1475) vorliegt, ist es unvollendet. Die einzelnen Fabeln sind mittelalterlichen lat. Sammlungen,
wie den «Gesta Romanorum» und altfranz.
Volksbüchern, auch dem
Boccaccio entlehnt. Trotzdem kennzeichnet
C.s gesamtes
Dichten
von Anfang an ein nationaler und volkstümlicher Zug.
Daher rühren die Lebendigkeit seiner Sittenschilderungen, die derbe Satire,
der
Humor, den er zuerst in der modernen Litteratur würdig zur Geltung bringt.
W. Tynne gab 1532
(London)
[* 2]
die erste Gesamtausgabe der Werke
C.s heraus. Nach Urry (Lond. 1721) und
Bell (14 Bde., Edinb. 1782)
galt die
Ausgabe der
Canterbury Tales von Tyrwhitt (5 Bde., Lond.
1775-78, oft aufgelegt) als die beste bis zu Nicolas (6 Bde.,
1845; 8 Bde., 1870), Wright (3 Bde.,
Lond. 1847-51),
Morris (6 Bde., ebd. ohne Jahr),
Furnivalls «Six-text-edition of
C.sCanterburyTales» (1868). Skeat, der R.
Bells
Gesamtausgabe (4 Bde., Lond. 1878)
einen «Preliminary essay» beifügte, gab
C.s«Kleinere Gedichte» und die «Legende von guten Frauen» (Oxford
[* 3] 1888
u. 1889)
heraus, erstere auch J. ^[John]Koch (Berl. 1883), der sie auch übertrug (Lpz. 1880).
Vgl. M. Kaluza, The Romant of the
Rose
from the unique
Glasgow
[* 4]
Ms.
Parallel
[* 5] with its original Le
[* 6]
Roman de la Rose (Lond. 1891): ders., Chaucer und der Rosenroman (Berl.
1893).
Eine Gesamtverdeutschung lieferteA. von Düring (Bd. 1-3, Straßb.
1883-87),
Übersetzungen der «Canterbury-Geschichten»
Kannegießer
(Zwickau
[* 7] 1827),
Fiedler (Bd. 1,
Dessau
[* 8] 1844), eine vollständige
Hertzberg (3
Tle., Hildburgh. 1866).
ÜberC.s Leben schrieben Godwin, History of the life and age of Chaucer (2 Bde.,
Lond. 1803);
Todd,
Illustrations of the lives and writings of Gower and Chaucer (ebd. 1810);
Nicolas, Life
of Chaucer (ebd. 1844);
Bond, New facts in the life of Chaucer (in der «Fortnightly Review»,
1866);
Kißner, Chaucer in seinen
Beziehungen zur ital. Litteratur
(Bonn
[* 9] 1867);
auch
Hertzbergs Einleitung zu seiner
Übersetzung und Pauli,
Bilder aus
Altengland; Lounsbury,
Studies in Chaucer, his
life and writings (3 Bde., ebd. 1891);
(spr. schodsähg’; Calentes
Aquae der
Römer),
[* 13] Hauptort des Kantons Chaudesaigues (303,23 qkm, 12 Gemeinden, 6493 E.)
im
Arrondissement St. Flour des franz. Depart.
Cantal
(Auvergne), am Fuße des Aubracgebirges, in 650 m Höhe, in der tiefen
Thalschlucht eines Zuflusses der Truyère, hat (1891) 1070, als Gemeinde 1674 E., Post,
Telegraph;
[* 14]
Wollspinnerei, einen künstlichen
Brutofen und Thermalquellen (57-81° C.); diese enthalten kohlensaures Natron,
Jod und
Brom, werden zum
Trinken,
Baden
[* 15] und Douchen gebraucht, hauptsächlich gegen rheumatische
Leiden
[* 16] (jährlich etwa 1000 Badegäste), von den Einwohnern
in der Hauswirtschaft zum Heizen und
Kochen. In der Nähe die kalte Eisenquelle Condamine und zwei eisenhaltige Natronsäuerlinge.
