116 liste gestrichen. Eine im
Verein mit den übrigen Prinzen von
Orléans
[* 2] gegen diese Maßregel erhobene
Appellation beim
Staatsrat
wurde Mai 1887 verworfen. –
Vgl.
Yriarte, Les princes d'Orléans (2. Aufl., Par. 1872);
Gazeau de Vautibault, Les d'Orléansau tribunal de l'histoire (7 Bde., ebd. 1887–89).
(spr. scharrtröhs'),LaGrandeChartreuse, die
Große Kartause, die
Wiege des Kartäuserordens,
ein großes, schönes
Kloster im Kanton
[* 3] St. Laurent-du-Pont,
ArrondissementGrenoble
[* 4] des franz. Depart. Isère, 22 km nordnordöstlich
von
Grenoble, 1086 vom heil.
Bruno in der Nähe seiner Einsiedelei gestiftet, 1793 aufgehoben, aber 1816 wieder eröffnet,
unweit des Ortes
Saint
[* 5]
Pierre-de-Chartreuse (1891: 1372 E.), in 977 m Höhe, am Fuße des 2033 m hohen
Grand-Som und der Gebirgsgruppe La Chartreuse (bis 2087
m), in der Thalschlucht des Rhônezuflüßchens Guier-Vif.
Die weitläufigen Klostergebäude stammen aus dem J. 1676 und sind von 6
Glockentürmen überragt. Bemerkenswert sind: das
massive Eingangsportal, der viereckige
Hof
[* 6] mit 2
Bassins, die 4 Fremdensäle, die
Bibliothek (6000, ehemals
gegen 20000
Bände), der große Kapitelsaal mit den Porträten der 50 ersten Ordensgenerale und 22 das Leben des heil.
Bruno darstellenden Gemälden, die reiche
Galerie des
Cartes, das
GroßeKloster mit 80 Zellen zu beiden Seiten zweier 220 m langen
Korridors mit der 1382 erbauten Totenkapelle. Bei Chartreuse die Kapelle
Notre-Dame de Casalibus (1440), und 200 Schritt
höher, auf einem steilen Felsblock, die 1820 restaurierte Kapelle des heil.
Bruno, angeblich auf der
Stelle der Einsiedelei.
Die Anfertigung des berühmten Liqueurs Chartreuse brachte den Mönchen jährlich über ½ Mill.
Frs. ein. Ehemals
standen unter Chartreuse 173 andere Klöster, darunter 70 in
Frankreich. –
Vgl. H. Ferrand,
Guideà laGrande-Chartreuse et danstout le massif
(Grenoble 1889).
(neulat.), auch, aber jetzt seltener,
Diplomataria,
Kopialbücher, besonders der
Stifter und Klöster,
worin die
Abschriften empfangener
Urkunden in Buchform zusammengetragen wurden. In ältester Zeit stellte man Einzelabschriften
her, dann wurden mehrere
Kopien auf ein Pergamentblatt oder auf mehrere aneinander geheftete Pergamentblätter (rotuli, Rollen)
[* 7] vereinigt. Erst später kam man auf die Buchform. Das älteste Chartular auf deutschem
Boden stammt aus Freising,
[* 8] Anfang des 9. Jahrh.
Besonders zu beachten sind die Traditionscodices, worin die von einem
Bistum oder
Kloster erworbenen Schenkungsurkunden eingetragen
wurden. Im Gegensatz zu den vom Empfänger hergestellten
Kopialbüchern werden die auf Veranlassung des
Ausstellers entstandenen
Sammlungen, in denen also die aus einer Kanzlei auslaufenden
Urkunden abgeschrieben sind,
Registerbücher genannt. Die wichtigsten
Register sind die der Päpste; von denen der deutschen
Kaiser sind nur Bruchstücke erhalten. –
(Khartum), Hauptstadt des ehemals ägypt.
Sudans, in 385 m Höhe, am linken Ufer des
BlauenNils dicht vor seiner
Vereinigung mit dem
WeißenNil, ist eine Schöpfung
Mehemed-Alis von
Ägypten,
[* 11] der das elende Dorf Chartum seit 1823 zur
Stadt ausbauen ließ und 1830
zum Sitz des
Generalgouverneurs des von ihm eroberten
Sudans bestimmte. Der Ort blühte als der
südlichste Hauptposten des ägypt.
