den
«Chroniques anglonormandes», Bd. 3, Rouen
[* 2] 1840),
wovon
Keller in den «Altfranz. Sagen» (2 Bde.,
Tüb. 1839-40) eine deutsche Bearbeitung gegeben hat. Auf letzterer beruht O. Schönhuths «Historie
von König Wilhelm und seinen
Söhnen» (Reutl. 1852). Nicht nur in stofflicher, sondern auch in formeller Hinsicht ist Chrétien der
erste unter den nordfranz.
Trouvères; seine
Sprache
[* 3] und sein Versbau wurden von seinen Fachgenossen als
Muster aufgestellt,
Episoden, Motive,
Situationen, Charaktere und
Wendungen wurden von Dichtern des Artussagenkreises und von
Verfassern von Abenteuerromanen ihm bis ans Ende des 13. Jahrh. entlehnt; er darf als Begründer
des höfischen Erzählerstils des Mittelalters betrachtet werden. -
(grch. chreia; d. h. Gebrauch, Anwendung) heißt
die Behandlung eines philos. oder schriftstellerischen Ausspruchs oder einer
Thatsache nach gegebenen
Gesichtspunkten. Die
Zahl der letztern stellte der Rhetor
Aphthonius (s. d.) fest auf 8: 1) dictum vel factum
cum laude auctoris
(Thema mit rühmender Erwähnung dessen, dessen Ausspruch oder Handlung vorliegt), 2) paraphrasis (Erklärung),
3) aetiologia
(Begründung), 4) contrarium (Gegensatz), 5) simile
(Vergleich), 6) exemplum
(Beispiel), 7) testimonium
(Beleg),
8) conclusio
(Schluß).
Von dieser aphthonianischen Chrië unterscheidet man die freiere, ciceronische mit weniger
Gesichtspunkten in
beliebiger Ordnung. Auch der bekannte Schulhexameter «quis, quid, ubi, quibus
auxiliis, cur, quomodo, quando» («wer, was, wo, mit welchen Hilfsmitteln,
warum, wie, wann») ist als Anleitung zu chrienmäßiger Behandlung eines
Themas gedacht. Die Form der Chrië, insbesondere der
aphthonianischen, hat lange die Schulübungen beherrscht und bildete schon im
Altertum einen wesentlichen
Teil der Vorübungen (Progymnasmata) für die Einführung in die
Redekunst.
1840 von Fr.
Spittler in dem verfallenen Chrischonakirchlein bei Basel
[* 4] ursprünglich als
Vorschule für die
Baseler Mission gegründet, sendete bald selbständig Missionare aus, besonders in der
Richtung der sog.
«Apostelstraße» von
Alexandria nach
Abessinien und bis
Chartum. In neuerer Zeit hat die Chrischona-Pilgermissionsanstalt die Auslandsmission
ganz aufgegeben und sich der Innern Mission zugewendet, für die sie Laienprediger ausbildet, die als «Evangelisten»
in der
Schweiz
[* 5] und
Deutschland
[* 6] verwendet werden. 1855 entstand die «freiwillige Zwangsarbeitsanstalt»
für
Heilung suchende Trunksüchtige und 1866 befand sich eine Anzahl von Chrischonabrüdern als
Kolporteure
und Krankenpfleger bei den
DeutschenHeeren.
Ihre Organe sind: «Der Glaubensbote», «Chrischona-Blättchen»
und «Jahresbericht».
Schriftstellername des portug. Dichters ChristovamFalcão (s. d.). ^[= # (spr. -kāung), Christovam, portug. Dichter aus dem Anfang des 16. Jahrh. Einige seiner Jugendgedich ...]
Der jährliche Bedarf an Chrisma für die einzelnen Diöcesen wird in der röm.-kath.
Kirche, ebenso wie jenes Öl, am Gründonnerstage von den
Bischöfen geweiht;
ein eigentümliches Zeichen, die symbolische Anrufung
Gottes (neben der durch Worte ausgedrückten) bedeutend,
am Anfange der Königsurkunden, in der ältesten Form (bei den Merowingerurkunden) einem griech.
