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Chiloe, die letzten Punkte, in welchen sich span. Garnisonen noch behauptet hatten.
Bürgerliche Unruhen waren auch in Chile [* 2] die nächsten Folgen der Befreiung vom span. Joche. Schon setzte eine Partei den Oberdirektor ab, und General Freyre übernahm die Regierung, mußte aber Juli 1828 ebenfalls weichen. An die Stelle der ersten Konstitution von 1824 trat eine zweite. Als Präsident folgte General Pinto und General Prieto, der im Innern die Ruhe herstellte und manche nützliche Einrichtungen traf. Die zunehmende Macht des boliv.
Präsidenten Santa Cruz, der sich Perus bemächtigt hatte und Chile bedrohte, veranlaßte die Kriegserklärung C.s. Der Kampf dauerte bis zum März 1839 und endete mit dem Sturz des Generals Santa Cruz und der Auflösung der Verbindung von Peru [* 3] und Bolivia, um derentwillen der Krieg hauptsächlich geführt war. Zwar war Chile durch seine außerordentlichen Anstrengungen in Schulden geraten, aber es hatte sich als ansehnliche Kriegsmacht gezeigt und wurde durch einen Vertrag mit Spanien [* 4] vom endlich auch von diesem als unabhängiger Freistaat anerkannt.
Im J. 1841 bestieg General Bulnes, der sich in dem peruan. Kriege hervorgethan hatte, den Präsidentenstuhl, und 1846 berief man ihn abermals zur höchsten Stelle. Seine zehnjährige Verwaltung trug gute Früchte. Die Finanzlage war eine befriedigende geworden, der fortwährend im Steigen begriffene Handel hatte neben dem Abschlusse von vorteilhaften Verträgen durch eine freiere Zollgesetzgebung Förderung erhalten, und durch Begünstigung der Einwanderung, besonders aus Deutschland, [* 5] waren frische Arbeitskräfte herbeigezogen worden. Am ward die erste Eisenbahn zwischen Copiapo und Caldera dem Verkehr übergeben.
Nach Ablauf [* 6] von Bulnes’ Amtsdauer wurde Manuel Montt zum Präsidenten gewählt, der dies Amt ebenfalls 10 Jahre bekleidete. Unter ihm erhielt Chile ein Civilgesetzbuch, Handelsgerichte, Gemeindeverwaltung, Diskonto- und Depositenbank (in Valparaiso) [* 7] und eine Hypothekenvorschußkasse. Am wurde mit Großbritannien [* 8] ein Handels- und Schiffahrtsvertrag abgeschlossen. Ackerbau, Bergbau, [* 9] Handel und Schiffahrt nahmen in erfreulicher Weise zu. Ein Aufstand, der im März 1859 ausbrach, wurde durch den Sieg der Regierungstruppen 29. April bei Serena niedergeschlagen.
An Montts Stelle trat José Joaquin Perez. Während seiner Regierung wurde Chile 1865 in einen Krieg mit Spanien verwickelt, das mit Peru in Konflikt geraten war. In diesen Händeln hatte sich Chile nach Ansicht der span. Regierung ein völkerrechtswidriges Benehmen zu Schulden kommen lassen. Der span. Admiral Mendez Nuñez blockierte im Herbst 1865 die Häfen Valparaiso und Caldera und bombardierte die Stadt Valparaiso. Inzwischen hatten Peru, Ecuador und Bolivia für Chile Partei ergriffen.
