paraiso gelandet wurde. Am 21. Aug. fand der Übergang über den Aconcaguafluß und die
Schlacht bei Concon statt, die mit einem
glänzenden
Sieg der Kongressisten endete. Ein
Gefecht bei Viña del Mar 23. Aug., an dem auch die Kongreßflotte teilnahm, hatte
nur den Zweck, eine taktische
Schwenkung zu verdecken, wodurch den Balmacedisten die
Verbindung mit Santiago
abgeschnitten wurde. Die Hauptschlacht wurde 28. Aug. bei La Placilla südöstlich von
Valparaiso
[* 2] geliefert und endete mit einer
völligen
Niederlage der Regierungstruppen. An demselben
Tage besetzte
GeneralCanto, der Führer der Kongreßarmee,
Valparaiso,
Balmaceda entfloh nach Santiago, wo er sich einige
Tage in der argentin.
Gesandtschaft verborgen hielt und dann 19. Sept. selbst den
Tod gab.
Schon vorher war Santiago durch
General Baquedano an die Kongreßpartei
übergeben worden, und damit der
Sieg der Revolution vollendet. Einige Pöbelunruhen und Soldatenaufstände, die in
Valparaiso,
Santiago und Concepcion stattfanden, wurden unterdrückt, und Jorje Montt, der Vorsitzende der von der
Kongreßpartei gebildeten
Junta und oberste Leiter der siegreichen
Erhebung, übernahm zunächst die Regierung provisorisch,
bis er 18. Nov. zum Präsidenten gewählt wurde.
Die
Wahlen zu den gesetzgebenden Körperschaften hatten bereits 18. Okt. stattgefunden und ein günstiges Resultat ergeben.
Kaum war der Bürgerkrieg beendet, als sich eine neue Gefahr für Chile
[* 3] in einem
Konflikt mit den
Vereinigten Staaten
[* 4] erhob. Mehrere Matrosen des amerik. Kreuzers
Baltimore
[* 5] waren in
Valparaiso mit Chilenen in Streit geraten, wobei einer getötet
wurde. Darüber kam es zu langen diplomat. Verhandlungen, da sich Chile auch durch die Parteinahme des amerik. Gesandten
Egan für
Balmaceda beschwert fühlte. Als aber die Regierung der
Vereinigten Staaten eine drohende Haltung
annahm, legte Montt den
Konflikt dadurch bei, daß er sein Bedauern über die Vorkommnisse in
Valparaiso aussprach.
Litteratur.Molina, Geschichte der Eroberung von Chile (Lpz. 1791);
ders., Geographical, natural and civil history of Chile (2
Bde., Lond. 1817);
Arana,Historia jeneral de la indepencia de Chile (4 Bde.,
Santiago 1855-63);
Gay,
Historia fisica y politica de Chile (23 Bde., Par.
1844-54; nebst
Atlas,
[* 6] 315
Blatt,
[* 7] ebd. 1854);
Coleccion de historiadores de y documentos relativos
á la historia nacional (6
Bde., Santiago 1861-65).
Gute Beiträge zur Kenntnis
C.s enthalten die Anales (seit 1843) der
Universität zu Santiago. Ferner:
Diego de Rosales,
Historia general de el reyno de Chile, publ. por Vicuña Mackenna (3 Bde.,
Valparaiso 1877-78);
Perusalpeter, Natronsalpeter oder kubischer Salpeter, natürliches salpetersaures Natrium (Natriumnitrat).
In den dem
StillenMeere zugekehrten Küstenstrichen
Südamerikas, in reichlichster Menge zwischen 19 und 24° südl.
Br. in
Chile,
an der Grenze von
Peru, in der
ProvinzTarapaca und der Wüste
Atacama finden sich in einer Längenausdehnung
von 120 Meilen
Ablagerungen von Salpetererde in einer sonst unfruchtbaren Ebene ½-3 m unter der Erdoberfläche.
Die obere Schicht dieses
Terrains (Chuco) besteht aus gipshaltigem Sand. Darunter liegt eine Schicht
(Costra) von einem
Konglomerat
von
Thon,
Kies, Feldspat und Porphyr, verkittet durch Kalium-, Natrium-,
Calcium- und
Magnesiumsulfat, die
auf der untern
Lage eine geleeartige
Masse
(Congelo) bilden. Darunter befindet sich der Rohsalpeter (Caliche), der über einem
mit flimmernden Anhydritkrystallen durchsetzten
Thon lagert. Die Salpetererde enthält 30-80 Proz. Natriumnitrat und 10-20
Proz. Kochsalz neben verschiedenen andern
Salzen.