χ, später mehr einem C gleichend. An beiden Formen finden sich zahlreiche Verschnörkelungen, in der Ausbiegung des C Verschlingungen
mit eingezeichneten tironischen
Noten (s. d.); einzelne sind von
Sickel entziffert, z. B. «ante omnia
Christus».
Vom 11. Jahrh. an bleibt nur das C und auch dieses verschwindet im Anfang des 13. Jahrh.;
nur in Klosterurkunden hält es sich länger. Ein gleiches Zeichen findet sich häufig auch am Ende des Urkundentextes
vor derUnterschrift des Kanzlers oder Notars und bisweilen erscheinen ähnliche Zeichen, nur kleiner, auch an
andern
Stellen der
Urkunden. Weil unter den verschiedenen Deutungen des χ und C
(Jesus,
Christus?) auch das Wort «crux» Anklang
fand, erscheint in vielen
Urkunden später ein einfaches Kreuz.
[* 8]
Joh. Friedr., Archäolog, geb. 1701 zu
Coburg,
[* 9] studierte in
Jena,
[* 10]
Halle
[* 11] und
Leipzig
[* 12] und wurde daselbst 1739 Professor der
Poesie und 1756 Rektor
der
Universität. Er starb zu
Leipzig. Christ führte zuerst die
Archäologie als Disciplin in den Cyklus der Universitätsstudien
ein. Lessing und Heyne waren seine
Schüler. Seine
«Abhandlungen von der Litteratur und den Kunstwerken
des
Altertums» wurden erst 20 Jahre nach seinem
Tode von Zeune herausgegeben (Lpz. 1776). Christ selbst gab Bd. 1
u. 2 von
Lipperts
«Dactyliothek» (ebd. 1755-56) heraus; den Rest besorgte Heyne. Ferner schrieb
Christ: «Noctes academicae»
(Halle 1729),
«Magisteria veterum in poculis» (Lpz. 1745-49),
«De murrhinis» (ebd. 1743) und gab den Phädrus heraus (ebd. 1748). -
Vgl. Dörffel, J. F. Christ, sein Leben
und seine
Schriften (Lpz. 1878).
Wilh. von,
Philolog, geb. zu Geisenheim im Rheingau,
[* 13] studierte 1850-53 in
München
[* 14] und
Berlin
[* 15] klassische
Philologie und
vergleichende Sprachwissenschaft, war dann
Lehrer am Maximilians-Gymnasium inMünchen, bis
er 1860 als Professor der klassischen
Philologie an die
UniversitätMünchen berufen wurde. Auch ist Christ Vorstand des philol.
Seminars und Konservator des königl. Antiquariums. Aus seiner
Stellung als ständiges Mitglied des obersten Schulrats schied
er 1892 wegen der Agitationen der Klerikalen, die er durch eine Rektoratsrede
(«Reform des Universitätsunterrichts»,
Münch. 1892) erregt hatte. 1876 erhielt er mit dem
Verdienstorden der bayr.
Krone den persönlichen
Adel.
C.s größere Werke
sind: «Grundzüge der griech. Lautlehre» (Lpz.
1859),
«Anthologia graeca carminum christianorum») (gemeinsam mit Paranikas, ebd.
1871),
«Metrik der Griechen und
Römer»
[* 16] (2. Aufl., ebd. 1879);
Aristoteles (1878 u. 1886). Für I. ^[Iwan] Müllers «Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft» bearbeitete
er die «Geschichte der griech. Litteratur»
(2. Aufl., Münch. 1890); auch an der großen kritischen Ausgabe des Cicero von Halm und Baiter beteiligte er sich durch Bearbeitung
der Bücher«De divinatione» und «De fato» (Zür. 1861). Ferner lieferte er zahlreiche Beiträge
zu den Sitzungsberichten und Abhandlungen der BayrischenAkademie der Wissenschaften.