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sind Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Hanf, Luzerne (als Viehfutter) und Tabak; [* 2] unter den Obstsorten: Walnüsse (Ausfuhr 1888: 2124485 kg, auch nach England, Frankreich und Deutschland), [* 3] Äpfel, Pfirsiche, Weintrauben, Erdbeeren, weiter nördlich Mandeln und Feigen. In den südlichsten Provinzen tritt bei der übermäßigen Feuchtigkeit der Ackerbau gegen die Ausbeutung des Holzes und gegen die Viehzucht [* 4] zurück; doch leidet diese unter der Unsicherheit des Besitztums.
Die meisten Ebenen haben sehr gute Weiden und gestatten einen Betrieb im großen Maßstabe. Namentlich die Rindviehzucht gewinnt an Ausdehnung [* 5] und liefert bedeutende Erzeugnisse für die Ausfuhr; auch die Schafzucht liefert reichen Ertrag an Wolle. Außerdem wird Pferde-, Schweine-, Ziegen- und Eselzucht getrieben. Man führt Pökelfleisch und Charqui (gedörrtes Fleisch), Wurst, Schinken, Butter und Käse, Horn, Knochen, [* 6] Ochsenhäute, Ziegen-, Schaf- und Chinchillafelle aus. Auch die Bienenzucht [* 7] liefert schon eine namhafte Ausfuhr von Honig und Wachs.
Industrie und Handel. Die Gewerbthätigkeit ist zwar noch untergeordnet, doch erzeugt sie schon viele Ausfuhrartikel, wie Seife, Bier, Sprit, Branntwein, Möbel [* 8] und Schuhe; ferner finden sich im Süden eine Menge von Sägemühlen.
Die Gesamthandelsbewegung (Einfuhr und Ausfuhr) betrug 1885: 241105479 Pesos, 1886: 252971963, 1887: 287904687, 1888: 324655483, 1890: 343865950 Pesos. Hiervon entfallen für das letzte Jahr 207585490 Pesos auf den Verkehr an den Küsten, 136280460 Pesos auf den Außenhandel und dazu 1237655 Pesos Transit.
Die Einfuhr, ohne Transit, hat sich gehoben von 40 Mill. Pesos im J. 1885 auf 60,7 Mill. Pesos im J. 1888 und 78,0 Mill. Pesos im J. 1892. Sie besteht aus Stabeisen, Eisenblech, Talg, Bauholz, Manufakturwaren, Zucker, [* 9] Steinkohlen und Luxusartikeln aller Art sowie Rindvieh aus Argentinien. An erster Stelle steht England mit (1890) 29,4 Mill. Pesos (1885: 15,5 Mill.), es folgen Deutschland mit 15,6 Mill. (7,1), Frankreich mit 6,8 Mill. (6,4), Argentinien mit 4,4 Mill. (3,2) und die Vereinigten Staaten [* 10] mit 5,2 Mill. (2,7).
Die Ausfuhr ist nun 73 Mill. Pesos im J. 1888 auf 64 Mill. Pesos im J. 1892 zurückgegangen. Etwa 40 Proz. der Ausfuhr besteht aus Salpeter, weitere 40 Proz. aus Kupfer, [* 11] Silber und Weizen. Die Salpeterausfuhr ist von 429 Mill. kg im Werte von 20 Mill. Pesos im J. 1885 auf 784 Mill. kg im Werte von 33,8 Mill. Pesos im J. 1888 und 1026 Mill. kg im Werte von 37 Mill. Pesos im J. 1890 gestiegen. Dagegen ist diejenige von Weizen von dem höchsten erreichten Betrage des J. 1887, 124 Mill. kg (5,6 Mill. Pesos), auf 92 und 50 Mill. kg (4,5 und 2,9 Mill. Pesos) in den folgenden Jahren zurückgegangen; ebenso die von Kupfer von 34 Mill. kg (14,8 Mill. Pesos) im J. 1888 auf 25 Mill. kg (6,7 Mill. Pesos) im J. 1889, und die von Silber von 205313 kg (8,3 Mill. Pesos) auf 152066 kg (6,1 Mill. Pesos).
