fortan die Regel, nur daß die Könige, wie es Chlothar II. zuerst 622 mit seinem Sohne Dagobert I. that, schon bei Lebzeiten öfters
den ältesten Söhnen Austrasien zuwiesen. Er starb 628.
Chlothar III., Sohn Chlodwigs II., König des gesamten Frankenreichs, trat 660 Austrasien seinem Bruder Childerich II. ab und starb 670. -
Vgl. Dahn, Deutsche Geschichte, 1. Bd., 2. Hälfte (Gotha 1888).
Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Königgrätz in Böhmen, nahe bei Königgrätz
am Abhange einer einzelnen steil aufragenden Bergkuppe (336 m) gelegen, hat (1890) 283, als Gemeinde 439 E. Chlum wurde
in der Schlacht bei Königgrätz (s. d.) Schlüsselpunkt
der österr. Stellung. Als der Kronprinz von Preußen mit der Zweiten Armee in der rechten Flanke der Österreicher erschien,
griff die Vorhut der preuß. 1. Gardedivision unter General Hiller von Gärtringen Chlum an, nahm es im ersten Anlaufe und behauptete
es erfolgreich gegen mehrere mit großer Übermacht von Benedek ausgeführte Sturmangriffe so lange, bis
genügende Verstärkungen vom Gardekorps und 1. Armeekorps eintrafen. Damit war die Schlacht siegreich entschieden. Hiller
von Gärtringen fiel.
(spr.-etzki), Joh., Freiherr von, österr. Staatsmann, geb. in Zara in Dalmatien, studierte in Wien
und wurde Staatsanwalt-Substitut in Brünn. 1865 vom mähr. Großgrundbesitz in den mähr. Landtag
gewählt, schloß er sich der verfassungstreuen Centrumspartei an, trat 1867 aus dem Staatsdienst und wurde in den Landesausschuß
von Mähren gewählt. Als erster Statthaltereirat wurde Chlumecky 1868 wieder in den Staatsdienst berufen, den er unter Potockis Regierung
abermals verließ, und hierauf vom mähr. Landtag in den Reichsrat entsandt,
wo er mit Lasser die Führung der gemäßigten (Großgrundbesitzer-)Gruppo der Linken übernahm.
Bei der Bildung des Kabinetts Auersperg erhielt Chlumecky Nov. 1871 die Leitung des Ackerbauministeriums, und nach dem Rücktritt des
Dr. Banhans Mai 1875 die des Handelsministeriums. In letzterer Stellung brachte er nach dem Scheitern der
Zollvertragsverhandlungen mit Deutschland 1878 den autonomen Zolltarif zu stande und schloß auf dieser Grundlage einen Zollvertrag
mit Italien ab. Infolge der für die Verfassungspartei ungünstigen Wahlen trat Chlumecky im Aug. 1879 zurück und wurde Okt. 1880 in
das Abgeordnetenhaus gewählt, wo er als Vorstandsmitglied des Klubs der vereinigten Linken einer der
maßgebenden Führer derselben war. 1885 wurde er zum zweiten, 1888 zum ersten Vicepräsidenten, 1893 zum Präsidenten des
Abgeordnetenhauses, seit 1887 auch wiederholt in der österr. Delegation zum Vorsitzenden gewählt. 1889 wurde er in den
Freiherrenstand erhoben.
1) Chlumetz, czech. Chlumec nad Cidlinou, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft
Neubydžow in Böhmen, in 216 m Höhe, an der Cidlina und an den Zweiglinien Großwosek-Parschnitz und Chlumetz-Geiersberg-Mittelwalde
(120 km) der Österr. Nordwestbahn, hat (1890) 3817 czech. E. (85 Deutsche), in Garnison (142 Mann) eine Eskadron des 8. böhm.
Dragonerregiments «Graf von Montecuccoli», Bezirksgericht (259 qkm, 44 Gemeinden, 23111 czech. E.), Post,
Telegraph, ein Monument des hier geborenen czech. Dramatikers Klicpera (1792-1859), das 1721-23 erbaute Schloß Karlskrone
der Grafen Kinsky mit Fideikommißherrschaft (14,847 qkm), Tiergarten mit
Fasanerie; Brauerei, Dampfbrettsäge, Maschinenfabrik,
Spiritusbrennerei, Dampfmühle und Zuckerfabrik. - 2) Chlumetz, auch Chlum genannt, Dorf in der österr.
Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Wittingau in Böhmen, in 491 m Höhe, am Teiche Hejtman (Hauptmann),
an der Linie Gmünd-Prag der Kaiser Franz-Josephsbahn, hat (1890) 1739 czech. E., Post, Telegraph;
ein Schloß der Herrschaft
Chlumetz (65,39 qkm) des Erzherzogs Franz von Österreich-Este mit öffentlicher Kapelle, Brauerei und Mühle;
erzherzogl. Eisenwerk
Josephsthal mit Kupolofen, Gießerei, Stabhammer, Drahtzieherei, Drahtstifte- und Maschinenfabrik;
ferner
Glashütte und Spiegelglasschleiferei, Bronzegeschirrfabrik, Granitsteinbrüche und Steinmetzindustrie.
