alle Unterschiede beruhen nur auf der
Wahl der
Stoffe. Den ersten Rang behaupten unbedingt die histor.
Dramen, und unter diesen
wiederum «La chute des feuilles du U-thong» und «Le
[* 2] mort de
Tong-tcho». Nächstdem sind Komödien zu nennen, in denen Tao-sse
(d. i.
Lehrer oder
Anhänger des Tao) oder auch Buddhisten
eine meist lächerliche Rolle spielen. Einige Dichter haben sich auch im Charakterstück versucht; am zahlreichsten vertreten
sind jedoch die Intriguenstücke, in denen gewöhnlich Buhlerinnen auftreten.
Unter den dramat. Dichtern der
Chinesen steht Tsching-te-hwei zwar in
Bezug auf
Plan und Erfindung dem Kwan-han-king, dem Peh-schin-fu,
dem Ma-tschi-juan u. a. nach, inBezug auf
Stil aber ist er jedenfalls der vorzüglichste unter den Dramatikern
aus dem Zeitalter der Juen. Von einzelnen
Dramen, die durch
Übersetzung zugänglich geworden, sind zu nennen: «Lao-seng-eul,
or an heir in his old age», von Davis (Lond. 1817),
«Han-koung-tsew, or the sorrows of
Han», von Davis (ebd. 1829),
«Hoei-lan-ki,
ou l'histoire du cercle de craie», von Julien (ebd. 1832),
«Tchao-chi-kou-eul, ou l'orphelin de la
Chine», von Julien (Par.
1834),
«Le Pi-pa-ki, ou histoire du luth», von
Bazin (ebd. 1841)
u. s. w. -
Neben dieser massenhaften moralisch- und praktisch-philos., histor., philol. und poet. Litteratur besitzen
die
Chinesen auch einen unübersehbaren Schatz von Werken über
Medizin, Naturgeschichte,
Astronomie,
[* 4]
Uranographie, Geometrie,
Ackerbau, Kriegskunst,
Musik, Malerei und alle Zweige der
Technik und Mechanik. Sie besitzen vorzügliche, in Europa
[* 5] meist in
Auszügen von Julien u. a. bekannt gewordene
Arbeiten über die Kultur des
Maulbeerbaums und der Seidenzucht,
über Porzellanmanufaktur u. s. w. Eine Art
Encyklopädie der Naturbeschreibung und Materia medica ist das «Pen-tshao-kang-mu»
in 40
Bänden von Li-schi-tschin, mit Abbildungen, das öfter auf kaiserl. Kosten gedruckt worden
ist. (Vgl. die Einleitung zu
SchottsSkizze einer
Topographie der Produkte
Chinas in den
«Abhandlungen der
Berliner
[* 6]
Akademie der
Wissenschaften», Berl. 1844.) Die Zahl der allgemeinen
Encyklopädien, zum
Teil von kolossalem
Umfange,
ist ebenfalls sehr bedeutend.
Hierher gehört besonders
Ma-twan-lins (1300 n. Chr.) «Wen-hien-thung-khao»
(d. i. genaue Untersuchung der alten
Denkmäler) in 24
Abteilungen, eine unerschöpfliche Fundgrube des besten Materials zur
gründlichen Kenntnis des
ChinesischenReichs und der benachbarten
Völker von den ältesten
Zeiten an nach
allen
Richtungen des Lebens hin. Auch über die Geschichte ihrer eigenen Litteratur besitzen die
Chinesen einige mehr oder
minder umfangreiche Werke mit kurzer Beurteilung der Schriftsteller. Die bedeutendsten Sammlungen chines.
Bücher im
Abendlande befinden sich zu
London,
[* 7]
Paris,
[* 8]
Petersburg
[* 9] und
Berlin.
[* 10] -
Endlich hat Wassiljew in der von Korsch in russ.
Sprache
[* 11] herausgegebenen
«Allgemeinen Litteraturgeschichte» den
Abschnitt über
die chines. Litteratur behandelt (St. Petersb. 1880).
Wachs ist die auf der chines.Esche(Fraxinuschinensis Roxb.)
durch eine Schildlaus
(Coccusceriferus Fabr.) produzierte rein weiße bis
gelblichweiße wachsartige
Masse.
Sie ist spröde und krystallinisch, entfernt an
Walrat erinnernd, schmilzt bei 81-82° C.,
hat ein spec.
ein namentlich aus der Rinde von Cinchona succirubra Pav.
gewonnenes
Arzneimittel, das aus
Ostindien
[* 15] in den
Handel kommt und aus den noch unvollkommen gereinigten und noch nicht voneinander
getrennten Chinaalkaloiden besteht.
Man erhält es als gelblichweißes, in Wasser unlösliches, in verdünnter
Salpetersäure lösliches Pulver.
Der Chiningehalt soll mindestens 20 Proz. betragen.
