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Titel
Chemnitz.
1) Amtshauptmannschaft (ohne Stadt Chemnitz) in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, [* 3] hat (1890) 187 800 (91 749 männl., 96 051 weibl.) E., 3 Städte und 79 Landgemeinden.
2) Selbständige Stadt, erste Fabrikstadt Sachsens und eine der bedeutendsten Deutschlands, [* 4] etwa 35 km von der österr. Grenze, liegt in 306 m Höhe (Bahnhof), 50° 50' von Greenwich, in einer Einsenkung des Erzgebirgischen Beckens, am gleichnamigen Flüßchen und hatte (1888) im Mittel eine Jahrestemperatur von etwa 7° C., einen Luftdruck von 734 mm und eine Niederschlagsmenge von 637 mm sowie einen Flächenraum von etwa 15,36 qkm.
[* 5] ^[Abb.]
Bevölkerung. [* 6] Chemnitz [* 7] hatte 1840 : 23 476, 1864: 54 827, 1880: 95 123, 1885: 110 808, 1890: 138 954 (67 864 männl., 71 090 weibl.) E., d. i. eine Zunahme (1885-90) von 28 146 (25,4 Proz.) oder jährlich 5629 Personen;
Geburten (1892) 6218, Sterbefälle 4586, Eheschließungen 1236, Zuzug (1892) 20 891, Abzug 19 902. Dem Religionsbekenntnis nach waren 129 176 Lutherische, 7138 röm., 440 deutsche Katholiken, 278 Reformierte und 953 Israeliten;
der Staatsangehörigkeit nach 5531 Österreicher, 364 Angehörige der übrigen europ. Staaten und 69 Nichteuropäer. In Garnison (1717 Mann) liegt das Infanterieregiment Prinz Friedrich August von Sachsen [* 8] Nr. 104. Rechnet man zu der Einwohnerzahl von 1890 (138 954) noch diejenige der Ortschaften, welche an Chemnitz angrenzen, mit der Stadt in regem Verkehr stehen, und deren Bewohner daselbst Beschäftigung finden, nämlich Altchemnitz (6398 E.), Altendorf (3834), Bernsdorf (2080), Borna (2299), Furch (1907), Gablenz (9857), Hilbersdorf (4893) und Kappel (5245), zusammen 36 513 E., so erhält man für Groß-Chemnitz eine Einwohnerzahl von 175 467.
Anlage. Plätze. Bauwerke. Die Stadt ist nur in ihrem Mittelpunkte, der ehemaligen Festung, [* 9] ältern Ursprungs; die Vorstädte sind erst in diesem Jahrhundert entstanden. Etwa 50 ha des Weichbildes sind von freien Plätzen und Promenaden bedeckt; zu nennen sind die Schloßteichanlagen, der Stadtpark, der große Festplatz am Küchwald und der mit der Petrikirche besetzte Schillerplatz in der Nähe des Hauptbahnhofs. Chemnitz hat 7 evang. Kirchen, darunter die Jakobikirche aus dem J. 1389, im 18. Jahrh. und 1879-80 abermals im got. Stile umgestaltet, mit einem Gemälde von Lukas Kranach dem Ältern in der Sakristei; die 1514-25 in spätgot.
Stil vollendete Schloßkirche mit beachtenswertem Portal und Bildern der alten frank. Schule; die 1888 erbaute got. Kirche St. Nikolai auf dem Niklasberge von Schramm und die ebenfalls neue Petrikirche von Enger; ferner eine kath. Kirche. Von weltlichen Bauten sind zu erwähnen das alte spätgot. Rathaus mit Laubengängen und hohem Turm [* 10] am Markt und das neue Rathaus an der Poststraße, die Post, das Reichsbankgebäude, das auf dem Kaßberg, der Centralbahnhof, die königl. ¶