«Collection of English and Scottish ballads» (8 Bde.,
Bost. 1861),
gänzlich umgearbeitet zu «The English and Scottish popular ballads (Bd.
1-8, 1884-91), »Four old plays" (1848),
«Poems of sorrow and comfort» (1865),
«Observations on the language of Chaucer and
Gower» (1862 u. 1866 in den «Memoris of the Am.
Academy, New Series 8, 9»).
(spr. tscheild),
Lydia Maria, geborene Francis, nordamerik. Schriftstellerin, geb. 11. Febr. 1802 zu Medford (Massachusetts),
veröffentlichte eine Anzahl geschätzter Romane: «Hobomok» (1824),
«The Rebels» (1825),
«The first settlers» (1829) u. s. w.;
am bekanntesten wurde sie durch ihre Schriften und ihr Wirken gegen die Sklaverei.
Ihr «Appeal in behalf
of that class of Americans called Africans» (1833) war das erste gedruckte Buch in der Bewegung der Abolition und machte sie zur
gefeierten Vertreterin dieser Richtung. Mit ihrem Manne David Lee Child gab sie 1840-44 den «National antislavery Standard» heraus.
Ihr Briefwechsel mit und über John Brown wurde 1860 in 300000 Exemplaren verkauft und rief eine große
Erregung hervor. Andere Werke von ihr sind: «The American frugal housewife» (1829),
«History of the condition of women of all
ages and nations» (1832) und «The progress of religious ideas through successive
ages» (3 Bde., 1855),
«Aspirations of the World» (1878). Sie starb 20. Okt. 1880 zu Wayland
(Massachusetts). -
Vgl. die Ausgabe ihres Briefwechsels mit einer Einleitung von J. G. ^[John Greenleaf] Whittier und einem
Appendix von Wendel Phillips (Bost. 1882; neue Ausg. 1891).
oder Chylde (spr. tscheild), früher Beiname des ältesten Sohns eines Adligen, bevor er die Titel
seines Vaters erhielt oder neue Ehren durch eigenes Verdienst erworben hatte, z. B. Childe Roland.
Häufig wird das Wort in der Poesie als altertümlicher Titel angewendet, z. B. in Byrons «Childe Harold».
Name von drei Frankenkönigen aus dem Geschlecht der Merowinger. - Childebert I. erhielt nach seines Vaters Chlodwig
Tode 511 das Reich von Paris, welches er nach dem Tode seines Bruders Chlodomer von Orléans, 524, durch einen
Anteil an dessen Hinterlassenschaft, und dann durch Teile von Burgund und von der Provence vergrößerte, die er zusammen mit
den andern Frankenkönigen eroberte. Er starb erbelos 558, sein Gebiet fiel an Chlothar I. - Childebert II., geb.
570, war der Sohn Sigiberts I. von Austrasien und der westgot. Brunhilde (s. d.). Als sein Vater 575 ermordet wurde, gelang
es einem Getreuen den Sohn zu retten, später kam auch die Mutter nach Austrasien zurück und regierte gemeinschaftlich mit
dem Sohne. Bei seinem Tode 596 erhielt Brunhilde seinen Kindern das Reich. - Childebert III. führte den Namen König
von 695 bis 711 unter der thatsächlichen Herrschaft des Hausmeiers Pippin des Mittlern. -
Vgl. G. Richter, Annalen der deutschen
Geschickte im Mittelalter, Abteil. 1 (Halle 1873).
drei Frankenkönige aus dem Geschlecht der Merowinger. - Childerich I., Sohn des Merowech
und Vater Chlodwigs, war König eines Teils der salischen Franken etwa seit 457. Sein Sitz war Tournai, er starb 481. Der Sage
nach wurde er am Anfange seiner Regierung zeitweise vertrieben. Seit 463 erscheint er als Freund der Römer, welche sich noch
um Soissons und Paris hielten, und unterstützte sie im Kampfe gegen die Westgoten und die vom Meere her
angreifenden Sachsen. 1653 wurde
C.s Grab in Tournai entdeckt. Man fand darin seinen Siegelring und viele goldene Bienen, mit
welchen wohl sein Mantel besetzt gewesen war.
