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trieben, auch Fischzucht (Goldfische). Die Zahl der Haussäugetiere ist nur eine geringe. Der Büffel, zur Bebauung der Reisfelder dienend, nimmt die erste Stelle unter ihnen ein. Die in China [* 2] gezüchteten Pferde [* 3] sind klein und häßlich, werden auch hauptsächlich nur als Lasttiere gebraucht. Die für die Kavallerie dienenden werden jetzt meistens aus der Mongolei und wurden früher aus der Dsungarei und Ostturkestan eingeführt. Zweihöckerige Kamele [* 4] werden in den nördl. Provinzen für den Verkehr mit der Mongolei und zur Beförderung der Steinkohlen nach Peking [* 5] gehalten.
Bevölkerung. [* 6] Die Bevölkerung des Chinesischen Reichs wird jetzt auf 361 ½ Mill. geschätzt, von denen etwa 11 ½ Mill. auf die tributären und Vasallenstaaten kommen. Die Zählung des J. 1812 ergab 360443000 Seelen für die 18 Provinzen ohne Sching-king, 1844 wurde sie auf 367 Mill. geschätzt. Im J. 741 betrug die Einwohnerzahl nach der Landesgeschichte nur zwischen 48 und 49 Mill. Die eigentlichen Chinesen, der merkwürdigste Zweig der mongol.-turan. Völkerfamilie, sind nicht ursprüngliche Bewohner dieses Landes, sondern in vorhistor.
Zeit von ihrem frühern Wohnsitze in Innerasien, wahrscheinlich der Gegend des Nordwest-Endes der nachmaligen Großen Mauer, dem obern Laufe des Hoang-ho folgend, in dasselbe eingewandert, um sich zuerst in der Provinz Schen-si niederzulassen. Die frühere Bevölkerung war wahrscheinlich wenig zahlreich und ging im N. in dem Maße, als die Einwanderer an Zahl, Macht und Bildung zunahmen, bis zu gänzlicher Verschmelzung in denselben auf. Der S. wurde erst spät dauernd unterworfen, wenn man von den noch immer mehr oder weniger unabhängigen, namentlich die Gebirge von Kwei-tschou, Jün-nan und Kwang-si bewohnenden Miao-tze absieht. So verschwanden die Zhung im W., die Ti im N., die I im O., während der Name der Ureinwohner des S. Man (Man-tze) sogar ein Spitzname auch für die dort wohnenden Chinesen wurde, sodaß man Man-zi, den Namen, welchen Marco Polo dem südlichen China gab, davon abgeleitet hat.
Auch die spätern Beimischungen infolge der Herrschaft türk., tungus. und mongol. Stämme im nördlichen China seit dem 4. Jahrh. mußten chines. Sprache [* 7] und Sitte weichen. Die Bevölkerung des eigentlichen China ist also trotz ihrer ungeheuern Menge eine, mit Beziehung auf physische Bildung, Sprache, geistige Anlagen und Charakter auffallend gleichartige. Gegenwärtig genießen zwar die Mandschu noch einige Sonderrechte, haben aber ebenfalls Sitten und Sprache der Chinesen (auch in der südl. Mandschurei) angenommen.
Die Mischlinge von Türken, Mongolen und Chinesen im NW. bekannten sich, wenn auch die Sprache der letztern redend, zu einem nicht unbedeutenden und einflußreichen Teile vor dem letzten Aufstande noch zum Islam. In dem an Kuku-nor grenzenden Teile von Kan-su haben sich noch Tanguten, eine Mischung von Tibetanern und Mongolen, erhalten. Die seit dem vorigen Jahrhundert bedeutend nach W. vorgerückte Grenze von Sze-tschwan schließt viele tibetan. Stämme (Si-fan) ein.