Infolgedessen verließ das span. Geschwader Valparaiso, um Callao, jedoch ohne Erfolg, anzugreifen. Damit hatten die Feindseligkeiten ein Ende, aber erst im Juli 1869 wurde durch Vermittelung der Vereinigten Staaten, [* 10] unter Festsetzung eines Schadenersatzes für das Bombardement von Valparaiso, ein Waffenstillstand auf 2 Jahre geschlossen und auf 3 Jahre erneuert unter gleichzeitiger Eröffnung der Friedensverhandlungen in Washington. [* 11] Von nachteiligem Einfluß auf die Entwicklung der südl. Provinzen waren die Einfälle der Araukaner, die unter ihrem Häuptling Quilapan die Gegenden am Biobio verwüsteten, zwar 1868-69 wiederholt geschlagen wurden, auch am Rio [* 12] Tolten einen förmlichen Frieden schlossen, aber schon im Februar desselben Jahres von neuem eine feindselige Haltung annahmen, nachdem ein franz. Abenteurer sich zum zweitenmal als König Orélie Antoine I. an ihre Spitze gestellt hatte. (S. Araukaner.) Als Präsidenten folgten 1871 Federigo Errazuriz und 1876 Anibal Pinto.
Bis zu dieser Zeit war das Land wenig entwickelt, trug aber die Keime zu einem kräftigen nationalen Leben in sich. Die Bevölkerung, die 1875 2075000 Seelen betrug, bestand aus einer rauhen, kräftigen Mischrasse, die Regierung befand sich in den Händen einer kleinen, aber intelligenten herrschenden Klasse, die es wagte, 1879 einen Krieg gegen die beiden nördl. Nachbarn Peru und Bolivia zu unternehmen. Die Veranlassung dazu bot die mangelhafte Festlegung der polit.
Grenzen [* 13] und der Umstand, daß durch die Auffindung großer Guanomassen und Salpeterlager der Wert des streitigen Grenzgebietes im nördl. Teile der Wüste Atacama zwischen dem 23. und 24. Breitengrade plötzlich gewaltig gestiegen war. Zwar war die Ausbeutung der dortigen Naturschätze zwischen Chile und Bolivia vertragsmäßig geregelt, doch legte Bolivia zu Anfang 1878 entgegen einem 1874 mit Chile geschlossenen Vertrage einen so hohen Ausfuhrzoll auf Salpeter, daß die im streitigen Gebiete entstandene blühende chilen. Salpeterindustrie vernichtet werden mußte. Chile protestierte vergeblich gegen diesen offenen Vertragsbruch und besetzte Antofagasta sowie die Hafenplätze Mejillones, Cobija und Tocopilla.
Hierauf begann man in Chile und Bolivia zu rüsten. Peru versuchte zunächst zu vermitteln, lehnte aber die von Chile verlangte Neutralitätserklärung und Einstellung seiner Rüstungen [* 14] ab, worauf am 4. April auch an Peru den Krieg erklärte. Die erste Kriegsthätigkeit fiel den beiderseitigen Flotten zu, weil die Landheere in der wasserlosen Wüste nur mit Unterstützung der Flotte verpflegt werden konnten und in allen drei Ländern so wenig Waffen vorhanden waren, daß die Heere nur mittels Zufuhr auswärtigen Kriegsmaterials ausgerüstet werden konnten.
Die chilen. Flotte unter Admiral Williams Robelledo blockierte zunächst die peruan. Küste bis Mollendo und schloß namentlich Iquique vollständig vom Meere ab. Am 13. April fand unweit der Mündung der Loa das erste, für Chile glücklich verlaufende Seegefecht statt, und 17. Mai ging das chilen. Panzergeschwader von Iquique nach Callao. Diese Zeit benutzte der Präsident von Peru, Prado, um die Besatzung von Iquique zu verstärken und neu zu verproviantieren. Zwar nahm die chilen. Flotte 30. Mai die Blockade wieder auf, doch fügte ihr der sehr schnelle peruan. Widder Huascar unter Admiral Gran [* 15] so viel Schaden zu, daß gegen Ende Juli wieder die Aufhebung der Blockade von Iquique erfolgte, worauf dorthin zur See große Vorräte und die peruan. Armee transportiert wurden, die mit den sich bei Arica sammelnden Truppen Bolivias in Verbindung trat. In einem Seegefecht wurde der Huascar nach tapferm Widerstande von den Chilenen genommen, womit Chile zur unbestrittenen Herrschaft auf der See gelangt war. Nun konnte auch das Landheer größere
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Operationen unternehmen. Zunächst wurde 2. Nov. Pisagua von der Flotte beschossen und dort 9000 Mann gelandet. Mit 7000 Mann rückte General Escala von dort gegen Iquique vor, wo sich die Hauptmacht der vereinigten Heere von Peru und Bolivia unter dem Oberbefehl des Präsidenten Prado befand. Dieser sandte den General Buendia mit 8800 Mann Verbündeten dem chilen. Heere entgegen, und am 19. Nov. griff Buendia das bei San Francisco (Dolores) in befestigter Stellung stehende chilen. Heer an, wurde mit außerordentlichem Verluste zurückgeschlagen und von den Chilenen bis zum Fuße der Cordilleren verfolgt.