C20H24N2O2 , eine
Chinabase (s. d.), kommt neben
Chinin in den
Chinarinden
vor und hat mit dem
Chinin gleiche Zusammensetzung. Es krystallisiert aus
Weingeist in farblosen klinorhombischen
Prismen mit 2 ½
MolekülenKrystallwasser und schmilzt wasserfrei bei 168°. Es besitzt bittern
Geschmack, bildet mit Säuren
neutrale und saure
Salze.
Seine Heilwirkung ist dieselbe wie beim
Chinin (s. d.).
Im
Handel kommt namentlich das schwefelsaure
Chinidin oder
Chinidinsulfat vor und zwar oft unter dem
Namen Conchinin.
Stoffe (spr. schi-), aus verschiedenem Material leinwandartig gewebte
Stoffe, deren Flammierung
(Chiné) auf
mehrerlei Art hergestellt sein kann.
Bei den eigentlichen sind größere isolierte Flammen, langgezogene Farbenmuster mit
schwach abgegrenzten, gleichsam verwaschenen
Enden, dadurch erzeugt, daß die gescherte
Kette vor dem
Aufbäumen (s. d.) stellenweise
gefärbt, oder, wenn es sich um die Erzeugung regelmäßiger
[* 1]
Figuren
(Blumen,
Rosetten u. s. w.) handelt,
nach dem
Aufbäumen mittels hölzerner Formen, ähnlich denjenigen für den Kattundruck, mit den entsprechenden
Farben bedruckt,
auch wohl mittels
Schablonen bemalt wird.
Bei den im weitern
Sinne werden feingeflammte (melierte)
Muster gewöhnlich in der
Art hergestellt, daß entweder jeder Kettenfaden aus zwei verschiedenfarbigen Fäden mit schwacher
Drehung
gezwirnt, als Einschlag dagegen ein einfacher
Faden
[* 17] von einer dritten
Farbe verwendet, oder umgekehrt ein einfarbiger Kettenfaden
mit zwei lose gezwirnten, verschiedenfarbigen Einschlagfäden verarbeitet wird.
Alkaloid von der Zusammensetzung C20H24N2O2 , die wirksamste der
Chinabasen,
der wertbestimmendeBestandteil der
Chinarinden. Das Chinin wurde 1820 von Pelletier und Caventou entdeckt,
seine Zusammensetzung wurde von Liebig festgestellt. In der Rinde findet sich das Chinin von einer Menge von andern
Körpern begleitet (s.
Chinabasen), von diesen ist es bei seiner Gewinnung zu trennen. Eine der Darstellungsmethoden ist in
kurzem die folgende: Es wird aus den Rinden mit salzsäurehaltigem Wasser ausgezogen. Aus der Lösung,
die noch
Chinasäure,
Chinagerbsäure und
Chinarot enthält, werden die basischen
Substanzen durch kohlensaures Natrium oder
durch
Ätznatron ausgefällt. Der getrocknete Niederschlag wird, wenn die verarbeitete Rinde viel Chinin neben wenig
Cin-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
chonin enthält, mit Weingeist ausgekocht, der hauptsächlich das leichter lösliche Chinin aufnimmt; der weingeistige Auszug mit
Schwefelsäure
[* 19] versetzt und abdestilliert. Aus dem Rückstand krystallisiert fast das ganze Chinin als schwefelsaures Salz
[* 20] aus,
während die leichter löslichen Sulfate der andern China-Alkaloide fast vollständig in der Mutterlauge bleiben.
Das aus seinen Lösungen durch Alkalien gefällte Chinin bildet anfangs eine käsige Masse, die sich aber beim
Verweilen in der Flüssigkeit bald in mikroskopische Krystalle, die 3 Moleküle Wasser enthalten, umwandelt. Die Krystalle schmelzen
bei 57°, geben dabei Wasser ab, werden fest und schmelzen dann wieder bei 176°. Das krystallisierte Chinin löst
sich in 1400 Teilen kaltem Wasser und in 770 Teilen heißem. Es ist nicht ganz leicht löslich in Alkohol
und Äther, am leichtesten löst es sich in Chloroform, auch in Schwefelkohlenstoff. Die Lösungen sind charakterisiert durch
einen intensiv rein bittern Geschmack, sie reagieren alkalisch und haben die Eigenschaft, die Ebene des polarisierten
Lichtes stark links zu drehen. Die Lösungen der meisten Salze des Chinin zeigen schön blaue Fluorescenz. Saure Lösungen, mit
Chlorwasser vermischt und mit überschüssigem Ammoniak versetzt, werden intensiv grün. (S. Chiningrün.)
Das Chinin verbindet sich mit fast allen Säuren zu meist wohl krystallisierten Salzen, und zwar bildet es als zweisäurige
Base neutrale und saure Salze. Ferner gehen viele Chininsalze mit andern Salzen Doppelverbindungen ein. Von den zahlreichen
Chininverbindungen sind folgende in das Deutsche
[* 21] Arzneibuch von 1890 aufgenommen worden:
Die Darstellung ist oben bei der Gewinnung des aus den Chinarinden beschrieben. Ein schneeigweißes, aus
seidenglänzenden, biegsamen, sehr lockern Nadeln
[* 22] bestehendes Salz, löst sich in 25-30 Teilen kochendem und in 750-800 Teilen
kaltem Wasser, wenig löslich in Äther, unlöslich in Chloroform; die Lösungen fluorescieren schön und reagieren neutral.
