Prozesse,chemische Vorgänge, sind alle
Veränderungen, bei denen vorher vorhandene chem. Körper (die Ingredienzien
der Chemische Prozesse) in andere (die Produkte der Chemische Prozesse) übergehen. Wird ein chem.
Körper so verändert, daß zwei oder mehrere neue aus ihm entstehen, so ist der Vorgang ein analytischer,
eine
Zersetzung. Wenn sich dagegen zwei oder mehrere chem. Körper miteinander so verändern,
daß aus ihnen ein einziger neuer entsteht, so wird der Prozeß ein synthetischer, eine
Verbindung, genannt. Läßt sich aus
den Produkten der
Zersetzung durch
Synthese der ursprüngliche Körper wiederherstellen, so sind jene die
chem.
Bestandteile des letztern.
Sehr häufig lassen sich die Zersetzungsprodukte eines Körpers wieder weiter zersetzen. Die neuen Körper werden dann die
fernern
Bestandteile, gegenüber den nähern, den Produkten der ersten
Zersetzung, genannt. Niemals können aber die
Zersetzungen
beliebig oft wiederholt werden, sondern man gelangt schließlich zu Zersetzungsprodukten, die nicht weiter
zersetzt werden können. Diese letzten
Bestandteile sind die chemischen Grundstoffe oder
Chemischen Elemente (s. d.) und werden
als chemisch
einfache Stoffe betrachtet, während alle zersetzbaren chem. Körper zusammengesetzte Körper
oder
chemische Verbindungen heißen. Die meisten der bekannten chem.
Verbindungen, deren Zahl eine ungeheuer
viel größere als die der chem. Elemente ist, können auf dem Wege der
Synthese wiederhergestellt werden.
Ein
Beispiel mag diese Verhältnisse näher erläutern.
Erhitzt man Calciummetall oder
Kohlenstoff im Sauerstoffgase, so verbinden sie sich mit letzterm und geben gebrannten Kalk
[und]
Kohlensäure, die, wenn sie bei Gegenwart von Wasser zusammentreffen, sich miteinander verbinden zu kohlensauremCalcium.
Von den rein analytischen und synthetischen
Veränderungen unterscheidet sich eine dritte Gruppe Chemische Prozesse, die man
chemische Umsetzungen
genannt hat. Bei ihnen ist die Zahl der Produkte der
Veränderung gleich der Zahl der Ingredienzien.
Eins der letztern mindestens
muß ein zusammengesetzter Körper sein. So entstehen z. B. aus Salzsäure
(Chlorwasserstoff)
[* 8] und dem
Elemente
Eisen:
[* 9] Chloreisen und
Wasserstoff, indem erstere zersetzt wird
und einer ihrer
Bestandteile, das
Chlor, sich mit dem
Eisen wieder verbindet;
Solche
Umsetzungen zwischen zwei chem.
Verbindungen werden auch als Wechselzersetzungen bezeichnet.
Bei dem synthetischen Prozesse wird die zwischen den Ingredienzien vorhandene
Affinität (s. d.) wirksam, beim analytischen
Vorgange muß sie zur
Trennung der durch sie verbundenen
Bestandteile überwunden werden, bei der
Umsetzung gruppieren sich
die in den Ingredienzien vorhandenen
Bestandteile unter Überwindung der schwächern
Affinitäten durch die in den Produkten
wirksam werdenden stärkern
Affinitäten in anderer
Weise.
Die Vorgänge bei
Umsetzungen werden auch Substitutionsprozesse genannt. Wenn z. B.
Eisen und Salzsäure sich miteinander umsetzen,
so tritt das
Eisen an
Stelle des
Wasserstoffes mit dem
Chlor in
Verbindung, es ersetzt den
Wasserstoff oder wird für ihn substituiert.
Wird durch Temperaturerhöhung eine
Verbindung inBestandteile zersetzt, die sich beim Abkühlen wieder
miteinander verbinden, so heißt ein solcher Vorgang Dissociation (s. d.); wird
die
Zersetzung dagegen durch den galvanischen
Strom veranlaßt, so nennt man sie
Elektrolyse
[* 10] (s. d.).
Chemische Prozesse verlaufen in der Natur überall, wo Änderungen der stofflichen Art der Naturkörper stattfinden.
Sie führen zur
Veränderung der die
Erdrinde bildenden Gesteine
[* 11] und
Mineralien (geologisch-chemische Prozesse),
durch sie bildet die
Pflanze organische
Stoffe aus den Gemengbestandteilen der
Atmosphäre und des
Bodens (Assimilationsprozesse)
und wandelt das
Tier seine Nahrung durch
Verdauung in
Bestandteile seines Körpers um und zersetzt sie wieder unter Wärmebildung
und Leistung von mechan.