Das peruan. Heer wurde fast gänzlich vernichtet, die Chilenen hatten nur 1000 Mann Verlust. Nach diesem Siege rückte General Escala mit bedeutenden Verstärkungen weiter gegen Iquique vor und traf 21. Nov. daselbst ein, worauf die dort und im südl. Peru stehenden Truppen der Verbündeten nach Tarapaca abzogen, um sich mit den bei Arica stehenden zu vereinigen, und die chilen. Flotte Iquique in Besitz nahm. Am 27. Nov. bemächtigte sich Escala auch der Stadt Tarapaca, und hiermit war die ganze Provinz Tarapaca in den Besitz der Chilenen gelangt, die sogleich die Ausbeutung der großen, auf 8 Milliarden M. gewerteten Salpeterlager ins Werk setzten.
Die Mißerfolge des Heers und der Flotte hatten die Bevölkerung von Peru und Bolivia derart erbittert, daß in beiden Staaten die Präsidenten durch eine revolutionäre Bewegung gestürzt wurden und in Bolivia General Campero, in Peru Piérola ans Ruder gelangten, die den Krieg mit neuem Mut, aber ebenso geringem Erfolg fortsetzten. Chile ergänzte zunächst das Heer und dessen Ausrüstung, verstärkte die Flotte und blockierte vom ab Callao, den Hafen von Lima; [* 17] chilen. Kreuzer streiften bis Panama [* 18] und nahmen für Peru bestimmte Transportschiffe fort.
Ihre Hauptoperationen richteten die Chilenen aber gegen Arica, wo das Heer der Verbündeten stand, das jetzt Admiral Montero befehligte. Arica war stark befestigt und gegen Angriffe von der Seeseite durch hochgelegene Forts geschützt; man beschloß deshalb, weiter nördlich an Land zu gehen, und schiffte bei Ilo 18000 Mann und 24 Geschütze [* 19] unter Befehl des Generals Escala aus. Das verbündete Heer ging mit der Hauptmacht von Arica nach Tacna und schob 4000 Mann nach Moquegua vor.
Dort trafen 20. März die Vortruppen aufeinander; die Verbündeten zogen sich fast ohne Kampf nach Los Angeles zurück, von wo sie ebenfalls 22. März vertrieben wurden, worauf sie sich in einer Stärke [* 20] von 12000 Mann in der stark befestigten Stellung auf dem Alto de Tacna festsetzten. Am 25. Mai traf das chilen. Heer in Stärke von 13372 Mann und 50 Geschützen hier ein und erkämpfte am folgenden Tage einen glänzenden Sieg. General Escala besetzte Tacna und sendete eine Division zur Belagerung von Arica, das General Baquedano 7. Juni erstürmte. Der Versuch Piérolas, eine Föderation Perus und Bolivias herzustellen, scheiterte, und Bolivia gab jetzt den Krieg auf.
