mehr
sind gegenwärtig in
Deutschland
[* 2] alle höhern Lehranstalten mit zum größten
Teil mustergültig eingerichteten Chemische Laboratorien
ausgestattet,
welche die
Aufgabe haben, die Lernenden in die Wissenschaft einzuführen
und sie zu der Fähigkeit eigener Forschung auszubilden.
Außer den Laboratorien
der öffentlichen Lehranstalten giebt es eine große Anzahl von Privatlaboratorien, deren Inhaber
sich die
Aufgabe stellen, gegen Entgelt chem. Untersuchungen der verschiedensten Art auszuführen,
und die vielfach von Gewerbtreibenden, Kaufleuten und Fabrikanten benutzt werden, um Auskunft über die verschiedensten Gegenstände
des täglichen Lebens zu erhalten. Für gerichtliche Untersuchungen bedarf der Chemiker der behördlichen
Konzession und wird
vereidigt.
[* 1] ^[Abb: Fig. 1]
Da die Chemische Laboratorien
den verschiedensten Zwecken zu dienen haben, so müssen ihre
Einrichtungen diesen Zwecken angepaßt sein; ein für Lehrzwecke dienendes Laboratorium
[* 3] bedarf einer ganz andern
Ausrüstung
als das einer Zuckerfabrik, dieses einer andern wie das einer Sodafabrik u. s. f. Es lassen
sich daher keine allgemein gültigen Normen aufstellen; dasjenige, was für das eine Laboratorium
nötig
ist, ist für ein anderes überflüssig. Ein mustergültig eingerichtetes Universitätslaboratorium
ist das 1868 von Kolbe
in
Leipzig
[* 4] errichtete, in dem alle notwendigen Einrichtungen in zweckmäßigster
Weise vereint sind und bei dessen Konstruktion
keine Kosten gescheut wurden, durch die Nützliches hätte geschaffen werden können, während andererseits aller unnötige
Luxus vermieden ist.
Die vorstehende
[* 1]
Fig. 1 stellt einen Grundriß des Erdgeschosses,
[* 1]
Fig. 2 einen
Grundriß des obern
Stockwerks dar. Die
Tafel: Chemisches Laboratorium
giebt in
[* 1]
Fig. 1 die
Ansicht eines Arbeitstisches zu vier
Plätzen, in
[* 1]
Fig. 2 eine
Ansicht eines der großen Arbeitssäle im obern
Stockwerk. Im Grundriß des Erdgeschosses
liegen drei große Arbeitssäle für Anfänger
A,
A' und
B;
C ist offene Halle [* 5] mit Fensterverschluß, D offene Halle zum Arbeiten mit Chlor und andern giftigen Gasen, E Raum zum Arbeiten mit Schwefelwasserstoff;
letzteres
Gas wird im
Keller entwickelt und
den einzelnen, gut ventilierten Kapellen durch eine Röhrenleitung zugeführt. F Arbeitszimmer der Assistenten,
G Vorratskammer, H Kammer zur Aufbewahrung der Reagentien, J Wagenzimmer, auch für mikroskopische Untersuchungen,
Luftpumpen
[* 6] u. s. w., K Feuerraum mit Schmelzöfen
u. dgl., L Garderobe für die Praktikanten des Laboratoriums
, L' desgleichen
für den großen Hörsaal M, N Vorbereitungszimmer für die in den Vorlesungen anzustellenden Experimente, N'
Vorzimmer, O
Saal für die Sammlungen, P kleineres
Auditorium, QQ', RR', SS' Wohnungen für drei Assistenten, T dunkles Zimmer
für
Spektralanalyse,
[* 7]
U V W X Y Z zur Wohnung des Direktors gehörige Räume.
Im obern
Stockwerk
[* 1]
(Fig. 2), dessen Räume für die
Arbeiten der bereits weiter vorgeschrittenen Studierenden
bestimmt sind, sind
A,
A' und B die Arbeitssäle, C offene
Halle mit Fenstern versehen, D offener Dachraum zum
Arbeiten im
Sonnenlicht,
E Schwefelwasserstoffraum, F Arbeitszimmer der Assistenten, G Raum zum Erhitzen von explodierbaren
Röhren,
[* 8] H Reagenskammer,
J Zimmer für
Luftpumpen, K für Wagen, L Raum für Elementaranalysen, M Garderobe,
N, O und P Privatlaboratorium
des Direktors, Q Raum für
Spektralanalyse und
Photometrie,
[* 9] R
Bibliothek, S Zimmer für
Gasanalyse. Die Räume T bis Z gehören
zur Wohnung des Direktors.
Dazu kommen noch in dem hohen
Kellergeschoß Räume für Dampfkessel,
[* 10] Schmelz- und Feuerarbeiten, Vorräte und für besondere
chem.
Arbeiten. Die Zahl der in diesem Laboratorium
in letzter Zeit unterrichteten studierenden Praktikanten
beträgt zwischen 175 und 190. Der Unterricht wird vom Direktor und sechs staatlich angestellten Assistenten geleitet.