Arbeit.
Technologie, soviel wie technische
Chemie, d. h. die Anwendung der chem. Wissenschaft zur Herstellung
von chem. Körpern, die Handelsprodukte sind (s.
Chemie,
Chemische Präparate).
Tusche ist lithographische
Tusche, s.
Lithographie. ^[= # und lithographischer Druck oder Steindruck, eine der wichtigsten vervielfältigenden Künste, ...]
Wage
[* 12] (Präcisionswage), eine zweiarmige Wage, die durch genaue zweckmäßige Konstruktion und sorgfältige
Ausführung Wägungen von solcher Feinheit gestattet, wie sie für chem.
Analysen erforderlich ist, d. h. die Wage muß bei
einer Belastung von höchstens 200-300
g ein Übergewicht von einem Bruchteil eines Milligramms noch mit
Sicherheit erkennen lassen. Solche Chemische Wage sind zum Schutz immer in einem Glaskasten aufgestellt. Um die
nötige Empfindlichkeit der Wage zu erreichen, baute man deren
Balken möglichst lang und leicht. Derselbe ist daher nicht
massiv, sondern durchbrochen
Chemische Wäsche - Che
* 13 Seite 54.146.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
¶
mehr
(s. nachstehende
[* 13]
Figur), damit er bei möglichst geringem Gewicht doch die
nötige Stärke
[* 14] besitze. Die mittlere aus Stahl verfertigte Schneide ruht auf einer Unterlage von Achat,
[* 15] von der sie der Schonung
wegen, durch Drehung am untern Knopf a, abgehoben wird, solange die Wage nicht gebraucht wird. Der eine Wagearm ist
von der mittlern Schneide an bis zum Aufhängepunkt der entsprechenden Wagschale in zehn gleiche Teile geteilt, die, von der
Mitte an gezählt, mit 1, 2, 3 u. s. w. bezeichnet sind.
Wird ein aus Draht
[* 16] gebogenes Häkchen (Reiter), das 1 Centigramm schwer ist, in den Punkten 1, 2, 3 u. s. w.
aufgehängt, so hat es dieselbe Wirkung, als ob man ein Gewicht von 1, 2, 3 u. s. w.
Milligramm in die Wagschale der gleichen Seite gelegt hätte. Das Häkchen kann durch den nach außen gehenden Stab b
[* 17] verschoben
werden. Diese von Berzelius erdachte Wägmethode gestattet mittels zehnfach größerer, nicht so leicht verwerfbarer und besser
herstellbarer Gewichtchen kleinere und dennoch genaue Wägungen zu machen.
Eine Wage ist auch um so empfindlicher, je näher der Schwerpunkt
[* 18] des Wagebalkens unter dem mittlern Drehpunkt liegt. Um nun
die Lage dieses Schwerpunktes regulieren zu können, ist in der vertikalen Mittellinie der mittlern Schneide eine feine Schraubenspindel
angebracht, mittels deren man ein kleines Metallgewicht c nach Belieben höher oder tiefer stellen kann.
Ferner befindet sich in der Mitte des Wagebalkens ein meist nach unten gerichteter Zeiger zur Erleichterung der Beobachtung
des Ausschlags.
Seit man sich gewöhnt hat, nicht die ruhige Einstellung der Wage abzuwarten, sondern das Übergewicht nach den
ungleichen Ausschlägen rechts und links zu beurteilen, also durch Schwingungen zu wägen, ist es der Zeitersparnis wegen
wichtig, rascher schwingende Wagen zu haben. Man baut deshalb nach dem Vorgang von Bunge die Wagebalken kürzer als früher.
An einer gut zur Wägung hergerichteten (justierten) Wage muß sich der unbelastete Wagebalken horizontal
einstellen. Man wählt die Wagschalen von gleichem Gewicht, das durch die unveränderte Lage der Wagebalken bei Vertauschung
der Schalen nachgewiesen wird, um von einer zufälligen Vertauschung der Schalen unabhängig zu sein. Stört gleiche Belastung
der Wagschalen das Gleichgewicht
[* 19] nicht, so sind beide Arme der Wage gleich lang, was zur richtigen Wägung
notwendig ist.
Hängt man die eine Wagschale kürzer auf und bringt unter derselben ein Häkchen an, um Körper, z. B. Glastropfen an feinen
Platindrähten daran zu hängen, so kann man den Gewichtsverlust dieser Körper beim Eintauchen in Flüssigkeiten bestimmen
und so diese hydrostatische Wage zur Ermittelung des specifischen Gewichts verwenden. (S. Auftrieb.)
[* 20]