1752, reiste 1776 nach
Griechenland
[* 2] und legte die Ergebnisse der
Reise in der «Voyage pittoresque de le Grèce» (1782; neue
Ausg. von
Müller und Hase,
[* 3] 4 Bde., Par. 1841)
nieder, die ihm 1784 die
Aufnahme in die
Akademie der Wissenschaften verschaffte. Später zum franz. Gesandten in
Konstantinopel
[* 4] ernannt, betrachtete er sich auch nach dem
Sturze der
Bourbons als deren
Vertreter und schickte seine
Noten
an die in
Deutschland
[* 5] lebenden
BrüderLudwigs XVI. Die republikanische
Armee am Rhein fing diese Korrespondenz auf, und der
Konvent beschloß im Okt. 1792, ihn in
Konstantinopel verhaften und nach
Frankreich abführen zu lassen. Choiseul-Gouffier entkam
indes nach
Rußland an den
Hof
[* 6]
Katharinas II. und wurde später von
Paul I. zum
Staatsrat und Direktor der Kunstakademie sowie
zum kaiserl. Bibliothekar ernannt. Er kehrte 1802 wieder nach
Frankreich zurück und ward nach der Restauration Pair von
Frankreich
und Mitglied des Kabinettsrates. Seine bedeutende Sammlung von Altertümern wurde von
Ludwig XVIII. angekauft
und mit dem Museum im Louvre vereinigt. Choiseul-Gouffier starb zu
Aachen.
[* 7]
(spr. schŏăsih lĕ rŏá)), Stadt im Kanton
[* 8] Villejuif,
Arrondissement Sceaux des franz. Depart. Seine,
südlich von
Paris,
[* 9] an der Linie
Paris-Orléans derFranz. Orléansbahn, hat (1891) 8129, als Gemeinde 8449 E.,
Post,
Telegraph,
[* 10] Reste eines von
Ludwig XV. erbauten Schlosses, viele Landhäuser, ein Bronzedenkmal Rouget de l'Isles, der
hier 1836 starb; Fabrikation von Porzellan, Leder, Seife und
Chemikalien,
Wein- und Kohlenhandel. Choisy-le-Roi ist beliebter Ausflugsort
von
Paris und durch
Omnibus mit ihm verbunden. Im Sept. und Nov. 1870 fanden hier wiederholt Ausfallsgefechte
statt, darunter das des
Generals Vinoy gegen das 6. preuß.
Armeekorps.
bore (engl., spr. tschohkbohr),Würgebohrung, eine Bohrung, bei der sich der Gewehrlauf kurz
vor der Mündung
etwas verengt und dann bis zu dieser wieder kugelgleich verläuft;
bewirkt größeres Zusammenhalten des
Schrotes und gestattet
weiteres
Schießen.
[* 11]
Gewöhnlich ist bei Doppelgewehren nur der linke Lauf Choke bore
(spr. tschocktah),Chactaw, Chacta, richtiger
Tschachta, ein mit den Chickasaw (s. d.) und den Creek (s. d.)
sprachlich verwandter Indianerstamm, bewohnten die mittlern und südl.
Teile des heutigen
Staates Mississippi,
vom
Lande der Chickasaw durch
Berge und
Wälder getrennt. Zur Zeit der Entdeckung bewohnten sie 50-70 Dörfer. Die franz. Kolonisten
in Louisiana bedienten sich der
Sprache
[* 12] der Choktaw im Verkehr mit den verschiedenen Indianerstämmen, da sie von diesen allgemein
verstanden wurde. Jetzt sind die Choktaw in schwachen Überresten im Indianergebiete angesiedelt,
nur wenige Familien finden sich noch in der alten
Heimat. -
Über dieSprache der Choktaw vgl. F.Müller, Grundriß
der
Sprachwissenschaft,
Bd. 2
(Wien
[* 13] 1882) und
Forchhammer im «Compte rendu» des zweiten Amerikanistenkongresses (Par.