Handels durch seine günstige
Lage rasch
auf und wurde der Mittelpunkt
des gesamten
Handels von Nordostafrika; die Zahl der Bewohner wurde 1882 auf 70000 geschätzt.
Inmitten einer baum- und strauchlosen Sandebene gelegen und von Erdwerken umgeben, bildete Chartum eine einförmige,
schmutziggraue
Masse von Häusern aus
Luftziegeln, mit einer Hauptstraße und großen (mit Weizen,
Palmen
[* 12] und Citronbäumen bepflanzten) Gärten. Zwei ansehnliche, ganz nach europ. Art gebaute Regierungsgebäude,
die Moschee, ein Lazarett, eine
Kaserne mit einem Pulvermagazin, die kath. Missionsanstalt nebst Schule, eine kath.
und eine kopt.
Kirche waren die einzigen solid erbauten
Gebäude.
Das Klima ist bei der großen Hitze (nachmittags durchschnittlich 39°, zuweilen über 46° C. im
Schatten)
[* 13] und bei der ungemeinen Feuchtigkeit der Luft während der Regenzeit sehr erschlaffend und ungesund. Mit
Ägypten
bestand Post- und Telegraphenverbindung;
Briefe erreichten
Kairo in
[* 14] 22
Tagen. In neuerer Zeit war Chartum der Ausgangspunkt verschiedener
Entdeckungs- und Eroberungsexpeditionen nach den südl. Nilländern, z.B.
der von SamuelBaker. Auch Missionen hatten sich dort niedergelassen; die kath. Mission, zugleich Sitz
des
Bistums von Nigritien, entstand 1846 durch die Bemühung des österr.
Marienvereins, die protestantische durch die
Brüder von Crischona bei Basel.
[* 15] Die Haupteinfuhrartikel für den
Sudan waren Gewehre,
Pulver,
Blei,
[* 16] Jagdrequisiten,
Spirituosen, engl. grobe Baumwollstoffe,
Glasperlen. Die Ausfuhr bestand in
Elfenbein aus den
Ländern des
WeißenNils, dann Gummiarabikum, Sennesblättern und
Tamarinden aus
Darfur,
Strauß- und Marabutfedern,
Häuten. Auch der
Sklavenhandel, obwohl bereits seit den vierziger Jahren gesetzlich verboten, hatte
bis in die letzte Zeit
in Chartum noch einen Hauptsitz.
Von aus wurden seit den fünfziger Jahren die obern Nilgebiete nach und nach dem ägypt.
Handel erschlossen; bei den dahin entsandten halb Raub-, halb Handelszügen waren große Kapitalien Chartumer Kaufleute
beteiligt; ihr Hauptzweck war die Erwerbung von Elfenbein, aber den Hauptverdienst brachte nebenbei der
Sklavenhandel. –
Während des
Mahdi-Aufstandes (s.
Sudan) fiel die Stadt in die
Hände der Mahdisten, nachdem
sie
Gordon Pascha seit dem verteidigt hatte, zwei
Tage bevor die
Vorhut des Entsatzheers unter Lord Wolseley die
Stadt erreichte.
Gordon selber fand hierbei seinen
Tod. Durch den Fall von Chartum wurden die Aufständischen Herren des
Sudans.
–
Charybdis war nach
Homer ein furchtbarer
Schlund in einem Felsen des westl.
Meers, der dreimal des
Tags die Meeresflut mit furchtbarer
Gewalt einsog und wieder auswarf. Den Schiffer, der von dem
Strudel erfaßt wurde, vermochte selbst
Poseidon
nicht zu retten. In einer
Höhle des gegenüberliegenden Felsens hauste Skylla (s. d.). Man suchte diesen
Strudel später in
einem garafolo genannten Wirbel der sicil.
Meerenge unfern der
Spitze
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.
¶
mehr
des Hafendamms von Messina.
[* 18] Bei ruhigem Meere bietet dieser Wirbel jetzt keine Gefahr. Der sprichwörtlich gewordene Vers «Incidit
in Scyllam qui vult vitare Charybdim» («Es stürzt in die Skylla, wer die
Charwoche vermeiden will») findet sich bei keinem klassischen Schriftsteller, sondern ist einem Verse aus der
«Alexandreïs» des Philippe Gaulthier (um 1180 n. Chr.)
nachgebildet. Dort lautet der Vers: «Incidis in Scyllam, cupiens vitare Charybdim» («Du
stürzest in die Skylla, während du die Charwoche zu vermeiden wünschest»).