den
Vätern verheißenen Messias. Dagegen ist der
NameChristen
(Christianer)
zunächst in heidn.
Kreisen aufgekommen, nach der Angabe der
Apostelgeschichte bei den Griechen in
Antiochia, und wurde später
von den
Bekennern Jesu als Ehrenname ausgenommen.
Von den
Juden wurden die stammverwandtenChristen lange Zeit nur als «Nazaräer» oder
«Minäer» (d. h.
Ketzer)
bezeichnet, die Heidenchristen galten
ihnen einfach als
«Heiden». Die röm. Obrigkeit behandelte die
Christen bis ins 2. Jahrh.
hinein nur als jüd. Sekte. Indessen trug das Christentum von Anfang an eine die Schranken
des
Judentums durchbrechende geistige Macht in sich, und es sammelten sich schon ein
Menschenalter nach
Jesu
Tod seine
Bekenner fast ausschließlich aus der
Masse der
Heiden.
Während das
Judenchristentum (s. d.) sich nach wie vor an das Gesetz Israels gebunden
erachtete, lehrte
Paulus (s. d.) zuerst, daß durch den Sühntod des Messias das Gesetz aufgehoben
und die Scheidewand zwischenJuden und
Heiden niedergerissen sei. Ungeachtet der
Anerkennung der alttestamentlichen
Offenbarung als der Vorbereitung der mit
Christus gekommenen
Erfüllung trat das Christentum immer bestimmter als eine selbständige
Religion auf. Zum
Heidentum stand es von vornherein vermöge des
Glaubens an den Einen Gott im Gegensatze. Aber schon um die
Mitte des 2. Jahrh. erkannten philosophisch gebildete
Christen an, daß auch im
Heidentum auf
Christus vorbereitende
Elemente vorhanden waren. Die neuere
Philosophie der Geschichte hat diesen Sachverhalt geradezu dahin bestimmen wollen, daß
das Christentum das Gesamterzeugnis sowohl des jüd. als des heidn.
Geistes sei.
Das eigentümliche Wesen des Christentum ist aber nur aus der geschichtlichen Persönlichkeit
des
Stifters und aus seiner Bedeutung für das Glaubensleben zu erklären. Das Christentum hat die Frage nach der
Bedeutung dieser
Person von Anfang an entschieden hervorgehoben, zu der eigentlich religiösen Kardinalfrage gemacht. Gegenüber
dieser
Thatsache kann die moderne Anschauungsweise, die zwischen Idee und Geschichte sorgfältig zu scheiden
und das bleibende Wesen des Christentum auch abgesehen von der
Person seines
Stifters zu ermitteln sucht, nicht in Betracht kommen.
Denn unzweifelhaft hat die christl.
Religion von dieser
Beziehung des religiösen
Glaubens auf die Geschichte und die geschichtliche
Persönlichkeit Jesu ihren eigentümlichen Charakter erhalten.
Alles, was die christl. Frömmigkeit von
der Offenbarung des göttlichen Willens, von der Vollendung alles religiösen Lebens im C. aussagen wollte, hat sie von vornherein
in ihrer
Vorstellung von der
Person Christi niedergelegt. Die im C. einfach die «Vollendung des Gesetzes
und der
Propheten» sahen, betrachteten Christum als den «Sohn
Gottes» im
Sinne der jüd. Messiasidee, also
als eine wesentlich menschliche, aber mit dem
GeisteGottes gesalbte Persönlichkeit, als den vollkommenen Gerechten, den «Knecht
Gottes» und den
Propheten der Wahrheit; die es mit
Paulus als einen neuen Gottesbund mit den
Menschen, als eine
Botschaft von
der sündenvergebenden
Gnade und der
Befreiung vom Gesetzesfluche betrachteten, erkannten in ihm das persönliche
Abbild des himmlischen
Vaters, den «Sohn
Gottes» vom Himmel
[* 8] her, der die
Menschen durch seinen Kreuzestod von den
Sünden befreit,
mit dem
Vater versöhnt und aus dem
Stande der Knechtschaft zur
Freiheit der
KinderGottes erhoben habe. Je tiefer man sich des
Christentum als der schlechthin vollkommenen Offenbarung
Gottes bewußt wurde, desto unabweisbarer suchte die Frömmigkeit
ihren höchsten
Ausdruck in der
Lehre
[* 9] von der wesentlichen Gottheit Christi zu gewinnen.