Trotz der Verminderung der Ausfuhr in den letztgenannten vier Artikeln würde der Wert der Gesamtausfuhr im J. 1889 den des Vorjahres um ½ Mill. Pesos überstiegen haben, wenn nicht ein bedeutender Preisfall eingetreten wäre, so bei Silber von 42,22 Doll. auf 39,66 Doll. per Kilogramm, bei Kupfer, infolge des bekannten Syndikats und seines Zusammenbruchs, von 44,29 Cents auf 28,24 Cents per Kilogramm. Als wichtiger Ausfuhrartikel ist außerdem das bekannte Valdivia-Sohlleder zu erwähnen.
Als Mittelpunkt des ganzen Handels gilt Valparaiso [* 12] (s. d.), dessen Hafen auch nach Eröffnung der Panama-Eisenbahn der wichtigste Seeplatz der ganzen Westküste Südamerikas geblieben und in sehr lebhaftem Verkehr nicht nur mit der Küste sowie mit Argentinien, Brasilien [* 13] und Europa, [* 14] sondern auch mit den engl. Kolonien in Australien, [* 15] mit Polynesien und China [* 16] steht. Es vermittelt zwei Drittel der Einfuhr (45,7 Mill. Pesos). In Bezug auf die Ausfuhr wird es aber noch übertroffen von den Salpeterplätzen Iquique und Pisagua. Sonstige bedeutende Häfen sind noch Coquimbo, Talcahuano, Coronel, Antofagasta, Taltal und Valdivia. Das früher bedeutende Caldera ist nach Erschöpfung der benachbarten Silber- und Kupferminen mehr und mehr zurückgegangen.
Verkehrswesen. Der Schiffsverkehr in allen chilen. Häfen wird, Eingang und Ausgang zusammengerechnet, 1890 auf 17856 Schiffe [* 17] mit 16689014 t (1885: 13415 Schiffe mit 11320192 t) angegeben. Wie im Handel, so nimmt auch in der Schiffahrt England die erste Stelle ein mit 7,8 Mill. t (1885: 5,1), es folgt von auswärtigen Nationen Deutschland mit 1,9 Mill. t (0,6), Frankreich mit 0,88 (0,48) und die Vereinigten Staaten mit 0,14 (0,16). Die chilen. Flagge ist mit 5,8 Mill. (4,7) beteiligt.
Sechs Dampfschiffahrtsgesellschaften vermitteln den Verkehr mit Europa, zwei englische, die Pacific-Steam-Navigation Company und die Golf-Company, zwei deutsche, die Kosmos-Gesellschaft und die Hamburg-Pacific-Gesellschaft, eine französische und eine italienische. Dazu kommt die Compañia sudamericana de vapores, welche jetzt auch regelmäßig Schiffe nach Europa schicken will. Außerdem ist eine erhebliche Anzahl großer deutscher Segelschiffe in der Salpeterfahrt beschäftigt. Sitz des deutsch-chilen. Geschäfts ist hauptsächlich Hamburg. [* 18] Die Ausfuhr dieses Platzes nach Chile [* 19] betrug 1889: 35 Mill. M., 1890: 37 Mill. M., seine Einfuhr von dort 65 und 64 Mill. M., darunter Salpeter 50,8 Mill. M., Silber- und Kupfererze 3,6 Mill., Jod und Jodkalium 3,1 Mill., Sohlleder 3,7 Mill. M.
An Eisenbahnen waren (Ende 1890) 3100 km im Betriebe, sodaß auf je 100 qkm 0,4 km und auf je 10000 E. 11,2 km Bahnen entfielen. Während im Norden [* 20] neben zahlreichen Privatbahnen, [* 21] außer der in chilen. Verwaltung stehenden Bahn Arica-Tacna (63 km), nur eine Staatsbahn (Chañaral-Salado) von 60 km Länge vorhanden ist, sind im Süden des Landes neben etwa 1140 km Staatsbahnen nur zwei kleine Privatbahnen (40 und 89 km) im Betrieb. Die älteste Eisenbahn C.s und gleichzeitig die zweitälteste Bahn des südamerik.