Beim Liegen an der Luft giebt es einen Teil, bei 120° den Rest des Krystallwassers ab.
2) Chlorwasserstoffsaures oder salzsaures Chinin, Chininum hydrochloricum s. muriaticum,
C20H24N2O2.HCl ^[C20H24N2O2].HCl], wird durch Zersetzung von neutralem Sulfat mit Chlorbaryum dargestellt.
Das gebildete schwefelsaure Baryum setzt sich rasch am Boden des Gefäßes ab, die davon abfiltrierte Lösung des Chininsalzes
krystallisiert beim Erkalten. Die Krystalle sind weiß und seidenglänzend, löslich in 20 Teilen kaltem
Wasser, löslicher in Weingeist.
gelblichweißes, amorphes Pulver von schwach bitterm Geschmack, wenig in
Wasser, etwas mehr in Weingeist löslich.
4) Chinineisencitrat, citronsaures Eisenchinin, Chininum ferro-citricum; glänzende, durchscheinende, dunkelrotbraune
Blättchen von eisenartigem, bitterm Geschmack; langsam, aber in jedem Verhältnis in Wasser, wenig in
Weingeist löslich.
Das Chinin hat als das wichtigste aller Alkaloide von jeher die Aufmerksamkeit der Chemiker auf sich gelenkt, ohne daß es bis
jetzt gelungen wäre, seine chem. Konstitution völlig aufzuklären, oder es auf künstlichem
Wege herzustellen. Ebensowenig
kann eins der zahlreichen künstlichen Fiebermittel das Chinin in seiner therapeutischen
Wirkung ersetzen. Das Chinin ist seiner Konstitution nach mit dem Cinchonin (s. d.)
sehr nahe verwandt, indem es an Stelle eines Wasserstoffatoms des Cinchonins die Methoxylgruppe OCH3 besitzt:
Mit der Aufklärung der chem. Konstitution des Cinchonins ist daher auch die
Frage nach der Konstitution des Chinin gelöst.
Als Handelsartikel erfuhr das Chinin seit seiner Entdeckung große Preisschwankungen, die teils durch den Ausfall der Chinarindenernte,
teils durch die Verschiedenheit des Bedarfs und durch Spekulation bedingt wurden; im allgemeinen sind die Preise nach und
nach herabgegangen, wozu die große Produktion an kultivierten Rinden in Ceylon,
[* 23] Java u. s. w. sowie die
Vervollkommnung der Fabrikation beigetragen haben. So waren z. B. für schwefelsaures Chinin die
Preise in London
Der Verbrauch von Chinin auf der ganzen Erde wird für 1892 auf 220000 kg geschätzt; bisher war ein stetes Wachsen von 10 Proz.
pro Jahr im Verbrauch zu verzeichnen. Die Hauptmenge von Chinin, etwa 70 Proz. der Gesamtfabrikation,
die 1891 rund 230000 kg betrug, wird in Deutschland
[* 24] produziert, aber nur 5 Proz. davon werden hier verbraucht;
London ist Hauptmarkt für den Chininhandel.
Als Arzneimittel ist das Chinin von unschätzbarem Werte. Die schon seit Jahrhunderten bekannte specifische Wirkung
der Chinarinde gegen die Wechselfieber gründet sich wesentlich auf dieses Alkaloid, welches schon in geringen Mengen hemmend
auf die Keimung und Vermehrung jener niedrigsten mikroskopischen Organismen einwirkt, welche als die Träger
[* 25] der Infektionskrankheiten zu betrachten sind; nach neuern Beobachtungen aus tropischen Sumpfgegenden vermag der tägliche Gebrauch
mäßiger Chiningaben auch prophylaktisch die Empfänglichkeit des Körpers für das Malariagift bedeutend herabzusetzen.
Auch in andern fieberhaften Krankheiten führt das Chinin, in hinreichend großen Dosen gereicht, durch direkte
Verminderung der Wärmeproduktion einen raschen, beträchtlichen Fieberabfall herbei und findet deshalb bei Typhus, Kindbettfieber,
Lungenentzündung und andern schweren Fiebern neben kalten Bädern ausgedehnteste Anwendung. In großen Dosen (3-5 g) erregt
es Schwindel, Herzklopfen, Ohrensausen, Schwerhörigkeit und einen rauschähnlichen Zustand (sog. Chininrausch); die Arbeiter
in Chininfabriken leiden häufig an Anschwellungen der Augenlider und Lippen, an Hautausschlägenu. dgl.
Auf den Stoffwechsel wirkt das Chinin nach den Untersuchungen von Binz, Unruh und Kerner insofern alterierend ein, als durch den
länger fortgesetzten Gebrauch kleiner Gaben eine deutliche Verminderung des Eiweißumsatzes im Körper und damit bei geschwächten
Personen eine Förderung des Kräfte-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