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von 68, «Nordseite» von 40, «Westseite» von 75 Mill. Passagieren benutzt; die Einnahmen betrugen 3,5, 2 und 3,6 Mill. Doll. Außerdem vermitteln Omnibusse und Droschken den Verkehr zwischen den Bahnhöfen und Hotels. - Im Hafen von Chicago liefen aus 10294, ein 10224 Schiffe [* 2] mit zusammen 11031552 t. Der Binnenschiffahrt dient der Illinois- und Michigan-Kanal; eine neue künstliche Verbindung mit dem Mississippibecken ist geplant.
Die Einnahmen der Post beliefen sich (1891) auf 3693877,58, die Ausgaben auf 1376997,99 Doll. Es kamen an 139860372 Briefe und Postkarten, 10428156 Stadtbriefe, 39348088 Drucksachen, 3265528 eingeschriebene Briefe und Pakete. Die Geldsendungen werteten 10501670,79, davon ins Ausland: 380737,36 Doll.- Das Telegraphenwesen ist in den Händen von Privatgesellschaften, nämlich Western-Union-Telegraph-Co. und Postal-Telegraph-Co. Dasselbe gilt vom Telephonbetrieb.
Geschichte. Die erste Spur einer Ansiedelung der Weißen in dem heutigen Chicago tritt 1804 auf, als die Bundesregierung unterhalb der jetzigen Rush-Straßen-Brücke und östlich von der Michigan-Avenue das Fort Dearborn als vorgeschobenen Posten im Gebiet der Pottawatomie-Indianer erbaute. Als 1812 der Krieg mit England ausbrach, wurde das Fort verlassen. 1816 wurde Fort Dearborn wieder aufgebaut und seit 1831 Sammelplatz für die Einwanderer. 1832 wurde die Macht der Indianer gebrochen und ihr Häuptling Blackhawk gefangen. Ein Vertrag wurde abgeschlossen, und die Indianer zogen sich in die damals unbewohnte Region westlich vom Mississippi (das jetzige Iowa) zurück; 1837 wurde das Fort von der Regierung aufgegeben.
1818 gab es erst vier weiße Ansiedler. Der eigentliche Ursprung datiert von der Anlage des Illinois- und Michigan-Kanals, der vom Staate Illinois 1829 beschlossen wurde, nachdem er 1827 eine beträchtliche Landschenkung zu diesem Zwecke bewilligt hatte. Im Herbste 1829 wurde Chicago zunächst als Dorf angelegt mit einem Flächeninhalt von 0,86 qkm. Die Arbeiten des Kanalbaues belebten die Einwanderung. 1833 wies der Kongreß 30000 Doll. zur Vertiefung der Einfahrt in den Chicagofluß an, und von da ab wurde derselbe dem Handel der großen Binnenseen geöffnet. Im Sommer wurden 150 Holzhäuser erbaut und Chicago wurde als «Town» inkorporiert, im Mai 1837 zur Stadt erklärt.
Die Stadt hatte bereits einen Flächenraum von 25 qkm und 4179 E. Das Wachstum war so stark, daß 1871 das Gebiet 92,88 qkm mit 20 Wahlbezirken umschloß, von denen jeder zwei Abgeordnete in den Stadtrat zu wählen hatte. 1848 war der Kanal [* 3] in 154,46 km Länge fertig gestellt und förderte den Verkehr vom Illinoisfluß mit den Seen beträchtlich. Doch erst die Ära der Eisenbahnen verschaffte der Stadt ihre beispiellose Entwicklung und das Übergewicht über alle andern Städte des Westens der Vereinigten Staaten. [* 4]
1871 war Chicago eine angehende Großstadt, ein wichtiger Handelsplatz. Da brach am Abend des 7. Okt. nach langer Dürre auf der Westseite Feuer aus. Nachdem das auf der Südseite gelegene Centrum in Asche gelegt, wandten sich die Flammen 8. Okt., zum zweitenmal den Fluß überspringend, der Nordseite zu und zerstörten auch diesen ganzen Stadtteil fast vollständig, sodaß Chicago für immer vernichtet schien. Doch die Asche der Ruinen war noch nicht kalt, als man den Wiederaufbau in Angriff nahm. In einem Jahre war Chicago so weit wiederhergestellt, daß alle Geschäfte zurück in die Stadt verlegt werden konnten. Ein Jahr später war die Stadt fast wieder ganz aufgebaut. Vor dem Feuer war höchstens ein Dritteil des Geschäftsviertels massiv bebaut gewesen; jetzt waren viele bis sechsstöckige Bauten aus dem Schutt hervorgewachsen und viele der früher leeren Stellen bebaut. Überall entwickelte sich eine fieberhafte Thätigkeit, die aber 1873 eine Krisis zur Folge hatte, sodaß erst Ende der siebziger Jahre die Bauthätigkeit wieder aufgenommen werden konnte.
Litteratur. Sheahan, Chicago, seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Chicago 1872; deutsch und englisch);
Andreas, History of Chicago from the earliest to the present time (3 Bde., ebd. 1884);
Schick, and its environs (ebd. 1891);
Seeger, Chicago, die Geschichte einer Wunderstadt (ebd. 1892);
Hesse-Wartegg, Chicago. Eine Weltstadt im amerik.
Westen (Stuttg. 1893);
Blum, Amerik. Städtebilder.
I. Chicago und die columbische Weltausste
llung 1893 (Zür. 1893 fg.).