Von den teilweise noch unabhängigen Stämmen der Miao-tze sind nach Edkins in Kwei-tschou die Lo-lo mit den Birmanen, die Tschung mit den Lao und den Siamesen verwandt. Sonst wohnen dort noch die Sung, die Tschai, die Long, die Tsing-tschu-lung und die (Khi-)Lau, die weißen Miao, die blauen Miao, in Jün-nan schwarze und weiße Lo-lo, Thu-liao, Tho-lao, Lo-bu, Ai-lao und Kwei-lo-man, in Kwang-si Tung und Jao, letztere auch im nordwestl. Kwang-tung, auf Hai-nan die noch wenig bekannten Li, in Formosa die mit den Ureinwohnern der Philippinen und den Malaien verwandten Favorlang, Sakam und Sideia. Nach neuern Forschungen von Edkins und Dr. F. Müller bedienen sich die von den Chinesen Pa-i genannten Eingeborenen, welche sich selber Luk-tai («Kinder der Freien oder Siamer») nennen und namentlich in Jün-nan zu Hause sind, einer der birmanischen ähnlichen Schrift;
der Pa-pai der Chinesen, welche zu den Laos gehören, hat dagegen eine der siamischen verwandte Schriftgattung. - Hinsichtlich der Leibesbildung finden sich bei den Chinesen durchgängig folgende Eigentümlichkeiten: die Haare [* 8] sind schwarz und glatt;
der Bartwuchs ist im allgemeinen schwach;
die Augen, fast immer mit dunkler Pupille, erscheinen infolge einer eigentümlichen Faltenbildung des obern Augenlides enggeschlitzt und schiefstehend.
Die Hautfarbe zeigt alle Schattierungen von dem zarten, gelblichen Weiß der vornehmen Frauen bis zu dem gesättigten, bräunlichen Gelb der Fischer und Ackerbauer in den südl. Küstenprovinzen. (Vgl. Tafel: Asiatische Völkertypen, [* 1] Fig. 9, 10.) Die Übervölkerung der südl. Küstengebiete hat die Einwohner seit Jahrhunderten in Menge zur Auswanderung getrieben. Namentlich ist dieses mit Fu-kien der Fall, von wo sie sich teilweise nach Kwang-tung richtete, wo diese Einwanderer Hakka, «Gäste», genannt werden, teilweise nach Formosa, welches erst seit dem 17. Jahrh. mehr und mehr vom Festlande aus besiedelt wurde.
Aber auch in weit entlegene Länder drang der Strom dieser Auswanderer, nach Vorder- und Hinterindien, [* 9] den malaiischen Inseln, den Molukken, Borneo, den Philippinen, Japan und in neuerer Zeit nach Kalifornien, Peru [* 10] und Australien. [* 11] (S. Chinesenfrage.) In einigen Städten, wie Singapur [* 12] und Bangkok, [* 13] bilden die Chinesen einen Hauptteil der Bevölkerung. Die Einwohnerzahl der Städte wird bald über-, bald unterschätzt. Die bevölkertsten Städte sind: Peking, Nan-king, Kanton, [* 14] Wu-tschang (mit den gegenüberliegenden Städten Han-jang und Han-kou), die Marktörter Fu-schan und King-te-tschin, Tien-tsin, Schang-hai, Hang-tschou, Amoy, Futschou u. a. -
Was Gemütsart und Geistesanlagen der Chinesen anlangt, so rühmt man ihnen im ganzen große Arbeitsamkeit und Genügsamkeit nach. Das Bewußtsein vom Alter der chines. Bildung artete bisher leicht in einen übertriebenen Stolz allem Ausländischen gegenüber aus.
Landwirtschaft. In der Landwirtschaft sind die Chinesen die Lehrmeister von ganz Ostasien geworden. Die Geschichte des Ackerbaues führen sie bis auf Schen-nung, den zweiten der mythischen Herrscher, zurück. In den ältesten Zeiten war der Grund und Boden Gemeingut aller; jeder Mann von 20 bis 30 Jahren, der über die zur Bebauung und Erhaltung erforderlichen Kräfte und Fähigkeiten verfügte, konnte so viel Land occupieren, als ihm gut dünkte. Eine Wandlung dieser Verhältnisse hatte das Regierungssystem der Hia-Dynastie (2207-1766) zur Folge, indem das Wahlreich in ein erbliches überging und der jeweilige Herrscher durch Verteilung von Grund und Boden an die angesehensten Familien diese dauernd an sich und sein Haus zu fesseln suchte. Es entstand ein so kompliziertes Vasallensystem, daß man im 11. Jahrh. an 1800 Fürstentümer und Feudalherrschaften zählte.