Festlandes ist die eröffnete Linie von Caldera nach Copiapo; die erste Staatsbahn ist die durch ihre großartigen Kunstbauten bekannte Linie von Valparaiso nach Santiago (Nordbahn), welche bis Quillota (55 km), 1862 bis Llai-Llai (37 km) und bis Santiago (94 km) eröffnet wurde. Der Weiterbau der Nordbahn nach Süden bis Curico wurde 1868 vollendet und die Fortsetzung über Talca nach Talcahuano mit Zweigbahn von San Rosendo nach Angol beim Ausbruch des Krieges mit Peru [* 22] eröffnet. Die Verlängerung [* 23] der Süd- oder Centralbahn zweigt nördlich von Angol, unweit Robleria, ab und endet bei Victoria [* 24] in der Provinz Malleco. Nach inzwischen
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bereits erfolgter gesetzlicher Genehmigung einer Fortsetzung der Südbahn von Victoria nach Osorno mit Abzweigung nach Valdivia dürften die südl. Ausläufer des chilen. Eisenbahnnetzes sich bald bis in die Nähe der Insel Chiloe erstrecken. Die Centralbahn soll demnächst auch im nördl. Gebiet unter Benutzung der bestehenden Privatbahn La Serena über La Higuera, Vallenar, Copiapo nach Taltal (ungefähr 1350 km) vom Staate ausgebaut werden. Durch Gesetz vom ist die Anlage von weitern 12 Staatsbahnlinien (rund 1200 km) genehmigt und dafür ein Kostenaufwand von 60440000 M. vorgesehen.
Die im Bereich der Süd- oder Centralbahn zu bauenden Strecken, wie Victoria-Osorno-Valdivia (403 km), die Abzweigung nach Tome (200 km) u. s. w., erhalten eine Spurweite von 1,68 m; die Linie Constitucion-Talca (89 km) und die im Norden zu bauenden Strecken werden in schmaler Spur (1 m) ausgeführt. Die meisten Privatbahnen sowie die Staatsbahn Chañaral-Salado sind Schmalspurbahnen (0,61 bis 1,07 m), doch sind auch größere Strecken in Normal- bez. Breitspur hergestellt.
Unter den Privatbahnen sind hervorzuheben: Iquique-Pisagua (Spurweite 1,435 m), die Antofagasta- und Bolivia-Eisenbahn (0,76 m), die Bahn Caldera-Copiapo mit den Abzweigungen nach Puquios, S. Antonio und Juan Godoi (1,435 m), die Bahn Coquimbo-Ovalle (1,68 m), Patillos-Lagunas (0,61 m) u. a. Von der südamerik. Überlandbahn von Buenos-Aires nach Valparaiso bez. dem Stillen Ocean ist die auf argentin. Gebiet belegene Strecke von Buenos-Aires nach Mendoza (1039 km) seit März 1888 im Betriebe und die Reststrecke größtenteils fertiggestellt, während von der in Chile belegenen Strecke, auf der die Anden überschritten werden müssen, bereits die Abzweigung der Nordbahn Las Vegas-Santa Rosa de los Andes in den J. 1871 und 1874 eröffnet wurde und sich nur noch die Linie von Santa Rosa bis zu dem 5065 m langen Tunnel [* 26] auf eine kurze Strecke in der Ausführung befindet. Eine zweite Überlandbahn ist geplant; sie soll die Cordilleren am Pichachenpaß in einer Höhe von 1600 m überschreiten und die chilen. Hafenstadt Concepcion mit Buenos-Aires bez. Bahia Blanca [* 27] in Argentinien verbinden. (S. Argentinische Republik, [* 28] Handel und Verkehrswesen.)
Post und Telegraph. [* 29] Chile gehört dem Weltpostverein an und versendet und empfängt seit 1888 auch Pakete und Geldanweisungen. Die Zahl der Postämter betrug (1891) 516; sie stehen unter dem Generalpostamt in Santiago. Befördert wurden 18340086 Briefe, 32446 Warenproben, 24308777 Zeitungen und Drucksachen. Die Telegraphen [* 30] stehen unter einer besondern Generaldirektion. Die Länge der Telegraphendrähte betrug (1892) 13355 km, und es bestehen 304 Telegraphenämter. Außerdem giebt es noch mehrere Privattelegraphen und Telephonlinien (107 Bureaus, 8297 km Linienlänge).