Als
Voraussetzung für die
Vorstellungen sämtlicher christl. Parteien von der
Person Jesu Christi galt der
Glaube an die schlechthin
übernatürliche Entstehung des Christentum. So bildete sich schon in den
Christentum
* 10 Seite 54.275.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
ersten fünf Jahrhunderten unter dem mitbestimmenden Einflusse der griech. Philosophie diejenige dogmatische Form des Christentum heraus,
die noch heute der orthodoxen Lehre aller christl. Hauptkonfessionen zu Grunde liegt. Hiernach ist es die durch die Gottesoffenbarung
im Alten Testament vorbereitete, von den Propheten geweissagte, von den Aposteln gepredigte Botschaft, daß JesusChristus des ewigen Vaters ewiger Sohn, wahrhaftiger Gott und seit seiner irdischen Geburt auch wahrhaftiger Mensch, vom Himmel
auf die Erde herabgestiegen, um durch sein Leiden
[* 11] und Sterben die sündige Menschheit mit dem Vater zu versöhnen, nach vollbrachtem
Werk aber von den Toten wieder auferstanden und leiblich gen Himmel gefahren ist, um von dort aus zur
Rechten des Vaters seine Gläubigen und die ganze Welt zu regieren.
Die Reformation hat daran nichts geändert, stellt sich vielmehr ausdrücklich auf den Boden der altkirchlichen Glaubensbekenntnisse
und sucht das überlieferte Dogma sogar noch bestimmter auszubilden. Erst unter dem allmählich erstarkenden Einflusse einer
weltlichen Bildung ist im 18. Jahrh. ein mächtiger Widerstand gegen die überlieferten Lehren
[* 12] erwacht.
Wie das Aufklärungszeitalter überhaupt das geschichtliche Christentum auf eine allgemeine Vernunftreligion zurückzuführen
suchte, so bekämpfte es auch die kirchlichen Vorstellungen von Christi Person, welche der Supranaturalismus (s. d.) immer schwächer
verteidigte.
Die neuere Philosophie seit Kant war hierauf bestrebt, den Ursprung des Christentum immer folgerechter
auf die Gesetze aller geschichtlichen Entwicklung zurückzuführen, konnte daher auch für die Person seines Stifters keine
andere als eine wahrhaft menschliche Auffassung gelten lassen. Um so eifriger hat sie dagegen sich bemüht, die allgemeinen
Wahrheiten festzustellen, die dem religiösen Bewußtsein zuerst in und an der Person Jesu aufgegangen
und durch ausschließliche Übertragung auf diese Person dem christl. Glauben zuerst anschaulich geworden seien. Am geistvollsten
hat dies die Hegelsche Schule ausgeführt, indem sie die Lehren von der Dreieinigkeit, der MenschwerdungGottes, von der Erniedrigung
und der Erhöhung des Gottmenschen, seinem Tode und seiner Auferstehung, von dem durch ihn vollbrachten
Versöhnungswerke als tiefsinnige Symbole des ewigen Verhältnisses Gottes zu den Menschen, seiner Selbstoffenbarung im Menschengeiste
und der Erhebung des Menschen zur bewußten Einheit mit seinem ewigen göttlichen Wesen erkannte.
Je mehr aber durch die spekulative Idealisierung des Dogmas nicht nur dieses selbst in seinem ursprünglichen
Sinne verändert, sondern auch die geschichtliche Bedeutung des Christentum und seines Stifters verflüchtigt wurde, desto mehr regte
sich das Bedürfnis, das Christentum auch in seinem ursprünglichen geschichtlichen Wesen, nicht nur in seinem bleibenden
religiösen Gehalte wiederzuerkennen. Seit Schleiermacher das Wesen des Christentum nicht als Lehre, sondern als ein neues göttliches
Leben, Jesu Person als den urbildlichen Träger
[* 13] und Begründer dieses Lebens betrachten gelehrt hatte, hat die neuere Theologie
immer angestrengtere Versuche gemacht, die eigentümliche Bedeutung von Jesu Person nicht sowohl in irgend welchen dogmatischen
oder spekulativen Theorien über ihn, als vielmehr in der Einzigartigkeit seiner sittlich-religiösen Persönlichkeit und
des Verhältnisses derselben zu Gott zu erkennen.