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Eine weitere Folge war ein eigener Modus der Feldverteilung an die einzelnen Bauern: das sog. kommunale oder Brunnenfeldersystem (Tsing-tien). Jedes Quadrat-Li (zu 900 Mou) wurde in 9 gleiche Quadrate geteilt, von denen das mittlere Eigentum des Staates blieb und für diesen bebaut werden mußte, die umliegenden acht jedoch acht Familien zur Bebauung übergeben wurden. Erst im 3. oder 4. Jahrh. v. Chr. wurde diese alte Güterverteilung aufgehoben und ein volles Privateigentum an Grund und Boden ermöglicht.
Dem rapiden Verfall, in den die Landwirtschaft infolgedessen geriet, konnten die verschiedensten Maßregeln nicht Einhalt thun, bis endlich die Ming-Dynastie (1368-1644) nach Vertreibung der Mongolen einen selbständigen Bauernstand dadurch wieder großzog, daß die ziemlich großen Kronländereien an einzelne Familien verpachtet wurden. Die Maßregel bewährte sich, und um eine rasche Ausdehnung [* 16] der Kronländereien zu ermöglichen, wurde gesetzlich verordnet, daß mit Ausnahme des Adels jedermann das 100 Mou übersteigende Grundeigentum gegen eine billige Entschädigung der Regierung überlassen müsse. In weiterer Ausbildung bestehen diese Agrarverhältnisse noch heute.
Dem Staate gebührt das wirkliche Eigentum an Grund und Boden (tien-ti), nur das Nutznießungsrecht (tien-mien) kann von Privaten frei veräußert und erworben werden, mit der Beschränkung jedoch, daß jeder Familie ein unverletzliches und unveräußerliches Erbgut (früher 30, gegenwärtig nur etwa ¾ ha) verbleiben muß. Die Bodenbearbeitung selbst ist eine äußerst intensive und trotz der sehr primitiven Ackergeräte (Pflug, [* 17] Egge) [* 18] eine rationelle zu nennen.
Namentlich setzte eine ausgezeichnete Düngungs- und Bewässerungsmethode den Chinesen in den Stand, den noch ziemlich jungen Alluvialboden der großen Ebene fruchtbar zu machen. Da Viehzucht [* 19] wenig betrieben wird, dienen als Dungmittel menschliche Exkremente, Ölkuchen, Wasserpflanzen, [* 20] Asche, Kompost, Abfälle u. s. w. Was die Bewässerung betrifft, so weiß schon das Tschou-li von einer wohlorganisierten Feldbewässerung und einem ausgebildeten Kanalisationssystem zu erzählen.
Eine besondere Eigentümlichkeit, die Terrassierung, findet sich besonders in volkreichen Gegenden, wo die Abhänge der Hügel und Berge in Terrassen geebnet sind, welche gleichfalls - allerdings mit großer Mühe - ertragfähig gemacht werden. Von Bodenprodukten sind hauptsächlich Thee, Reis, Hirse, [* 21] Mais, Hafer, [* 22] Gerste, [* 23] Hülsenfrüchte, Gemüse, in den südl. Gegenden das Zuckerrohr und die Baumwollstaude zu erwähnen. Die Obstbaumzucht ist arg vernachlässigt.
Industrie. Die chines. Industrie reicht in ein sehr hohes Alter zurück; für ihre große Bedeutung in alter Zeit spricht am besten die Thatsache, daß Korea und Japan ihre gesamte gewerbliche Thätigkeit von den Chinesen gelernt haben. Allerdings übertrafen die Schüler sehr oft die Meister, um so mehr jetzt, wo das chines. Kunstgewerbe erheblich zurückgegangen ist. Die ostasiat. Industrie ist bis auf den heutigen Tag Hausindustrie geblieben. In vielen Fällen ist der Bauer selbst auch Handwerker, indem er über den Winter die gewonnenen Rohstoffe verarbeitet.
Selbst die Montanindustrie arbeitet mit den denkbar einfachsten Mitteln. Die Gewinnung ist freilich keine schwierige, die jährliche Ausbeute an Erzen und Kohlen steht aber noch in keinem Verhältnis zu dem thatsächlichen Reichtum des Landes. Besonders Kohle sickert China eine große Zukunft. Salz [* 24] wird aus Meerwasser durch Einwirkung der natürlichen Sonnenwärme oder durch künstliche Mittel gewonnen. Die Textilindustrie erhält durch die Seidenkultur ihre hauptsächlichste Nahrung; Baumwolle, [* 25] Hanf und Chinagras werden überall verarbeitet. Am meisten wird diese Industrie in Kanton, Fat-schan und in der zwischen beiden Städten gelegenen Gegend betrieben, wo Tausende von Leuten mit dem Weben, [* 26] Färben und Sticken der verschiedenartigsten Stoffe und Posamentierwaren beschäftigt sind.