1877).
ein
Volk der Maya
[* 14] (s. d.), das einen besondern, dem der Tzental und
Zo'tzil verwandten Dialekt spricht. Sie scheinen gegenwärtig auf fünf Dörfer des Depart.
Palenque im mexik.
Staate Chiapas beschränkt zu sein. In ihrem Gebiete liegen die großartigen, jetzt von
Urwald überwucherten
Ruinen von Palenque (s. d.). Sie sollen in vergangener Zeit über die Gebirgsgegenden
von Chiapas und die
Wälder der
AltaVera Paz bis zur Lagune von Izabal (Golfo dulce) und den
Küsten der
Bai von Honduras
[* 15] verbreitet gewesen sein. -
Vgl.
Stoll, Zur Ethnographie
[* 16] der Republik Guatemala
[* 17] (Zür. 1884).
(grch.), künstliche (operative)
Verbindung der Gallenblase mit dem
Darm
[* 18] bei Verschluß der Gallenwege,
um den
Tod durch
Cholämie
(Gelbsucht) zu verhindern.
(vom grch. choléra, Dachrinne, danach
Brechdurchfall, nach andern vom grch. cholé,
Galle, oder auch vom hebr.
Cholē ra,
d. i. böse
Krankheit), überhaupt ein massenhaftes, rasch eintretendes
Erbrechen und Laxieren, ein
Brechdurchfall.
Dieser häufig vorkommende Zustand beruht auf sehr verschiedenen, die
Magen- und
Darmschleimhäute reizenden
oder entzündenden oder die
Nerven
[* 19] dieser Unterleibsorgane sonst erregenden
Ursachen
(Vergiftungen, Genuß unverdaulicher oder
verdorbener
Speisen und Getränke, Verletzung gewisser Nervenpartien u. s. w.).
In den heißen Sommermonaten namentlich kommen
nach Erkältungen und Diätfehlern, insbesondere nach dem Genuß von schlechtem
Bier, unreifem Obst
u. dgl. solche
Zustände alljährlich vor, die man unter
Brechruhr,
Sommer- oder europäischer, auch einheimischer Cholera (Cholera nostras) begreift
und die nur ausnahmsweise so heftig werden, daß überreiche weiße, reiswasserähnliche Entleerungen nach oben und unten
mit Blauwerden und allgemeiner Kälte der
Haut,
[* 20]
Einfallen des
Gesichts,
Wadenkrämpfen, Unfühlbarwerden des Pulses und
Heiserkeit
derStimme sich zeigen. Ähnliche
Symptome stellen sich im
Sommer bei künstlich aufgefütterten
Kindern
nach dem Genuß von zersetzter und verdorbener
Milch ein und sind als Cholera der
Kinder (Cholera infantum) sehr gefürchtet (s.
Durchfall). Bei zweckmäßiger Behandlung (Bettruhe, absolutes Fasten, warme
Tücher oder
Umschläge auf den Leib, Eispillen,
Opium, bei Schwächezufällen
Cognac oder Champagner, theelöffelweise genommen) gehen die
Symptome der
ein-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
heimischen Cholera meistens rasch vorüber und führen nur sehr selten zum Tode. Die europäische Cholera tritt immer sporadisch auf und
steckt nicht an.
Die asiatische Cholera ergreift als verheerende Seuche gleichzeitig oft viele Menschen in einem Orte, von denen in der Regel über
die Hälfte stirbt.
Entstehung und Verbreitungsweise. Die Cholera ist seit alter Zeit in gewissen TeilenOstindiens (Niederbengalen,
Malabarküste) heimisch, doch erst seit 1817 zeigt sie eine auffallende Neigung zur Ausbreitung und Wanderung. Nachdem sich
bereits 1816 an den Gangesmündungen zerstreute kleinere Choleraherde gebildet hatten, dehnte sich die Krankheit im folgenden
Jahre über die ganze Halbinsel aus, hatte am Schluß des J. 1818 bereits ganz Ostindien
[* 22] durchwandert,
richtete dann auf den Inseln des ind.-chines. Archipels große Verheerungen an, verbreitete sich 1820-21 über
ganz China
[* 23] und drang über Persien
[* 24] bis nach Astrachan.