(spr.
schodeh),AntoineDenis, franz. Bildhauer, geb. zu
Paris,
[* 17] war ein
Schüler von Stouf und trug bereits m seinem 21. Jahre den akademischen Rompreis davon. In
Rom
[* 18] studierte er vorzugsweise
die Werke des klassischen
Altertums. 1789 kehrte er nach
Paris zurück, wurde Mitglied, später Professor der Kunstakademie
und besonderer Günstling Napoleons I. Er starb 19. Avril 1810 in
Paris. Chaudet ist auf dem Gebiete der
Bildhauerkunst
[* 19] der hervorragendste
Vertreter des Klassicismus unter dem ersten Kaiserreich. Er schuf u. a. das
Standbild Napoleons I. für
den
Saal des Gesetzgebenden Körpers, das
Standbild des Friedens für den
Palast der
Tuilerien, den Cincinnatus für den
Saal
des Senats,
Amor mit dem
Schmetterling
[* 20] und den Hirten mit dem kleinen Ödipus (die letzten beiden im Louvre).
Provinz Quebec, fließt aus dem Meganticsee nach NNW. durch goldführendes
Gebiet und mündet, den 30in hohen Chaudièrefall bildend, 200 km lang, etwa 12 km oberhalb Quebec in denLorenzstrom.
(spr. schodordih),Emile,Graf von, franz. Staatsmann, geb. um 1825, trat 1850 in den
diplomat. Dienst, wurde
Attaché der franz. Gesandtschaft in
Rom, später anderer Gesandtschaften und unter dem Minister Drouyn
de l’Huys 1868 Direktor im Ministerium des
Auswärtigen, in welcher
Stellung er sich bis zum
Sturz des Kaiserreichs
erhielt. Als nach dem Favre die Leitung des
Auswärtigen übernahm, wurde Chaudordy, der schnell die polit.
Farbe gewechselt
hatte, in seinem Posten bestätigt. Er siedelte Mitte Sept. 1870 mit der Delegation der neuen Regierung nach
Tours,
[* 24] im Jan. 1871 nach
Bordeaux
[* 25] über, und zwar als
StellvertreterFavres in der
Verwaltung der auswärtigen Angelegenheiten.
Als solcher bestritt er durch seine beiden Rundschreiben vom an die europ.
KabinetteBismarck gegenüber das
RechtDeutschlands,
[* 26] durch Annektierung von franz., ehemals deutschen Gebietsteilen seine Grenzen
[* 27] gegen
Frankreich zu schützen. Zwei weitere Rundschreiben vom Nov. 1870 und Jan. 1871 beschuldigten die
Deutschen barbarischer Kriegführung und suchten
BismarcksAnklagen gegen die franz. Gesetzwidrigkeiten und Brutalitäten zu
entkräften.
C.s Hauptstreben, England zu einer diplomat.
Intervention zu bewegen, blieb ohne Erfolg. Unter dem Ministerium
Broglie wurde Chaudordy Gesandter für die
Schweiz
[* 28] und Botschafter
in Madrid.
[* 29] Unter dem Ministerium Dufaure 1876-77 außerordentlicher
Bevollmächtigter zur Konferenz von
Konstantinopel
[* 30] (s.
Osmanisches Reich),
[* 31] machte er durch feindselige Kundgebungen gegen
Deutschland
[* 32] von sich reden. Ende 1878 wurde
er von Madrid abberufen. Als Gambetta das Ministerpräsidium übernahm, ernannte er Chaudordy zum
Botschafter in
Petersburg.
[* 33] Bevor dieser aber seinen Posten antrat, wurde Gambetta gestürzt. Das nachfolgende Ministerium
Freycinet bestätigte die Ernennung
C.s nicht. Er schrieb: «La
France en 1889»
(Paris).
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