Vgl. Junghans, Geschichte der fränk. Könige Childerich und Chlodovech (Gött.
1857);
Chifflet, Anastasis Childerici I. (Antw. 1655);
Cochet, Le tombeau de Childeric (Par. 1859). -
Childerich II. war der Sohn Chlodwigs II. und Bruder Chlothars III., der ihm 660 Austrasien überließ. Nach dem Tode des letztern,
670, vereinigte er das ganze Frankreich, wurde aber schon 673 ermordet. - Childerich III. wurde von den Söhnen
Karl Martells, Pippin und Karlmann, März 743, auf den seit 7 Jahren unbesetzten Thron erhoben, 752 jedoch nebst seinen Kindern
in ein Kloster verstoßen, als Pippin (s. d.) selbst die Krone an sich nahm. Mit ihm endete die Königsherrschaft der Merowinger.
-
Vgl. Hahn, Jahrbücher des Fränkischen Reichs 741-752 (Berl. 1863).
(spr. tschill-), Hugh, liberaler engl. Staatsmann,
geb. 25. Juni 1827 in London, studierte in Cambridge, begab sich 1850 nach Australien, wo er in der Regierung der Kolonie Victoria
als Bevollmächtigter für Handel und Zollangelegenheiten Anstellung fand und Mitglied der gesetzgebenden Versammlung wurde. 1857 kehrte
er als Generalagent der Kolonie nach England zurück und trat 1859 ins Parlament für Pontefract, das er
bis 1885 ununterbrochen vertrat. 1864 ernannte ihn Palmerston zum Admiralitätslord, 1865 zum Schatzsekretär; dieses Amt
verlor er 1866 beim Fall des Ministeriums, erhielt es aber 1868 unter Gladstone zurück.
Nachdem Childers mehrere Verwaltungsreformen eingeführt hatte, trat er 1871 aus Gesundheitsrücksichten
ab, übernahm 1872 wieder den Posten als Generalagent für die Kolonie Victoria und war 1872-73 Kanzler des Herzogtums Lancaster.
In Gladstones zweitem Kabinett wurde er 1880 Kriegsminister, erhielt Dez. 1882 die Finanzen und trat 1885 mit dem Ministerium
zurück. In Gladstones kurzem dritten Kabinett 1886 verwaltete er das Innere. Childers vertritt seit 1886 Edinburgh
im Unterhause, wo er den Liberalen angehört.
(spr. tschill-), Robert Cesar, Kenner, der Palisprache, geb.
1838, erhielt 1860 eine Civilanstellung auf Ceylon, mußte aber schon 1864 aus Gesundheitsrücksichten nach England zurückkehren. 1872 wurde
er Unterbibliothekar an der India Office Library und 1873 erster Professor für Pali und buddhistische
Litteratur am University College in London, starb aber schon 28. Juli 1876. Sein Hauptwerk ist das «Dictionary of
the Pali language» (Lond. 1875).
oder Chili (spr. tschi-), Republik an der Westküste Südamerikas, ehemals ein span. Generalkapitanat, grenzt
im N. an den Fluß Camarones, der Chile von der Provinz Tacna scheidet, und wenn diese zu Chile gerechnet wird,
an den Sama, in 17° 17' nördl. Br., im O. mit dem Hauptkamm der Andenkette an die Argentinische Republik, im S. und W. an die
Südsee und erstreckt sich bis zum Kap Hoorn. Die Länge beträgt also über 4200 km. Die Breite ist nur
in der Provinz Antofagasta etwas über 400, gewöhnlich nur über 140, an einzelnen Stellen nur 110 km. Patagonien wurde durch
ein am 23. Juli 1881 mit der Argentinischen Republik abgeschlossenes Übereinkommen so geteilt, daß Chile den westl.