Ausgehend von einer neuen Epidemie, die 1826 in Bengalen ausgebrochen war, erreichte die Cholera 1829 von neuem
die Ufer der Wolga, trat 1830 in Astrachan und zwei Monate später in Moskau
[* 25] auf und hielt nun ihren ersten großen Seuchenzug
über Europa,
[* 26] indem sie sich über das ganze europ. Rußland ausbreitete, 1831 als verheerende Seuche Deutschland zum erstenmal
überzog und 1832 nach England und Frankreich drang. In demselben Jahre wurde die Cholera durch Auswandererschiffe
nach Amerika
[* 27] gebracht.
Bis 1838 folgten dann in Europa viele kleinere Epidemien, dann trat eine vollständige Pause bis 1846 ein, in welchem Jahre
wiederum von Indien aus über Persien und Syrien ein neuer Seuchenzug sich bildete, welcher 1848 die deutschen Grenzen
[* 28] erreichte,
sich von hier aus über den größten Teil Europas und Nordamerikas ausdehnte und bis 1859 verschiedene
größere Epidemien auf der ganzen nördl. Hemisphäre der Erde verursachte. Eine vierte Cholera-Pandemie,
1865-75, unterschied sich von allen frühern durch ihren eigentümlichen Verlauf und die Schnelligkeit, mit der sie von Asien
[* 29] nach Europa gelangte.
Während nämlich sonst die Krankheit stets von Indien über Afghanistan,
[* 30] Persien und das asiat. Rußland
nach Europa vordrang und mehr als ein Jahr gebrauchte, ehe sie die europ. Grenzen erreichte,
gelangte sie diesmal in nur wenigen Tagen auf dem Seewege von der KüsteArabiens aus nach Südeuropa und überzog innerhalb
weniger Wochen einen großen Teil Europas. Eine weitere Cholera-Epidemie brach, durch franz. Schiffe
[* 31] von
Indien eingeschleppt, 1884 in Toulon
[* 32] und Marseille
[* 33] aus, dehnte sich von da nach Italien,
[* 34] besonders Neapel,
[* 35] aus und suchte 1885 Spanien
[* 36] heim. In Spanien trat sie auch 1890 auf. Im Sommer 1892 drang die Cholera von Persien aus nach Baku und Astrachan,
überzog von hier aus fast ganz Rußland und wurde im Aug. 1892 nach Hamburg
[* 37] (s. d.) verschleppt; gleichzeitig erschien sie
in Frankreich (Paris, Havre,
[* 38] Rouen)
[* 39] und in Belgien
[* 40] (Antwerpen);
[* 41] 1893 traten in Europa nur noch vereinzelte Fälle auf. Diese Epidemie
gab die Veranlassung zur Vereinbarung internationaler Maßregeln gegen die Verbreitung der Cholera auf dem 1893 in
Dresden
[* 42] abgehaltenen Hygieinekongreß (s. Hygieine) und Ausarbeitung eines deutschen Seuchengesetzes, das im Herbst 1893 an den
Reichstag gelangte.
Der Verlauf der asiatischen, epidemischen oder indischen Cholera ist in der Regel folgender: Meist gehen tagelang Abgeschlagenheit,
Verdauungsstörungen, namentlich schmerzlose wässerige Durchfälle (Cholerine) voraus;
oft
fehlen aber
auch solche Vorboten, sodaß das Übel gleichsam blitzschnell auftritt.