Der durch Auflösen und Umkrystallisieren gereinigte Chilesalpeter kommt mit einem Gehalt von 94 bis 98 Proz.
Natriumnitrat zur Verschiffung. In feuchter
Lage zieht der Chilesalpeter Wasser an, weshalb derselbe zur Schießpulverfabrikation nicht
angewendet werden kann. Dagegen ist er ein wertvolles Material zur Bereitung der Salpetersäure und des gewöhnlichen (Kali-)Salpeters
(Konversionssalpeter); in den Schwefelsäurefabriken dient er, um die zur
Oxydation der schwefligen Säure
nötigen Salpetergase zu liefern; die bedeutendste Verwendung findet er aber in der
Landwirtschaft als
Düngemittel. Die Gesamtverschiffung
von allen Häfen der Westküste
Südamerikas betrug 1830: 8500 t, 1856: 23000 t, 1870: 132000 t, 1889: 950000 t, 1891: 675000
t. Hiervon geht etwa die Hälfte nach
Hamburg.
[* 10] Der Preis schwankt (1892) zwischen 16-18 M. für 100 kg.
der
Glaube an ein 1000 Jahre dauerndes
Reich der Frommen auf Erden, das
Christus nach seiner sichtbaren
Wiederkunft stiften werde. Die
Wurzel
[* 11] dieses
Glaubens ist die jüd. Hoffnung auf den Messias (s. d.).
Diese ging auf die ältern
Christen über, die sich das
Reich des vom Himmel
[* 12] her wiederkehrenden
Christus, trotz seines sittlich-religiösen
Gehalts, als ein irdisches
Reich, in mehr oder minder sinnlichen Formen dachten. Dies Messiasreich ward
täglich und stündlich erwartet, die
Apostel hofften die Wiederkunft Christi noch zu erleben.
Paulus unterschied die vollendete Gottesherrschaft von einer vorangehenden Herrschaft des wiedergekehrten
Christus, die der
Überwindung aller Feinde
Gottes gewidmet sein sollte
(1 Kor. 15, 22-28). Die Offenbarung des
Johannes
bestimmte diese Zwischenperiode auf 1000 Jahre und schilderte sie als eine Zeit irdischer
Glückseligkeit der bei Christi
Wiederkunft teils lebenden, teils von den
Toten erweckten Gläubigen
(Kap. 20, 2 fg.). Der Wiederkunft Christi geht eine Zeit
der Drangsal und die Erscheinung des
Antichrists (s. d.) vorher, dann aber wird der Messias
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
erscheinen, den Satan auf 1000 Jahre fesseln, das röm. Heidenreich stürzen und die Weltherrschaft
der Gläubigen beginnen. Nach Ablauf
[* 14] dieser 1000 Jahre sollte Satan auf kurze Zeit loskommen, aber bald besiegt werden und
nach der zweiten Auferstehung und dem Endgericht die ewige Seligkeit der Frommen in dem auf die Erde herabgestiegenen
himmlischen Jerusalem
[* 15] anheben. Der Chiliásmus war in den beiden ersten Jahrhunderten der christl. Kirche, namentlich in judenchristl.
Kreisen, allgemeiner Glaube.
Selbst sinnliche Hoffnungen der krassesten Art fehlten nicht. Ein Kirchenlehrer des 2. Jahrh. versichert, es aus des Johannes
eigenem Munde gehört zu haben, daß im Messiasreiche ungeheuere Kornähren und Weinstöcke wachsen und
den Frommen ihre Früchte ohne Mühe zum Genusse entgegenbringen würden. Als gegen Mitte des 2. Jahrh.
diese Hoffnungen weiter in die Ferne zurücktraten, kündigten neue Propheten das Tausendjährige Reich in unmittelbarer Nähe
an (so die angeblichen Prophetenbücher des Hermas und des Elxai, die Weissagungen des Montanus, s. Montanisten).
Als auch diese Erwartung getäuscht ward, schob man die Zeit immer weiter hinaus.
