Reihe von Erzählungen schildert er in lebensvoller, anschaulicher
Weise den litauischen
Adel des 18. Jahrh. Dahin gehören:
«Litauische
Bilder» (13 Bde., Wilna
[* 2] 1840-62),
«Die große Redoute
[* 4] und derTürke»
und «Das Ehrenfräulein» in Woykes
«Sitten- und Charakterbilder aus
Polen und
Litauen» (Berl. 1861), wo sich auch eine biogr.
Notiz über den Dichter findet.
Leonard
Jakob, poln. Geschichtschreiber, geb. in Oborek in der
Woiwodschaft Wilna, war auf der
Universität zu Wilna Lelewels
Schüler, begleitete 1819 den Fürsten
Michael
Oginski auf dessen
Reisen, blieb darauf in
Paris
[* 5] und nahm 1830 an der Julirevolution regen Anteil, weshalb ihn Lafayette zu
seinem
Adjutanten ernannte. Nach dem
Ausbruch der poln. Revolution ward er
Bevollmächtigter der poln. Nationalregierung und
trat dann in das
Komitee der Emigrierten. Er starb in Poitiers. Chodzko veröffentlichte: «Observations
sur la Pologne et les
Polonais, pour servir d’introduction aux mémoires de
Michel Oginski» (Par. 1827),
«Histoire des légions
polonaises en
Italie» (2. Aufl., 2
Tle., ebd. 1829),
oder Kannentag, der zweite
Tag des athenischen Festes der Anthesterien, der fröhlichem
Genusse geweiht war. Man glaubte, daß um diese Zeit das
Kind der Demeter
[* 6] aus der
Unterwelt in das
Reich des Lichtes zurückkehre
und sich mit seiner
Mutter und Dionysos
[* 7] vereinige. Solche
Gedanken fanden geheimnisvollen
Ausdruck in einer hochheiligen Ceremonie,
welche von
Staats wegen in dem nur an diesem
Tage geöffneten Heiligtum zu Limnä durch die Basilissa,
die Gattin des
ArchonBasileus, und vierzehn edle Frauen, die sog. Gerarai, d. h.
Ehrwürdige, begangen wurde. Die Basilissa, welche dem Dionysos als Gattin vermählt wurde, betrat allein das Innerste des
Tempels.
Stadt in der pers.
ProvinzAserbeidschan, am Kotur und an der Karawanenstraße nach Erzerum,
in 1188 m Höhe, in fruchtbarer
Lage, Hauptort des pers.
Armeniens, zählt 20-30000 E.
(spr. schŏăsöll), eine der größern unter den deutschen Salomoninseln in der
Südsee, im N. von der
InselBougainville durch die Bougainvillestraße geschieden, etwa 5850 qkm groß, steil, gebirgig, ist
fast noch unbekannt.
(spr. schŏăsöll angbŏahs’),EtienneFrançois,Herzog von, franz. Staatsmann, geb. 1719, focht
als
Graf von Stainville im
Österreichischen Erbfolgekriege, stieg zum Oberst und Generallieutenant auf,
gewann durch Heirat ein gewaltiges Vermögen und kam durch seine
Verbindungen mit der Marquise von
Pompadour in diplomat. Thätigkeit
rasch empor.
1756 wurde er an den röm.
Hof
[* 9] als Gesandter geschickt; schon nach wenigen
Monaten löste er in
Wien
[* 10] denAbbéBernis, der das Ministerium des
Auswärtigen übernahm, ab und folgte diesem im Nov. 1758 auch als Minister.
Die kriegerischen Unternehmungen
Frankreichs gegen
Preußen
[* 11] und England, die Choiseul-Amboise von
Bernis und der
Pompadour übernahm, endigten
allen militär. und diplomat. Anstrengungen
C.s zum Trotz für
Frankreich unglücklich. Vergebens war es, daß er 1761 das
Ministerium des
Krieges selbst übernahm, den
Bund mit
Osterreich fester knüpfte und
Spanien
[* 12] und
Italien
[* 13] im Bourbonischen Hausvertrag
(s. d.) an die franz. Politik fesselte. Es blieb
ihm nur übrig, die Wunden, die der Kampf dem
Staate geschlagen, zu heilen.