Teil erhalten sollte, der durch die hohe Cordillere, welche die Wasserscheide bildet, begrenzt ist. Es
stellte sich aber heraus, daß die Wasser-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
mehr
scheide vielfach nicht von der hohen Cordillere gebildet wird, sondern östlich davon auf dem patagon. Tafellande liegt. Eine
von beiden Staaten ernannte Kommission stellte 1886 die Südgrenze fest, danach gehört zu Chile fast der ganze südlich des 52. °
südl. Br. liegende Teil von Patagonien, samt dem südl. Archipel (Territorio Magallanes), mit Ausnahme
der Osthälfte vom Feuerland und der Staateninsel. Der Flächeninhalt beträgt 776000 qkm, davon 195000 qkm auf das Territorium
Magallanes. (S. Karte: La-Plata-Staaten, Chile und Patagonien.)
Bodengestaltung. Chile wird in seiner größten Länge von den Cordilleren (s. d.)
im O. begrenzt. Sie fallen gegen W. steil zu einer langen Ebene ab, welche schon in den nördlichsten
Teilen C.s erkennbar und hier durch die Salpeterlager ausgezeichnet ist, in der Mitte aber, zwischen Coquimbo und Puerto-Montt,
das sog. große chilen. Längenthal (200-800 m Höhe) bildet.
Dieses ist durch zahlreiche Querhügel zerteilt und durch eine meridionale Kette in zwei Längshälften geteilt, aber
deutlich abgehoben von den Anden im O. und der Küstencordillere im W. Südlich von Puerto-Montt verschwindet das Längenthal,
in welchem die chilen. Hauptbahn erbaut ist.
Dasselbe wird hier durch die Kanäle zwischen Chiloe und den Chonosinseln einerseits, dem Festlande andererseits bezeichnet
und ist unter das Meer getaucht. Westlich der fruchtbaren und bestangebauten Längsthäler erhebt sich
die Küstencordillere, die von der peruan. Küste beginnt, in Nordchile deutlich erkennbar ist, in Atacama und Antofagasta einen
geschlossenen Zug
bildet, weiter südlich mit den Vorbergen der Anden verschmilzt, dann aber südlich Valparaiso wieder deutlicher
hervortritt und noch 2000 m Höhe übersteigt.
Südlich der Cordillera de Nahuelbuta in Arauco und der Cordillere von Llanquihue tritt sie aber auf Chiloe
und die Chonosinseln über und verschwindet erst im Feuerland. Während die Hauptkette der Anden aus mesozoischen, im äußersten
Norden aus paläozoischen Gesteinen zusammengesetzt ist, bietet die Küstencordillere den Eindruck eines ältern Gebirges
dar. Alte metamorphische und krystallinische Schiefer, Sandsteine, viele alte Eruptivgesteine, Grünsteine
und Porphyre sind die Hauptbestandteile.
Porphyre nehmen freilich auch an dem Aufbau der Hauptkette der Anden teil; dazu Andesite und Trachyte. Die Pässe, welche nach
der Argentinischen Republik über die Anden führen, sind meist ziemlich hoch, wenigstens in den mittlern und nördl. Teilen.
Der von der Eisenbahn benutzte Uspallata- oder Cumbrepaß östlich von Sta. Rosa de los Andes ist 3900 m hoch, der Portillo del
Azufre 3645 m, der Portillo de Valle Hermoso 4110 m, der Portillo de Peña Negra 4078 m, der Portillo de Come Caballos 4350 m,
die Quebrada de la Barranca Blanca 4462 m. Von dem Planchonpasse (2507 m) östlich von Curico an werden
die Pässe niedriger; am Tronador vorüber führt, von Llanquihue nach dem Nahuel-Huapi-See, der nur 900 m hohe Boquete de
Perez Rosales. Im äußersten S. sollen die Pässe zum Teil erst auf argentin. Gebiete liegen; schon südlich
von 44° südl. Br. beginnen die Flüsse in die patagon. Hochebenen einzuschneiden. In Nordchile erreicht der Paß San Francisco
zwischen Atacama und Catamarca 4870 m, die Abra del Tolar zwischen Salta und Antofagasta 4320 m. Ebenso große Höhen zeigen
die von Tarapaca und
Tacna nach Bolivia führenden Pässe Tacora 4180 m, Pichuta u. a.