Doch fehlte es schon seit der Mitte des 2. Jahrh. nicht an einer geistigern Auffassung der künftigen Dinge. Während die
«rechtgläubigen» Kirchenlehrer des 2. Jahrh., Papias, Justin, Irenäus, Hippolyt, Tertullian Chiliasten waren, traten ihnen
zuerst die Gnostiker (s. Gnosis) mit ihrer Lehre
[* 16] von einer nur geistigen Fortdauer, dann namentlich Origenes
entgegen. Seit dem 4. Jahrh. wurde bei den Orientalen die von ihm angebahnte geistige Auslegung der Offenbarung des Johannes
ziemlich allgemein. Im Abendlande teilten noch Commodian (um 250) und Lactantius (um 320) die sinnliche Hoffnung der
alten Kirche.
Erst seit das Christentum Staatsreligion geworden war, brauchte man das «ReichGottes auf Erden» nicht mehr in der Zukunft zu
suchen. Dennoch tauchte die chiliastische Hoffnung in Zeiten großer äußerer Bedrängnis von Zeit zu Zeit wieder auf, wie
ums J. 1000 n. Chr., wo man dem Jüngsten Tage entgegensah; danach riefen die Kreuzzüge, die Kämpfe
der Hierarchie mit dem Kaisertum, der Sittenverfall des Klerus, der SchwarzeTod u. s. w. ähnliche Erwartungen hervor.
Gegen Ende des 12. Jahrh. verkündigte Joachim von Floris (gest.
um 1202) ein «Ewiges Evangelium» (s. d.), und bei verschiedenen, von der Kirche verfolgten Parteien regte sich die Hoffnung
auf ein nahe bevorstehendes Zeitalter des Geistes. In der Reformationszeit ward der Chiliásmus, als die Wiedertäufer das Reich Christi
in irdischer Herrlichkeit aufrichten wollten, von der Augsburgischen wie von der Helvetischen Konfession verworfen, weil das
1000jährige Reich nicht in der Zukunft, sondern in der Vergangenheit liege.
Dafür fand der um so eifrigere Pflege bei theosophischen Schwärmern des 17. Jahrh. Während der Religionskriege
in Frankreich und Deutschland,
[* 17] der Revolutionsstürme in England suchten die Verfolgten Trost in chiliastischen Träumen. Die
Böhmischen und Mährischen Brüder, die Camisarden in den Cevennen und kleinere mystische und theosophische Parteien beschäftigten
sich viel mit dem Chiliásmus, und in England suchten gelehrte Naturforscher, wieThomasBurnet und William Whiston,
ihn geologisch zu rechtfertigen.
Die bis in die Mitte des 18. Jahrh. sehr beliebten Grübeleien über die prophetischen Bücher der Bibel,
[* 18] besonders über die
Apokalypse, unterhielten namentlich in pietistischen
Kreisen den Geschmack an chiliastischen Vorstellungen. Aber erst mit
Joh. Albr. Bengel (s. d.) eroberte sich der Chiliásmus gewissermassen Bürgerrecht in der luth. Kirche. Bengel berechnete die Zeit, in der
das Reich Christi anbrechen werde, auf das J. 1830. Ähnliche Weissagungen machten Lavater und Jung-Stilling, Oetinger (s. d.)
ersann eine eigene Theorie von der «Leiblichkeit» als dem «Ende
der Wege Gottes».
Später haben Hofmann, Delitzsch
[* 19] und Kurtz unter den Lutheranern, Joh. Peter Lange, Ebrard, Auberlen u. a. unter den Reformierten,
Rothe im Zusammenhange mit andern theosophischen Ideen einen zum Teil bis ins einzelne ausgemalten Chiliásmus vertreten. Die Mormonen
endlich legten als die «Heiligen der letzten Tage» den Grund zu dem neuen Zion, von wo die Wiederverklärung
der Natur zur verlorenen Paradiesesunschuld erfolgen soll. (S. auch Antichrist und Apokalyptiker.) -
Vgl. Corrodi, Kritische
Geschichte des Chiliásmus (2. Aufl., 4 Bde.,
Zür. 1794);
I. ^[Ignaz] von Döllinger, kleinere Schriften: Der Weissagungsglaube und das Prophetentum in der christl Zeit
(Stuttg. 1890).