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500000, von denen höchstens die Hälfte seßhaft ist, bestehen aus Sarten oder Tadschik, den eigentlichen Bewohnern des Landes; aus Usbeken, den spätern Eroberern; aus Turkmenen und aus früher unfreien Persern. Israeliten, Afghanen und Tataren sind selten. Die Usbeken beschäftigen sich mit Ackerbau und Jagd und bilden den Hauptbestandteil des Heers; die Sarten haben fast den ganzen Handel in Händen. Dieser ist, seit durch den russ. Feldzug 1873 der Sklavenhandel unterdrückt wurde, unbedeutend und beschränkt sich hauptsächlich auf Neu-Urgendsch, 30 km nordöstlich von der Stadt Chiton. [* 2] Auch die Industrie ist geringfügig und besteht fast nur in Atlas-, Sammet- und Seidenweberei. Die Bewohner sind sunnit. Mohammedaner und stehen auf niedriger Kulturstufe. Die Regierung des Chans ist erblich und nur durch den Friedensvertrag mit Rußland 1873 insoweit beschränkt, als der Chan keine Beziehungen zu den Herrschern und benachbarten Chanen unterhalten und keine Handels- und andere Verträge ohne Genehmigung Rußlands schließen darf. Ebenso ist den Russen volle Handelsfreiheit gewährt.
2) Hauptstadt des Chanats Chiton, ein elender schmutziger Ort im südwestl. Teile der eigentlichen Oase, am untern Laufe des Kanals Polwan-Ata gelegen, hat Lehmhütten mit flachen Dächern und etwa 6000 E. In der Mitte der Stadt auf einer Anhöhe, von einer Mauer umgeben, die Citadelle mit den Wohnungen des Chans und der Großen des Chanats, den bedeutendsten der 17 Moscheen und 22 geistlichen Schulen und drei Bazaren. Der schönste Bau ist die Moschee Polwan-Ata aus gebrannten Ziegeln; ihre mit goldenem Knopfe gekrönte Kuppel bedacht vier gewölbte Räume, in denen sich die Gräber der Heiligen und verschiedener Chane des Reichs befinden. Unter den Schulen ragt die Medresse Mad-Emin neben dem Palast des Chans hervor.
Chiton ist das Vaterland der alten, schon von Herodot erwähnten Chorasmier; im Mittelalter stand es unter dem Namen Charism, Chorasmien oder Chowaresmien bis ins 12. Jahrh. unter der Herrschaft der seldschuk. Türken, von denen sich der Statthalter Itsis unabhängig machte. Der letzte seiner Nachfolger war Dschelal-ed-din-Mankberni, ein Freund der Wissenschaften und Begründer einer neuen Zeitrechnung, der um 1231 gegen die Mongolen fiel. Auch Timur verwüstete das Land 1372 und 1379. Später kam es unter die Herrschaft der Usbeken (s. d.), die das neue Chanat von Chiton gründeten.
Die jetzigen Usbekenchane stammen von Muhammed Rachim (1802 - 25) ab; diesem folgten Alla-Kuli-Chan (1825 - 42), Rachim-Kuli (1842 - 45), Muhammed Emin (1845 - 55), Seid Muhammed (1856 - 64) und Seid Muhammed Rachim-Chan (seit 1865). Schon im 16. Jahrh. hatten Kosaken Züge nach Chiton unternommen. Ein Versuch Peters d. Gr. gegen Chiton vorzudringen, scheiterte. Ebenso wenig Erfolg hatte ein Heer unter Perowski, das Nikolaus I. 1839 zum Schutze der Karawanen und der russ. Ansiedlungen am Ural entsandte; es ging durch Frost und Krankheiten in der Steppe zu Grunde. Erst nach den Fortschritten der Russen gegen Kokan und Buchara in den J. 1857 - 68 begann ein erfolgreiches Vorgehen gegen die Chiwinzen, welche die Gegend zwischen Aral- und Kaspisee fortdauernd beunruhigt hatten. Nov. 1872 rückte General von Kauffmann mit etwa 12000 Mann von Taschkent gegen den Amu vor. fiel die Hauptstadt. Der Chan schloß unter den drückendsten Bedingungen (s. oben) Frieden. (S. Russisches Centralasien. ^[fehlt: )]
Litteratur. Vámbéry, Reise in Mittelasien (2. Aufl., Lpz. 1873);
Lerch, Chiton, seine histor. und geogr. Verhältnisse (Petersb. 1873);
Stumm, Aus Chiton, Berichte (Berl. 1873);
Emil Schmidt, Die Expedition gegen Chiton im J. 1873 (Petersb. 1875);
Ker, On the road to Chiton (Lond. 1874);
MacGahan, Campaigning on the Oxus and the fall of Chiton (2 Bde., ebd. 1874 - 76);
Stumm, Der russ. Feldzug nach Chiton (Bd. 1, Berl. 1875);
Lansdell, Russisch-Central-Asien (3 Bde., Lpz. 1885);
Moser, A travers l' Asie centrale (Par. 1886; deutsch Lpz. 1888).