Bewässerung. Das Flußnetz ist schwach entwickelt, da die Wasserscheide nahe am Meere liegt. Im N. ist der Rio Loa der einzige
größere Fluß; in tiefen Querthälern (Cajones) dringen die Flüsse von oben herab, treten ins Längsthal ein und durchbrechen
dann die Küstenkette. Im N. erreichen sie kaum das Meer, in Tarapaca überhaupt nicht; im Süden fassen
sie sehr viel Wasser. Der Biobio ist 370 km lang, der größte Fluß C.s; zu erwähnen sind noch der Aconcagua, Maipo, Rapel,
Maule, Imperial, Cautin, Tolten, Bueno, Maullin. Schiffbar sind sie meist nur auf wenige Kilometer. Merkwürdigerweise entspringen
südlich von 42° manche östlich von den Anden auf der patagon. Hochebene und durchbrechen dann das Gebirge.
Klima. Bei der großen Längenausdehnung und der unregelmäßigen Oberfläche des Landes ist das Klima natürlich sehr verschieden.
Die Nähe der mit ewigem Schnee bedeckten Cordillere auf der einen, des Oceans auf der andern Seite machen es
im ganzen mild, gleichmäßig und gesund. Schnee fällt niemals in den Küstengegenden nördlich von Chiloe, und selbst am
Fuße der Cordillere widersteht das in dem sog. Winter zur Nachtzeit gebildete Eis nicht der Morgensonne.
Besonders gleichmäßig ist das Klima der Küste, während im Innern größere Unterschiede der Temperatur vorkommen. In
Santiago ist die mittlere Jahrestemperatur 13,1° C. (Jan. 19,0°, Juli 7,2°) und die Schwankungen
zwischen Tag und Nacht betragen oft 14°. Weiter nach S. nimmt die Sommerwärme bedeutend ab, während der Winter fast gleich
bleibt; erst südlich von Chiloe bleibt der Schnee im Winter wochenlang liegen. Die bedeutendsten Gegensätze zeigt
Chile in Bezug auf die Regenverteilung.
Während in Atacama Regen fast unerhört ist und man in Coquimbo nur aus etwa drei Regentage im Jahre rechnen kann, sodaß Ackerbau
nur durch künstliche Bewässerung ermöglicht wird, trifft man in den mittlern Provinzen etwa 57 Regentage, und zwar fast nur
während der Wintermonate; das übrige Jahr hindurch ist die Luft sehr rein und klar. Die südl.
Provinzen liegen ganz in der Region der vorherrschenden Westwinde und zeigen deswegen eine Regenmenge, die außerhalb der Tropen
selten ist.
Die vorherrschenden Windrichtungen sind, der Gestaltung des Landes entsprechend, Nord und Süd; Stürme sind nicht selten, namentlich
richten im Winter Nord- und Nordweststürme an den Küsten großen Schaden an. Die in den Anden hausenden Stürme sind von einer
furchtbaren Heftigkeit. Trockenheit, schroffe Extreme namentlich auf den Hochebenen, starke Wärme an der Küste gelten für
den N., triefende Feuchtigkeit, kühles Seeklima, Gleichmäßigkeit für den S. Doch ist auch die nördl.
Küste weit weniger warm als der O. des Kontinents unter gleicher Breite.
Arica unter 18½° südl. Br. hat nur 19,7° Mitteltemperatur. Im S. treten wieder die winterlichen Niederschläge hervor,
wie zu Punta-Arenas; dies hat nur 6,2° C. Mitteltemperatur, Januar 10,7°, Juli 1,6°, dabei 570 mm Regen, etwa wie
Talca (500 mm). Dagegen Ancud auf Chiloe 3400 mm, Puerto-Montt 2450 mm, Valdivia 2930 mm. Und wieder Serena 40 mm, Copiapo sogar
nur 8 mm. Daher steigt die Schneegrenze im N. sehr hoch (über 5300 m) an; im S. dagegen ist die Schneelinie am Osorno (41°
südl. Br.)
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]