Hierin entwickelte er seit dem
Pariser Frieden (1763) eine vielseitige und rege Thätigkeit. Begabt, glänzend,
gedankenreich, aber weder tief noch stetig, hat der geschickte Hofmann und Verwalter eine Anzahl von Zeitideen wenigstens
in die Oberfläche des franz. Staatslebens eingeführt. Es gelang ihm, die Flotte neu zu
schaffen,
Handel und
Industrie emporzubringen. Domingo, Martinique, Guadeloupe wurden unter seiner Regierung für
das Mutterland von ungeahnter Bedeutung. Er legte Militärschulen an, bildete das
Artillerie- undGeniewesen mit Hilfe sachkundigster
Berater aus und reformierte die
Armee nach den Grundsätzen
Friedrichs II. im
Sinne der Einheit, der
Erhebung aus einer Privatunternehmung
zum vollen Staatsinstitut.
Dabei unterließ er nicht, den so gestärkten Einfluß
Frankreichs in der europ. Politik aufrecht zu erhalten.
So unterstützte er die poln.
Konföderation, verwickelte
Rußland in den
Krieg mit der
Pforte und erwarb Corsica.
[* 14] der franz.
Krone trotz Englands
Eifersucht. Choiseul-Amboise wandte, im
Geiste der Physiokraten, dem
Ackerbau und Getreidehandel zuerst wieder eifrige
Sorge zu;
in seiner Behandlung der
Städte zeigt sich ein gleichmachender und liberaler Zug;
mit dem Parlament
kam er trotz mancher finanziellen Reibungen besser aus als irgend ein Minister seiner Zeit;
ihn verband mit jenem die gleiche
antiklerikale Gesinnung.
Dem Parlament nachfolgend hob Choiseul-Amboise, allmählich fortschreitend, die
Jesuiten 1764 für
Frankreich auf;
die Gemeinschaft der bourbonischen
Höfe dehnte diese Maßregel über
Spanien und die befreundeten
Länder
bis nach
Rom
[* 15] selbst aus: der franz. Gesandte
Bernis verpflichtete den neuen Papst Clemens XIV. im voraus zu Handlungen gegen
die
Jesuiten. Eben an diese kirchliche Politik knüpfte die franz. Opposition wider Choiseul-Amboise an;
als die Gräfin Dubarry mit seinen Gegnern, dem
Herzog von
Aiguillon,
Abbé Terray und dem Kanzler Maupeou,
sich verbündet hatte, ward er gestürzt. Eine
Bewegung der auswärtigen Politik half jener Gruppe; Choiseul-Amboise dankte 1770 ab und
lebte auf seinem Landsitz Chanteloup, um so mehr von
Popularität umgeben, je verhaßter seine Gegner im Ministerium wurden.
Ludwig XVI. rief ihn 1774 nach seiner Thronbesteigung wieder an den
Hof, ohne ihm jedoch ein Ministerium
zu geben. Choiseul-Amboise starb -
Vgl. K. von Schlözer, Choiseul-Amboise und seine Zeit (Berl. 1848);
Filon, L’Ambassade de à Vienne 1757 et 1758 (Par.
1872);
Jobez, La
France sous Louis XV, Bd. 5
u. 6 (ebd. 1869-73);
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
1752, reiste 1776 nach Griechenland
[* 18] und legte die Ergebnisse der Reise in der «Voyage pittoresque de le Grèce» (1782; neue
Ausg. von Müller und Hase,
[* 19] 4 Bde., Par. 1841)
nieder, die ihm 1784 die Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften verschaffte. Später zum franz. Gesandten in Konstantinopel
[* 20] ernannt, betrachtete er sich auch nach dem Sturze der Bourbons als deren Vertreter und schickte seine Noten
an die in Deutschland
[* 21] lebenden BrüderLudwigs XVI. Die republikanische Armee am Rhein fing diese Korrespondenz auf, und der
Konvent beschloß im Okt. 1792, ihn in Konstantinopel verhaften und nach Frankreich abführen zu lassen. Choiseul-Gouffier entkam
indes nach Rußland an den HofKatharinas II. und wurde später von Paul I. zum Staatsrat und Direktor der Kunstakademie sowie
zum kaiserl. Bibliothekar ernannt. Er kehrte 1802 wieder nach Frankreich zurück und ward nach der Restauration Pair von Frankreich
und Mitglied des Kabinettsrates. Seine bedeutende Sammlung von Altertümern wurde von Ludwig XVIII. angekauft
und mit dem Museum im Louvre vereinigt. Choiseul-Gouffier starb zu Aachen.
[* 22]