Verfassung und Verwaltung. Chile, seit 1818 unabhängig von Spanien, [* 31] gab sich 1833 die heute gültige Verfassung. Die gesetzgebende Gewalt hat der Nationalkongreß, der aus Deputiertenkammer und Senat besteht. Die Deputierten werden durch direkte Wahl je einer für 30000 E. auf 3 Jahre gewählt, die Senatoren, für je drei Deputierte einer, auf 6 Jahre. Die exekutive Gewalt hat der auf 5 Jahre indirekt gewählte Präsident, der nach Ablauf [* 32] seiner Amtsdauer nicht wiedergewählt werden kann, unterstützt von 6 Ministern und einem Staatsrat von 11 Mitgliedern, von denen er 5, der Kongreß 6 ernennt. - Chile zerfällt in folgende 23 Provinzen und ein Territorium (Magallanes):
Provinzen | qkm | Einwohner 1893 |
---|---|---|
Tacua | 22500 | 31599 |
Tarapaca | 50000 | 48194 |
Antofagasta | 187000 | 36220 |
Atacama | 73500 | 69642 |
Coquimbo | 33423 | 194493 |
Aconcagua | 16126 | 154538 |
Valparaiso | 4297 | 224866 |
Santiago | 13527 | 392585 |
O’Higgins | 6537 | 92790 |
Colchagua | 9829 | 161638 |
Curico | 7545 | 105726 |
Talca | 9527 | 158360 |
Linares | 9036 | 117657 |
Maule | 7591 | 128375 |
Nuble | 9210 | 163659 |
Concepcion | 9155 | 230847 |
Biobio | 10769 | 129651 |
Arauco | 11000 | 88332 |
Malleco | 7400 | 71625 |
Cautin | 8100 | 43927 |
Valdivia | 21536 | 62020 |
Llanquihue | 20260 | 76819 |
Chiloe | 10348 | 80530 |
Magallanes | 195000 | 3282 |
Jede Provinz hat als höchsten Verwaltungsbeamten einen Intendente, jedes Departement einen Gobernador, die der Präsident beliebig absetzen kann. Die Richter sind unabsetzbar und werden vom Präsidenten aus den von den Appellationsgerichten aufgestellten Listen ernannt. In Santiago existiert ein höchstes Gericht: Cortesuprema; es giebt 5 Appellationsgerichte: in Santiago, Concepcion, Serena, Tacna und Talca. Jede Departementshauptstadt hat einen studierten Richter: Juez de letras, die größern Städte mehrere, und diese sind dann besondere Civilrichter und Kriminalrichter, auch Handelsrichter. In Bagatellsachen richten unbesoldete Richter der Subdelegationen und Distrikte, in welche das Departement geteilt ist, diese sind absetzbar.
Die Lokalverwaltung besorgen in den Städten gewählte Municipalitäten, unter dem Vorsitz der Intendanten oder Gouverneure. Ein Staatsgefängnis befindet sich in der Hauptstadt und an der Magalhãesstraße eine Strafkolonie. Um dem Lande mehr Menschenkraft zuzuführen, hat die Regierung auf alle Weise die Einwanderung begünstigt und durch das Gesetz vom den Fremden, welche sich in den südl. Teilen ansiedeln wollen, bedeutende Vorteile gewährt; doch sind die offiziellen Angaben mit Vorsicht aufzunehmen. - Das Wappen der Republik ist ein quergeteilter Schild, [* 33] oben blau, unten rot, mit einem fünfeckigen silbernen Stern in der Mitte. Der Schild ist oben mit drei Straußenfedern besteckt; als Schildhalter dienen ein Pferd [* 34] und ein Kondor in natürlichen Farben, beide gekrönt. Die Devise lautet: Por la razon ó la fuerza. - Die Flagge hat zwei gleichgroße Horizontalstreifen;
der obere ist geteilt und zeigt im ersten Drittel am Flaggenstock einen fünfeckigen
[* 25] ^[Abbildung]
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