Plötzlich, meist in der Nacht, treten stürmische
und zahlreiche Ausleerungen ein, welche nur im Anfange noch aus gefärbtem Darminhalt, bald aber aus einer eigentümlichen
reiswasserähnlichen, alkalischen, zahllose Epithelzellen des Dünndarms sowie Fetttröpfchen, Blutkörperchen,
[* 43] Tripelphosphatkrystalle
und verschiedene Pilzformen enthaltenden Flüssigkeit bestehen. Dazu gesellt sich reichliches Erbrechen,
durch welches zuerst Mageninhalt und Galle, später aber gleichfalls eine reiswasserähnliche Flüssigkeit entleert wird.
Bei der sog. trocknen Cholera (Cholera sicca), einer besonders gefährlichen Form, die
aber selten auftritt, fehlen die reiswasserähnlichen Ausleerungen gänzlich, weil der zeitig gelähmte Darmkanal die in ihm
ausgeschwitzten Stoffe nicht auszutreiben vermag. Mit dem Eintritt der wässerigen Ausleerungen stellt sich ein quälender
Durst sowie ein beträchtliches Sinken der Eigenwärme und des Pulses ein, der Herzschlag wird matt, die Glieder,
[* 44] Nase
[* 45] und Ohren
werden blau und leichenkalt, das Gesicht
[* 46] ist verfallen, die Augen tiefliegend, die Stimme wird heiser und
klanglos, die Harnentleerung hört auf, es stellen sich schmerzhafte Krämpfe in den Waden und Füßen ein u. s. w. Man pflegt
dieses Stadium als das Kältestadium (Stadium algidum) zu bezeichnen.
Endlich verschwinden, zuweilen unter Nachlaß der Ausleerungen, der Puls, der Herzstoß, sogar die Herztöne gänzlich und der
Tod erfolgt gewöhnlich unter dem Zeichen eines allgemeinen Blutstillstandes und einer Nervenlähmung (Asphyktische
Cholera). Im glücklichen Falle aber kommen nach und nach die Körperwärme, der Puls und Herzschlag sowie die Harnentleerungen
wieder, Schlaf und Kräfte kehren zurück, die Stuhlgänge werden wieder gallenhaltig und fäkulent u.s.w. Oft aber tritt
in diesem Zeitabschnitt (der Reaktionsperiode) eine eigentümliche Fieberkrankheit ein, welche dem Typhus
ähnlich verläuft, das sog. Choleratyphoid, das bisweilen wochenlang dauert und die Befallenen oft noch hinwegrafft.
Die Leichenöffnung der an der Cholera Gestorbenen zeigt zwei Haupterscheinungen: einen heftigen, mit massenhafter
Ausschwitzung verbundenen Darmkatarrh und eine beträchtliche Eindickung der gesamten Blutmasse mit ihren beiderseitigen Folgen.
Im Darmrohr, zum Teil auch im Magen,
[* 47] findet man eine reichliche reiswasserähnliche Flüssigkeit, welche
aus massenhaft ausgeschwitztem Blutwasser und zahllosen abgestoßenen Darmepithelien besteht. Die Darmschleimhaut selbst ist
entzündet, zum Teil blutig unterlaufen und stellenweise ihrer schützenden Decke
[* 48] beraubt; ihre Zotten und Drüschen, oft auch
die Gekrösdrüsen, sind angeschwollen und hervorragend.
Das Blut ist dunkelblaurot, mehr oder weniger eingedickt, in den höhern Graden fast teer- oder pechartig
zähe. Es zeigt sich im Herzen angehäuft, fehlt hingegen in den Haargefäßen, sodaß das Zellgewebe, die Muskeln
[* 49] und andere
Teile blutarm, trocken, zähe und unelastisch, die Haut grau und runzelig, die serösen Häute klebrig gefunden
werden. Fast konstant sind die Nieren verändert und zeigen bei schweren Fällen die eigentümliche, unter dem Namen Eiweißniere
bekannte Entartung, welche sich auch bei Lebzeiten durch Eiweißgehalt des Harns und Zurückhaltung des Harnstoffs im Blute
kundgiebt. Nach alledem scheint somit der wesentlichste Teil der Krankheit die übermäßige Aus-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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