Die Vereinigten Staaten von Amerika [* 21] versuchten, den Frieden zu vermitteln; doch wollte sich Peru nicht zu einer Gebietsabtretung verstehen, sondern nur zum Ersatz der Kriegskosten verpflichten. Chile beschloß, nunmehr die feindliche Hauptstadt direkt anzugreifen. Am gingen 10000 Chilenen von Arica in See und landeten 20. Nov. bei Pisco südlich von Callao; wenige Tage später wurde die Hauptmasse des Heers (20000 Mann) nördlich von Callao ausgeschifft, erstürmte nach heftigem Kampfe Lurin, besiegte das peruan. Heer bei Chorillos und 15. Jan. bei Miraflores, und besetzte 17. Jan. Lima und 18. Jan. Callao. Die Chilenen hatten in den beiden letzten Schlachten [* 22] 5443 Mann verloren und 222 Kanonen, 19 Mitrailleusen und 15000 Gewehre erbeutet. Sie waren Herren des feindlichen Landes und fanden nirgends mehr bewaffneten Widerstand.
Da es bei den zerrütteten Staatsverhältnissen in Peru keine allgemein anerkannte Regierung gab, so mußte der Abschluß des Friedens noch hinausgeschoben und das Land besetzt gehalten werden, bis endlich mit dem zum Präsidenten gewählten Iglesias ein Friede geschlossen werden konnte, der ratifiziert wurde, und dem sich Bolivia 4. April anschloß. Die Bedingungen waren für die besiegten Staaten sehr hart. Das ganze streitige Gebiet ging an Chile über, und zwar trat Bolivia die Provinz Antofagasta ab, Peru die Provinz Tarapaca definitiv, während Tacna und Arica zunächst nur auf 10 Jahre unter chilen. Verwaltung gestellt wurden, nach deren Ablauf die Bevölkerung sich entweder für Chile oder für Peru entscheiden und das optierte Land dem andern 10 Mill. Doll. zahlen soll. Ein Grenzstreit mit Argentinien wurde durch den Vertrag mit Buenos-Aires friedlich beigelegt. Danach sollten in Patagonien die Cordilleren die Grenzlinie bilden, das Feuerland sollte geteilt werden und die Magalhãesstraße in C.s Besitz verbleiben. (Vgl. oben S. 178 b.)
Auf den Präsidenten Santa-Maria, der seit 1881 an der Spitze des Staates gestanden hatte, folgte Balmaceda, der sich durch große Fürsorge für den öffentlichen Unterricht, namentlich durch Heranziehung deutscher Lehrkräfte und Förderung der Eisenbahnbauten verdient machte. Ein Budgetkonflikt mit dem Kongreß gab im Jan. 1891 die Veranlassung zu einer Empörung, die bald einen großen Umfang annahm. Der Präsident löste den Kongreß auf, setzte das Budget aus eigener Machtvollkommenheit fest und zeigte sich entschlossen, auf jede Weise seine Stellung zu behaupten, während die Kongreßmitglieder, denen sich der größte Teil der Flotte anschloß, zunächst von den nördlichsten Provinzen Besitz ergriffen, von wo aus sie immer weiter nach dem Süden vordrangen. Im Februar wurde Pisagua erobert, Iquique beschossen und eingenommen und eine selbständige Regierung mit diplomat.
Vertretern in Neuyork, [* 23] Buenos-Aires und Paris [* 24] eingesetzt. Am 7. März wurden Balmacedas Truppen bei Pozo Almonte geschlagen und kurz darauf 2400 Regierungssoldaten genötigt, auf boliv. Gebiet überzutreten. Dagegen gelang es 23. April dem Torpedoboot Almirante Condell das Admiralschiff der Kongreßpartei, den Blanco Encalada, in der Bai von Caldera in die Luft zu sprengen. Inzwischen hatte Balmaceda ein wahrhaft despotisches Regiment geführt. Der oberste und der Appellationsgerichtshof waren aufgehoben, Militärgerichte eingesetzt und alle politisch Verdächtigen des Landen verwiesen. Endlich kam es in den letzten Tagen des August in unmittelbarer Nähe von Valparaiso zur Entscheidungsschlacht. Die Kongreßpartei hatte nämlich unter der Leitung des frühern preuß. Artilleriehauptmanns Körner ein gut discipliniertes Heer gebildet, das 19. Aug. ein wenig nördlich von Val-
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