Die einstmals so ruhmreich betriebene Kunst des Metallschmiedens und Bronzegießens, welche die Japaner mit so großem Erfolg übernommen haben, ist heute zum großen Teil ganz vergessen. Einen matten Schimmer ehemaliger Herrlichkeit weist noch die heutige keramische Industrie auf. Die Porzellanmanufaktur, welche in Europa [* 27] bekanntlich erst Anfang des 18. Jahrh. aufkam, kannten die Chinesen bereits im 7. Jahrh. Der Hauptsitz dieser Industrie ist seit alters her King-te-tschin in der Provinz Kiang-si (unweit des Po-jang-Sees), das in frühern Jahren über 3000 Öfen [* 28] und eine Mill. Arbeiter beschäftigte.
Viele der Farbenkombinationen und Glasuren, welche man an den alten Vasen, [* 29] Kannen, Tassen, Schalen, Tellern u. s. w. bewundert, sind dem Gedächtnis der heutigen Generationen verloren gegangen, ja auch gewisse Kunstfertigkeiten selbst, wie die Verfertigung des berühmten dünnen und durchsichtigen Spitzenmuster-Porzellans. Die Lackindustrie, welche die Chinesen durch Verwertung des Saftes der Raus vernicifera, zuerst hervorriefen, hat längst in Japan eine neue Heimat gefunden.
In C. blüht sie um Kanton, Fu-tschou und Su-tschou; den Hauptmarkt für diese wie für alle andern kunstgewerblichen Artikel bildet Kanton. Einem ziemlich ausgedehnten Industriezweige gab auch die Verfertigung von Kuriositäten ans Holz, [* 30] Elfenbein, Krystall, Nephrit, Gold [* 31] und Silber, Email u. s. w. das Leben. Außerdem finden sich noch hier und da kleinere Industriezweige, wie die Flechterei von Körben, Matten, Hüten, Erzeugung von Zuckerwaren u. s. w. Über Papier und Buchdruck s. unten unter Kulturzustand (S. 201 a).
Handel. Der Handel mit dem Auslande ist in stetem Zunehmen begriffen. Dem fremden Handel sind 20 Häfen geöffnet:
1) Kanton, 2) Amoy, 3) Fu-tschou, 4) Shang-hai, 5) Ning-po (seit dem Frieden von Nan-king 1842), 6) Tien-tsin, 7) Niu-tschwang, 8) Tschi-fu, 9) Thai-wan (Takao), 10) Tam-sui, 11) Scha-tou, 12) Han-kou, 13) Kiu-kiang, 14) Tschin-kiang, 15) Khiung-tschou auf Hai-nan infolge des Vertrages von Tien-tsin 1858 (Khiung-tschou erst seit wirklich eröffnet), 16) I-tschang und 17) Wu-hu am Jang-tse-kiang, 18) Wen-tschou in Tsche-kiang, 19) Pak-hoi (Pei-hei) in Kwang-tung, infolge des Vertrags von Tschi-fu (1876), 20) Tschung-king (1891). Hierzu kommen Lappa bei Macao, Kau-lung seit 1887 und folgende Jang-tse-Häfen, in denen Waren aus Schiffen fremder Bauart gelöscht werden dürfen:
1) Ngan-king (An-king), die Hauptstadt von Ngan-hwei, 2) Ta-tung zwischen Ngan-king und Wu-hu, 3) Wu-hüe oberhalb Kiu-kiang, 4) Lu-ki-kou oberhalb Han-kou, 5) Scha-schi bei King-tschou in Hu-pe. Seit ist das Grenz-Zollamt von Lung-tschou, seit 28. Aug. das von Möng-tze geöffnet, beide infolge des in Peking unterzeichneten zweiten Zusatzartikels zum franz.-chines. Friedensvertrag. Ersteres liegt
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