Joseph, deutscher Geschichtsforscher, geb. zu Olmütz, trat in seinem 18. Jahre in das Chorherrenstift
St. Florian und wurde 1826 Stiftsbibliothekar. Auf Stiftskosten hielt sich Chmel 1830-33 in Wien auf, wo er an der k. k.
Hofbibliothek und im Geh. Haus-, Hof- und Staatsarchiv die Quellen zu einer «Geschichte Kaiser Friedrichs IV.» (2 Bde., Hamb.
1840-43) und dann überhaupt zur Geschichte Österreichs im Mittelalter sammelte und damit die urkundliche Forschung wesentlich
förderte. 1834 ward Chmel zweiter Archivar daselbst, 1840 zum ersten Archivar, und 1846 zum Vicedirektor
des Archivs und zum Regierungsrat ernannt. Er starb zu Wien.
Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: «Die Handschriften der k. k. Hofbibliothek zu Wien» (2 Bde., Wien 1840-41),
«Materialien
zur österr. Geschichte» (Bd. 1 u. 2, in 5 Tln., ebd. 1832-40),
«Regesta chronologico-diplomatica Ruperti, regis Romanorum»
(Frankf. 1834),
«Regesta chronologico-diplomatica Friderici III., Romanorum
imperatoris» (2 Tle., Wien 1838-40),
«Urkunden, Briefe und Aktenstücke zur Geschichte Maximilians I.» (Stuttg., Litterar. Verein 1845) und «Aktenstücke
und Briefe zur Geschichte des Hauses Habsburg') (3 Bde., Wien 1854-58). Die »Aktenstücke zur Geschichte Kroatiens und Slawoniens
in den J. 1526 und 1527" (ebd. 1846) und «Herbersteins Gesandtschaftsreise
nach Spanien 1519» (ebd. 1846) bilden zugleich den 1. und 2. Band des «habsburgischen Archivs». -
Vgl. den Almanach der k. Akademie
der Wissenschaften (ebd. 1851).
poln. Chmielnicki, Bogdan, der Urheber des Kosakenaufstandes gegen Polen, geb. 1593 in der
Ukraine als Sohn eines poln. Edelmanns, zeichnete sich früh durch Mut und Tapferkeit unter den Kosaken so aus, daß diese
ihn nach ihrer Niederlage bei Kumejki 1638 an den poln. König Wladislaw IV. mit der Erklärung sandten,
daß sie sich der Herrschaft der Polen von neuem unterwürfen. Aber persönlich durch die Gewaltthätigkeit
eines poln. Starosten gereizt, und um seinem Ehrgeiz zu genügen, wiegelte er das ganze den Polen unterworfene Kosakenland
auf; es gelang ihm ein großes Heer zusammenzubringen, mit dem er die Polen in den Schlachten bei Korsun, wo er den poln. Hetman
Potocki selbst gefangen nahm, und bei Pilawce besiegte; darauf verheerte er mit seinen Scharen Volhynien,
Podolien und Rotrußland und drang bis Lemberg und Zamosc vor. Nach Wladislaws IV. Tode (1648) bot der König Johann Kasimir,
an allem Widerstande gegen Chmelnizkij verzwei-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
mehr
felnd, diesem selbst die Würde eines Hetmans der Kosaken unter poln. Oberhoheit an; doch erlangten
die Kosaken in den Unterhandlungen die ersehnten Freiheiten nicht, und es kam zu neuen Kämpfen. Als endlich das Kosakenheer
bei Beresteczko von den Polen besiegt wurde, unterwarf sich 1654 Chmelnizkij mit seinen Kosaken dem russ.
Zaren Alexej Michailowitsch. Hieraus entspann sich ein Krieg zwischen den Russen und Polen, der mit dem Frieden zu Andrussowo (s. d.)
schloß. Chmelnizkij starb 1873 wurde Chmelnizkij, dem «Befreier
Südrußlands», eine Reiterstatue in Kiew errichtet.
Sein Sohn, Georg Chmelnizkij, wurde 1660 auf Betreiben Rußlands von einigen Kosakenstämmen zum Hetman gewählt
gegen den Hetman Wychowski, der im Vertrage zu Hadziacz die Kosaken wieder mit dem Mutterlande vereinigt hatte. Aber auch
Chmelnizkij suchte die noch Abtrünnigen wieder dem Mutterlande zuzuführen, geriet nun mit den Russen in Streit, wurde bei Kaniew 1662 besiegt,
setzte trotzdem den aussichtslosen Kampf fort und fand in demselben seinen Tod.
Nikolai Iwanowitsch, russ. Dramatiker, geb. 22. (11.) Aug. 1789,
war 1829 Civilgouverneur von Smolensk, 1837 von Archangel, nahm 1838 seinen Abschied und starb 20. (8.) Sept. 1845 in Petersburg.
Von seinen Werken, meist Lustspielen, sind die bedeutendern: «Der Schwätzer», «Luftschlösser», «Der
Unschlüssige», «Die Quarantäne», «Die Schauspieler unter sich», «Der
russ. Faust», ferner das histor.
Lustspiel «Ein Zarenwort» und das histor.
Drama «Zenobius Bogdan Chmelnizkij, oder die Einverleibung
Kleinrußlands».
Seine sämtlichen Werke erschienen in 3 Bänden (Petersb. 1849).