Sie erblickt daher in der Person Jesu Christi ebensowohl den persönlichen Träger der göttlichen Offenbarung
an die Menschen,
wie die thatsächliche Verkörperung und lebenskräftige Verwirklichung des vollkommenen religiösen Verhältnisses der Menschen
zu Gott. Als eigentümlichen Gehalt dieses religiösen Verhältnisses aber betrachtet sie das in der Person
Jesu Christi verkörperte Bewußtsein der Sohnschaft bei Gott. So ist es ihr möglich geworden, der Forderung echt geschichtlichen,
also menschlich wahren Verständnisses des Christentum und der Person Jesu Christi gerecht zu werden, ohne doch das eigentümlich christl.
Bewußtsein selbst zu verleugnen.
Wie sie aber der metaphysischen Betrachtungsweise gegenüber die geschichtliche geltend machte, so suchte
sie auch den kirchlich-dogmatischen Begriff des Christentum durch den sittlich-religiösen zu ersetzen und in ihm die denkbar höchste
Form des religiös-sittlichen Lebens der Menschheit nachzuweisen. Wenn dieser Auffassung des Christentum gegenüber der kirchlich-dogmatische
Begriff sich wieder mit erneuter Entschiedenheit geltend macht, so sieht sich die wissenschaftliche
Theologie nur immer nachdrücklicher zur rein geschichtlichen Erforschung des ursprünglichen Christentum genötigt,
da diese allein eine zuverlässige Grundlage auch für die theol.
Würdigung des bleibenden Gehalts der christl. Religion zu bieten vermag. Hieraus erklärt sich die hohe Bedeutung der in
neuerer Zeit so gründlich und scharfsinnig geführten histor.-kritischen Untersuchungen über das Urchristentum
und das geschichtliche Lebensbild Jesu Christi. Unzweifelhaft ist, daß sich dadurch das ursprüngliche Wesen des Christentum ungleich
reiner und treuer erkennen läßt, als dies noch zur Zeit des ältern Rationalismus möglich war. Die darauf gerichtete Forschung
hat schon jetzt dazu geführt, den eigentlichen Lebensmittelpunkt der christl. Religion immer entschiedener
in der Persönlichkeit Jesu selbst oder in dem in ihm offenbarten gotteinigen Leben zu erkennen. (S. Jesus.)
Auf Grund ihrer Forschungen kann die heutige Wissenschaft das geschichtliche Wesen des Christentum nicht in einer
dogmatischen Lehre über seine Entstehung, auch nicht in einem bestimmten Dogma über Christi Person und
Werk, sondern nur in dem wesentlich neuen religiösen Verhältnisse der Menschheit zu Gott finden, das von Jesus als Ausdruck
des göttlichen Liebewillens offenbart und in seiner Person grundlegend verwirklicht worden ist. Dieses eigentümliche Wesen
des Christentum ist zusammengefaßt in dem Begriffe der vollkommenen Erlösungs- oder Versöhnungsreligion.
Der alttestamentliche Gottesbegriff ist zu der Idee des «himmlischen
Vaters» gesteigert, die jüd. Äußerlichkeit des Verhältnisses Gottes zur Welt ebenso wie die pantheistische Verendlichung
Gottes im Heidentume überwunden, da Gott aufgefaßt wird als die allumfassende Liebe oder als der schlechthin vollkommene,
von der Welt und Menschheit schlechthin unterschiedene, aber zugleich ihr allgegenwärtig innewohnende, im
sittlich-religiösen Bewußtsein und Leben des Menschen sich unmittelbar offenbarende und zu seiner Gemeinschaft, dem höchsten
Heile, heranziehende Geist. Da dies Verhältnis ein rein ethisches ist, das alle Unterschiede der Abstammung und der Geburt ausschließt,
so kann es auch durch kein äußeres Verdienst oder Werk zu stande kommen, sondern nur dadurch, daß
sich der Mensch empfänglich verhält zu der in Christus offenbarten göttlichen Liebe, in selbstverleugnender Entäußerung
alles eigenen Willens vertrauensvoll der göttlichen Führung sich hingiebt und, durch die
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